• Athen, die Stadt der weißen Rosen?

    11. März in Griechenland ⋅ ☁️ 18 °C

    Ein bisschen aufgeregt bin ich vor der Einfahrt nach Athen. Mein letzter Eindruck 2012, also mitten in der Finanzkrise war Hoffnungs- und Hilflosigkeit. Damals in Kooperation mit griechischen Partnern in einem EU Projekt erlebte ich die Verarmung direkt. Kiriakos, schwer erkrankt, war es fast unmöglich seine suffiziente Behandlung zu bekommen, obwohl er in einer gehobenen Mittelschicht lebte. Schon damals sah man den Verfall der Stadt. Athen, knapp 700000 Bewohner weit hingegeossen vom Piräus weg über alle Hügel da es keine Hochhäuser gibt. Zu gefährlich sind hier Erdbeben. Eine weiße Unendlichkeit, wenn man sie von oben betrachtet.
    Von unserem letzten Übernachtungsplatz hoch über dem Meer und Agios Theodoros schlängeln wir uns entlang der Küste. Einen spektakuläre Straße mit wunderschönen Ausblicken. Links verläuft fast parallel die Autobahn. Knapp unter uns zum Meer hin beinahe auf den Klippen immer wieder die alte Trasse der Schmalspurbahn. Dann tauchen die ersten Erdölanlagen auf. Die Pleite war Anlass die Erdölvorkommen anzukurbeln und es ist 2023 die Haupteinnahmequelle- ca. 29% Exportanteil. Dann folgen schon landwirtschaftliche Produkte mit ca. 6,5%. 25% der Energie wird bereits über alternative Gewinnung erzeugt (Solar und Wind).
    Riesige Erdöltanks, Raffinerien, Schiffswerften, Schwerindustrie, Fertigteilhauserzeugungen, Steinmetzbetriebe, dann die größte Dichte an Tankstellen. Der Verkeht wird immer intensiver und doch, für eine Großstadt harmlos. Wir haben uns auf park4night einen Ort ausgesucht. Den steuern wir an. Vorstadtvillen, hübsch. Dann Vorstadtwohnburgen, hässlich, arm, heruntergekommen. Viele leere Geschäfte, grau, verfallen, einige Straßenzüge- komplett dicht und eng verparkt- Franzi manövriert sich vorsichtig durch- voll mit unheimlichen Gestalten. Das Viertel der Ärmsten. Obdachlose. Komplette Verwahrlosung, Selbst ins geschlossene Auto dringt der erbärmliche Gestank. Ich bin fassungslos um später zu lesen, dass es keinerlei staatliche Unterstützung gibt für anerkannte Flüchtlinge. Sobald sie einen Status haben müssen sie sich selbst versorgen. Da die Arbeitslosigkeit hoch ist, bei unter 25 jährigen 25%, ist es fast nicht stemmbar. Sie sammeln Kartons, trennen Müll um zu den Gebinden zu kommen und leben auf der Straße und in Parks. Viele andere derben als Drogenabhängige, psychisch Kranke, Versehrte ihr Dasein Im Dreck. Ca. 20000 gibt es in der Stadt. Hilfsorganisationen und private Sammlungen, seit 2022 auch ein staatliches Programm sollen die Situation tagtäglich verbessern und auch langfristig. Sie sind mehr oder weniger geduldet, der Eindruck ist eher, dass man nicht eingreift, weil "was soll man dann mit ihnen machen".
    Dann erreichen wir den Parkplatz aus park4night. Er passt nicht. Das nächste Ziel am Rand der Stadt bei einem Tennisplatz. Da schlagen wir unser Wohnzimmer auf. Mit der Schnauze zwischen den Bäumen im Schatten, keine Straße, zum Bus 15 Minuten, herrlicher Blick auf Athen. Herrlich! Das ist zum Aushalten. Immerhin wollen wir ein paar Tage hier verbringen.
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