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  • Day 18–25

    Der Norden - Skardu, Gilgit, Hunza

    November 15, 2023 in Pakistan ⋅ 🌙 -19 °C

    Da die Fahrtzeit mit dem Bus von Islamabad in den hohen Norden über 20 Stunden dauert, suchten wir uns einen Mietwagen um selber zu fahren. Die Fahrt gestaltete sich aufgrund der schlechten Straßen als sehr schwierig. Entweder waren sie durch einen Erdrutsch verschüttet oder aber durch Felsstürze komplett durchlöchert. Manchmal fehlte die Straße auch, da sie selbst abgestürzt war und nur provisorisch aufgeschüttet wurde. Man hatte immer auf einer Seite den Berg und auf der anderen Seite einen steilen Abhang. Zumal wir zum ersten Mal einen Rechtslenker fuhren. Nachdem wir bereits mehrere Stunden fuhren und es schon spät in der Nacht war, Jenny bereits nach kurzer Fahrzeit den linken Außenspiegel abgefahren hatte und uns ein LKW fast von der Straße gedrängt hatte, suchten wir uns nur auf die Schnelle eine Unterkunft. Da es nur eine Unterkunft weit und breit gab landeten wir in einem richtig ekligen Hotel für LKW-Fahrer. Am nächsten Morgen setzen wir unsere Fahrt fort. Am Nachmittag kamen wir schließlich in der Kleinstadt Skardu an. Dort suchten wir uns noch ein Hotel mit warmen Wasser, Heizung und Wi-Fi. Davon funktionierte jedoch zu unserem Leid nichts in diesem Hotel, weshalb die Nacht genau so grausam war wie die vorherige. Am Morgen packten wir unsere Sachen, besuchten noch die Kalte Wüste in Skardu und blieben noch an ein paar schönen Stellen stehen. Auf dem Weg nach Hunza sahen wir mehrere Höhlen in den Steilwänden der Berge. Oft nur 0,5 bis 1m groß im Durchmesser. Dabei handelt es sich selbst gebaute Minen der Dorfbewohner um an Rubine und Smaragde zu kommen. Diese werden dort ohne jegliche Sicherung betrieben. Hierbei riskieren die Arbeiter täglich ihr Leben um ein paar Rupien zu verdienen. Für uns unvorstellbar.
    Am frühen Abend kamen wir in Hunza an. Dort bekamen wir ein vernünftiges Hotel mit Warmwasser und Heizung.
    Am nächsten Tag besuchten wir den Attabad lake, er entstand aufgrund eines Erdrutsches in den Bergen. Am Grund des Sees verlief noch bis zum Erdrutsch der Karakorum-Highway. Nachdem wir eine kleine Bootstour auf über 2500 Höhenmeter machten besuchten wir die Husseini hanging bridge, angeblich die gefährlichste Hängebrücke der Welt. Anschließend fuhren wir den höchst gelegenen Highway bis zum Ende hoch, der in Pakistan auf knapp 4700 Höhenmeter liegt. Er endete an der Chinesischen Grenze. Dort machte der Grenzbeamte noch mit uns Fotos. Da Sonntag war, war die Grenze geschlossen und er hatte nichts zu tun. Wir genossen noch den wunderschönen Sonnenuntergang bei -15 Grad und fuhren wieder zurück zum Hotel.
    Als wir am nächsten Tag abreisen wollten, meinten die Rezeptionisten, dass wir noch bezahlen müssen, wobei wir das bereits bei Buchung mit der Kreditkarte erledigt hatten. Nach ewigen gerede und Marcos kühlen Kopf, kam Marco drauf, dass das Hotel Probleme mit dem Outlook hat und somit keine Emails empfangen konnte. Als das endlich geklärt war, konnten wir endlich mit einer Stunde Verspätung los fahren. Das war für uns problematisch, da wir eine Fahrzeit laut Navi von 13 Stunden für die 670km hatten und alles was an einem Tag geschafft werden kann, gefahren wird. Gegen 22 Uhr kamen wir in Besham an, nahmen dort eine Unterkunft und fuhren am nächsten Tag los um die restlichen 4 Stunden zu fahren. Kurz nach Besham in einer Linkskurve, fuhr ein LKW in unsere Auto hinein, da er einen parkenden Auto auswich. Niemanden ist etwas passiert! Allen Beteiligten geht es gut. Nur das Auto war vorne rechts total kaputt. Eine Menge an Pakistaner tummelten sich, aber niemand konnte Englisch. Wir hielten jedes vorbeifahrende Auto an, um zu fragen ob jemand englisch spricht. Einer der Passanten rief seinen Freund an, der Lehrer in einer naheliegenden Schule ist, dieser kam und übersetzte für uns, was die Polizei sagte. So wirklich kamen wir auf keinen Nenner, da wir nicht wussten wie das hier in Pakistan abläuft mit Unfällen. Nachdem die Polizei und ein paar Passanten das Auto wieder fahrbereit machten, sagte der Lehrer, dass sein Cousin ein höhere Polizist ist und er uns helfen kann. Also fuhren wir danach zu ihm nach Hause und warteten erneut auf die Polizei. Diese sah sich das Auto an nochmal an und fuhr mit uns zur Polizeiinspektion. Dort trafen wir auch den LKW-Fahrer und den Fahrer des geparkten Autos wieder an. Der Polizeichef sagte, dass er den Ausweis der beiden einbehalten werde und er uns 30.000 Rupien gibt (ca. 100€) damit wir einen Teil des Schadens beim Eigentümer des Autos bezahlen können. Außerdem wurde mit dem Vermieter vereinbart, dass der er nach erfolgter Reparatur die Rechnung an die Polizei sendet und diese dann das Geld bei den Unfallverursachern eintreibt.(Eine KFZ-Versicherung hat hier niemand, da der Glaube an Gott wichtiger ist.)
    Der Polizeichef meinte nochmal zu uns, dass wir nichts zahlen müssen, da wir nicht die Verursacher des Unfalls sind. Mit guten Gewissen fuhren wir wieder los Richtung Islamabad. An unserem Hotel warteten bereits der Eigentümer und sein Vermittler. Sie meinten, dass wir die Rechnung für das Auto selber zahlen müssen, da es dafür keine Versicherung gibt. Total verblüfft darüber, stritten wir mit den zwei Beteiligten ziemlich lange. Marco und ich sahen es überhaupt nicht ein, den Betrag von 200.000 pkr (655€) selber zu zahlen. Sie drohten uns und versuchten uns einzuschüchtern, doch Marco blieb hart und sagte, dass wir diesen Betrag nicht zahlen werden, da die Polizei gesagt hat, dass die Rechnung an die Dienststelle geschickt werden soll. Nach über einer Stunde sagte ich, dass wir jetzt einchecken werden. Und sie gerne klopfen können wenn die Polizei kommt. Wir checkten ein, gingen in unser Zimmer. Wir hörten sie noch ewig draußen weiter reden. Marco und ich schliefen irgendwann ein und stellten uns für 4 Uhr einen Wecker. Wir schlichen raus, um zu schauen ob sie noch dort sind, packten schnell unsere Sachen, schlichen am schlafenden Rezeptionisten vorbei, kletterten über eine Mauer und liefen im Schutze der Dunkelheit über ein Feld los zum Busbahnhof. Am Busbahnhof angekommen stiegen wir in den Bus nach Lahore und schliefen nochmal ein.

    Das war nach 16 Tagen die erste und einzige negative Erfahrung mit einem Einheimischen.
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