• Waitangi - Geschichtsträchtiger Boden

    20 oktober 2024, Nieuw-Zeeland ⋅ ☁️ 17 °C

    Auf den Waitangi Treaty Grounds wurde Geschichte geschrieben. Am 6. Februar 1840 wurde der Vertrag zwischen dem United Kingdom und den United Tribes of New Zealand, zwei vorgeblich souveränen Staaten, hier unterzeichnet. Er gilt mit seinen unterschiedlichen Intepretationen als Gründungsdokument des modernen Neuseelands.

    Grund genug unsere Reiseaktivitäten hier zu beginnen. Wir buchen eine geführte Tour über das weitläufige Gelände. Das Treaty House wurde 1833/34 im damaligen gregorianischen Kolonialstil errichtet. Davor befindet sich eine große Rasenfläche mit Ausblick hinüber nach Russell. Dort wurde 1834 von den Maori Häuptlingen die Flagge der Confederation of Tribes ausgewählt, die heute auf einer Seite des auf dem Waitangi-Gelände stehenden Flaggenmastes zu sehen ist. Die beiden anderen Flaggen sind die aktuelle neuseeländische und die britische Nationalfahnen. 1835 unterzeichneten 35 Häuptlinge aus dem Norden auf dem Areal die Unabhängigkeitserklärung der „United Tribes of New Zealand“.

    Auf der Nordseite der Rasenfläche befindet sich ein Māori-Versammlungshaus (whare runanga), in der Zeit von 1934 bis 1940 in gemeinschaftlicher Arbeit vieler Māori-Gemeinschaften errichtet und mit kunstvollen Holzschnitzereien ausgestattet. Hier erleben wir authentische „hakas“, zeremonielle Māoritänze. Auf dem Gelände ist auch ein 35 Meter langes Kriegskanu (Waku), gebaut aus zwei Kauristämmen ausgestellt. Mit einem solchen Schiff sollen 1250 die Vorfahren der Māori unter Führung ihres Häuptlings Kupe Aotearoa entdeckt haben. Angelandet sind sie nach den tradierten Erzählungen in der Gegend von Whangaroa, eine Bucht im Northland, nördlich von Waitangi. Nach anderen Angaben kamen die ersten Polynesier bereits um das Jahr 1000 in das heutige Neuseeland.

    Nachmittags fahren wir mit der Fähre nach Russell (alter Name Kororareka), das mit dem gegenüberliegenden Paihia durch eine regelmäßige Fährverbindung verbunden ist. Die kleine Hangsiedlung ist mit ihren historischen Gebäuden deutlich attraktiver als das touristisch sehr viel bedeutendere und erheblich größere Paihia. In den 1830er Jahren lebten Scharen von amerikanischen, französischen und auch britischen Walfängern in dem Ort, der damals verrufen war als „Hell Hole of the Pacific“. Missionare fanden hier ein großes Aufgabengebiet und hinterließen die beiden ältesten Gebäude von Russell, die Kirche und eine Druckerei zur Produktion von religiösen Texten. Das faszinierende Pompallier ist das letzt erhaltene Bauwerk der katholischen Mission in Russell. Sie wurde 1842 als Druckerei für den französischen katholischen Bischof Pompallier erbaut. 1840 war die damals größte Siedlung des Landes kurzzeitig Hauptstadt des Landes. Der damalige Gouverneur Hobson verlegte den Sitz nach Auckland, 25 Jahre später wurde schließlich Wellington zur Kapitale.

    Wir spazieren hoch zum Flagstaff Hill. Der heute zu sehende Fahnenmast wurde 1857 errichtet. 1844 und 1845, also einige Jahre nach dem Vertrag von Waitangi fällten der Häuptling Hongi und seine Anhänger den Vorgängermast insgesamt viermal, weil die britische Fahne dort aufgehängt wurde. Die letzte Fällung löste den ersten der drei Landkriege aus, mit nahezu völliger Zerstörung von Kororareka.

    Der heutige Ort wirkt mit seinen Gaststätten und Kulturszene und den historischen Bauten ausgesprochen attraktiv. Ein Muss ist das Abendessen im The Duke of Marlborough. Die Spezialität des Restaurants ist Lammschulter und sie schmeckt unschlagbar gut.
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