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  • Day 6

    San Gil - nur fliegen ist schöner

    August 7, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 27 °C

    Da wir in Guatavita bemerkt hatten, dass wir nicht auf direktem Wege nach San Gil kommen und zurück nach Bogota müssen, versuchten wir mit dem Bartyp des Hostels eine gute Busverbindung zu recherchieren. Alles mit Google translate und irgendwie nur mit gefährlichem Halbwissen, da der Typ etwas überfordert wirkte. Wir beschlossen früh aufzustehen und einfach den ersten Bus zu nehmen. Dass das Hostel dann doch nicht so der Knaller war, merkten wir nicht nur an dem überforderten Typen, sondern auch im Laufe des Abends. Unser Zimmer war eingekreist von der Reggaeton spielenden Bar und dem Freisitz mit dröhnenden 80igern, obwohl alle anderen Zimmer nicht belegt waren. Es gab keine Küche und die fast außen liegenden Duschen waren auch nur auf Sommer ausgelegt. Am Morgen merkten wir dann, dass wir eingeschlossen wurden und niemand im Hostel war. Wir suchten uns einen Weg nach draußen, schauten uns um und fanden den Schlüssel, um raus zukommen. Dazu musste man durch die Bar, die wir hätten Plündern können, weil ja niemand da war. 😁 Es blieb bei ein paar Wasser, Salzstreuern, Sarah nahm sich ein Dekostück als Souvenir mit und wir machten die Biege. An der Straße entschieden wir uns, eine Frau mit roter Fahne anzusprechen: „die wartet doch bestimmt auch auf einen Bus.“ und das tat sie auch, und sogar nach Bogotá. Aber es kam keiner. Mit Händen und Füßen konnten wir herausfinden, dass die Straßen aufgrund eines Radrennens gesperrt waren. Die Frau - Nydia versuchte ihre Tochter zu erreichen und Sarah holte für alle Kaffee. Die Tochter war schon im Zuge uns abzuholen und uns aus der Stadt zu fahren, da wurden die Straßen geöffnet und es kam ein Bus. Nydia war wirklich so bemüht und hat uns die Sicherheit gegeben, irgendwie aus der Stadt raus zukommen. Eine wirklich liebe Begegnung. Das gehört jetzt zum neuen Reisestil dazu: warten, laufen, Bus suchen und wieder warten, Bus fahren, Hostel suchen. Dabei trifft man aber immer die nettesten Menschen und kommt ins Gespräch!

    Nach San Gil waren es von Bogotá ca. 300km. Wir brauchten dafür gute 9 Stunden… einschließlich einer einstündigen Reifenpanne, ging es viele Stunden entlang auf einer mit Schlaglöchern übersäten Landstraße. Teilweise verließen wir unsere Sitze und hebten bei den starken Huggeln ab. Gegen 22:00 trafen wir dann ziemlich fertig beim Busterminal in San Gil ein. Ein Taxifahrer fuhr uns von dort in das hipste Viertel, zeigte uns ein wirklich cooles Hostel und wollte dafür nur 1€. Klar, dass man ewig von A nach B braucht, wenn das Land so riesig ist, es kaum gute Straßen gibt und die Busse im Durchschnitt 60kmh fahren. Ein bisschen bin ich in die Zeit des BamMobils zurück versetzt aber das war viel bequemer. An diese langen Busstrecken muss ich mich wirklich gewöhnen aber es ist spannend und genau richtig so, denn das alles ist irgendwie so echt.

    Am nächsten Tag machen wir uns auf, die Stadt und die Umgebung zu erkunden. San Gil ist nicht unbedingt dafür bekannt, eine schöne Stadt zu sein aber die Aktivitäten, die hier möglich sind, locken viele Touristen an. Allerdings lassen wir uns nicht die Markthallen entgegen. Es ist Sonntag, Feiertag und der neue kolumbianische Präsident wird vereidigt - dem entsprechend ist irre viel los. Von überall hört man kolumbianische Klänge, die Menschen preisen ihre Ware an und man sieht Früchte in ihrer wahren Größe und sie schmecken in ihrer unvergleichlichen Süße. Wir decken uns also für das Frühstück ein und tanzen durch die Straßen.
    Am Nachmittag suchen wir uns einen Bus nach Curiti, da in der Nähe des kleinen Städtchens der Fluss Quebrada fließt. Dieser hat sich seinen Weg ins Tal gebahnt und es entstand eine Kaskade aus natürlich Pools, Stromschnellen und kleinen Wasserfällen. Ein wunderschöner Ort, an dem sich Leute auf dicken Reifen ins Wasser stürzen und Abkühlung suchen. Wir finden einen kleinen eigenen Pool und sitzen mit Sonne im Gesicht im erwärmten Becken, singen das Lied aus dem Dschungelbuch und probieren es mit Gemütlichkeit ☺️ Um uns kreisen die Geier, die sich an den Resten der Leute erfreuen. Sehr spektakulär diesen Vögeln mal so nah zu sein und ihre große Flügelspannweite in der Luft zu betrachten. Mit einem kleinen Tuk Tuk fahren wir zurück in die Stadt und erfreuen uns später an tollem mexikanischen Essen.

    Voller Aufregung startet der nächste Morgen. Wir haben uns entschieden einen Gleitschirmflug zu machen und werden zum Startpunkt, mit kolumbianischer Gute-Laune-Musik, ins Hinterland gebracht. Ziel ist der Canyon Chicamocha, indem der gleichnamige Fluss fließt. Als wir nach einer Stunde auf der Plattform auf einer Höhe von ca. 1.500m ankommen, flattert das Herz ganz schön dolle. Sarah hat so einen Sprung schon mal gemacht aber unsere gemeinsame Vorfreude war riesig. Als wir sahen, über welche herrliche Landschaft wir fliegen würden, stieg die Spannung noch weiter an. Wir wurden in alles eingewiesen (zum Glück auf Englisch), anschließend ordentlich festgeschnallt und los ging’s. Die Thermik war wohl bestens geeignet, wir standen auf der abfallenden Wiese, mein Sprungmentor hinter mir angeschnallt, mit einem Ruck stellte er den Fallschirm auf, das Kommando lautete „losrennen“ und zack hebten wir vom Boden ab. Was ein unbeschreibliches Gefühl. Selten habe ich mich so frei gefühlt. Ich spürte den Wind, die Sonne auf meiner Haut und wie uns der Schirm immer weiter in die Höhe trug. Wir kamen bis auf ca. 2.600m und schwebten über dem wunderschönen Canyon. Dieser hat selbst bis zu 2.000m hohe Stellwände, sodass die die Schluchten imposant und tief wirken. Wir sind so hoch, dass ich das Gefühl habe die Wolken anfassen zu können. Immer mal wieder sehe ich Sarah und hoffe, sie hat den gleichen wunderbaren Flug wie ich (hatte sie auch ☺️). Zwischendurch fragt mich mein Flugbegleiter, ob wir mal etwas Action wollen und lässt den Schirm von rechts nach links schwingen oder schwebt strudelartig nach unten. Puh das ging gut ab und das Adrenalin schoss in die Höhe. Das Wetter war so gut, dass wir sogar den Berg El Cocuy und seine Schneespitze sahen. Er ist mit 4.900m einer der 5 höchsten Berge Kolumbiens. Langsam drehten wir unsere Runden, ich genoss jede Sekunde und den traumhaften Rundumblick, den man hatte. Langsam glitten wir nach ca. 25min wieder zur Plattform und landeten butterweich und voller Glück. Ich konnte noch gar nicht so richtig fassen, was da gerade passiert ist und fiel Sarah in die Arme, als sie auch wieder zurück kam. Wie schön, diesen besonderen Moment zu teilen! Wir beobachteten voller Faszination weitere Flüge, bis wir wieder aufbrachen und zurück durch die herrliche Landschaft, mit Bob Marley, Richtung San Gil fuhren. Ich bin so glücklich, das erleben zu dürfen!

    In der Stadt San Gil gibt es einen kleinen geschützten Park, der uns einen Vorgeschmack gibt, wie schön die Natur in Kolumbien ist und wie toll es an der karibischen Küste sein muss. Die ist nämlich unser nächstes Ziel. Es wartet eine 14 stündige Busfahrt auf uns, um in Santa Marta anzukommen aber auch hier ist die Vorfreude riesig. Karibik, wir kommen 🌴🥑🐳 🌊

    Kleiner Nachtrag. Wir sind wieder im Hostel, wir wollten 7:30 den Bus vom Terminal nehmen. Der Bus fährt nicht 7:30 am Morgen, sondern am Abend 19:30 und über Nacht. Klar … in diesen Ländern sollte man auf „am“ und „pm“ achten. Absoluter Tourifehler. Man wie peinlich aber gut, dann haben wir noch einen schönen Tag in San Gil 😆 und schauen uns den Wasserfall Cascades de Juan Curi an.
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