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  • Day 11

    Honeymoon Reinfall!

    September 18, 2016 in Indonesia ⋅ 🌙 0 °C

    Wir befinden uns jetzt also in der letzten Phase unseres Honeymoon Trips und haben, wie angekündigt das Hotel und das Eiland gewechselt. Dazu später mehr.

    Da ich dank absolut schlechter Internetverbindung in den letzten Tagen nicht dazu kam von unserem zweiten Ausflug mit "Bidy Tour" und Stuart Little zu berichten, hole ich das hiermit nach.

    Am Morgen des 15.09., einem etwas müden Donnerstag, zogen wir gegen 08:30 Uhr aus um mit unserem Haus und Hof Travelguide *Fanfare* "The Honeymoon Island - Gili Nanggu" zu besuchen.

    Azardi hatte sich für dieses Abenteuer extra herausgeputzt und trug ein schickes, grünes "Bidy Tour" Poloshirt zu abgeranzter Badehose und Flip Flops.

    Wenn man diesen kleinen Lustikus sieht, so möchte man ihn einfach knuddeln 😁!

    Auch der mürrische Fahrer vom Vortag, der uns immer etwas an Gargamel erinnert, war wieder mit von der Partie.

    Diesmal hatten wir zum Glück nur eine relativ kurze Fahrt mit dem Kleinbus, von 1 Stunde zum Fähranleger, vor uns um von dort nach Gili Nanggu überzusetzen. Auf dem Weg wurden wir Zeuge eine Polizeikontrolle. Hier wird durch die Polizei eine Straßensperre errichtet und jeder Rollerfahrer/Mopedfahrer wird auf seine Fahrerlaubnis hin überprüft. Dummerweise warnen sich die Locals gegenseitig und drehten ALLE vor der Straßensperre um. Sehr lustig mit anzuschauen.

    Im Internet hatten wir hierzu gelesen, dass der geneigte lomboknesische Polizeibeamte immer etwas an den Papieren oder dem Gefährt zu beanstanden hat und man somit nicht um eine Zahlung eines gewissen Obolus herumkommt.

    Auf der weiteren Fahrt ließ uns Azardi wieder an seinem Wissen bezüglich einheimischer Gepflogenheiten teilhaben.

    Diesmal ging es um einen, meiner Meinung nach ziemlich unglaublichen und merkwürdigen, Brauch bezüglich Eheanbahnung und Eheschließung.

    Um in Deutschland und wahrscheinlich auch im Rest Westeuropas die Ehe zu schließen ist es für gewöhnlich so, dass man sich erstmal für ein paar Wochen beschnuppert, dann wiederholt datet und für eine Weile miteinander geht.

    Sollte man sich nach, grob geschätzt, 3-5 Jahren immernoch total Dufte finden wird man höchstwahrscheinlich (vorausgesetzt man ist 18 Jahre alt) zum nächsten Standesamt gehen um sich dort vor dem Gesetzgeber das JA-Wort zu geben.

    Nicht so in Lombok! Hier spart man sich gedate, Dufte finden und umgarnen, weil es einfach viel praktischer ist das Mädchen, dass man toll findet schlichtweg zu ENTFÜHREN!!!

    Dabei ist es ebenfalls beinahe Wurst wie alt die Auserwählte ist, denn hier darf man sich Mädchen ab 12 Jahren legal "schnappen" (O-Ton Azardi). Die Eltern der zukünftigen Braut dürfen natürlich nichts davon wissen und dank des mobilen Zeitalters wird der Heist vom zukünftigen Bräutigam bequem per WhatsApp mit den Kumpels organisiert.

    Die Entführung hat natürlich aber auch einen Knackpunkt, für dessen Erörterung ich nochmal etwas weiter ausholen muss. Auf Lombok gibt es "Kastensystem light" grob nach indischem Vorbild. Man unterscheidet auf Lombok 3 Kasten:

    1. Reich,
    2. Mittelstand,
    3. Arm.

    Gemessen wird der Reichtum anhand des Landbesitzes, der Anzahl an Wasserbüffeln oder an anderen Nuzttieren (kein Scherz, denn es gibt wenig Nutztiere hier) und der Schönheit der Tochter/Töchter!

    Die Zugehörigkeit zu einer Kaste ist eigentlich das ganze Leben lang wie zementiert, da es relativ unwahrscheinlich ist, dass beispielsweise ein armer Mensch jemals irgendwie unverhofft Reichtum erlangt.

    Aus diesem Grund ist es auch relativ unwahrscheinlich, dass ein Lomboknese außerhalb seiner Kaste heiratet, denn HIER liegt das kleingedruckte des Ehe-Entführungs-Prozederes:

    Die Entführung der Auserwählten macht nur dann Sinn, wenn man sich die Schönheit und den Stand der zukünftigen auch leisten kann, d.h. eine auserwählte einer höheren Kaste die vom lieben Allah auch noch mit Schönheit gesegnet wurde kostet roundabout 3 Wasserbüffel, was in mitteleuropäischer Statussymbol Mathematik ungefähr 3 Lamborghinis entsprechen dürfte (Miri ist übrigens lt. Azardis Aussage mindestens 3 Wasserbüffel wert).

    Diese Preise sind beim örtlichen Priester seines Vertrauens nachzulesen, denn dieser verfügt über eine detaillierte Preisliste.

    Auch muss sich der Bräutigam bei entsprechender Liquidität die Legitimation der Entführung bei diesem Priester einholen.

    Die Brauteltern haben nach dieser Legitimation absolut keine Handhabe mehr über das Schicksal ihrer Tochter, denn sollten Sie etwas dagegen haben droht ein Familienkrieg der übelsten Sorte.

    Einwände und Unverständnis unsererseits konnte Azardi nicht verstehen, weil "Es is Dradision in Lombok!". Aha...

    Nach dieser kleinen kulturellen Exkursion und den ausführlichen Ausführungen von Azardi kamen wir schließlich am Fähranleger an.

    Die Überfahrt fand in einem kleinen, einheimischen Bootchen statt und war ziemlich unspektakulär, da es außer einem Hafenbecken und tiefdunkelblauem Wasser nichts zu sehen gab. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir nun das spektakulär angekündigte Trauminselchen "Gili Nanggu", welches sich übrigens in Privatbesitz eine malaysischen Beamten, der bei oder für die lomboknesische Regierung arbeitet.

    Daher kostet der Besuch der Insel vermutlich "Eintritt". Wieviel das ist wissen wir nicht, weil das unser Reiseveranstalter in Deutschland bereits für uns beglichen hat.

    Ohne Zweifel ist die Insel schön, man kann hier ausgiebig in der Lagune schnorcheln gehen und sich dabei kräftig den Pelz in der Sonne verbrennen. Auch für das leibliche Wohl ist hier mittels eines kleinen aber köstlichen Warungs gesorgt. Wer die Insel unbedingt zu den 5 Gebetszeiten des Islam besuchen muss findet hier (wie eigentlich überall auf Lombok) eine kleine Moschee für den schnellen Instant-Pray.

    Was sich uns allerdings nicht erschloss ist, warum diese Insel überall als "Honeymoon Paradies" beworben wird.

    In Anbetracht der unzähligen Touristen am Strand, vorallem die mit den Selfiesticks bewaffneten, kam bei uns beiden eher keine Honeymoon Stimmung auf.

    Ich persönlich komme mit der Heuschrecken Mentalität dieses Touristentypus überhaupt nicht klar.

    Demut und Respekt vor Natur und Einheimischen sind für diese Menschen ein Fremdwort. Da wird laut grakeelt, der Müll (trotz mehrfacher "Keep our Island Clean! " Hinweisschilder) überall liegen gelassen und sich ansonsten auch aufgeführt wie der letzte Depp.

    Miri und ich zogen es vor uns etwas Abseits dieses Heuschreckenschwarms aufzuhalten und verbrachten ca. 2 Stunden mit Schnorcheln und Planschen. Wir umrundeten die Insel ebenfalls einmal per Pedes,bevor wir gegen Mittag einen Snack im Warung zu uns nahmen.

    Gegen 14:00 Uhr traten wir per Boot die Rückkehr zum Festland an. Meine etwas nüchterne Zusammenfassung dieses Inselbesuchs rührt daher, dass wir es beide nicht besonders aufregend dort fanden. Wir waren dank der Begleitung durch Azardi auch ständig etwas unter Zeitdruck, da er uns einen relativ engen Zeitplan auferlegt hatte, der ein Rückkehr zum Festland nicht später als 15:00 Uhr vorsah.

    Für einen möglichen nächsten Besuch wissen wir jetzt, dass wir diesen auf jeden Fall eigene Faust unternehmen würden.

    Gegen ca. 14:40 Uhr erreichten wir Lombok. Azardi wollte uns unbedingt noch eine Weberei, die auf dem Weg zum Hotel lag, zeigen. Abseits der Zivilisation lag dieses Sarong Manufaktur etwas versteckt. Der Weg dorthin war gesäumt von vielen Palmen und Bäumen und hatte etwas von einem Tropenpark obwohl es sich Ackerland handelte. Miri schlief so ziemlich die ganze Fahrt über.

    Als wir bei der Weberei ankamen, begann es langsam zu regnen. Insgesamt war das Wetter auf Lombok die letzten zwei Tage eher durchwachsen und passte somit auch zum auf und ab unserer Stimmung an diesem Tag.

    Die Weberei an sich war total unspektakulär und eine, unserer Meinung nach, herbe Enttäuschung. In einer geräumigen Fabrikhalle wurden allerlei Sarongs, Taschen, Hüte, Tücher und anderes Webgut niedrigster Qualität angeboten. Vor der Tür der Lagerhalle wurde die vermeintliche Produktion der Webwaren durch Locals vorgeführt.

    Durch unseren damaligen Tourguide auf Bali wissen wir, dass das angebotene Zeug ausschließlich zu Spottpreisen in Fabriken von kambodschanischen Gastarbeitern hergestellt wird.

    Deswegen bedankte wir uns für die kleine Führung durch die Manufaktur und hielten Ausschau nach Azardi und Gargamel. Wir mussten nicht lange suchen, da sich Azardi und Gargamel in der in die Weberei integrierten Moschee befanden. Schließlich war es früher Nachmittag und es musste gebetet werden.

    Nachdem Lobpreisung und Gebet abgeschlossen waren fuhren wir zurück Richtung Hotel.

    Mittlerweile fielen auch mir gelegentlich die Augen zu und wir verbrachten im Hotel angekommen den Rest des Tages liegenderweise auf dem Daybed.

    Bei Azardi und Gargamel hatten wir uns bedankt und noch ein hübsches Erinnerungsfoto geschossen.

    Abschließend muss ich sagen, dass ich mit der angebotenen Leistung zum ziemlich teuren Tarif von Bidy Tour eher enttäuscht war. Das geht hier mit Locals sicher viiiel besser.
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