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  • Day 25

    Über die Grenze nach Ecuador

    August 26, 2022 in Ecuador ⋅ ⛅ 18 °C

    1. Illegal:
    Geht in 2 Minuten, ohne Probleme. Wir haben es geschafft einen Tag illegal in Ecuador zu sein und keinem wäre es aufgefallen! Hätten wir mehr damit anstellen sollen?

    2. Legal:
    Mit den entsprechenden Bedingungen stressige zweieinhalb Stunden. Folgendes hat sich abgespielt:

    Angekommen am Busterminal in Ipiales schwirrten sofort penetrant mehrere Männer um uns herum, die sehr lautstark ihr bestes Angebot verkündeten, um uns über die Grenze zu bringen. Man kann kaum einen klaren Gedanken fassen, um sich erstmal einen Überblick zu verschaffen, wie man das am besten anstellt. Wir hatten verstanden, dass man uns nur zur Grenze bringt und man von dort aus weiter nach Tulkan gebracht wird. Da in Ecuador mit Dollar bezahlt wird und wir unsere Pesos gerade so zusammen gehalten hatten, um den Transfer zu bezahlen, mussten wir nochmal Geld abheben, um in Dollar zu tauschen. Alles war etwas chaotisch, jeder rief einen anderen Preis auf und der einzige Bankomat gab uns kein Geld. Wir versuchten es also mit dem was wir hatten, Rehaugen aufsetzen und den nettesten Taxifahrer ausfindig machen. Es gelang uns diesen einen zu finden, der auch noch den Transfer an der Grenze für uns klar machte. An der Grenze ging an sich alles wunderbar schnell, man sah unseren deutschen Pass für Sekunden durchs Taxi an und automatisch ist man vertrauenswürdig und kann weiter. In Tulcan konnte Sarah dann Dollar abheben und hat uns damit gerettet, denn ich habe leider keine Master Card 😬 Wir mussten uns beeilen, da direkt ein Bus nach Quito fuhr und wir den bekommen wollten, da noch 9 Stunden Fahrt vor uns lagen. Diese vergangenen 2 Stunden waren von einer Hektik geprägt, wie wir sie in den letzten Wochen nicht einmal erfahren hatten. Dann war kurz das Busticket verschwunden und der Bus am los rollen, sodass wir kurz vor knapp noch rein springen konnten. Puh was ein Grenzübergang, der an sich unspektakuläre war.
    Als wir los rollten merkten wir dann, dass alles an der Grenze so schnell ging, weil wir keinen Stempel im Pass bekommen hatten. Ein Problem, dass uns bei der dritten Polizeikontrolle etwas Zeit kostete. Wir mussten aussteigen, alle Rucksäcke durchsuchen lassen und erklären, warum wir keinen Stempel hatten. Zum Glück sind wir zwei höchst freundliche junge Damen, die ihren Charme einzusetzen wissen aber das wollten wir nicht aufs Spiel setzen und kümmerten uns in Quito darum. Man sagte uns, da bekämen wir den Einreisestempel. Am meisten haben wir uns über uns selber geärgert, nicht mal kurz innegehalten zu haben, um nachzudenken. Es ist so leicht kurz mal überfordert zu sein, wenn alle auf einen einreden, man kein Wort versteht, kaum Geld hat und einen Weg hinter sich bringen will, der ganz schön weit ist. Aber eigentlich hätten wir es besser wissen müssen … ist uns klar 😁
    In Quito sind wir dann am Morgen zum öffentlichen Amt, die uns sehr freundlich zur Migrationsbehörde weiter schickten. So Behördengänge kann man ja auch mal mitmachen 🙄 Leider hatten wir dort auch keinen Erfolg und uns wurde immer klarer, dass wir tatsächlich zur Grenze zurück müssen. Sarahs Rückflug ging am 28.8., auch noch über die USA und wir waren illegal im Land. Es half nichts, wir sprangen in den nächst möglichen Bus und fuhren mittags wieder zurück Richtung Kolumbien. Zum Glück zeigte der Busfahrer sein ganzes Können (man könnte es auch rasantes Fahren nennen) und 5 Stunden später waren wir wieder an der Grenze. Angekommen bei der Einreise wurde wir von einem vehementen Aufpasser mit einem „No! Imposible“ begrüßt. Einreise war nur bis 17:00 möglich, wir waren eine Stunde zu spät. Aber davon ließen wir uns nicht abhalten beharrlich alle Argumente anzubringen, warum wir heute noch über die Grenze mussten. Außerdem war die Uhrzeit völlig willkürlich, denn es wurde an der Kontrolle noch gearbeitet. Glücklicherweise waren weitere Frauen auch am betteln, die wohl noch dringender über die Grenze mussten. Wir lächelten fleißig, dachten schon an Bestechungsschokolade und hofften das beste, über eine Stunde lang. Irgendwann war es dann wohl möglich, wenn wir ein gewisses Formular online ausfüllen würden. Die Mädels gaben uns einen Hotspot, füllten mit uns das Formular aus und gaben sich als Kontaktperson an. Endlich hatten wir alles zusammen und stolzierten siegessicher zum Schalter. Als die Frau unsere Pässe untersuchte sagte sie, dass der Ausreisestempel von Kolumbien fehlen würde und ohne den, ginge nichts. Sie versicherte uns zu warten und wir stiefelten voll bepackt zum Ausreiseposten. Gleiches Spiel an dieser Stelle: nach 17:00 geht gar nichts. Die wollten uns keinen verdammten Stempel geben, obwohl an allen Schaltern noch Leute arbeiteten und wir versuchten zu erklären, dass bei uns eine Ausnahme gemacht wurde. Ein weiterer Kolumbianer war in der gleichen Situation, der uns beim übersetzen half, aber wir hörten immer wieder nur „No!“. Wir fragten, ob die nicht mal da drüben anrufen könnten, um eine Bestätigung zu bekommen aber nein, es wäre nicht möglich. Außerdem meinten sie, selbst wenn die uns einen Ausreisestempel gegeben hätten, würde ja die Einreise nicht funktionieren, weil die da drüben keine Ausnahmen machten. Die wollten uns einfach nicht glauben oder verstehen. Ich rannte schnell die 100m wieder rüber, um mir einen Zettel mit Bestätigung geben zu lassen aber da hörte ich auch wieder „No!“. Das machen sie nicht. Bei der Ausreise versuchten wir es erneut, mit Engelszungen und Bitten. Dann fiel mir ein, einfach den No-sagenden Polizisten mit zur Einreise zu nehmen, damit er selbst die Aussage bestätigt bekommen könnte. Er willigte ein und lief in einer Arschruhe mit mir zur Einreisekontrolle. Dort erklärte ihm die Frau in kurzen Worten, dass wir einreisen dürfen und er macht nur eine Bemerkung wie „Achso, na dann ist es ja alles ok.“ Ich hab ihn in den Arm geboxt, weil das echt so absurd war und offensichtlich so leicht zu klären war. Wir gingen wieder sehr langsam zurück und bekamen unseren Stempel. Schnell sattelten wir wieder auf und gingen erneut die 100 Meter zur Einreise, denn wir wussten ja nicht, wie lange die Frau auf uns warten würde. Nach etwas anstehen und nochmal zittern war es dann nach zweieinhalb Stunden soweit und wir bekamen unseren Einreisestempel. Wir haben es richtig gefeiert und uns über unsere Beharrlichkeit gefreut. Der Typ, Albert, der uns beim Übersetzen geholfen hatte, hatte leider nicht so viel Glück. Hing zwischen den Ländern fest, fror und war wütend, als Kolumbianer nicht ausreisen zu dürfen. Wir gaben ihm Schokoriegel und Wasser, damit er über die Nacht kam. Wir setzten uns wieder in den nächsten Bus und kamen 2:30 nachts in Quito im Hostel an.

    Mit Sicherheit kann man jetzt sagen, dass wir selbst dran schuld waren und unsere Reiseerfahrungen ausreichend sein müssten, um sowas zu umgehen. Ich kann völlig verstehen, dass einige beim Lesen sich an den Kopf greifen und es besser gemacht hätten. Klar hätten wir das vermeiden können aber die Polizei war auch nicht wirklich hilfreich und wir haben uns bequatschen lassen. Wieder eine Lektion, wieder eine Erfahrung reicher und schön, dass ich das mit Sarah teilen konnte und wir gemeinsam durchgehalten haben. 🎉🌈 und mal kurz illegal unterwegs sein, macht Spaß!
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