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  • Day 122

    Cafayate - die Berge und der Wein

    December 1, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 25 °C

    Empfehlungen folgend sind wir von Humahuaca nach Salta gefahren. Es erwartete uns ein wunderschönes Airbnb, das wir ganz für uns hatten. Als wir in Salta ankamen, lief das Fußballspiel Argentinien gegen Mexiko und Paul wollte gern mal die Stimmung der Locals aufsaugen. Fußball kann in Argentinien mit einer Religion verglichen werden. Jung, alt, Frauen und Männer tragen fast alle blau weiß und verehren Messi. Und auch wenn mich das alles nicht interessiert und ich gerade diese WM äußerst kritisch sehe, hatte ich in dieser kleinen Bar, am Straßenrand, mitten unter den Einheimischen meine Freude daran, die Energie zu beobachten, die dieser Sport auslöst. Es waren 32 Grad und wir befanden uns mal wieder etwas tiefer als 2000 Meter. Die Hitze war wie ein Brett und mir kam der Gedanke, dass so eine Südamerika-Reise doch ganz schön heftig für den Körper sein kann. Man wechselt ständig die Klimazonen, ist in extremem Höhen unterwegs, nachts ist es oft kalt, am Tag jedoch sehr warm und die Luft verändert sich von sehr trocken zu sehr humid. Dafür wird das Bier, gleichermaßen wie Prosecco in Eiskühlern serviert und verschaffte uns eine wohltuende Abkühlung.

    Zu Salta kann ich ehrlicherweise nicht viel berichten. Manchmal kann die Betrachtungsweise so subjektiv sein. Für mich war in Salta echt nichts los. Attraktionen, wie eine Seilbahn auf einen Aussichtspunkt oder eine der höchst gelegenen Eisenbahnen funktionierten nicht oder war zu teuer. Nach dem Ersuchen von Tipps bei der Tourismusinfo waren wir eigentlich noch mehr enttäuscht. Es gab keine Empfehlungen für die Stadt selbst, die Museen waren geschlossen und alles andere wäre mind. 2 Stunden Fahrtzeit entfernt. Was das in Südamerika bedeutet, wissen wir mittlerweile zu gut. Also schlichen wir durch die Stadt, auf der Suche nach einem kalten Getränk und einer Western Union Filiale, die uns Geld geben würde (dies klappte dann am 3. Tag). Es ist aber eben auch mal schön, die Unterkunft zu genießen und zu nutzen. Am letzten Abend fanden wir noch ein bezauberndes Restaurant (Estación Belgrano) und genossen den Sommerabend.

    Wir freuten uns sehr auf unser nächstes Ziel. Kleinere Stadt, etwas milderes Klima und mit Aussichten auf eine tolle Umgebung. Schon die 4 stündige Anfahrt nach Cafayate war der Wahnsinn. Innerhalb von wenigen Metern änderte sich die Landschaft komplett. Mal war man auf dem Mond, dann auf dem Mars, zwischenzeitlich in einem Nationalpark in Arizona und dann kamen wieder grüne Täler neben bunten Felsen zum Vorschein. Es war wirklich ein Träumchen, was da alles am Busfenster vorbei zog. Und auch das Städtchen versprach viel mehr unser Ding zu sein. Klein, gemütlich, mit toller Atmosphäre, kleinen süßen Läden und einem schönen Hostel mit netten Leuten. Zwei davon (Lauren und Michael aus London) luden wir direkt ein, um mit uns am nächsten Tag eine Radtour zu machen.

    Ziel war es, vom sogenannten Schlund des Teufels „Garganta del Diablo“ zurück in die Stadt zu radeln. Es erwarteten uns 50km und ein fantastisches Flusspanorama. Schon der Start am Teufelsschlund war der Knaller. Selten hat mich eine Felsformationen so begeistert. In den vergangenen Monaten sind wir ja schon zu einigen Highlights gewandert aber die Wirkung dieses 200 Millionen Jahren alten Ortes war irre faszinierend. Irgendwie bedrohlich und gleichzeitig majestätisch, als würde man wirklich in einen Schlund hineingezogen werden.
    Ab diesem Punkt ging es dann mit den Rädern zurück Richtung Cafayate. Wir hielten an einigen besonders schönen Felsen und Panoramen, liefen bzw. fuhren weiter in die Canyons hinein und genossen die Berge, die an uns vorbei zogen. Viele Mineralien färbten die Steine bunt und tektonische Bewegungen ließen sie einzigartig aus der Erde ragen. Aylen, unser Guide wusste viel über die Steine und deren Entstehung und war sogar flexibel, auf meinen Wunsch einzugehen, eine bestimmte Felsformation „Los Castillos“ zu erkunden. Am Ende unterschätzte unsere nette Führerin ihre 50km Tour allerdings mächtig. Wir mutmaßten, dass sie womöglich die Tour zum ersten Mal machte und sich der Fitness ihrer Mitfahrenden nicht bewusst war. Gerade Lauren, die nie das Fahrrad in London benutzte, hatte an den Steigungen ihre Probleme. Wir brauchten zwei Stunden länger und die letzten 10km waren für meinen Po auf dem harten Sattel die Hölle. Die geliehenen Mountainbikes erschwerten mit ihren dicken Reifen den Weg auf einer Asphaltstraße mit Gegenwind sehr, sodass wir uns ganz schön abgemüht haben. Unserer super fitten, fünfundzwanzig jährigen Baumkletterin machte das nur wenig aus und sie dachte wohl, dass das alle so leicht weg stecken wie sie. Am Ende konnten wir ihr ehrliches Feedback geben, hatten einen wundervollen Tag zusammen, haben unglaubliche Landschaften gesehen und mit Aylen und ihrem Freund Rodrigo zwei liebenswürdige Menschen kennengelernt. Da sie auch in unserem Hostel schliefen, hatten wir mit ihnen weitere schöne Begegnungen und Abende.

    In das Örtchen Cafayate verliebte ich mich sofort und wir fühlten uns so wohl, dass wir sechs Nächte blieben. Die letzten Wochen der Reise fühlen sich nun so an, als ob wir das Jahr ein wenig ausklingen und nochmal die wunderbaren Monate Revue passieren lassen. Cafayate war ein herrlicher Ort dafür. Die Stadt wirkte super gemütlich, die Menschen sind alle herzlich, die Restaurants servieren fantastisches Essen und überall rannten Hunde rum. Teilweise sind diese Straßenhunde und teilweise gesellten sich die Haustiere dazu aber eigentlich ist die ganze Stadt ihr zu Hause und sie werden liebevoll von allen geduldet. Dazu standen auf dem Hauptplatz Esel herum und hielten den Rasen kurz, ohne Leinen oder Menschen, die sie weg schickten. Die schöne städtische Atmosphäre wurde dann auch noch durch eine traumhafte Umgebung bereichert. Wir erkundeten diese durch eine Wanderung zu einem malerischen Wasserfall und genossen den landschaftlichen Spielplatz durch Klettern, über Steine im Fluss hüpfen und durch die Landschaft streifen. Einen anderen Abend stiegen wir in die hiesige Weinanbaukultur ein und genossen eine Weinverkostung in richtig netter Gesellschaft. Auch wenn der Wein am Ende meinen Geschmack nur wenig getroffen hatte, lernten wir einen Italiener, einen Nordamerikaner und eine Schweizerin kennen und verbrachten einen sehr lustigen Abend miteinander. Außerdem war der Ladenbesitzer Chato ein Riesen Schatz und bezaubernd in seiner Art.

    Wieder einmal fiel ein Abschied von einem Ort etwas schwer. Wir knuddelten alle, die im Hostel arbeiteten und deren Freunde, die nun auch unsere waren. Diesen Ort habe ich besonders genossen und bin dankbar, dass uns unserer Weg dorthin geführt hatte. Aber es ist auch immer wieder schön die Sachen zu packen und weiter zu ziehen, zumal wenn sich diese Momente nun dem Ende neigen. Bevor es nach Buenos Aires, dem fast letzten Stop für dieses Jahr geht, haben wir uns noch ein Highlight vorgenommen und sind nun langsam auf dem Weg Richtung Iguazú-Wasserfälle. Ein paar Zwischenstopps, schöne Fahrten durch das tolle Argentinien, über 30 Grad und über 1000km liegen nun vor uns, ich bin gespannt.
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