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  • Day 14

    Sir Connery

    May 11, 2023 in Germany ⋅ 🌧 18 °C

    Conner.
    Unser Feriengast.
    Das Blind Date.
    Der Schlumpf.
    Das Baby.
    Das Model.
    Es war der Dienstag vor unserer Abreise am Samstag. Wir waren beruflich wohl alle im Vorurlaubsstress, das Packen hatte noch nicht angefangen, als Markus eine Telefonkonferenz vorschlug: Ingo, an den Markus eine Woche zuvor eine Nachricht geschickt hatte, dass unser 3. Pferd abgesagt hatte, und ob er vielleicht noch “rein zufällig” einen übrig habe, hatte angerufen.
    Er hatte einen!!!
    Viel Information gab es allerdings nicht. Wie schon erwähnt, 4jährig und brav sollte er sein.
    Unser Entschluss ihn mitzunehmen war schnell gefasst, das Blind Date gebucht und wir in heller Aufregung.
    Im Laufe der nächsten 2 Tage kam immerhin der Name und ein Bild von “Conner”, mehr gab es nicht.
    Markus fuhr ihn am Samstag morgen abholen, von unterwegs gab er uns schon eine Packliste durch. Polsterbares Sattelpad, Trense, Gurt, alles suchten wir noch schnell zusammen.
    Es ging erwartungsgemäß schnell und wir alle schlossen den hübschen Braunen sofort ins Herz. So viel Aufmerksamkeit, Pflege, Liebe, Bewunderung, Weide, Heu und Möhren - Conner war im Ferienparadies angekommen.
    Nachdem sein Equipment zusammengestellt und angepasst war, ging es ein bisschen an die Longe und Markus setzte sich zum Kennenlernen mal ein paar Runden drauf.
    Tags darauf kam er schon mit uns auf einen ersten Ausritt.
    Noch schief und unausbalanciert im Trab, mit Beinsalat im Galopp und schneller außer Puste, als man sich in seinen Bewegungsrythmus einfühlen konnte, aber immer brav und gewillt. Und ein Hingucker, wie wir schnell an unseren eigenen, und den Blicken anderer feststellen konnten, wenn er sich mal wieder in Szene zu setzen weiß.
    Auf der Weide ist er ganz weit vorne dabei, wenn es um Bekanntschaften über die Zäune geht. Da wird gequiekt, imponiert, es fliegen die Beine und es hing auch schon mal eins über dem Zaun. So schafft er es selbst hier, in typischer Halbstarkenmanier, sich Bisswunden und Blessuren über die Zäune hinweg abzuholen. Unsere Abläufe lernt er schnell und ist im täglichen Umgang clever und vorwitzig, aber jederzeit brav und vorsichtig. Zur Futterzeit wird mittlerweile ungeduldig randaliert und das Heunetz traktiert er wir ein Verhungernder, und das bei 4x täglich üppigen Portionen plus Weide! Spezi und Inima findet er als Weidenachbarn zwar zu langweilig, im Stall gewöhnt er sich aber schnell an seine Kumpanen und wiehert herzzerreißend hinterher, wenn sie auch nur vor ihm aus dem Stall geführt werden.
    Besonders gut hat er auch schnell seinen Nebenjob hier in Severloh verstanden: er ist auf Fotos ein echter Poser und stellt sich auf, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Falls es also für die Karriere als Springpferd in die höheren Klassen nicht reichen sollte, als Model hat er jederzeit gute Chancen die Kataloge der Reitsportszene zu zieren.
    Und auch als Reitpferd ist er stets angenehm.
    Bei den ersten Geländerunden reichte seine Kraft noch nicht weit und das ein oder andere Mal sah man ihm beinahe an, dass er sich eher im Bootcamp als in der Jugendfreizeit fühlte.
    Nach wenigen Tagen allerdings übernahm er bereits eigeninitiativ die Führung unserer kleinen Ausreitgruppe und marschiert frisch, brav und souverän vorweg. Er lernt schnell sich auch unter dem Reiter gut zu bewegen, gewinnt gefühlt täglich Kraft und Motivation hinzu und ist nach seinen wohlverdienten ruhigeren und reiterfreien Regenerationstagen fast schon übermütig unterwegs.
    Galopp entwickelt sich zu seiner Lieblingsgangart und neuerdings springt er schon fein an und galoppiert raumgreifend, frisch und fröhlich, vorweg oder hinterher.
    Es kam in unserer Mix&Match Konstellation so aus, dass ich ihn zumeist geritten habe, und ich habe die Zeit mit ihm so genossen, dass sich die Sehnsucht nach Ritten mit meiner kleinen flotten Fuchsstute gut aushalten ließ.
    Wenn Zeit und Geld in unserem Alltag nicht endlich wären, wir könnten uns kein schöneres Urlaubssouvenir (und wer uns kennt der weiß, dass er mit diesem Ausdruck nicht als Sache degradiert wird) als ihn vorstellen.
    So bleibt es wohl wahrscheinlich bei diesem heißen Urlaubsflirt, aber noch sind wir ja hier und freuen uns mit und über ihn. Und wer weiß, man sieht sich ja bekanntlich immer zweimal im Leben.
    In jedem Fall gilt unser großer Dank Ingo, der uns so vertrauensvoll sein Pferd in die Hand gegeben hat. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, haben ihn wie unsere eigenen behandelt und hoffen ihn Dir - mit mehreren weinenden Augen - in bestem Zustand zurück geben zu können.
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