• Glück gehabt...

    8 November, Maghribi ⋅ ☀️ 27 °C

    Vor uns liegen 120 Kilometer Piste. Geröll, Feschfesch, Weichsand. Bereits um 10 Uhr flimmert die Luft über der Wüste – endlos. Die Reifen graben sich in rötlichen Sand, feiner Staub wirbelt auf und legt sich wie ein Schleier über die Landschaft.

    Die Piste führt durch trockene Flussbetten (Wadis) , vorbei an Berberdörfern und Kamelen, die sich gemächlich durch die Hitze bewegen.

    Ein dumpfer Schlag in der Magengegend – so fühlt es sich an, als ich bei einem Fotostop den dunklen Fleck unter meinem Landi entdecke, der rasch grösser wird. Eben noch war es nur ein kurzer Moment zum Durchatmen und Staunen über die endlose Weite. Jetzt pocht das Adrenalin bis zum Hals. Denn der Motor verliert Öl. Und zwar viel. Hier draußen, mitten im Nirgendwo, weit weg von jeder Werkstatt.

    Ich lege mich unter Auto in den heißen Sand, begebe mich auf die Suche, schaue, taste, inspiziere nach der Quelle des Lecks, während der Wind mir den Sand ins Gesicht bläst. Der Motor ist heiss, die ölverschmierten Finger ertasten etwas.

    Eine Ölleitung hat sich gelockert. Eine kleine Ursache – mit beinahe fatalen Folgen. Ein paar Kilometer mehr, und der Motor wäre trocken gelaufen. Die Folge wäre ein kapitale Motorschaden gewesen.

    Mit meinem mitgeführten Werkzeug ziehe ich die Verbindung wieder fest, wische das Öl von den Händen. Dann Öl nachfüllen und Ölstand prüfen, bis alles wieder im Lot ist. Ein tiefer Atemzug – den Motor starten - Erleichterung. Der Landi läuft und lebt , und ich auch ein Stück mehr.

    Was für ein Glück, denke ich, während der Diesel wieder ruhig brummt. Ein Fotostopp zur rechten Zeit – und die Wüste hat mich heute geprüft, aber eine Eingebung liess mich zur rechten Zeit anhalten. Al Hamdullilah...

    Die Landis wollen hier von kundiger Hand gelenkt werden. So rumpele ich zusammen mit Christoph Kilometer um Kilometer weiter durch groben Schotter und über Wellblechpisten... Die 4x4 gleiten durch Senken, erklimmen kleine Dünen, bis schließlich die gewaltigen Sandhaufen von Merzouga auftauchen – bis zu 150 Meter hohe, erstarrte Meereswellen - so scheint es.
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