Satellite
Show on map
  • Day 6

    Von Pskow ins Waldai und nach Twer

    July 18, 2019 in Russia ⋅ 🌧 14 °C

    Tag 3+4

    Bei bedecktem Himmel und ca. 20 Grad verlassen wir Pskow. Ich vermeide den Berufsverkehr im Stadtzentrum und so bekommen wir einige „Hinterhöfe“ der Stadt zu sehen. Die Straßen sind gut und an der Hauptstrecken nach St. Petersburg wird intensiv gearbeitet. Dann biegen wir Richtung Schimsk ab und kommen so „durch die Provinz“.
    In einem kleinen Ort sind die Schranken geschlossen. Bereits am ersten Tag lernen alle die russische Art der Bahnübergänge kennen. Die, die dann Wenn die Schranken schlossen werden, kommen aus dem Boden Stahlplatten heraus, die verhindern sollen, dass bei geschlossenen Schranken die Gleise überquert werden.
    Bei Schimsk befindet sich an einem kleinen privaten Baumarkt ein gutes Café. Wir stoppen auf einen Kaffee, essen eine Kleinigkeit und klönen. Bei der Weiterfahrt Egon fährt auf der Süd-Route mit einer kleineren Gruppe um den Ilmensee, während ich mit der größeren Gruppe nach Nowgorod fahre. Wir stoppen unweit des alten Hansehofes und gehen über die Wolchowbrücke in den Kreml der Stadt. Die Anlage ist schon beeindruckend. Wir sehen das Denkmal zur Geschichte „1000 Jahre Russland“ und die Sophienkathedrale mit der großartigen Broncetür. Dann fahren wir weiter nach Waldai, wo wir am „Kafe Bavaria“ auf Gisbert und Susanna treffen. Hier haben wir uns auch mit der anderen Gruppe verabredet. Sie kommen aber fast zwei Stunden später, nachdem wir schon gegessen haben und uns russische Simkarten besorgt hatten. Zum einen war der Straßenzustand auf einigen Passagen so schlecht, dass oft nur 40 km/h gefahren werden konnte, zum anderen hatte Till kurz nach dem Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs unweit von Demjansk eine Reifenpanne.
    Blöderweise hatte keiner von ihnen Flickzeug dabei. Aber unverhofft kommt oft! Ein Litauer hält und bietet seine Hilfe an. So kann der Reifen geflickt werden und das Ganze dann in Demjansk noch nachgebessert werden. Während die größere Gruppe mit meinen Freunden Gisbert du Susanna schon zur Übernachtung zu ihnen nach Hause fahren, warte ich auf die kleinere Gruppe. Sie essen noch im Bavaria und dann fahren wir zu Gisberts Datscha. Wir richten uns ein und nutzen die Gelegenheit zum Klönen, zum Besuch der Banja, zu einem fürstlichen Essen, das leider nicht im Garten sondern auf der Veranda stattfinden muss, da es ein wenig regnet. Es wird russisch: Essen und Trinken bis Mitternacht mit Bier, Wein und „Selbstgebranntem“ - den es gar nicht gibt, denn er wird in der Destille gebrannt und dann runter verschnitten. Dazu kommen viele interessante Gespräche untereinander und mit Susanna und Giesbert, der hier in Russland seit 1989 als Journalisten arbeitet. Seine Berichte will aber in Deutschland niemand haben oder lesen. Leider berichtet er über das wahre Leben in Russland und nicht über unsere Vorstellungen von Putin und Co. Also hat er sich auf seinen kleinen Bauernhof zurückgezogen und betreibt Landwirtschaft und Schafzucht, dazu gelegentliche Übersetzungen. Ein eindrucksvoller Abend geht zu Ende.

    Susanna, die eigentlich Musikerin ist, aber jetzt eine kleine Künstlervermittlung betreibt, hat das Frühstück bereits vorbereitet. Eier von glücklichen Hühnern, selbstgemachte Käse, Jogurt und Butter. Auch etwas Fleisch ist dabei. Als Kaffee gibt es den üblichen löslichen Kaffee oder Tee. Leider regnet es, als wir und zurück auf den Weg in die Stadt Waldai machen. Waldai ist eine bedeutende Poststation zwischen Moskau und Petersburg gewesen. Es gab hier billige Wasserkraft und viel Holz(kohle). So konnte man Glocken in verschiedenen Größen und zu verschiedenen Anlässen gießen. Das Glockenmuseum ist weithin bekannt und wir erfahren viel über die Tradition und die Herstellung von Glocken. Dann geht es weiter zum Iversky-Kloster auf einer Halbinsel im See. Nach einem kurzen Rundgang stoppen wir zu einem Mittagessen mit Fischsuppe (Ucha) und geräucherten Fisch - beides übrigens sehr lecker. Zum Nachtisch gibt es Tee aus selbstgepflückten Kräutern.
    Wir verabschieden uns von Gisbert und Susanna und fahren weiter nach Twer. Der Regen hat glücklicherweise aufgehört und die Temperatur ist bei angenehmen 24 Grad angelangt. Der Verkehr auf der Magistrale ist nicht allzu stark, seitdem parallel die mautpflichtigen Autobahn M11 entsteht. Dennoch ziehen sich die 250 km scheinbar endlos dahin.
    Twer ist eine Kleinstadt mit einer halben Million Einwohner. Die Stadt befindet sich an der Wolga und ist älter als Moskau. Die schönen Gebäude in der Innenstadt sind scheinbar nur für uns herausgeputzt. Quälend ist der Verkehr die letzten 20 km zum anderen Ende der Stadt, in dem sich unser Hotel befindet. Weil Egon vor uns angekommen ist, besorgt er noch ein „Stiefelbier“, das heißt so, weil man es trinkt, weil man noch in Motorradstiefeln steckt.
    Read more