Satellite
Show on map
  • Day 52–56

    La Paz und der Huayna Potosi (6088m)

    December 3, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 1 °C

    La Paz ist eine Stadt wie sie wohl nirgendwo auf der Welt aufzufinden ist. Seilbahnen überspannen die Häuserschluchten der Metropole in welcher 100.000nde Menschen Leben. Die Stadt liegt auf über 3500 Höhenmeter und hat mehrere100 Meter Höhenunterschied in sich selbst. Entsprechend chaotisch ist auch die Bauweise der Häuser und der Straßenverkehr. Dennoch hat die Stadt ihren Flair. Ein Gefängnis ohne Mauern mitten in der Stadt indem die Insassen selbst regieren, Präsidentenpaläste die von Korruptionsgeldern aufgebaut und auch immer mal niedergebrannt werden oder Hexenmärkte mit toten Lama-Babys und echten Shamanen um nur einige Besonderheiten zu nennen.

    Außerdem gab es von La Paz so viel zu entdecken. Ich entschied mich für die 3Tagestour zum Huayani Potosi, meinem ersten 6000er, der nur mit Steigeisen und Pickel zu bezwingen ist. Das Wetter, die Höhenkrankheit oder auch die Distanz und Strecke machen den Berg etwas schwieriger, als alles was ich bisher kannte.

    Am ersten Tag kamen wir im Base-Camp an. Um sich an die Höhe zu gewöhnen, liefen wir auf fast 5000m und trainierten Gletscherwandern. Danach aßen und schliefen wir im recht komfortablen Matratzenlager.

    Am nächsten Tag ging es auf zum High-Camp. Mit 15 Kg Ausrüstung marschierten wir auf 5200Meter. Spartanisch aber funktional war alles eingerichtet. Wir mussten früh schlafen, denn um 0.00Uhr gings los zum Gipfel. Dieser muss bei Nacht bezwungen werden, weil die Sonne am Tag auf dieser Höhe zu stark ist und zudem das Eis schmilzt auf dem man klettert.

    Mit Eispickel und Schneeschuhen liefen wir bei ca.-10C einen langen Marathon im Dunkel der Nacht den Berg hinauf. Man fragte sich warum man sich das antut, Man sah einige Mitstreiter am Wegesrand erschöpft aufgeben, Viele scheiterten an der Höhe, an Ihrer Kondition, Kraft oder am Willen.

    Wir waren eine 3er-Gruppe, ein 27-jähriger franz. Kletterer, ein 30jähriger sehr bergerfahrener Japaner. Ich bin mit 40, wenig Erfahrung und keine Bergsteigerstatur. Als "Schwächster" im Team, bekam ich meinen eigenen Guide, falls wir umkehren müssten, können die anderen weiter laufen. Mir war es recht, so muss ich auch nicht umkehren, falls jmnd anderes nicht mehr konnte.

    Anfangs liefen wir noch zusammen. Die ersten Kilometer sind super anstrengend. Erst kletterten wir ca.1,5 eine 45°Felswand/Eiwand hinauf. Erschöpft aber eigentlich schon total entkräftet kamen wir vor einem gigantisch großem Schnee und Kletscherfeld an. Die nächsten 2,5h ging es konstant steil durch lange Neuschneepassagen, über windige und ausgesetzte Berghänge, kleinere Kletterabschnitte und immer mal wieder Eis.

    Die Gruppe trennte sich,ich fiel zurück. Ich hatte zu wenig Sauerstoff, das Atmen fiel mir schwer. Die Luft hatte einach zu wenig Sauerstoff. Einige überholten mich. Durch den Wind fühlte es sich wie -20C an. Die Finger konnte ich trotz Handschuhen nur noch eingeschränkt bewegen, Mein Gesicht fühlte sich taub an. Ich folgte in Tippelschritten meinem Guide. Mit meiner Kopflampe sah ich nur Schneegraupel und seine Schuhe. Den Kopf zu heben, würde zu viel Kraft kosten und sehen würde ich auch nicht mehr.

    Den Gedanken aufzugeben ließ ich nicht zu. Ich dachte an schöne Dinge, was ich schon alles geschafft habe, Stellte mir vor wie ich am Gipfel bin. Ich vertraute mir und meinem Guide. Langsam fand ich meinen Atemrythmus und neue Kraft. Viele saßen und lagen am Wegesrand. Ich versuchte nur die nötigsten Pausen zu machen und achtete nur auf meinen Körper. Ich wusste, zu spät darf man nicht mehr hoch zum Gipfel.

    Der letzte Teil ist eine einstündige steiler Kletter/Wanderabschnitt. Weniger Wind, wenig Schnee. Die Sonne geht langsam auf und auch wenn nun Symptome wie Kopfschmerz und Schwindel einsetzten, gewann ich an Metern und Selbstvertrauen. Schmerzen fühlte ich nicht mehr. Ich wollte zum Sonnenaufgang am Gipfel sein.

    Die letzten Meter waren schwer aber ich war schneller als Gedacht. Zu meiner Überraschung erreichte die 6088m Hohe Bergspitze noch vor meinem Team und als Tagesdritter überhaupt. Die Emotionen auf dem Gipfel waren unbeschreiblich. Wir feierten uns! Die Aussicht, das Gefühl es geschafft zu haben und die Dankbarkeit so etwas erleben zu dürfen, es ist schwer mit Worten zu beschreiben.

    Der Abstieg im Morgenlicht fühlte sich wie ein Fest, ein zeremonieller Spaziergang durch diese bizarre, dramatische und unbeschreiblich schöne Eislandschaft an. Kein Schmerz mehr, nur Dopamin und Energie. Nicht zu glauben, dass ich diesen Weg bei Nacht hoch geklettert bin. Beim Abstieg musste ich immer wieder anhalten um meine Emotionen sortieren denn der Moment war wirklich kaum zu fassen und die Landschaft jedes Foto wert.
    Read more