August 14, 2022 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ⛅ 22 °C
Porodica - die Familie. Ich freu mich extrem diese wilde Meute zu erleben, nicht nur weil ich ein ganzes Stück mehr „selva“ kennen gelernt hab. Sie schreien laut durcheinander, lachen Tränen, haben keine Berührungsangst, ja sind richtig liebevoll, aber einfach so nebenbei. Ich sitze mitten drin, verstehe kein Wort und freu mich über den Lärm.
Die Cousine Dajana ist ein Phänomen für sich („ich bin voll der leader“). Trotz guter Ausbildung arbeitet sie in einem call Center für den Otto Versand, nennt sich dort „Lisa Brunner aus Graz“ und gibt aus dem homeoffice in podorašje Auskunft während sie sich die Beine epiliert. Ihre 3cm langen nägel sind wie sie: aufwändig gestylt, unübersehbar, stark und robust.
Die oma hatte es nicht leicht. Ihr Mann in Deutschland hat kein Geld mehr geschickt, da hat sie die Söhne und die 12jährige Tochter allein gelassen und selbst nach dem rechten gesehen in Fürth. Sie nennt mich schwabitzwa (Schwäbin, weil ich halt deutsch spreche) erklärt mir mit Übersetzungshilfe dass sie 11 Operationen hatte, sie eigentlich immer alle geliebt haben und dass in ihrem Hühnerstall auch eine Taube brütet.
Nachdem Amra mit der Baby selva geflohen ist hat sie den ganzen Krieg lang geweint, weil sie nicht weg wollte. Jetzt ist es schwer hier zu sein, aber sie weiß wer sie ist und dass sie gut ist.
Gegenüber von zigo und misa wohnt der Großonkel mescha, auch er freut sich ein paar Worte deutsch und über meidling zu reden. Seine beiden Kinder sind einer muslimischen Sekte beigetreten. Wohl keine Seltenheit nach dem Krieg. Die Sekten geben Identität und anscheinend sogar Geld.
Auf der Straße fährt ein zigeuner Auto vorbei, durch den Lautsprecher fragt er nach Metall Schrott.Read more