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  • Day 12

    Belgrad

    August 20, 2023 in Serbia ⋅ ☀️ 33 °C

    Überraschenderweise gefällt mir Belgrad sofort. Es ist Samstag Abend, junge Frauen haben sich ordentlich aufgestylt und promenieren mit den Menschenmengen durch die Innenstadt, in tausenden strassencafes spielen Musiker serbische Lieder, die Besucher singen mit. Großer Bonus: überall gibt es Popcorn Stände. Ich Kauf mir eine Tüte und treibe mit. Beograd heißt eigentlich „weiße Stadt, sie ist aber eher ostblock-grau mit vielen grünen Flecken. Von der kalemegdan Festung, ein einst wichtiger Stützpunkt der mehrfach die machthalter wechselte, sehe ich die Save in die Donau fließen. In einem der Festungsbunker finde ich eine Ausstellung über titos Partisaninnen, die sich der Kamera in den 50ern uniformiert, bewaffnet und stolz präsentieren. Ich besuche zum ersten Mal eine orthodoxe Messe, mal wieder erstaunt mich wie wenig ich weiß. Der Priester und seine Helfer beten unentwegt und schnell im Singsang, teils mehr stimmig wie in einem choral, die Klänge gefallen mir sehr gut. obwohl es eine normale Morgenmesse ist wirkt es ernst und feierlich. Die gläubigen Küssen die Ikonen und die Hände der Priester, wenn diese ihnen Brot füttern. Selbst die älteste Oma steht über eine Stunde, das Kreuzzeichen wird in mir nicht verständlichem, häufigem Rhythmus ausladend mit 3 Fingern gemacht, manchmal berühren die Gläubigen den Boden. Zum Schluss fällt mir auf dass ich auf der Männerseite gestanden bin.
    Am Platz der Republik steht die Statue des Nationalhelden mihailo obrenovic, der 1815 den 2. Aufstand gegen die Türken anführte. Auf seinem Pferd sitzend zeigt er gen Süden, ins noch nicht befreite Land. Auf den Stiegen der Statue treffe ich den serbophilen Engländer toby, der mir im feinsten British English gerne ausführlich alles mögliche erläutert, ich steig bald aus. Das wichtigste das ich „as an Austrian“ wissen muss, sagt er, ist das Österreich von der Eroberung Prinz eugens 1717 bis 1918 bis zur Save reichte, von der Festung kann man auf das ehemalige Österreich schauen. Toby zeigt mir seine Lieblingsstadt. Wir sehen den Sitz des serbisch-orthodoxen Patriarchen und die zweitgrößte orthodoxe Kirche der Welt. mit 65m Höhe und diesen offenen raum, in dem nichts ist außer der Luster und viel goldene wandbemalung wirkt sie wirklich riesig. Wir nehmen den Bus nach neu-Belgrad. Nach hitlers bombardierung war hier alles platt. Jetzt wohnt hier irgendwo in den gut organisierten plattenbauten aus der Tito-Zeit Sonjas Schwester. Über eine schwimmende Brücke überqueren wir die donau, an einer große künstlichen insel Kühlen sich die Belgrader im Wasser ab, wir auch. Zenum ist wie ein dicht bebautes kleines Dorf am Rande der Stadt auf ehemals österreichischer Seite. Oben vom Turm genießen wir einen fantastischen Blick über die Stadt, natürlich mit Popcorn. In einem der süßen Häuser lädt uns der Kellner auf rakja ein, wir hören den Betrunkenen Musikern beim musizieren zu, die Menge singt lauthals mit.
    An einem anderen Abend lerne ich ein paar von tobys bekannten kennen. Wir trinken in den Hinterräumen der Bars einen rakja nach dem anderen. Iovan ist ein schmieriger Typ der nichts als Lügen erzählt mit zu viel Interesse an körperkontakt. Er sieht aus wie ein Gangster mit viel Geld und ist es sicher auch. Der alte Sascha mit rosa Hemd ist wohl der viel schlimmere Kriminelle. In Schweden haben sie damals Waffen und Drogen geschmuggelt, bei einer Polizeikontrolle haben sie die Polizisten gefesselt und in den Kofferraum gesperrt. Wie er nach den 5 Jahren im Gefängnis zu seinem jetzigen Reichtum mit Häusern und Angestellten in Serbien, Miami und Medellin gekommen ist, die er mir am Handy zeigt, kann ich nur ahnen. Am nächsten Tag schwirrt mir der Kopf.
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