Satellite
Show on map
  • Day 172

    Bucketlist Abenteuer

    November 14, 2022 in Norway ⋅ 🌧 4 °C

    "Christoph check mal deine E-mails, ich wette die Tour wird abgesagt!"😕
    Doch zum Glück lag ich falsch. Es war zwar am frühen Morgen recht windig und es regnete auch ordentlich, aber unsere Whalewatching Tour sollte stattfinden. 🥳 Voller Vorfreude und Aufregung ging es gemeinsam mit Alex zum Hafen bzw. zum Büro von 'Explore 70 Degrees'. Unser Guide Luisa erklärte uns den Ablauf und auch auf welche Wale wir vermutlich treffen werden. Finnwale, Buckelwale und Orcas sind aktuell (Nov.-Jan.) in den Fjorden rund um Skjervøy, weil sie sich dort an Heringen satt fressen. Außerdem erklärte Luisa uns, dass dies der einzige Ort auf der Welt sei an dem sich Finnwale und Orcas treffen. Uns wurde auch erklärt, dass wir auf keinen Fall die Wale stören wollen. D.h. wenn zu viele Boote um die Wale versammelt sind, wird umgedreht. Allgemein versuchen wir alle Aktivitäten tierischer Art ganz bewusst auszuwählen um niemals einem Tier zu schaden. So bestätigten sich unsere Recherchen im Vorfeld, denn Luisa gab uns das Gefühl selbst sehr an Tierschutz interessiert zu sein. Und als würde das nicht schon reichen, saß auch noch eine Gründerin einer Tierschutz Organisation mit uns im Boot. Die Tierschützerin hatte bereits einen Tag zu vor das Vergnügen mit Luisa eine Tour zu machen. Also es fühlte sich alles sehr richtig an. 😌
    Als sich dann noch unsere Boots Kapitänin vorstellte und die beiden somit ein reines Frauenteam abgaben, konnte es ja eigentlich nur gut werden. Und ja wir leben noch in einer Zeit in welcher sowas erwähnt werden muss! 💥💗
    Es herrschten um die 2°C Außentemperatur, also nicht mal sooo kalt. Dennoch mussten wir uns über unsere Skikleidung noch einen dicken Anzug ziehen. Nicht zu vergessen dickgefütterte Stiefel und Fäustlinge. Wir waren richtig dick eingepackt. Großartig bewegen konnten wir uns eigentlich nicht. 😅 Selbstverständlich hatten wir auch eine Schwimmweste an. ☝🏼
    Die Morgenstimmung am Hafen war schon so schön. Die Sonne schien ganz leicht durch die dunklen Wolken und ganz viele Vögel kreisten über uns und über den Hafen.
    Dann ging es endlich zum Boot. Das Boot war eine Art Schlauchboot für ungefähr 12 Passagiere. Wir waren nur 6 Leute. 😏 Es gab links und rechts Plätze und hinter uns stand unsere Kapitänin. Man saß breitbeinig auf dem Platz und konnte sich recht bequem anlehnen und vorne auch gut festhalten.
    Und dann schipperten wir los. Im Vorfeld wurden wir darüber informiert, dass aktuell das Meer recht rau sei und wir uns auf eine wilde Fahrt gefasst machen können. Wir fuhren mit ordentlich Speed über das Wasser. Hier und da sah man ein Fischerboot sonst war eigentlich kaum was los. Um uns herum die Berge mit Schnee bedeckt. Traumhaft schön.
    Dann machten wir plötzlich halt, ein Finnwal ließ seine 'Finne' zeigen und pustete ordentliche Fontänen. Wow! Das war einfach wahnsinnig schön. Und mich macht der Gedanke an diesen Moment wieder richtig happy.
    Jedoch hatte dieser Finnwal nicht so lange Lust sich an der Oberfläche aufzuhalten.
    Aber aus der Ferne konnte man schon richtig viele Fontänen erkennen.
    Auf dem Weg zur nächsten Gruppe folgten uns 3 weitere Finnwale, recht entspannt zeigten sie immer mal wieder ihre Rückenfinne. Offenbar hatten sie auch keinerlei Probleme mit unserer Anwesenheit. Angekommen an der Gruppe
    handelte es sich um Buckelwale, ca. 20 Tiere. Überall Fontänen und Rückenflossen. Und auch die Schwanzflossen wurden majestätisch aus dem Wasser gezogen. Allein dieser Sound, wenn ein Wal aus dem Wasser kommt und pustet... Gänsehaut! Das ist einfach unbeschreiblich. 🥰
    Ein Buckelwal Baby hatte besonders viel Spaß und sprang mit einem Rückenplatscher aus dem Wasser. Wir kamen aus dem Staunen nicht raus. 🤩 Nach und nach kamen noch 3 weitere Miniboote dazu. Und da wurde es Luisa schon zu viel und wir mussten die Gruppe verlassen. Wir persönlich hatten nicht das Gefühl es seien zu viele Boote gewesen, aber Luisa wird schon wissen was zu viel ist.
    Eine weitere Wal Gruppe war in Sicht. Mit Vollspeed ging es über das Wasser und wir wurden ordentlich nass, unsere Gesichter sind quasi eingefroren und nicht umsonst gab es eine Schutzbrille dazu. Aber man muss sagen bis auf das Gesicht war uns insgesamt recht warm.
    Hier waren schon ein paar Boote mit Schnorchlern am Start. Ja richtig gehört, es gibt Leute die bei rauer See und Temperaturen um 0°C, mit Walen die ungefähr 12x so groß wie ein ausgewachsener Mensch sind, schnorcheln gehen.😯 Zugegeben, ich fand den Gedanken auch extrem geil, aber nachdem ich jetzt einmal mit dem Boot draußen war, muss ich das nicht unbedingt haben. Außerdem meinte Luisa, dass man eig. kaum was sieht, weil das Wasser einfach viel zu dunkel ist. Sie war selbst auch mal Schnorchelguide und ihr war das einfach viel zu stressig. Sie findet, dass man viel mehr vom Boot sehen kann. Ich denke man muss dann auch echt ein guter Schwimmer sein, denn der Wellengang war nicht ohne. 🥴
    Bei der 2. Gruppe handelte es sich ebenfalls um Buckelwale. Einige Vögel kreisten um die Wale herum. Wale sind sehr penibel was die Heringe betrifft. Sie können nämlich die Fische richtig filetieren und spucken die Reste für die Vögel wieder aus. Übrigens gibt es einige Walfänger die mit der Begründung, Fische zu schützen, Wale töten. Laut der Walfänger gibt es aufgrund der Vielzahl an Walen kaum noch Fische im Meer. Dies ist aber absolut falsch! Denn nur wenn Wale im Meer sind gibt es auch Fische. Fische ernähren sich von Plankton was wiederum aus den Ausscheidungen eines Wales genährt werden kann.  Gleichzeitig ist ihr Körper ein großer Speicher für Kohlenstoff. Stirbt das Tier, sinkt der Kadaver auf den Meeresboden und lagert dort hunderte Jahre. Und da der Kohlenstoff darin langfristig gebunden ist, kann sich daraus auch kein klimaschädliches CO2 bilden. Manche Forscher bezeichnen Wale als die Bäume des Ozean.
    Also kurz gefasst: Walschutz bedeutet Klimaschutz.
    Zurück zur Tour, nachdem wir den irren Schnorchlern zugesehen haben verließen wir die 2. Gruppe Buckelwale. Doch wir mussten nicht lange warten und wir begegneten einer 3.
    Buckelwal Familie. Diesmal waren wir fast alleine. Und wieder Gänsehaut. Uns wurden richtig schön die Schwanzflossen präsentiert. 💙 Und an dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an Alex für die Fotos.
    Der Rückweg war ziemlich sagen wir mal 'ruckig', Wind und Wellen pusteten uns ordentlich ins Gesicht. Sicher sind wird dann mit vielen schönen Gefühlen in den Hafen geschippert.
    Wir waren unendlich glücklich, euphorisch, gerührt, ehrfürchtig, stolz, wehmütig und einfach nur dankbar all das erleben zu dürfen. Genau hierfür lohnt es sich bei Schnee und Wind in Eiseskälte durch Norwegen zu fahren. Das sind die Momente die für mich das Reisen aus machen. Das sind die Erlebnisse, die ich nicht vergessen werde. Das ist der Grund, warum wir all unsere Kohle ins Reisen ballern. Wer weiß wie lange es diese majestätischen Tiere noch geben wird? Denn Überraschung, Wale sind gefährdet. Weil, noch eine Überraschung, Menschen zu viel Fisch essen, Plastikmüll produzieren und Schiffe von A nach B fahren lassen. Allgemein wird auch die Erderwärmung ein riesen Problem darstellen, es erwärmt sich ja der Ozean gleich mit.
    Wie bereits erwähnt hatten wir ja eine Gründerin einer Tierschutz Organisation mit auf dem Boot. Sie hat seit 25 Jahren dafür gekämpft etwas zu verändern. Hat an Universitäten und in Schulen aufgeklärt, dazu aufgerufen weniger Plastikmüll zu produzieren und Alternativen vorgestellt. Geprädigt endlich auf Fisch und Fleisch zu verzichten. (Unsere Meere sind leer!) Und nun hat sie sich selbst diese Waltouren geschenkt.
    Ich bewundere diese Frau! Und auch Luisa sie hat nämlich keine Ausbildung oder Studium absolviert, sondern über ein freiwilliges Praktikum diesen Job als Guide bekommen. Hier zeigt sich wieder, man muss keine akademische Laufbahn vorzeigen. Tierschutz kann jeder Mensch. Luisa selbst überlegt noch wie sie ihre Leidenschaft für den Ozan und ein 'normales' Leben unter einen Hut bekommt. Denn aktuell übt sie einen Job aus der ihr weniger Spaß macht, damit sie für 2 Monate im Jahr ihrer wahren Berufung nachkommen kann. Nämlich Wale beobachten und schützen. 🐋💙
    Immer wenn ich solche inspirierende Menschen treffe, merke ich, dass ich eigentlich auch für den Tier- und Klimaschutz brenne... und vielleicht war das nun der endgültige Anstoß.

    Wie vielleicht schon aufgefallen ist haben wir keine Orcas gesehen, was für uns wohl bedeutet, dass wir wiederkommen müssen...
    Read more