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  • Day 30

    Auf hoher See

    June 13, 2019, Tyrrhenian Sea ⋅ ☀️ 20 °C

    Gestern haben wir dann nach dem „Einchecken“ unsere Kabine in Beschlag genommen. Helga hat zuerst mal die Beatrice vom Traumschiff gesucht, aber dann ist uns ja eingefallen, dass die schon seit geraumer Zeit in Rente ist. Also, doch kein so wirkliches Traumschiff-Feeling auf so einer Fähre. Es kommt aber noch dicker - vor allem essenstechnisch. Aber dazu später mehr.
    Jedenfalls erst mal unter die Dusche und dann was zum Essen suchen. Gibt auf dem Schiff ein paar Restaurants mit verschiedenen Schwerpunkten. Schlechtes Essen zum Selberholen oder nicht ganz so schlechtes Essen mit Bedienung usw.
    Ach ja, fast vergessen - vorher waren wir noch an der Bar. Aperol Sprizz zum Ankommen. War auch eine Erfahrung die nicht sein muss. Aperol im kleinen Longdrink-Glas zum Preis eines normalen Aperol Sprizz. Ist halt auf hoher See. So, dann doch was zum Essen. Vielleicht ist da die Portion größer.
    Hatten gestern noch das Lokal mit Bedienung in Erwägung gezogen. Caprese mit Pizzabrot und Auberginen-Tempura zu zweit und noch ein gutes Gläschen Wein. War ganz ok und hat uns locker gereicht nach der guten Pizza in Palermo.
    Nach dem Essen und guter Unterhaltung mit unseren Tischnachbarn (Motorradfahrern) haben wir uns in die Kabine verzogen und die Nachtruhe genossen. Wir haben beide erstaunlich gut geschlafen. Wahrscheinlich die gute Seeluft - obwohl da in der Kabine nicht viel zu spüren war, außer der Lärm der Schiffsmotoren. War schon irgendwie komisch, die letzten 4 Wochen nebeneinander in einem 1,20 Meter breiten Bett. Dann kommst auf die Fähre und GETRENNTE BETTEN. Geht eigentlich gar nicht, aber schnell mal die fest eingebauten Kabinenbetten verschieben ist halt auch nicht. Also Bussi zuschmeißen und umdrehen. Ist ja nur eine Nacht
    Heute früh dann erst mal auf die Suche nach einem Kaffee gemacht und raus aufs Deck. Typischer Seetag würde der erfahrene Kreuzfahrer schätzungsweise mal sagen und sich eine Liege sichern. Auf einer Fähre sind Liegen allerdings Mangelware oder aufeinandergestapelt und mit Kette gesichert. Wir haben trotzdem einen schönen Platz im Freien gefunden. Direkt am Pool, der noch trocken ist und darauf wartet, endlich bewässert zu werden. Die Details eben. Zumindest lässt es sich hier gut aushalten und bloggen.
    Mittags haben wir wieder das Restaurant mit Bedienung aufgesucht. Ich wollte unbedingt eine Pizza - im Urlaub hab ich meine Vorsätze eh schon oft gebrochen, daher heute nochmal sündigen und zur Not muss halt eine Allergietablette herhalten. Glutenfreie Kost gäbe es zwar auch, aber richtig fasziniert haben mich die Gerichte nicht. Helga hat sich für glutenfreie Ravioli entschieden - ein GROßER FEHLER.
    Der Kellner kam mit einer Pappschachtel für die Mikrowelle auf einem Teller an und stellte das der Helga auf den Tisch. Wir waren sprachlos. Helga hat den Kampf mit der Schachtel doch noch gewonnen und hat irgendwie den Deckel aufgebracht, Da lag aber was ganz was Feines drin. Leicht gebräunt und hart. Appetitlich und für 9,00 Euro ein Schnäppchen. Nach kurzer Diskussion ist der Kellner mit der Pappschachtel geflüchtet. Ich habe in dieser Situation erkennen dürfen, dass mein Englisch nicht gut ist aber doch sehr beeindruckend sein muss, wie der Typ mit der Schachtel unterm Arm das Weite gesucht hat. Das angebotene kulinarische Alternativprogramm, präsentiert vom Fachpersonal im Restaurant, wollte die Helga nach dieser Erfahrung nicht mehr annehmen. Klaus hat noch seine Pizza verdrückt - in der Skala der bisher gegessenen Pizzen war diese im letzten unteren Drittel angesiedelt, aber im Gegensatz zu der Masse in der Pappschachtel ein kulinarisches Highlight unserer Seefahrt.
    Jetzt genießen wir erst mal den Rest des Tages auf Deck bei wunderbaren Sonnenwetter und leichter Meeresbrise.
    Wir überlegen aktuell, ob wir heute noch Richtung Heimat starten - zumindest noch ein Stück. Irgendwie freuen wir uns schon wieder auf unser Erding. Schau mer mal, wie fit wir dann Abends sind und vor allem bis unser Cali dann wieder festen Teer unter den Reifen hat. Wenn es nicht allzu spät ist, kann es gut sein, dass wir heute noch ein paar Kilometer fahren. Lassen wir auf uns zukommen.

    Und eins ist sicher, Kreuzfahrer werden wir in nächster Zeit sicher nicht - außer auf der eigenen Yacht (feines Teilchen)

    Liebe Grüße vom Deck 8 (Pooldeck)
    Helga und Klaus
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