- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Oct 20, 2024, 2:15 PM
- ☀️ 24 °C
- Altitude: 158 m
Bosnia and HerzegovinaBijakovići43°11’23” N 17°41’8” E
Ab ins Katholenland wo nie Osmanen waren

Franzi und ich glücklich wieder vereint, rattern mühselig den ersten Anstieg Richtung Herzegowina. Nicht um Unmengen Wein zu trinken, sondern um der, da hoch verehrten Mutter Gottes zu begegnen. Međugorie steht auf meinem Spickzettel. Warum? Weil es so in der Nähe ist und ich sicher nie wieder hier her komme. Also Gelegenheit beim Schopf usw. Man weiß ja nie. Ausserdem hat der Vatikan nun auch gesagt, dass der sektiererische Kult in Ordnung ist und es kirchenoffiziell sein darf. Wobei er sich enthalten hat, der Franziskus, was die Marienerscheinungen angeht. Ich werde das für ihm prüfen und mich auf den Weg zum Ort der Erscheinung machen. Aber vorher müssen wir noch viiiiiel bergauf und unser braver Vadrouille macht schiarche Faxn. Riegelt bei 3000upm ab, Franzi plagt das arme Gefährt mit der 1. den Berg hinauf und schimpft mit mur, dass es bergauf geht 😵💫😵💫😵💫😵💫
Elendig mit 10 kmh. Da werden wir nie fertig mit fahren. Diskussionen über das Warum führen zu verschiedenen Lösungsansätzen, eine davon, dass der Diesel in Plužins superschlecht war und alles verstopft, oder weil die neue Batterien nicht codiert wurden, oder weil blablabla...wir gurken jede Tankstelle an, denn "besseren" Diesel mit mehr Oktan zu tanken ist die schnellste Möglichkeit zu verbessern.
Wie verhext, gibt es hier nur lokale Tankstellen, die Raki, Diesel 590 oder so was haben. Ok, dann hilft nur mehr Međugorie. Das muss ich wieder allein bewältigen, Franzi schaut mich fragend an und erkundigt sich besorgt, ob ich den Schmarrn glaube. 🤣🤣🤣🤣
Er bringt mich zum "Einstieg" Erscheinungsberg. Mal sehen was da so abgeht. Zuerst muss ich eine enge Gasse passieren. Unzählige Devotionalien, Gehstöcke, grauenvolle Heiligenbilder, Heiligenstatuen made in PRC, Risenkränze im Dutzend um 15 Euro säumen den Weg. Und dann geht's los. Völlig ahnungslos und pietätslos sprinte ich über den steinigen Weg, der sehr dekorativ so als Buß- und Beichtweg belassen wurde. Rundherum keuchen Menschen hinauf, bleiben atemringend alle 10m stehen, sogar Kinder, brauchen Pausen. Unglaublich. Entgegen kommen schwer Beleibte, schwitzend, sich auf die neu errungenen Gestöcke stützend. Schon inszeniert darf man hier nicht unbekleidet gehen, keine Tiere mitbringen, nicht laut singen/schreien/stöhnen/jammern, nicht telefonieren... und just läutet mein Telefon. Wenn Blicke töten könnten- he Menschen, euer Gestöhne stört mich auch!!!- Aber klar, diskret verziehe ich mich in die Dornenbüsche um mit meinem Sohn zu plaudern. Dann marschieren ich weiter. Inzwischen sind mehrere Rosenkranzbetende unterwegs und ich kann es mir nicht verkneifen zu denken, dass man von dem ewigen Luftholen ins Hyperventilieren kommen könnte, ein bisschen Hitze dazu, wenig Training und fertig ist die Halu. Kennen wir ja alle... Endlich erreiche ich die Stelle wo es wieder bergab geht. Aber wo ist nun die Stelle der Erscheinung? Da ist nichts. Nur Dornen, Wacholder, sonstige Macchie. Hnnn? Dafür bin ich über Stock und Stein? Sehr enttäuschend! Ich hab echt gedacht, dass das angezeigt wird. Na ja, ein bisschen Sport schadet meiner Weißbrotrolle eh nicht. Also wieder hinunter. Jetzt wo die Anspannung abgefallen ist... Ich habe mir an der Umdrehstelle schon die Zeit zur inneren Einkehr genommen, damit ich sicher weiß, ob für mich was da ist oder nicht...Ich habe gar nichts gefühlt. Nichts! In Gettysburg, da war was. Ganz stark. 20000 Tote auf einem Schlachtfeld. Des spürst! Arlington, jüdischer Friedhof Prag, Auschwitz. Da kommt einem das Gruseln. Aber hier? So viel Theater, so viel Kommerz.
Also jetzt wo die Anspannung abgefallen ist, die Enttäuschung dass ich die Stelle nicht erkennen kann, achte ich auf mein Rundherum. Mütter, die ihre maximal 5 jährigen und jüngeren Kinder den Rosenkranz hinaufbeten lässt, der ältere, 9?, klettert lieber auf den Steinen herum, eine junge wunderschöne gestylte Dame trägt ihre Markensneakers in Gold in der Hand und steigt wie auf Nadeln barfuß ab. Mein böses Hirn meint 1. Sneakers schonen, der Weg ist höllisch für schöne Schuhe 2. Blasen von unpassenden Aufstiegsschuhen 3. Bussgang... Ich wäre es nie wissen. Ein Baby wir hinaufgetragen. Der junge Mann zieht die behäbige Freundin hinauf. Eine Damenriege folgt einer leiernd vorbetenden mit klagenden Tönen... warum klingt das nicht fröhlich? Warum klingt der Rosenkranz so schrecklich? Warum muss man als Katholik immer leiden? Wo ist die Freude? Bei den Moslems haben wir fast jeden Abend beobachtet, das Bedürftige zu essen bekommen, dass ihr Leiden erkannt wird und sofort agiert wird. Ein Lächeln/day...es tut beiden Seiten gut...
Bewundernswert die Leidenden, die in dem Gang Hoffnung schöpfen, aber das Leiden ertragen. Fazit: nichts für mich. Ich suche meinen Schatz und unser Auto wieder und Franzi lässt mich auch bei der Kirche noch hinaus. Wieder eine Unmenge von Standln und Geschäften die alle Mir und Pace heißen. Für die Einwohner ein Segen der Rummel. Bei einem Trinkbrunnen schnappe ich noch heiliges Wasser und raus aus dem Ort der Marienstatuen und Marterl.
Mit dem Karren wird es immer schlimmer und in Posušje geben wir auf. Inzwischen fährt er unter 2000upm. Das kann den Turbolader kosten. Wir fahren an einer Werkstatt vorbei und entscheiden uns gleich bei dieser zu campieren. Vielleicht wird uns in der Früh geholfen, sonst endet die Reise am Abschlepper. Ich bin aber so zuversichtlich, weil die Leute hier die besten Schrauber sind. Mit dem Rad fahren wir noch in die Stadt und essen zu Abend.Read more