• Österreich im Orient

    18. oktober 2024, Bosnia og Herzegovina ⋅ ☁️ 16 °C

    Beim Durch die Stadt streichen- auf Grund des Faktes, dass wir ohne Rad unterwegs waren- ist die Reichweite beschränkt, fällt mir eines sofort auf: Österreich hat Sarajewo geprägt und die Osmanen. Natürlich gibt es, gerade im Wohnbau vorwiegend sozialistische Strukturen, das Centar mit den großen Prachtstraßen wie der Tito Straße sind eindeutig vorwiegend Gründerzeit bis Jugendstil. Das was Altstadt heißt ist eindeutig osmanisch. Emotional ist der letzte Krieg und die Belagerung prägend im Stadtbild.
    Was noch klar ist, in Sarajewo wäre für mich um alles zu entdecken mindestens eine Woche perfekt.
    Nach dem Frühstück suchen wir den Platz des Attentats auf den österreichischen Thronfolger. Immerhin hat dieses die ganze Welt nachhaltig verändert und besonders für den Balkan (und uns natürlich) noch immer spürbare Folgen hinterlassen. Die Gedenkstätte wird von jeder geführten Gruppe angesteuert. Princip, 20 jährig, hatte das "Glück", dass der Thronfolger seinen Kurs änderte, die Sicherheitsvorkehrungen mit nur 40 Polizisten, die damit "falsch" postiert wurden, mangelhaft waren. Princip stammte aus einem Teil Bosniens, der noch zum osmanischen Reich gehörte. Und, die Habsburger haben sich 1908 Bosnien einfach so geschnappt. Zuerst ein Protektorat errichtet, Ende des 19 Jhd. und schließlich annektiert. Was klarerweise einen Krieg mit sich zog. Den Annexionskrieg. Also besonders beliebt waren die nicht. Das drückt sich auch ein bisschen in der Darstellung des Gedenkortes aus. Ein Mahnmal, 1904 errichtet, wurde 1909 wieder entfernt. 4 Messingplatten zeigen den Standort der Kutsche, eine dazu die Position des Ferdinand. Zwei Fußabdrücke des Princip beschreiben den Platz von dem er feuerte. Ich habe das Einraummuseum besucht. Es sollte von der Zeit der Habsburger handeln. Aber bis auf ein paar unbedeutende Stücke gibt es da wirklich gar nichts. Nichts vom Wirken, politisch oder wirtschaftlich. Nichts über Bautätigkeit oder Aufbau des Verkehrs. Auch spannend Nichts zu sehen. Da weiß man woran man ist. Princip ist übrigens 1918 in Haft in Theresienstadt gestorben, an Tuberkulose.
    Nach diesem Pflichttermin möchten wir noch in die große Moschee am Basar. Allerdings ist Freitag und gerade überall Gebet. Entlang der Mauern gibt es, meist grüne, Metallgitter über Fenstern mit Münzeinwurfschlitzen. Bis jetzt wußte ich nicht was das ist. Am Freitag schmeißen hier Leute Münzen ein und beichten, beten, halten Buße. Immer wieder werfen sie Münzen ein und streichen über das Gitter an dem sie stehen.
    Wir hören ein bisschen zu was der Imam predigt und trennen uns dann. Jeder von uns hat seinen eigenen Weg sich was anzusehen. Ich mag Architektur und lost places. Das "Hässliche", das Lebendige.
    Abends treffen wir uns und erzählen uns was wir gesehen haben bei einem wunderbaren Sarajewo Bier.
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