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  • Day 18

    Ankunft in Varanasi, der heiligen Stadt

    February 23, 2017 in India ⋅ 🌫 16 °C

    Nach einer ziemlich ungemütlichen Busfahrt, wissen wir im Nachhinein unseren früheren Nachtbus von Mumbai nach Udaipur sehr zu schätzen. Im Sitzen schlafen geht kaum. Ständig versucht man eine bequeme Position zu finden, in der einem nicht alles weh tut und man den Kopf wenigstens ein bisschen ablegen kann. Leider vergeblich 😅
    Am frühen Morgen erreichen wir die Vorstadt von Varanasi und sehen die Sonne zwischen ein paar der typischen Zweckbauten am Straßenrand aufgehen. Das Licht ist golden und die Straßen fast menschenleer! Ein ungewohnter Anblick.
    Um sieben Uhr steigen wir schließlich aus dem Bus. Mit uns steigt ein junger Mann unseren Alters aus - auch Tourist dem Aussehen nach. Wir waren die letzten, alle anderen sind schon an vorigen Stops ausgestiegen. Wir verstehen oft nicht ganz wo die Busse halten, weil es teilweise mitten auf der Straße ist.
    Wir schauen nach einer Rikscha und der junge Tourist kommt auf uns zu und fragt wohin wir müssen. Er hat noch kein Hotel, wir teilen uns eine Rikscha. Zu dritt mit dem ganzen Gepäck ist es eng, aber ok! Auf halber Strecke fragt der Fahrer wo wir eigentlich genau hinwollen - wir verdrehen nur die Augen. Bevor wir los sind und den Preis verhandelt haben, hat Julien ihm sogar auf der Karte gezeigt wo die Unterkunft ist. Auch die Adresse haben wir gezeigt. Anstelle von Golden Lodge liest der Fahrer zwar Good Luck vom Handy ab, aber das ist uns ja egal wenn er kein Englisch lesen kann 😅 schließlich sind wir aber auf dem richtigen Weg und stehen nach kurzer Zeit im Stau. Auf der offenen Rikscha ist es frisch, da es noch so früh am Morgen ist. Der Fahrer schmeißt uns raus weil wir kaum weiterkommen und er meint wir sollen den Rest zu Fuß laufen. Das ist aber ok, es sind wohl nur noch 500m und nach der Kreuzung fängt sowieso eine Art Fußgängerzone an, auf der wenn überhaupt nur noch Roller fahren. Zusammen mit dem Russen, der übrigens alleine reist wie wir rausgefunden haben, machen wir uns auf die Suche nach unserer Lodge. Von der Umgebung hier sieht es genau gleich aus wie in allen anderen indischen Städten. Man sieht nur viel mehr Sahdus in ihren orangenen Gewändern und andere Gläubige mit bemalter Stirn. Auffälig viele Leute sind barfuß unterwegs, was ich ziemlich eklig finde. Schließlich muss man abwechselnd Müll, Scheißhaufen und Dreckpfützen ausweichen. Ach ja und den roten Rotzresten von gekautem Tabak, den hier jeder auf widerwärtigste Weise ausspuckt. So richtig mit lautem Hochziehen und anschließendem Rotzen. Uääh 😩
    Wir marschieren im Gänsemarsch durch enge Gassen und versuchen uns zu orientieren. Nachdem wir zuerst auf einer breiten belebten Straße zu weit gelaufen waren, kehrten wir um, wo uns dann ein Mann in das Geflecht aus Gängen geschickt hat. Wir laufen an einer Bäckerei vorbei, die lecker aussehende süße Stückchen im Schaufenster liegen hat. Nach mehreren Kurven und Abzweigungen finden wir endlich die Golden Lodge. Drinnen müssen wir erst Mal lachen. Wir stehen in einem winzigen Raum, der wohl die Empfangslobby darstellt. Hier sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa. Ein ziemlich verpeilter Mann mit fauligen Zähnen und undeutlichem Englisch checkt uns ein. Da es aber keinen Computer gibt, muss er erst herumtelefonieren bis er kapiert, dass wir über das Internet schon ein Zimmer gebucht haben. Dem armen Russen will er nicht glauben, dass dieser NICHT zu zwei russischen Touristen gehört, die wohl auf gestern ein Zimmer reserviert hatten und dann doch nicht gekommen sind. Mit vereinten Kräften machen wir das unserem "Empfangskomitee" klar, bis der junge Mann endlich ein Einzelzimmer für 450 Rupien die Nacht buchen kann.
    Unser Zimmer ist ganz oben, direkt unterm Dach. Zum Glück sieht die Lodge abgesehen vom Empfangskabuff ziemlich süß aus, so auch unser Zimmer. Die Wände sind in bunten Farben angemalt und es hängt eine böse dreinschauende Gestalt an der Wand, die aber irgendwie süß ist. Nur das Bad ist ziemlich eklig, versifft und stinkt abgöttisch. Man kann nicht alles haben 😅
    Überrascht stellen wir fest, dass es erst halb 9 ist - und beschließen uns auf die Suche nach etwas zu Essen zu machen. Mir ist die Bäckerei vom Hinweg im Kopf geblieben und nachdem wir bei Tripadvisor nichts großartiges in der Nähe finden, möchten wir unser Glück dort einmal probieren.
    Die Bäckerei heißt Brown Bread Bakery und hat eine riesige Speisekarte, fast zu groß für unseren Geschmack. Die Produkte sind alle "organic" also sowas wie Bio und stammen anscheinend aus der Region. Das merkt man auch an den Preisen, die etwas höher sind als sonst aber das ist ok. Anstelle von Tischen gibt es Sitzkissen, was irgendwie gemütlich ist. Julien, dessen Magen seit gestern ein bisschen rebelliert, hat heute keine Lust auf Indisch und bestellt eine Lasagne und dazu Cola. Mir ist zu so früher Stunde nach Frühstück und deswegen nehme ich eine Zimtschnecke, einen Schokozopf, Müsli mit Banane und Joghurt, sowie einen Zitrone-Ingwer-Honig Tee.
    Das Gebäck sieht richtig lecker aus und ist sogar warm gemacht worden. Nach so viel Curry und Sandwiches tut das richtig gut! Wir teilen die zwei Stückchen und den Tee, während wir auf Juliens Lasagne warten. Das Müsli ist auch lecker, jedoch wurde auf Grund mangelnder Banane Mandarine reingeschnibbelt - hauptsache Vitamine 😊
    Die Lasagne ist leider nicht ganz so wie erwartet und schmeckt einfach indisch. Keine Ahnung, was die Köche falsch machen, dass an allem dieser typische Indiengeschmack haftet.
    Satt und müde trotten wir zurück in unser Zimmer in der Lodge und beschließen ein wenig zu schlafen. Ich buche noch schnell die Ganges Bootstour für morgen und schon fallen uns beiden die Augen zu.
    Wir erblicken erst um 15 Uhr wieder das Licht der Welt. So ein Mittagschläfchen wirkt echt Wunder! Ausgeschlafen ist zwar anders, aber wir fühlen uns um einiges fitter. Leider trübt sich unsere gute Laune als wir in einer Email von Bamba lesen, dass der Bus von Varanasi nach Kathmandu nicht wie geplant am 25. fährt. Trotz der uns vorliegenden Info, dass täglich ein Bus fährt, erfahren wir, dass wir nur an geraden Tagen fahren können. Das heißt entweder eine Nacht länger bleiben, oder eine umsonst gebucht haben. Wir überlegen hin und her und beschließen nachzufragen ob es denn möglich wäre die zweite Nacht zu stornieren. Ziemlich unfreundlich wird uns erklärt, dass das nicht gehe und wir ja schließlich um 8 morgens angekommen sind und dann quasi pro 24 Stunden zahleb müssen und blabla. Einerseits sehr verständlich, aber erstens hätte man all das auch freundlich vermitteln können, schließlich können wir für die Sache mit dem Bus ja auch nichts und zweitens läuft in Indien eh nichts nach Regeln ab, da kann man locker auch mal ein Auge zudrücken. Julien ist stinksauer über die Unfreundlichkeit und wir sagen Bamba Bescheid, dass wir den Bus am 24. nehmen, also einen Tag früher abreisen als geplant.
    Wir werden informiert, dass wir uns entscheiden müssen ob wir lieber nach Kathmandu oder Pokhara fahren wollen. Für Pokhara muss man an der Grenze umsteigen, der Bus nach Kathmandu fährt durch. Insgesamt dauert das Hin- und Hergeschreibe eineinhalb Stunden und ich hab langsam aber sicher die Nase voll. Uns nervt es, dass wir so viel Geld in den Buspass investiert haben und uns im Endeffekt doch um alles selber kümmern müssen und nichts so funktioniert wie angegeben. Es ist nicht das erste Mal, dass alles anders ist, als auf unserem Reiseplan angegeben und für Nepal haben wir gar keinen Plan mehr, da unsere inklusiven Aktivitäten im angegeben Zeitplan gar nicht mehr vorkommen. Es ist so mühsam! Während ich also mit Bamba geschrieben habe, hat Julien noch schnell verbotenerweise Socken und Unterwäsche gewaschen, da saubere Sachen langsam knapp wurden 😬
    Wir beschließen jetzt einfach loszugehen um noch was vom Tag zu haben. Inzwischen ist es nämlich 17 Uhr und wir wollten seit eineinhalb Stunden unterwegs sein.
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