• Vicki

Bosnien

August 2022 Leer más
  • Inicio del viaje
    11 de agosto de 2022

    Start

    11 de agosto de 2022, Austria ⋅ ⛅ 27 °C

    Seit Monaten freuen sich selva und ich auf unsere Reise nach Bosnien. Jetzt gehts los! Und zwar ganz authentisch mit dem Insider Tipp Autobus mit dem wirklich nur bosnier fahren. Der Busfahrer kennt selvas Onkel. Ich bin freudig aufgeregt, selva freut sich auch, hat aber gemischte Gefühle. Mit Bosnien verbindet sie Heimat, liebende Familie, aber auch eine schwere, die sich irgendwie aus verlassen sein, kriegsgeschichte, und unzugehörigkeit ergibt. Der Vollmond ist zu groß als dass wir ihn gleich erkannt hätten. Obwohl an den Grenzen zu Kroatien und Bosnien kein Auto vor uns ist, dauert das Prozedere über eine Stunde. Nach 8-9 Stunden kommen wir mitten in der Nacht in dem kleinen Dorf Podorašje an.Leer más

  • Podorašje

    11 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ☁️ 25 °C

    Das Dorf gefällt mir total gut! Die Häuser stehen durcheinander in der hügeligen Landschaft, manche ganz neu und gepflegt, andere kaum mehr als Hütte erkennbar. Immer wieder ruft ein Muezin zum Gebet aber meistens hört man laute Balkan Musik aus einem der Gärten. Die Gräber auf den muslimischen Friedhöfen werden immer durch zwei Pfähle markiert. Auf den Wiesen stehen Heumännchen und gibt es Zwetschkenbäume, die meisten biegen sich gerade vor Zwetschken. Aus denen wird der slibowitz gemacht.Leer más

  • Party!

    12 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ☁️ 27 °C

    Die ganz Sippe kommt zusammen, es gibt jede Menge Fleisch und Gemüse vom Grill - am besten sind die Paprika, die im Feuer gelegen sind. Um 10 Uhr packt Armin, der Sohn der Schwester der Schwägerin der Mutter (…) die Gitarre aus und dann wird stundenlang gesungen, das Repertoire ist ungelogen endlos und alle scheinen auf das kommende Lied nur gewartet zu haben. Die Emotion, der Pathos (und die Lautstärke) begeistern mich. Warum können wir in Österreich nicht leidenschaftlich im Kreis unserer Familie singen wie Enes, der Vater von Armin (…)? Ich sitze da, höre das ausschlagende vibrato, den Trubel rund herum und bin im Glück - ja sam u raju 🤩Leer más

  • Tuzla

    13 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ☁️ 23 °C

    Tuzla - die Stadt in der selva geboren wurde und die die Osmanen nach dem wichtigsten Bodenschatz benannt haben - tuz heißt Salz. Die Seen mitten in Tuzla sind tatsächlich sehr salzig, ich hab sie gekostet - schmecken wie das Meer. Wenn man selvas Cousine Dajana trauen kann, sind in Tuzla alle „ganz chilling“. Heißt es ist ganz normal dass ich in der orthodoxen kirche stehe, den muezzin singen höre und sich niemand daran stört. An vielen Orten wird man aber an die grausame Vergangenheit erinnert, am schlimmsten ist das Attentat der Serben 1995 bei dem 71 junge Menschen bei einer jugendfeier in der Innenstadt ums Leben kamen. Sie wurden im Dunkeln im Kerzenschein begraben damit die feindlichen Flugzeuge die Beerdigung nicht sehen können.Leer más

  • Porodica

    14 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ⛅ 22 °C

    Porodica - die Familie. Ich freu mich extrem diese wilde Meute zu erleben, nicht nur weil ich ein ganzes Stück mehr „selva“ kennen gelernt hab. Sie schreien laut durcheinander, lachen Tränen, haben keine Berührungsangst, ja sind richtig liebevoll, aber einfach so nebenbei. Ich sitze mitten drin, verstehe kein Wort und freu mich über den Lärm.
    Die Cousine Dajana ist ein Phänomen für sich („ich bin voll der leader“). Trotz guter Ausbildung arbeitet sie in einem call Center für den Otto Versand, nennt sich dort „Lisa Brunner aus Graz“ und gibt aus dem homeoffice in podorašje Auskunft während sie sich die Beine epiliert. Ihre 3cm langen nägel sind wie sie: aufwändig gestylt, unübersehbar, stark und robust.
    Die oma hatte es nicht leicht. Ihr Mann in Deutschland hat kein Geld mehr geschickt, da hat sie die Söhne und die 12jährige Tochter allein gelassen und selbst nach dem rechten gesehen in Fürth. Sie nennt mich schwabitzwa (Schwäbin, weil ich halt deutsch spreche) erklärt mir mit Übersetzungshilfe dass sie 11 Operationen hatte, sie eigentlich immer alle geliebt haben und dass in ihrem Hühnerstall auch eine Taube brütet.
    Nachdem Amra mit der Baby selva geflohen ist hat sie den ganzen Krieg lang geweint, weil sie nicht weg wollte. Jetzt ist es schwer hier zu sein, aber sie weiß wer sie ist und dass sie gut ist.
    Gegenüber von zigo und misa wohnt der Großonkel mescha, auch er freut sich ein paar Worte deutsch und über meidling zu reden. Seine beiden Kinder sind einer muslimischen Sekte beigetreten. Wohl keine Seltenheit nach dem Krieg. Die Sekten geben Identität und anscheinend sogar Geld.
    Auf der Straße fährt ein zigeuner Auto vorbei, durch den Lautsprecher fragt er nach Metall Schrott.
    Leer más

  • Stari Grad Sebrenik

    14 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ⛅ 22 °C

    Stari grad Sebrenik. Die Burg um die Bans und Könige seit 1333 streiten ist theoretisch zu Fuß von selvas Heimatdorf zu erreichen. Nur theoretisch weil Wandern von den meisten für eine komische Idee gehalten wird. Onkel Senad fährt uns also ein Stück mit dem Auto, wir spüren die feinen Seiten vom schrulligen Onkel. Die Landschaft ist wunderschön, die Dörfer sind süß verschachtelt und machen neugierig auf die Einwohner. Am Weg stehen kleine Ziegel Iglus in denen Kohle gebrannt wird. Wir picknicken unterm Apfelbaum, reden über Familien, lachen über lustige Maispflanzen. Die Burg und die Blicke rund herum machen uns Freude. Wir gehen den steilen Weg runter nach Sebrenik. Eine der hässlichsten kleinen Städtchen die ich je gesehen habe.Leer más

  • Sarajevo

    15 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ☀️ 28 °C

    Dem Busfahrer war es egal dass wir Tickets inkl Sitzplatz Reservierungen haben, der Bus ist voll, meint er. Also nehmen wir den nächsten Bus nach Sarajevo. Wir schaukeln 3 Stunden durch die schöne Landschaft über steile waldige Bergstraßen, sogar durch kleine Ski Gebiete.
    Unser Apartment liegt perfekt: ganz in der Nähe von der Baščarsija, dem osmanischen Markt in der Altstadt, aber doch ein Stück hinauf, wo es ruhig ist und sich kleine Gassen den Hügel raufwinden. Barrierefrei ist was anderes.
    Sarajevo ist so besonders! Mir gefällt es voll gut. Die Stadt liegt in einem Tal-Kessel und läuft in steilen Hügeln aus. Der osmanische Teil der Altstadt ist ein großer bazar mit Plätzen, engen Marktgassen, Moscheen und Tauben. Überall riecht es nach Cevapcici und Gegrilltem. An einer Stelle macht die Stadt einen harten Cut - und plötzlich ist man in „Little Vienna“: die Strassen sind gesäumt von Häusern aus der Österreich-ungarischen Zeit. Bisschen herunter gekommen aber hübsch! Nach 400 jahren osmanischer Herrschaft haben nach dem Berliner Kongress die Habsburger übernommen. Die meisten sahen sie eher als feindliche Besetzer. Aber sowohl sie als auch ihre Vorgänger haben religiöse Vielfalt ermöglicht.
    Die Guide-Dame von der free-Tour zeigt uns, wie in „Jerusalem of Europe“ 4 Religionen seit Jahrhunderten miteinander leben: in 10 Minuten gehen wir an der katholischen Kathedrale, orthodoxen Kirchen, einer Synagoge (aus Spanien vertriebene Juden wurden hierher eingeladen und siedelten sich an) und vielen Moscheen vorbei. Anscheinend scheint das hier gut zu funktionieren! Aber die Hauptstadt ist halt anders, kennen wir ja.
    Wir sehen das Rathaus indem während der Belagerung 2mio Bücher verbrannt sind. Ein paar Meter weiter sind Franz Ferdinand und Sophie erschossen worden und der 1. Weltkrieg hat begonnen. Von 1917 bis 1919 stand da ein Denkmal. Jetzt steht da nur noch ein Denkmal vom Denkmal und der serbische Schütze hat angeblich irgendwo eine Kapelle bekommen.
    Unaushaltbar ist die Vorstellung was vor 30 Jahren passiert ist. Der Bosnienkrieg tobte von 1992 bis 1995 mit 100.000 Todesopfern. Im Museum „crimes against humanity“ beginne ich bald auf den Boden zu schauen und nur gewählte Ausstellungsstücke und Texte anzuschauen weil ich es nicht aushalten kann. Die Erzählungen von den Konzentrationslagern, Genoziden, und persönlichen Schicksalen sind so schlimm dass ich sie nicht mal aussprechen kann als ich Selva vom Museum erzähle.
    Sarajevo war besetzt, im Talkessel gefangen. Viele Einschusslöcher zeugen von dem Wahnsinn, sie werden teilweise absichtlich nicht renoviert - Never forget! „Die Rosen von Sarajevo“ sind rot bemalte Granatenspuren, bei deren Explosion Menschen gestorben sind. Eine davon ist direkt vor der Kathedrale. Ein Tunnel der in wenigen Monaten gebaut wurde war die einzige Versorgungsmöglichkeit in der Stadt ohne Wasser, Strom und medizinischer Versorgung. Die Tausenden Patronen werden heute zu kleinen Mitbringseln verarbeitet und am Markt verkauft.
    Nach dem Museumsbesuch ist mir schlecht und ich gehe spazieren, rauf auf die Hügel, vorbei am heldenfriedhof, zum gelben Fort, und weiter durch die schönen Gassen. Ich komme zum weißen Fort, dass verschlossen ist. Während ich überlege was ich mache deutet mir ein Einheimischer mitzukommen. er kennt ein Loch im Zaun durch das wir kriechen und dann balancieren wir über die Mauern der Fort-Ruine. Der Blick auf die roten Dächer und spitzen Türme im Stadt-Dunst lässt mich aufatmen. Der seltsame Typ lädt mich noch auf Birnen in seinem Garten ein und schenkt mir zum Abschied eine Rose. Ich stelle sie Selva zum Bett, die Arme ist leider krank geworden.
    Leer más

  • Sarajevo mit Niko bei Nacht

    16 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ⛅ 27 °C

    Niko kommt von Split auf Besuch „zu den Wilden“ wie seine Schwester scherzhaft sagt. Wir haben’s extrem lustig, ich zumindest, und schlagen uns die Nächte um die Ohren. Das ist wirklich nicht schwer denn das nächtliche Sarajevo ist eine einzige riesige laute überfüllte Party, vor allem jetzt, in der Woche vom Film Festival. Wir treiben von einem Krach zum nächsten, tanzen da und dort ein bisschen, trinken, essen, und schauen uns die Outfits der super sexy Frauen an - in Sarajevo bin ich durchgehend völlig underdressed. Am ersten Abend brechen wir im gelben Fort ein und lassen den Tag mit Blick auf die glitzernde Stadt ausklingen.Leer más

  • Sarajevo mit Niko bei Tag

    17 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ☀️ 29 °C

    Am Mittwoch schlafen wir aus, trinken Türkischen Kaffee und besichtigen dann die unterschiedlichen Gotteshäuser. In der alten orthodoxen Kirche klingen meditative Choräle in Frauenstimme, der goldene Schmuck und die Ikonen leuchten uns in den dunklen Räumen an. In der Moschee studiert Niko den Koran, während ich mich an den schönen arabischen Schriftzügen und den weichen Teppichen in dem hellen Raum freue. Sogar meinem lieben fundamental-katholischen Niko gefallen das Ritual des Waschens am Brunnen und die geöffnete Handhaltung beim Beten. Dann kommen wir endlich zur Kathedrale, die die Habsburger da hingestellt haben, suchen den Eingang, Niko wirft sich verzweifelt gegen das Tor, es ist zu. Wir rufen die Nummer vom Aushang an, der Mann glaubt uns erst nicht, dann bestätigt er, ja der Türöffner hat leider Magenprobleme und ist nicht gekommen. Wir setzen uns ins Kaffee gegenüber und beobachten amüsiert wie viele nach uns mit fragendem Blick am Tor rütteln. Zur Messe gehen wir hinein, ich verstehe wenn der Priester Bože (Gott) und Gospodine (Herr) sagt.
    Beim roten Teppich vom Film Festival teilen sich die Stars, denen wir ein bisschen beim posen zusehen, mit uns die Leinwand (siehe Bild). der Security schmeißt uns mit den Worten „ihr habt hier nichts zu suchen“ aus dem Parlament. Ich hätte dort gern diese komplizierte, bürokratisch extrem aufwändige dreigeteilte Regierung mit abwechselndem Vorsitz wahrgenommen.
    Am letzten Abend sitzen wir zumindest ein bisschen mit Lukas und Selva zusammen. Am Freitag trennen sich unsere Wege.
    Leer más

  • Pyramiden von Visoko

    18 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ☀️ 33 °C

    Ich will in die Natur und mach einen Ausflug nach Visoko. Das Städtchen ist irgendwas zwischen unspektakulär und schirch. Schön ist nur die Bosna, der Fluss, nach dem Bosnien benannt ist. Anscheinend war der Ort im Mittelalter ein wichtiges Handelszentrum, 1377 wurde Tvrtko I. Kotromanić hier zum ersten bosnischen König gekrönt und später lebten hier viele weitere Könige.
    Irgendwo an der Bosna-Promenade frage ich einen jungen Mann nach der Touristeninformation. Er kann nur bosnisch und französisch, oje, die Worte kommen nur mühsam hervor. Er weiß es nicht, aber er weiß wo die meisten Touristen hinwollen, und da fährt er mich mit dem Auto hin. Er selbst ist als Kind nach Straßburg geflüchtet wo er jetzt Jus studiert. Er sagt es ist ihm ein plaîsir mir zu helfen weil es schön ist wenn Touristen in sein ville kommen. Ich steige dankend aus und stehe an einem eigenartigen Ort am Waldrand mit Standln, Gastro und vielen Touristen. Es ist die Forschungsstation der Esotherik-Forscher, die hier in 3 kleinen Bergen 30.000 Jahre alte Pyramiden mit kosmischen Heilkräften erkannt haben. Ich schaue mich um, und finde zwischen Räucherstäbchenduft und magischen Steinen einen Tunneleingang. als ich mir die Informationen anschauen will geht gerade eine Gruppe in den Tunnel, ich setze mir einen Helm auf und geh mit. Die meisten Forscher sagen, dass die Tunnel aus dem Bergbau stammen, aber hier lernt man, dass die Gänge ein Beweis für den Pyramidenbau sind. Es gibt diverse Mystische Steine, Wasser mit Erinnerung und irgendwas besonderes mit dem Magnetfeld. Nach 200m und 15 Minuten merkt die Guide-Dame dass ich nicht zur Gruppe gehöre, und schickt mich zurück. Am Weg sehe ich Menschen in kleinen Buchten sitzen, die sich zum Meditieren zurück gezogen haben.
    Dann gehe ich im kühlen Buchenwald wandern und bin ganz allein. Die Wege sind breit und recht gut beschildert, so dass ich sicher bin über keine Mine zu stolpern die es wohl abseits der Wege immer noch gibt. Irgendwo hängt eine Schaukel und ich mach eine Pause. Nach 2 Stunden entdecke ich die Burgruine der Könige, sie liegt auf der Spitze einer Pyramide, genau dort wo die kosmische Energie in einem 4m dicken Strahl in den Berg schließt (wie ich gelernt habe). Oben tank ich Energie und eine deutsche gesprächige Eso-Touristin führt mich mit dem Auto zurück zum Busbahnhof.
    Leer más

  • Travnik

    19 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ☁️ 25 °C

    „Wesire und Konsuln“ ist ein Buch von Ivo Andrić, das ich mir für faule Stunden mitgenommen hab. Es erzählt, wie 1807 ein napoleonischer und ein österreichischer Konsul ins tiefe Tal von Travnik kommen, wie sie sich mit dem aus Istanbul bestellten Wesir von Bosnien anfreunden, wie den reichen Türken der stolzen Hauptstadt (bis 1850) das alles gar nicht gefällt und wie sie im Kaffeehaus Lutvina kahva sitzen und über den Untergang der „schönen Stille“ schimpfen. Sehr schön zu lesen! In genau dem Kaffeehaus sitze ich, und schimpfe im Stillen über das Verschierte, das in meiner Gemüsesuppe schwimmt.
    Travnik gefällt mir gut. Es ist von steilen, dunkelgrünen Hängen umgeben, die Burgruine ist von überall zu sehen. Ich sitze da oben, höre zu, wie Muezine aus 2 Richtungen singen und genieße die Stimmung im Tal. Irgendwie unabsichtlich mach ich eine Wanderung auf für meine Sandalen viel zu steilen Wegen hinauf zu einer Kapelle. Ich verirr mich weiter in das kleine Dorf velika bukovica, 2 Frauen, die gerade beim Kühe Melken waren lachen mich an und aus und erklären mir (glaube ich) dass hier keine Straße direkt zurück nach travnik führt, ich muss über den steilen Pfad zurück. Unten schreibe ich einer der Frauen die sich auf Facebook vernetzen wollte mit Google translate dass ich gut angekommen bin. „Gut, mein Schatz“ schreibt sie, und dass ich bald auf einen Kaffee vorbei kommen soll.
    Im Untergeschoß der „bunten Moschee“ im Zentrum gibt es ein Kaffeehaus. Die Gäste hören zu, wie sich ein junger Mann und eine verschleierte Frau mit Mikrofonen unterhalten. „Er ist Katholik und sie ist meine Frau“ erklärt mir der Herr, der mir türkischen Kaffee bringt. Der Dialog zwischen den Religionen soll gefördert werden. Als ich ihm dazu gratuliere sagt er, ich soll mal auf Facebook schauen - die Veranstaltung hat viele kritische Kommentare bekommen.
    Mein Apartment ist in einer der viele Betonbauten. Auch diese Gegend schau ich mir ein bisschen an, weil da spielt sich schließlich das echte Leben der meisten ab. In Sarajevo hab ich die viel höheren, hässlichen Bauten nur aus der Ferne gesehen.
    Es ist ist anders alleine zu sein und ich muss mich erst dran gewöhnen. Es ist weniger lustig und auf andere Weise intensiv. Lustigerweise gehts dem französischen Konsul zu Beginn ganz ähnlich (siehe Bild).
    Leer más

  • Jajce

    22 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ☁️ 17 °C

    Im Bus nach Jajce bekommen der Amerikaner Matt und ich einen „Stehplatz“, er erzählt mir von seinem Leben als digital Nomade, seit 6 Jahren immer woanders, immer weniger Gepäck dabei, seinen Namen erfrage ich erst nach 2 Stunden. Wir spazieren gemeinsam vom Zentrum der hübschen Stadt den Fluss Pliva entlang, vorbei an herrlichen kleinen und großen Wasserfällen und einem See zu alten Mühl-Häuschen durch die Wasser sprudelt. Wir ziehen uns die Schuhe aus und springen durch die Bächlein.
    Historisch springt man in Jajce über die Jahrhunderte: von Überresten römischer mithras-Tempeln aus dem 4. Jhdt, zu einer großen Burgruine und Katakomben aus dem 15. Jhdt, weiter zu den Mühlen aus der Österreich-ungarischen Zeit hin zu einem bedeutenden Moment am 29.11.1943: An diesem Tag hat Tito hier in einer Turnhalle das sozialistische Jugoslawien ausgerufen. Es ist für mich besonders da drin zu stehen und mir die Bilder und Geschichten der Brigaden anzusehen, die hierher gepilgert sind. In der Zeit von Belagerung und Bürgerkriegen hatten sie eine Vision. Die ich auf ihn anspreche lieben Tito noch immer. Das Leben war gut in Jugoslawien, sagen sie, wir hatten unsere Ruhe und wir haben zusammen gehalten. Von kritischen Stimmen hör ich das Wort Jugo-Nostalgie.
    Natürlich zeugen auch viele Häuser mit Einschusslöchern vom letzte Krieg. Jimmy, Pub-Besitzer und in Wien studierter Jazzpianist sagt, er hasst es wenn Leute wegen Kriegs-Tourismus kommen. Es gibt so viel Interessanteres zu sehen. Er liebt das Leben hier, er kann die Stadt kaum queren weil er an jeder Ecke zum Quatschen stehen bleibt. In Wien zu Leben wäre für ihn eine Strafe, Sonntage sind dort so langweilig. Zufällig fährt Enes, der Vater eines Freunds mit seinem nagelneu hergerichteten Käfer vorbei. Drei Jahre und viel Geld hat er investiert. Er fährt mich durch Jajce zu den Sehenswürdigkeiten, ist sehr freundlich und gesprächig, Passanten schauen und winken und Enes freut sich.
    Leer más

  • Banja Luka

    23 de agosto de 2022, Bosnia y Herzegovina ⋅ ☁️ 20 °C

    Die polnische Übersetzerin Calina hilft mir eine Flasche Wein zu trinken. Am nächsten Tag hitchhiken wir gemeinsam nach Banja Luka, ein bosnischer LKW-Fahrer aus Gmunden nimmt uns mit, er ist sehr freundlich. Trotz traumhaft schöner Landschaft am Vrbas-Fluss wird mir durch viele Kurven und beängstigende Überholmanöver etwas schlecht.
    Banja Luka ist die Hauptstadt der Republika Srpska, ich wollte hierhin, u.a. um mein Bild von bosnischen Serben zu verbessern. „Good luck“ sagt Calina.
    Am ersten Abend empfinde ich die grauen Plätze, die mehrspurigen Straßen, die lauten, herumlungernden Jugendlichen unangenehm. Mit der lebendigen Dänin Ragnhild finde ich am nächsten Tag Gefallen an der untouristischen, recht uncharmanten Stadt, in der mir nicht nur viele Wörter, sondern auch die Buchstaben fremd sind. In der orthodoxen Kirche im Zentrum küssen gläubige Besucher die Tür und einige bunt funkelnde Ikonen. Das große Kastell wurde anscheinend von den Römern bis zum 2. Weltkrieg genutzt, jetzt erobert die Natur die Ruine ungehindert zurück, ein wunderbarer Anblick. Für die 3% Katholiken gibt es eine moderne Kirche die viel Beton zeigt. „Kaputt“ sagt die Nonne, als wir fragen ob wir auf den Kirchturm steigen können. Nicht nur wegen der Kriege sind viele Bauwerke relativ neu. 1969 zerstörte ein Erdbeben die halbe Stadt und machte 50.000 Menschen obdachlos. Enes in Jajce hatte den schnellen Wiederaufbau als Beispiel für das gut funktionierende Jugoslawien gebracht. Wir sehen auch eine schöne Moschee, aber Muezine hört man hier keine singen. Ragnhild und ich machen eine ausgedehnte Mittagspause mit Blick auf das srpska Open Tennistournier.
    Im Museum der Republika Srpska ist ein Trakt den Verbrechen der kroatischen Ustascha gegen die Serben und andere Minderheiten im 2. Weltkrieg gewidmet, speziell den zehntausenden Toten im KZ Jasenovac. Wie wenig ich davon weiß… Es ist barbarisch, unaushaltbar, unglaublich wozu Menschen fähig sind und wie diese Dynamik des Absprechens menschlicher Würde immer wieder passiert. Der Rest des Museums behandelt die Geschichte der Republik von der Steinzeit bis 1945. schade dass es hier endet…
    Ein Spaziergang den Vrbas-Fluss entlang tut uns gut. Nach einer Stunde kommen wir zu einem Highlight am Stadtrand: In kleinen Becken direkt am Fluss baden wir in warmen leicht schwefeligen Wasser, wollen gar nicht mehr raus. Wir unterhalten uns gut mit einem lustigen Mann, der hier regelmäßig herkommt, er zeigt uns die besten Becken. Ich bin froh, dass ich einen sehr feinen und herzlichen Bewohner der Stadt kennen gelernt hab.
    Leer más

  • Zagreb

    25 de agosto de 2022, Croacia ⋅ ⛅ 28 °C

    Mein Entdeckungstrieb lässt nach und ich lasse mich treiben, durch die hübsche Stadt mit der vertrauten Architektur. Seit dem Erdbeben 2020 sind der Markusplatz und die große Kathedrale gesperrt, ziemlich verrückt. Bei der free tour wird die lustige Anekdote erzählt, wie Präsident Tudman 1991 einem Anschlag entkommen ist, weil ihm das Dessert nicht geschmeckt hat, viel politischer wirds nicht. Wir hören von den beiden Stadtteilen Kaptol und Gradec, wie sich König Béla im 13. Jhdt hier vor den Mongolen versteckte, wie die Kroaten im 30jährigen Krieg die Krawatte erfanden, wie josip jelacic im 19. Jhdt als Befreier gegen die Ungarn und von der Leibeigenschaft zum Nationalheld wurde und dass in der Kathedrale Luster aus Las Vegas hängen. Jeden Tag um 12 Uhr wird eine Kanone abgefeuert nach der die Kirchen ihre Turmuhren stellen konnten. Das Wetter ist herrlich, ich bin ein bisschen müde und verabschiede mich von Ragnhild, die im Hostel in den Pool springt.Leer más

  • Slowenien & Südsteiermark bei David

    26 de agosto de 2022, Eslovenia ⋅ ⛅ 29 °C

    David lädt mich ein in seine slowenisch-steirische Welt. Er lebt in einem verträumten Häuschen im nirgendwo, eine sehr aktive Kiwi-Pflanze rankt jeden Tag ein bisschen anders in seine Veranda, auf der wir zum Frühstück gleichzeitig Kaffee und Tee trinken. Zweieinhalb Tage darf ich in seine Welt eintauchen. Wir fahren zu einem Schloss, in dem David eine Ausstellung kuratiert hat, im Bus hören wir seinen slowenischen Lieblingsrapper, im Pavelhaus ist eine Ausstellung und ein Poesie-Festival, der Wein heißt Grenzliebe weil die Bauern die Reben auf beiden Seiten der Grenze ernten. Ich hab meinen Pass im Häuschen vergessen, an der Grenze bin ich sehr nervös, obwohl es nur um 250€ geht. Wie muss es Menschen gehen, bei denen es an der AGeenze um so viel mehr geht. Wir besuchen Mama Eva, und den Rest der herzlichen Familie, Philip und ich lesen Donald Duck und schleifen Specksteine, David zeigt mir das alte Mühlhaus aus den 50ern, das die Nachbarin Rosa immer noch pflegt und erhält. Mein inneres Kind und ich lachen laut als die Mur uns mit sich zieht, abends gehen wir zum Hoffest vom befreundeten Winzer, wieder lauter nette Leute, wir tanzen wie Wahnsinnige, vor allem der David.Leer más

  • Zurück

    28 de agosto de 2022, Austria ⋅ ☁️ 25 °C

    Im Zug nachhause bin ich müde, aber die Plauder-Haltung hält noch an und ich quatsch mit dem Iraker neben mir, der einfach mal 5 Stunden Zug fährt um spontan einem fremden Somalier zu helfen, der sich verfahren hat, mir geht das Herz auf.
    Selvas Geburtstagsfest ist quasi der letzte Stopp der Reise. Das ist sehr stimmig, immerhin hab ich ihr das Ganze irgendwie zu verdanken, hvala selva.
    Leer más

    Fin del viaje
    29 de agosto de 2022