• Elephant Sanctuary: Gemischte Gefühle

    February 8 in Thailand ⋅ ☀️ 27 °C

    Wenn man nach „Ethical Elephant Sanctuary“ sucht, findet man erstmal eine ganze Menge Einrichtungen, die sich zwar so nennen, aber genau das eben nicht sind. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es besonders schön für Elefanten ist, von wildfremden Menschen permanent angefasst, gebadet oder gefüttert zu werden. Vor allem, weil sie aus Verhältnissen gerettet wurden, in denen sie ohnehin schon eine heftige Überdosis Mensch hatten. Da hilft es aus meiner Sicht auch nicht weiter, wenn man behauptet, das Ganze sei „zurückhaltende Interaktion“. Das Label „ethical“ dient dann vor allem dazu, sich als semi-informierter Durchschnittshorst von eventuell aufblitzenden Bedenken freizukaufen, um sich und seinen Insta-Account mit einer vorgeblich moralisch einwandfreien tierischen Fototapete schmücken zu können. Oder, noch besser, man erlaubt einfach seinem 1,20 m großen Nachwuchs, ein sehr wahrscheinlich traumatisiertes Tier zu betatschen, das nur mal kurz mit der Nase schlenkern muss, um Cedric-Marcel auf den nächsten Baum zu schicken. (Nicht die schlechteste Idee, aber ich wär dann doch für die Eltern. Der arme Cedric kann ja nichts dafür.)

    Ich habe jedenfalls länger recherchiert und dann überlegt, ob es überhaupt sinnvoll ist, sich das Sanctuary anzusehen. Der Elephant Nature Park ist eine von zwei Einrichtungen in der Gegend, die immer wieder erwähnt werden, und letztendlich wollte ich dann doch ganz gern wissen, wie in einem als wegweisend ausgezeichneten Sanctuary mit den Tieren umgegangen wird. Im besten Fall unterstütze ich mit meinem Geld die richtigen..

    Die „Nur gucken, nicht anfassen!“-Policy scheint allerdings nicht bei allen Gästen auf Verständnis zu stoßen, wenn ich die überraschte Reaktion unseres Guides richtig deute. Der war nämlich sehr erfreut darüber, dass das ein Argument FÜR einen Besuch gewesen ist. Und selbst das Gucken war mir schon zu nah. Man durfte z. T. bis auf ein, zwei Meter an die Elefanten heran, um Fotos zu machen (ich hab übrigens nur rangezoomt). Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass es Skywalks gibt, und man die Tiere nur von Weitem beobachtet. Andererseits funktioniert eine gewisse Nähe für manche Leute wahrscheinlich besser, um die Botschaft der Einrichtung und die Lebensgeschichte der Elefanten vermitteln zu können. Und die war ausnahmslos herzzerreißend.

    Es war sehr berührend, zu sehen, wie gut es den Tieren jetzt geht und wie sehr sich gekümmert wird. Trotzdem kann ich mich nicht dagegen wehren, dass mir z. B. die Elefantendame mit dem schweren Hüftschaden oder der Bulle mit den deformierten Vorderbeinen ein ungutes Gefühl macht. Allein die Fehlhaltung müsste doch zu Schmerzen führen.. Ich hab allerdings auch leider überhaupt keine Ahnung und mich dann am Ende auf die Aussage (und den Augenschein) verlassen, dass sich die Tiere wohl fühlen.
    Auch die Gruppen, die jeden Tag durch die Gehege geführt werden, sehe ich eher ambivalent. Das hat mir so schon zuviel von Zoo, und die Tatsache, dass einige Tiere immer noch unter psychischen Problemen leiden, die von Menschen verursacht wurden, macht es nicht einfacher. Aber ich kann das Stresslevel nunmal nicht beurteilen, und man hat mir gesagt, dass die Elefanten jederzeit gehen können, wenn es ihnen zuviel wird.

    Fazit: Das nächste Mal würde ich das Geld einfach direkt spenden (und nicht da durch laufen), weil die Arbeit des Parks zumindest auf diesen ersten Blick einen tollen Eindruck macht. Nebenbei fördern die u.a. auch noch biologische Landwirtschaft in der Gegend und unterstützen Frauen über Empowerment-Projekte. Sie haben außerdem zig Hunde, Katzen und andere Tiere aufgenommen, die teils auch schwer verletzt oder massiv misshandelt wurden. Trotzdem weiß ich immer noch nicht, wie ich das mit dem Publikumsverkehr so finden soll. Stoff zum Nachdenken hab ich jedenfalls genug..
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