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  • Day 3

    Bemalte Schädel

    August 11, 2019 in Austria ⋅ ⛅ 17 °C

    (Bert) Wir frühstücken in Attersee am Attersee. Anschließend umrunden wir den Mondsee und den Wolfgangsee (30 Jahre das Sommerdomizil von Helmut und Hannelore und Heimat des Weißen Rössl, womit alles gesagt ist) und steuern dann nach Hallstatt am gleichnamigen See, ein an den Fels geklebtes kleines Dorf. Es hat es im Lonely Planet auf die Top Ten Liste des Salzkammerguts geschafft, doch vor allem scheint es in jedem chinesischen Reiseführer die Liste der Sehenswürdigkeiten anzuführen. Norbert wird zum Posieren aufgefordert und lässt sich nicht lange bitten.

    Trotz des Tourirubels lohnt der Besuch, denn die ordentlich aufgereihten und dekorativ bemalten Schädel im Hallstätter "Beinhaus" üben eine besondere Faszination aus. Aus Platzmangel ist man seit 1600 dazu übergegangen, die Überreste früherer Verstorbener wieder zu exhuminieren und in einem kleinen Gebäude neben dem Friedhof zu lagern. Was auf den ersten Blick bizarr anmutet, bekommt auf den zweiten Blick eine durchaus würdevolle Ästhetik - zumal viele Schädelknochen nicht nur mit den Namen der Verstorbenen, sondern zusätzlich mit symbolischen Malereien verziert sind (Eichenlaub = Ruhm, Efeu = Leben, Rose = Liebe, ...).

    Wir fahren weiter und überqueren die Grenze zur Steiermark. Langgezogene Kurven und breite grüne Täler bieten das erfreuliche Setting, um bei allem Sightseeing auch das Mopedfahren nicht zu kurz kommen zu lassen. Denn es steht noch ein weiteres Kulturziel auf dem Programm: die Benediktinerabtei in Admont, die nicht nur großartig von Bergketten eingerahmt wird, sondern auch sehr stilsicher modernisiert wurde. Eine kaleidoskopisch verspiegelte Videoinstallation bringt uns die Regeln des benediktinischen Klosterlebens nahe, vor allem aber beeindruckt die (weltweit zweitgrößte) lichthelle Rokoko-Bibliothek. Und es trifft sich gut, dass heute auch noch ein Klosterfest im Innenhof stattfindet, mit prächtig gekleideten Menschen und einer witzigen Kapelle.

    Die abschließende Teiletappe führt durch den (uns bis dato nicht bekannten) Naturpark Gesäuse mit blauem Himmel und steil aufragenden hellen Felswänden, später jedoch durch das weniger ansprechende "Eisenerz", das eine eher industrielle, graue und deprimierende Ausstrahlung hat. In der Nähe von Leoben kommen wir in einem sonnig gelegenen Landgasthof unter und gerade noch rechtzeitig an, bevor um 17 Uhr (sic!) die Küche schließt. Wir essen noch schnell Wiener Schnitzel, trinken zwei Bier und bleiben die einzigen Übernachtungsgäste. Needless to say: Norberts geplanter Trainingslauf (und damit auch meiner) entfällt schnitzelbedingt.
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