Satellite
Show on map
  • Day 40

    Von Verkäufern und Souvenirs

    October 22, 2022 in India ⋅ ☀️ 29 °C

    In Udaipurs Altstadt gibt es jede Menge kleine Läden die Kunsthandwerke verkaufen. Von Hippie-Kleidung über Maßschneidereien, Lederwaren und gemalten Kunstwerken ist alles dabei. Die Spezialität der Stadt ist dabei die Miniaturmalerei im Mewari-Stil auf Papier und Seide. Viele Handwerker hier haben diese Kunst von ihren Vorfahren erlernt, die Künstler für die Könige waren.

    Von den geschäftstüchtigen Verkäufern wird man häufig auf der Straße angesprochen und erstmal nach der Herkunft gefragt. Auf die Antwort wird meistens mit ein paar Fetzen deutsch reagiert. Mehr oder weniger raffiniert versuchen sie einen in das eigene Geschäft zu locken.
    Ziemlich raffiniert macht das ein junger Künstler, dessen Namen ich leider schon wieder vergessen habe. Er erzählt uns, dass es in der Pinakothek in München demnächst eine Mewari-Kunstaustellung geben wird und auch Kunstwerke seiner Künstlerfamilie ausgestellt werden. Er würde dafür nach München reisen. Wahrscheinlich keine wahre Geschichte, aber egal. Er gibt uns noch ein paar nützliche Reisetipps, wie einen guten Spot für den Sonnenuntergang und informiert uns über die günstigere staatliche Bootstour. Da ich ohnehin in Udaipur eine Miniaturmalerei als Andenken mitnehmen möchte, kommen wir gerne in sein Geschäft und lassen uns von ihm den Herstellungsprozess erläutern:

    Traditionell werden für die Malereien Naturfarben sogenannte 'Stone Colours' verwendet, die aus Früchten, Blumen, Blättern und Steinen gewonnen werden. Zu feinem Pulver gemahlen und mit Wasser und natürlichem Gummi vermischt entsteht die Malfarbe. Die feinen Pinselstriche gelingen mit feinen Haarpinseln aus Eichhörnchenschwanzhaar. Dafür wird den hier heimischen Streifenhörnchen hin und wieder ein Haarschnitt verpasst. Die Motive sind meist königliche Ereignisse oder einzelne Tiere in einem zweidimensionalen perspektivischen Stil mit mehrfachen Bordüren.
    Häufig werden auch die drei für Rajasthan wichtigen Tiere: Kamel, Elefant und Pferd kombiniert. Das Kamel steht für Liebe und die Stadt Jaislamer, der Elefant für Glück und Jaipur und das Pferd für Stärke und Udaipur. Bei manchen Gemälden werden zudem noch der Pfau für Jodhpur, die Kuh für die heilige Stadt Pushkar und der Tiger für den Ranthambore Nationalpark ergänzt.
    Neben unserem Favoriten Ganesha auf Seide, dass uns beiden schon auf den ersten Blick richtig gut gefallen hat, kaufen wir noch eine Seidenmalerei mit den sechs Tieren. Denn alle sechs wichtigen Orte Rajasthans sind auf unserer Reiseroute - auch eine schöne Erinnerung.

    Immer noch im Kunstgeschäft steht schon der nächste Verkäufer parat. Der Onkel, der noch besser Deutsch spricht, hat sich zu uns gesellt und erzählt von seiner bekannten Schneiderei 'Sandouk'. Bei ihm könne man hochwertige Maßanzüge zu einem geringen Preis anfertigen lassen. Judi Dench, besser bekannt als 'M' aus James Bond und ihr Freund haben auch schon bei ihm, während der Dreharbeiten zu "The Best Exotic Marigold Hotel", eingekauft. - Udaipur war übrigens auch ein Drehort zu James Bonds "Octopussy". - Noch mehr shoppen wollen wir aber nicht und lehnen ab. Da wir in der Nachbarschaft nächtigen, sehen wir die beiden hin und wieder. Einmal erzählt der Onkel, dass die Touristenzahl nicht annähernd Vor-Corona-Niveau erreicht hat. Für uns gut, für die Verkäufer nicht.
    Read more