• Stimmungsschwankungen

    28 de setembro de 2024, França ⋅ ☀️ 14 °C

    Oha, schon beinahe kurz vor knapp. Das virtuelle Tagebuch ist am Verstauben und erlebte Momente finden bereits seit Tagen keinen wortreichen Platz mehr in der langatmigen Lektüre.

    Seit meinem letzten Eintrag sind viele Kilometer ohne Lebenszeichen verstrichen und das ist vor allem meiner aktuellen Stimmung geschuldet. Ich bin knartschig. Grantig, mit zusammen gezogenen Augenbrauen. Grummlig und schlichtweg in einer missgünstigen Laune.

    Unweit nach Le Puy hat sich meine emotionale Befindlichkeit, wie die abgebrochene deutsche Wirtschaftskurve schnell nach unten wegbewegt.

    Sollte noch ein Mitpilger seinen euphorischen Senf dazu abgeben, wie malerisch dieser Weg doch sei und was für eine ganzheitliche Bereicherung diese Wanderung mit sich bringt, dann breche ich seinen bedeutungsvollen Wortschwall mit sämtlichen Süßigkeiten, die ich im Rucksack mit mir schleppe und stopfe ihm damit beide Backen.

    Keine Angst, - ist diesmal wirklich nur eine Phase. Vor körperlicher Gewalt habe ich außerdem schon immer zurückgeschreckt.

    Versteh mich bitte nicht falsch, es gab schöne Highlights, wie das pittoreske Dorf "Conques" oder den langgezogenen Landschaftsteil mit der Viehwirtschaft. Doch ansonsten ist es, zumindest für mich, eher arg bescheiden.

    Nach einer ziemlich lustlosen Woche wollte ich mir dann selbst entgegenwirken und steuerte hoffnungsvoll auf ein beschauliches Kloster zu. Endlich ein sauberes Bett, eine Mahlzeit, die nicht aus nur aus Croissants, French Fries und Sandwiches besteht und vielleicht, ja nur vielleicht, gäbe es sogar die Möglichkeit, meine Sachen zu waschen.

    Eigentlich traf alles zu.

    Doch dann befand ich mich plötzlich bei Kammerbewohnern, die mich so unbedingt gern an ihren Schnarchgewohnheiten teilhaben lassen wollten, dass ich beinahe zwischen zwei Optionen wählen wollte. Im passenden Moment ein Kissen auf den tonalen Ausgang drauf zudrücken oder doch eher den Notarzt zu verständigen. Nach dieser Nacht war die Gesamterfahrung mit einem simplen Fingerschnips wieder zunichtegemacht.

    Gaststuben, wo sich das Wasser in Schubfächern sammelt, während es von der Decke tropft. Schlecht gewählte Zeltplätze, Regentage, Asphalt und steinerne Wege gaben dann noch ihren seligen Rest zu dieser explosiven Mischung mit zu kurzer Lunte hinzu.

    Ich weiß natürlich, dass meine Wut in die falsche Richtung gelenkt wird. Hätte' ja schließlich auch woanders schlafen können. Ich weiß, dass es wahrscheinlich nur der Neid ist, der aus mir spricht, denn mit einer anderen Einstellung hätte ich vielleicht längst die Offenbarung meines Lebens erfahren. Doch ich weiß auch, dass ich garstig sein darf und das es ab und an einfach mit dazu gehört.
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