• Da wo der Präsident von MNE arbeitet

    15 oktober 2024, Montenegro ⋅ ☀️ 20 °C

    Von unserem schön ruhigen Standort mitten in der Pampas kommen wir in die kleine Kleinstadt Cetinje. Die Anordnung der Straßen erinnert mich an österreichisch- ungarische Straßendörfer mit vielen Alleebäumen, die kleine Häuserzeilen beschatten. Es ist sehr beschaulich. Wir trinken unseren obligatorischen Kaffee in einem Gasthaus, in der herrlichen Wärme. Franzi hat Nuss- und Mohnstrudel entdeckt und freut sich über den "Bramberger" Geschmack. In den Ländern hier wird alles mit Walnüssen gemacht, die man auch günstig kaufen kann. Es gibt Unmengen an Bäumen. Ebenso wurden an allen Ecken in Albanien Kastanien verkauft. Aber, das ist Geschichte und wird mir unglaublich fehlen. Das Montenegro, das wir im Norden erlebt haben, ist weit weg. Alles ist sauber, die Straßen sind gut. Den Menschen fehlt der offene, liebenswerte Charme der Albaner, der Kaffee ist ein bisschen weniger gut als in Kosovo, wo er ein Hammer war. In dieser beschaulichen, unpretentiösen Umgebung arbeitet der Präsident von Montenegro. Cetinje. Komisch ist aber Podgorice seit 1918 die Hauptstadt. Nach unserem süßen Frühstück, es ist schon 11 Uhr stellen wir das Auto in den Schatten, ziehen unsere Radklamotten an. 49km und 1000hm bergauf und wieder hinunter stehen an. Die 1000hm bringen uns in den Lovčen Nationalpark und wir werden von da oben das Meer und die Bucht von Kotor sehen. Stetig schlängelt sich das Asphaltstrasserl nach oben durch herrliche bunte Buchenwälder, rauhen Karst. Es ist genau richtig warm für den Anstieg. Ständig huschen Eidechserl herum, leider lassen auch viele ihr Leben unter den Reifen. Es ist wenig Verkehr, es ist eindeutig außerhalb der Saison. Auf der Strecke taucht ein Schilift auf und eine völlig desolate Leitner Pistenraupe. Das Hotel dazu nennt sich stolz Monte Rosa. Immer wieder gibt es mini Betriebe, die alles mögliche anbieten. Viele sind auch schon zu.
    Mein größter Wunsch dieser Reise erfüllt sich als am warmen Asphalt eine offensichtlich junge Schlange kriecht. Ich bleibe stehen, vor lauter Verzückung vergesse ich fast aufs Foto: eine junge Hornotter. Herrlich gezackt, ca. 30cm lang und sehr schlank- sie wird richtig fett werden als erwachsene- hat sie das typische Nasenhorn, den 3-eckigen Schädel. Sie schaut mich an, ich sie und kaum habe ich ein Foto von ihr, verschwindet sie im Gras. Wie cool ist das gewesen!
    Die letzten Kehren auf den Gipfel des Jezerski Vrh sind sehr steil und ich freue mich, dass es endlich vorbei ist. Wir beschließen, dass wir 16 Euro opfern um das Njegoš-Mausoleum zu besichtigen. Aber nur, weil wir da hinauf geradelt sind. 460 Stufen führen zu diesem Wahnsinn aus herzegowinischem Jablanica Marmor.
    Dieser Njegoš, so bezeichnete er sich selbst, war Petar II, ein Staatsmann, Erzbischof und der bedeutendste Dichter Montenegros. Er gründete die ersten Schulen, gründete die ersten staatlichen Institutionen, brach die Clanherrschaft der Familien, führte Steuern ein und begründete so einen modernen Staat. Er wurde hoch über seinem Geburtsdorf bestattet, 1970 wurde das Mausoleum errichtet. Es ist sehr beeindruckend und die Aussicht extern genial. Bis in den Durmitor Nationalpark, den Shkodrasee, das Meer, die unzähligen Berge des Kosovo und Mazedoniens., Podgorice... einfach alles!
    An sich haben wir den Tipp bekommen über Njegošin zurück zu radln, aber um 15 Uhr ist es schon so frisch, dass wir einfach den Aufstiegsweg hinunter sausen. Es ist brutal kalt, weil wir natürlich weder Mütze noch Handschuhe mithaben. Wir verlassen Cetinje um ein Plätzchen zum Duschen zu suchen und um Hautschi ein bisschen hinaus zu lassen.
    Es ist herrlich, weil es ja grundsätzlich nicht kalt ist und wir uns gut draußen duschen können.
    Dann machen wir uns auf die Fahrt nach Kotor.
    Wir nehmen den spannenden Weg über Njegušin der uns durch diese sehr, sehr hübsche Ortschaft bringt und dann um due 30 Kehren ans Meer nach Kotor. Die Straße ist abenteuerlich. Unglaublich. Und unglaublich wie da gefahren wird. Brrrrr....
    In Kotor, geahnt habe ich es schon, der Kulturschock für uns zwei. OmG. Tourismus pur. Grauenvoll. Franzi vergleicht es mit Velden. Alles privat, alles abgesperrt, 3€/h fürs Parken, ein Kreuzfahrtschiff verlässt den Hafen als wir hinunterfahren. Ich bin dann so gestresst, dass ich nur mehr weg will. Wir versuchen noch ein halbwegs normales Gasthaus zu finden, geben es schnell auf und suchen einen Ort zum Übernachten. Wunderbar aufgehoben stehen wir bei einer Austernfarm, die gerade geschlossen hat. Zwar ist lange viel Verkehr, aber sonst haben wir es gut erwischt. Wie gut, sehen wir erst am Morgen.
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