• Zwischen See, Lava und Marslandschaft

    June 12, 2024 in Iceland ⋅ ☀️ 12 °C

    Heute Abend sind wir ins Auto geflüchtet, draußen sitzen ist keine Option. Hier wimmelt es von kleinen Fliegen - die zwar nicht stechen, aber nerven... Wir sind am See Myvatn!
    Hier gibt es wieder das zu sehen, was man in Island so erwarten würde: wundersame vulkan- und lavageformte Landschaften.
    Das Besondere hier ist, dass die Lavaströme irgendwann in der Vergangenheit auf Wasser getroffen sind... und da passieren ganz komische Dinge. Zum Beispiel entstehen sogenannte Pseudokrater. Hier schön erklärt das Ganze: "Pseudokrater sind ein Phänomen, das nur an sehr wenigen Orten zu finden ist, und zwar in Island, auf Hawaii, auf den Azoren – und auf dem Mars. Pseudokrater bilden sich, wenn heiße, dünn fließende Lava über ein Feuchtgebiet oder sumpfiges Gebiet fließt. Durch die heiße Lava beginnt das Wasser zu kochen und der entstehende Dampfdruck verursacht Explosionen, wodurch sich Pseudokrater bilden. Diese sind so eben keine echten Krater, da sie keine Verbindung zum Erdinneren haben." (https://www.islandzauber.de/island/reiseziele/s…)
    Die Luftaufnahmen der vielen unterschiedlich großen Krater sind spannender als der Blick von unten, aber wir genießen die kleine Runde durch die Seenlandschaft. Wir entdecken dabei eine Räucherei, in der Fisch und Lamm traditionell isländisch verarbeitet werden - gleich mal eingekauft für das Mittagessen. Hmmm, lecker! Danach drehen wir die nächste Runde im Landschaftsschutzgebiet Höfdi - eine ganz kleine Halbinsel, die uns mit ihren Farben in herbstliche Stimmung versetzt. Wir laufen durch ein Wäldchen am See entlang. Aus dem Wasser ragen plötzlich Lavafelssäulen wie kleine Inseln hervor und lassen wieder ein neues, bisher nicht gesehenes Landschaftsbild entstehen.

    Den Höhepunkt heben wir uns für den Abend auf: das Geothermalgebiet Hverir. Es ist schon von Weitem gut zu erkennen - zwischen den schwarzen schneebedeckten Felsen leuchtet ein kleiner Streifen in Farben, die sich im Panorama so nicht wiederfinden lassen. Bei der Anfahrt dampft es uns aus den Schloten des geothermalen Kraftwerks entgegen. Wir fahren vorbei am Namafjall, dem leuchtend ocker-orangefarbenen Bergrücken, den wir später noch besteigen werden.
    Auf dem Parkplatz empfangen uns schon die unterschiedlichsten Gerüche und bereiten uns auf das Brodeln und Blubbern vor. Wir wandeln durch die Landschaft und fühlen uns, als wären wir auf einem anderen Planeten. Die Farben grau und orange dominieren hier, mit ihren zahlreichen Zwischentönen. So manche mineralische Ablagerung möchte meine Kamera gar nicht in ihrer eigentlichen Intensität wiedergeben. Wir bewegen uns von grauen köchelnden Schlammpfützen über trockene rissige Erde zu steinernen Schloten, die zischend ihren Dampf in die Luft blasen. Ich versuche mir vorzustellen, was hier unter der Erde los ist.
    Wie schon gesagt, besteigen wir den Namafjall, was ein bisschen abenteuerlich beginnt. Wir laufen nämlich mal wieder über Schneefelder und arbeiten uns auf einem steilen schlammigen Hang nach oben. Umkehren ist keine Option.
    Zum Glück ist das Ende schnell in Sicht. Oben angekommen, eröffnet sich eine Landschaft, die wir ganz für uns allein haben. Auch hier, in fast 500 Metern Höhe, dampft es noch aus den Rissen im Gestein. Hier oben könnte man glatt zum Geologen werden- leuchtendes Neongrün, kristalline Strukturen und zackige Steinplatten, die hauchdünn in die Luft ragen... das alles wirkt, noch dazu von Dunstschwaden umweht, sehr mystisch. Über einen zugigen Bergkamm geht es zurück, mit vielen Eindrücken im Kopf. Beim Schreiben habe ich auch gleich den Geruch wieder in der Nase.
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