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  • Day 99

    Karfreitag Prozession Oliva

    March 29 in Spain ⋅ ⛅ 25 °C

    Eigentlich wollten wir auf den Markt nach Oliva. Der fand natürlich nicht statt an Karfreitag, stattdessen konnten wir die große Prozession verfolgen. Das war auch mal richtig interessant. Das ganze Spektakel wirkt zunächst etwas befremdlich, wenn man sich jedoch mit der Tradition beschäftigt wird vieles klarer.

    Hier ein interessanter Artikel dazu aus der TAZ:

    Der Vergleich mit dem rassistischen amerikanischen Ku-Klux-Klan ist so hartnäckig wie falsch. Spaniens Kapuzenträger sind reumütige Christen. Ihre großen Tage kommen in der Semana santa.

    Wer in der Karwoche spanische Städte besucht, kann sich der merkwürdigen Faszination kaum entziehen. Vermummte Gestalten leiten unter dumpfen Trommelschlägen Prozessionen durch die Straßen; freiwillige Träger brechen unter der Last oft tonnenschwerer Heiligenfiguren schier zusammen. Die Schaulustigen verfolgen das Schauspiel schweigend, ja staunend. Eine andächtige Ruhe macht sich in den Straßen breit. Dann wieder ein Trommelschlag, Kettenrasseln, kurze Kommandos.

    Die spanischen Christen tun Buße in der Semana santa, der heiligen Woche. Sie tun dies mit Inbrunst und in ungezählten Prozessionen. Eine zentrale Rolle spielen dabei die sogenannten Costaleros. In ihren langen Kapuzenmänteln bestimmen die Mitglieder der Bruderschaften (Cofradia) das Bild der Umzüge in diesen Tagen. Jede Cofrodia hat ihr eigenes Gewand mit bestimmten Farben und Emblemen.

    Die spitzen Mützen der Mäntel (Capirote), die das Gesicht der Büßer bis auf zwei Augenschlitze vermummen, waren eine Reaktion der Gläubigen auf ein Verbot des Papstes im 14. Jahrhundert. Das katholische Oberhaupt hatte damals die öffentliche Sühne verboten. Mit der Vermummung versuchte man dies zu umgehen.

    Die Prozessionen in der Semana santa haben eine lange Tradition. Im 16. Jahrhundert entschloß sich die katholische Kirche dazu, ihre Missionierung mit Hilfe von Prozessionen fortzusetzen. Mit dieser „Predigt durch Bilder“ sollten die Massen, die nicht lesen und schreiben konnten, belehrt werden.

    Nach Ende der oft kilometerlangen Märsche ist es übrigens oft vorbei mit Reue und Buße. Dann wird in den Straßen getanzt, gelacht und gefeiert.
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