• Wiener Rundgang

    November 22, 2024 in Austria ⋅ ☁️ 2 °C

    Frisch gestärkt geht es zu einer Free Walking Tour, bei der wir uns einen ersten Überblick über den 1. Bezirk (aka Innenstadt) verschaffen wollen.
    Fröhlich werden wir am Café Mozart von unserer Guide Sigrid empfangen, die uns sogleich eine Broschüre mit wichtigen Wiener Vokabeln in die Hand drückt. Als ob das was bringen würde:

    "Joar, Servas! Heute alles Deutsche dabei? Ja... hört's man sofort! ", freut sich Sigrid.

    Na gut...schnell werden meine spontan aufkeimenden Ambitionen, "leiwandes" Wienerdeutsch zu lernen, zusammen mit dem Vokabelheft in der Tasche verstaut und dafür die Ohren aufgesperrt.

    In den nächsten 2 Stunden bekommen wir nämlich von Sigrid viele informative und bunte Geschichten zu hören:
    Über die kaum enden wollenden Gemäuer der Hofburg, weil einfach jeder der hier ansässigen Herrschaften einen NOCH protzigeren Anbau haben wollte (Geld war übrigens nie dafür da).

    Über das Schaffen und Raffen der Habsburger Monarchen mit ihrer inzestuösen, dafür territorial ziemlich erfolgreichen Heiratspolitik (Zitat Sigrid: "Leopold ist mein Lieblingskönig, weil der der hässlichste ist!")

    Über das Leben der Wiener im Allgemeinen. Diese verbringen zusammengefasst den Tag hauptsächlich damit, in Kaffeehäusern herum zu lungern, gesellschaftstauglich aufgemotzt über Promenaden zu flanieren, sich deftig-süße Mehlspeisen einzuverleiben und abends noch in die Weinberge zum Heurigen zu fahren, um den Tag mit einem Gläschen Vino - oder auch fünf - zu beenden. Dieser Lifestyle gefällt!

    Dabei geht fast unter, dass Wien ein internationaler und weltoffener Ort ist. Knapp 40% der Menschen hier haben Migrationshintergrund, größte Gruppe sind die Deutschen. "Echte" Wiener muss man da schon fast suchen. (Weiteres Zitat der - sehr schlanken - Urwienerin Sigrid: "Man erkennt sie an den ausladenden Hüften"!)

    Wir haben jedenfalls eine Menge Spaß auf der Tour und wieder viel gelernt. Nur unsere kollektiv gezüchteten Eiszapfen an der Nase erinnern daran, dass der Tag schon voran geschritten und es zudem schweinekalt ist.

    Am beeindruckenden Stephansdom trennen sich also unsere Wege und nach einem Auftau-Herumlunger-Stop in einem der vielen Kaffeehäuser geht's auch schon weiter mit dem Kulturprogramm.

    Letzter Halt für heute: Nationalbibliothek.
    Millionen von Büchern gibt es hier, die berühmte Trinity College Bibliothek in Dublin würde gleich ein paar Mal rein passen.
    Der Bücherwurm in mir frohlockt! Aus Zeitgründen konzentrieren wir uns aber lieber auf den wahrhaft prunkigen Prunksaal.

    Auch hier lernen wir mittels Audioguide wieder viel dazu, z.B. dass Globen früher immer im Doppelpack gebaut wurden: Einen weltlichen Globus und einen Himmelsglobus. Damit man auch gleich die Richtung zeigen kann, falls mal ein verirrtes Einhorn nach dem Heimweg fragt.

    Aber apropos Heimweg: Nach so viel kulturellem Input wird es langsam Zeit für den Rückzug in unser Hotel.
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