• Jürgen Grieschat
Jul – Aug 2019

Russland - Mongolei 2019

Wieder durch Sibirien reisen. Auf wenig bekannten Wegen zum Baikal und in die Mongolei. Mit dem eigenen Motorrad am Roten Platz in Moskau stehen, die Grenze Europa-Asien passieren, Weite erfahren, Land und Leute abseits aller Klischees erleben. Read more
  • Trip start
    July 13, 2019

    Vorbereitungen zum Start

    July 12, 2019 in Germany ⋅ ⛅ 16 °C

    Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, alles durchgecheckt, Öle erneuert, die Fahrzeuge sind bereit. Nur noch packen und einpacken und der Start am Sonnabend kann kommen. Dann beginnt unsere große MOTTOUREN Reise 2019 durch die baltischen Staaten und Russland in die Mongolei. Ich freue mich darauf, wieder unterwegs zu sein!Read more

  • Das ist der Plan:

    July 13, 2019 in Germany ⋅ ⛅ 19 °C

    Baltikum - Sibirien - Mongolei, der lange Weg
    - soweit die Räder rollen - 13. Juli - 20./25. August
    Das Motorradabenteuer 2019 mit MOTTOUREN

    Einmal im Leben durch Sibirien reisen - soweit die Räder rollen! Auf wenig bekannten Wegen zum Baikal, auf die Insel Olchon, in die Mongolei. Mit dem eigenen Motorrad am Roten Platz in Moskau stehen, die Grenze Europa-Asien passieren, den Ural erfahren. Die Wolga, den Ob und den Jenissej überqueren, Weite erfahren, Land und Leute abseits aller Klischees erleben, das Leben auf dem Dorf ebenso wie in der russischen Hauptstadt. Intensiv. Mit dem eigenen Motorrad. Einfach los!
    Anreise mit der Fähre von Kiel nach Klaipeda, interessante Begegnungen entlang der Strecke in Litauen, Lettland und Estland. Rücktransport der Motorräder und Rückflug ab Ulanbataar. Mit Begleitfahrzeug für das Gepäck.
    Auf Wunsch Fahrt mit der Transsib bis Nowosibirsk und Rückflug ab dort möglich.

    Tag DatumStrecke Unterkunft
    01 Sa. 13.07. Ab Hamburg etc. zur Fähre nach Kiel
    02 So. 14.07. Fährfahrt nach Klaipeda / Memel, weiter nach Liepaja
    03 Mo. 15.07. Durch Kurland und den Gauja Nationalpark nach Sigulda
    04 Di. 16.07. Zur Grenze Estland / Russland, Fahrt über Petschory nach Pskow
    05 Mi. 17.07. Pskow - Waldai
    06 Do. 18.07. Waldai - Twer
    07 Fr. 19.07. Twer - Dubna - Dmitrov - Moskau
    08 Sa. 20.07. Moskau mit Stadtrundfahrt und -rundgang
    09 So. 21.07. Moskau - Wladimir - Susdal
    10 Mo. 22.07. Susdal - Palech - Nishni Nowgorod
    11 Di. 23.07. Von Nishni Nowgorod nach Kasan / Tartastan
    12 Mi. 24.07. Von Kasan über Nabereschnyje Tschelny nach Ischewsk
    13 Do. 25.07. Ischewsk - Perm
    14 Fr. 26.07. Von Perm zum Gulag Perm 36, weiter über den Ural bis Kuschwa
    15 Sa. 27.07. Rund um Kushwa, Fahrt nach Bingi
    16 So. 28.07. Newjansk und Ausflug nach Jekaterinburg mit Ganina Jama
    17 Mo. 29.07. Weiter nach Irbit
    18 Di. 30.07. Irbit - Tjumen - Ischim
    19 Mi. 31.07. Von Ischim nach Asowo
    20 Do. 01.08. Asowo über Omsk - Barabinsk
    21 Fr. 02.08. Barabinsk - Nowosibirsk
    22 Sa. 03.08. Nowosibirsk - Mariinsk
    23 So. 04.08. Mariinsk - Krasnojarsk
    24 Mo. 05.08. Krasnojarsk - Taischet
    25 Di. 06.08. Rund um Taischet
    26 Mi. 07.08. Taischet - Tulun
    27 Do. 08.08. Von Tulun nach Irkutsk
    28 Fr. 09.08. Fahrt zur Insel Olchon
    29 Sa. 10.08. Von Olchon über Irkutsk nach Listwjanka
    30 So. 11.08. Aufenthalt am Baikal
    31 Mo. 12.08. Listwjanka - Baikalsk
    32 Di. 13.08. Fahrt zum buddhistisches Zentrum Iwolginsk und nach Ulan-Ude
    33 Mi. 14.08. Weiter in die Mongolei über Süchbaatar nach Darchan
    34 Do. 15.08. Darchan nach Ulaanbaatar, Stadtrundfahrt
    35 Fr. 16.08. Fahrt zur Sanddüne Elsen Tasarchai
    36 Sa. 17.08. Ulaanbaatar Ausfahrt
    37 So. 18.08. Ulaanbaatar Ausfahrt
    38 Mo. 19.08. Ulaanbaatar, Motorräder verpacken / abgeben
    39 Di. 20.08. Flug Ulaanbaatar - Deutschland / Mit der Transsib nach Irkutsk
    40 Mi. 21.08. Aufenthalt in Irkutsk, weiter mit Transsib nach Nowosibirsk
    41 Do. 22.08. Unterwegs mit der Transsib
    42 Fr. 23.08. Mit der Transsib nach Nowosibirsk, Aufenthalt Nowosibirsk
    43 Sa. 24.08. Aufenthalt Nowosibirsk, Stadtrundfahrt, Ausflug Akademgorodok
    44 So. 25.08. Flug Nowosibirsk nach Deutschland
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  • Start und Fährfahrt Kiel - Klaipeda

    July 14, 2019 in Latvia ⋅ ⛅ 18 °C

    Tag 1 + 2
    Morgens holt Egon unseren VW Bus und fährt zurück nach Lübeck, um seine Sachen für die Reise zu packen, inklusive der Charity-Pakete, die wir mitnehmen werden. Dann packe ich mein Motorrad, einige letze Arbeiten zu Hause, Abschied und dann geht es los, weil ich pünktlich bei Jan sein will, um mit ihm gemeinsam nach Kiel zu fahren. Wie verabredet starten wir bei ihm und fahren über Landstraßen zum Fährhafen. Von der Demo in Kile gegen das Übermaß an Kreuzfahrtschiffen merken wir nichts, wohl aber von den baustellenbedingten Umleitungen. Alles es klappt, ohne große Hektik. Pünktlich kommen wir in Kiel am Fährhafen an. Und alle übrigen Mitreisenden auch. Schön.
    Dann checke ich für uns alle ein. Nach gefühltem langen Warten werden wir endlich auf das Schiff gelassen. Um 21.00 gibt es Abendbrot, anschließend sitzen wir noch bei dem einen oder anderen Willkommensbier zusammen. Dann bröckelt die Gruppe ab, Müdigkeit macht sich bemerkbar.
    Nach dem Frühstück um 9:00 Uhr treffen wir uns zu einem ersten Briefing. Und ich kann die frohe Nachricht verkünden, dass mein Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Dank guter Kontakte zu DFDS und zur Crew konnte ich für 15.00 Uhr einen Besuch auf der Brücke ermöglichen. Inzwischen ist er schon so oft mit diesem Schiff gefahren, dass es nicht so schwierig, das zu organisieren. Schon beeindruckend, dort oben zu stehen! Die Fähre ist eigentlich für den Transport von Neufahrzeugen gebaut worden und erst nachträglich mit Kabinen für Passagiere versehen worden. Nur die Fahrstühle ließen sich nicht mehr einbauen. Deswegen müssen wir auch die engen Treppe vom 5. Stock bis in den Keller mit dem Gepäck benutzen. Aber irgendwie geht auch das. Endlich sind wir von Bord. Einkurzer Tankstopp und es geht durch Klaipeda in Richtung Norden, natürlich mit einem Fotostopp am Motoradfahrerdenkmal. Wir fahren an Nimmersatt vorbei, dem ehemals nördlichsten Punkt des Deutschen Reiches. Gegen 21.00 Uhr kommen wir in Libau / Liepaja im Hotel Europa City Amrita an und werden sofort zu einem leckeren Abendessen gebeten. Dann beginnt der normale „Urlaub“. Während einige in der Hotellobby ihre Erfahrungen austauschen, sitze andere im Zimmer und schreiben oder machen noch einen kleinen Abendspaziergang. Gegen Mitternacht ist auch für mich der Tag zu Ende!
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  • Von Liepaja in LV nach Pskow in RUS

    July 17, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 17 °C

    Sibirien-Mongolei 2019, Tag 3+4

    Liepaja war als ehemals größter Marinestützpunkt der russischen Armee lange Zeit für Ausländer geschlossen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Hafen auf zaristisches Geheiß erweitert, so dass sich Liepaja in der Folgezeit zu einem der wichtigsten, weil eisfreien Umschlagplätze des russischen Reichs entwickelte. Nördlich der über 100.000 Einwohner zählenden Stadt wurde der Kriegshafen Karosta samt aller Befestigungsanlagen errichtet. Die alten Bunkeranlagen werden langsam von der Ostsee erobert. Was Sprengstoff nicht schaffte, besorgt das Meer. Die ehemalige russisch-orthodoxe Garnisionskirche ist leider geschlossen, sie wird immer noch renoviert. Am Krankenhaus, das zu allen Zeiten als Militär-Gefängnis gedient hat, machen wir einen kurzen Stopp. Für mehr reicht heute die Zeit nicht – unser Thema ist auf dieser Reise ja ein anderes. Die Anlage besuche wir ansonsten immer während unserer Baltikumreisen.
    Kurland ist eine der vier historischen Landschaften Lettlands und liegt südwestlich des Flusses Daugava/Düna und bezeichnet den von der Ostsee und Rigaischem Meerbusen umfassten Westteil des Landes. Die Hauptstadt Kurlands war bis 1919 Jelgava/Mitau.
    Kuldiga im Westen Lettlands ist rund 30 Kilometer von der Ostsee entfernt. Dennoch wurde die Stadt 1368 Mitglied der Hanse und nimmt seit 1991 wieder am Hansetag der Neuzeit teil. Der Grund dafür ist die „Venta“, ein nach damaligen Maßstäben ausreichend schiffbarer Fluss, über den der Handel und damit Kuldigas Anschluss an die „große weite Welt" vollzogen wurden.
    Einige Kilometer weiter stoppen wir in dem kleinen Ort Sabile, inmitten der Kurländischen Schweiz gelegen, der zwei Besonderheiten aufzuweisen hat: Nach dem Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde befindet sich hier der nördlichste Weinberg der Welt und unweit davon über 200 unterschiedlich angezogene Strohpuppen, liebevoll hergestellt von Daina, die ich nun auch schon seit Jahren kenne.
    Nach einer Pause in Jelgava besuchen wir noch unweit von Riga das ehemals größte Konzentrationslager im Baltikum Salaspils. Egon legt für uns noch einen Strauß Blumen nieder. Nachdenklich fahren wir weiter.
    Kurz vor dem Ziel geht eine der BMW während der Fahrt aus und springt nicht an. Nach einigen Versuchen kann ich den Fehler lokalisieren und beheben, so dass wir den schon vorbereiteten Transport im VW Bus nicht durchführen müssen. Nach dem Abendessen füllen noch Grenzdokumente für Russland aus und bereiten uns auf den morgigen Tag vor. Das Abenteuer Grenze steht uns bevor!
    Am nächsten Morgen verlassen wir das Hotel Segevold. Das Wetter ist unbeständig, relativ warm mit gelegentlichem Nieselregen. An vielen Stellen wird die Straße erneuert und wir schlängeln uns durch die Baustellen. Kurz vor dem Grenzübergang müssen wir uns registrieren lassen. Die Zollkontrolle auf estnischer Seite ist akkurat und zügig. Auch auf russischer Seite ist die Passkontrolle entspannt. Dann beginnt aber das Dilemma. Während der Beamte bei der Hauptkontrolle gar nichts machen möchte, will seine Kollegin den ganzen VW-Bus ausladen lassen und alle Koffer durchsuchen. Egon einigt sich auf einen Kompromiss – er muss kein Packet mit unseren geladenen Hilfsgütern aufmachen, keinen Koffer öffnen und keine Fragen zu den eingeladenen Müslis beantworten. Stattdessen muss er zwei Dokumente auf kyrillisch ausfüllen, deren Text ihm diktiert wird. Auch die Teilnehmer müssen ein zusätzliches Dokument ausfüllen, weil wir ja ohne Motorräder zurückfahren. Aber nach 3,5 Stunden sind wir durch.
    Dann sind wir in Russland. Auf dem Weg zum Tagesziel Pskow machen wir noch einen Abstecher zu der sehr eindrucksvollen Klosteranlage von Petschory im unmittelbaren Grenzbereich.
    Beim Abendessen im Old Estate Hotel lässt es sich Egon nicht nehmen, einen Wodka auszugeben und ein paar Worte zur Begrüßung zu sagen. Er erinnere an den Großraum Sarmatien, das Gebiet zwischen Weichsel und Don und Ostsee und Schwarzem Meer. Unterwegs erheben sich die Störche erst spät aus den Straßengräben, das Getreide ist reif und teilweise werden schon Kartoffeln geerntet. Reich ist diese Kulturlandschaftund. Egon erinnert in seinem Trinkspruch auch daran, dass alles andere neuzeitliche Politik ist. Er weist aber auch darauf hin, dass man dieses Land nicht unbedingt gleich verstehen kann und an unsere Rolle als mögliche Vermittler in der Welt. Anschließend mach ich mit allen, die noch mehr über die Stadt und seinen beeindruckenden Kreml erfahren wollen, einen kleinen Spaziergang durch Pskow. Die Stadt ist eine der ältesten Städte Russlands und Hauptstadt der Oblast Pskow. Früher eine mächtige Grenzfestung und Hauptstadt einer unabhängigen mittelalterlichen Republik, ist sie heute eine bedeutende Industriestadt.
    Pskow liegt an der Mündung des Flüsschens Pskowa in die Welikaja in der Nähe des Pskower Sees, ein Teil des Peipussees. Bei Pskow befindet sich auch der westlichste Punkt des als russisches Kernland betrachteten Gebietes, also ohne das Königsberger Gebiet.
    Dann gehen wir zurück zum Hotel und jede/r kann seine Eindrücke des Tages mit in seine Träume nehmen.
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  • Von Pskow ins Waldai und nach Twer

    July 18, 2019 in Russia ⋅ 🌧 14 °C

    Tag 3+4

    Bei bedecktem Himmel und ca. 20 Grad verlassen wir Pskow. Ich vermeide den Berufsverkehr im Stadtzentrum und so bekommen wir einige „Hinterhöfe“ der Stadt zu sehen. Die Straßen sind gut und an der Hauptstrecken nach St. Petersburg wird intensiv gearbeitet. Dann biegen wir Richtung Schimsk ab und kommen so „durch die Provinz“.
    In einem kleinen Ort sind die Schranken geschlossen. Bereits am ersten Tag lernen alle die russische Art der Bahnübergänge kennen. Die, die dann Wenn die Schranken schlossen werden, kommen aus dem Boden Stahlplatten heraus, die verhindern sollen, dass bei geschlossenen Schranken die Gleise überquert werden.
    Bei Schimsk befindet sich an einem kleinen privaten Baumarkt ein gutes Café. Wir stoppen auf einen Kaffee, essen eine Kleinigkeit und klönen. Bei der Weiterfahrt Egon fährt auf der Süd-Route mit einer kleineren Gruppe um den Ilmensee, während ich mit der größeren Gruppe nach Nowgorod fahre. Wir stoppen unweit des alten Hansehofes und gehen über die Wolchowbrücke in den Kreml der Stadt. Die Anlage ist schon beeindruckend. Wir sehen das Denkmal zur Geschichte „1000 Jahre Russland“ und die Sophienkathedrale mit der großartigen Broncetür. Dann fahren wir weiter nach Waldai, wo wir am „Kafe Bavaria“ auf Gisbert und Susanna treffen. Hier haben wir uns auch mit der anderen Gruppe verabredet. Sie kommen aber fast zwei Stunden später, nachdem wir schon gegessen haben und uns russische Simkarten besorgt hatten. Zum einen war der Straßenzustand auf einigen Passagen so schlecht, dass oft nur 40 km/h gefahren werden konnte, zum anderen hatte Till kurz nach dem Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs unweit von Demjansk eine Reifenpanne.
    Blöderweise hatte keiner von ihnen Flickzeug dabei. Aber unverhofft kommt oft! Ein Litauer hält und bietet seine Hilfe an. So kann der Reifen geflickt werden und das Ganze dann in Demjansk noch nachgebessert werden. Während die größere Gruppe mit meinen Freunden Gisbert du Susanna schon zur Übernachtung zu ihnen nach Hause fahren, warte ich auf die kleinere Gruppe. Sie essen noch im Bavaria und dann fahren wir zu Gisberts Datscha. Wir richten uns ein und nutzen die Gelegenheit zum Klönen, zum Besuch der Banja, zu einem fürstlichen Essen, das leider nicht im Garten sondern auf der Veranda stattfinden muss, da es ein wenig regnet. Es wird russisch: Essen und Trinken bis Mitternacht mit Bier, Wein und „Selbstgebranntem“ - den es gar nicht gibt, denn er wird in der Destille gebrannt und dann runter verschnitten. Dazu kommen viele interessante Gespräche untereinander und mit Susanna und Giesbert, der hier in Russland seit 1989 als Journalisten arbeitet. Seine Berichte will aber in Deutschland niemand haben oder lesen. Leider berichtet er über das wahre Leben in Russland und nicht über unsere Vorstellungen von Putin und Co. Also hat er sich auf seinen kleinen Bauernhof zurückgezogen und betreibt Landwirtschaft und Schafzucht, dazu gelegentliche Übersetzungen. Ein eindrucksvoller Abend geht zu Ende.

    Susanna, die eigentlich Musikerin ist, aber jetzt eine kleine Künstlervermittlung betreibt, hat das Frühstück bereits vorbereitet. Eier von glücklichen Hühnern, selbstgemachte Käse, Jogurt und Butter. Auch etwas Fleisch ist dabei. Als Kaffee gibt es den üblichen löslichen Kaffee oder Tee. Leider regnet es, als wir und zurück auf den Weg in die Stadt Waldai machen. Waldai ist eine bedeutende Poststation zwischen Moskau und Petersburg gewesen. Es gab hier billige Wasserkraft und viel Holz(kohle). So konnte man Glocken in verschiedenen Größen und zu verschiedenen Anlässen gießen. Das Glockenmuseum ist weithin bekannt und wir erfahren viel über die Tradition und die Herstellung von Glocken. Dann geht es weiter zum Iversky-Kloster auf einer Halbinsel im See. Nach einem kurzen Rundgang stoppen wir zu einem Mittagessen mit Fischsuppe (Ucha) und geräucherten Fisch - beides übrigens sehr lecker. Zum Nachtisch gibt es Tee aus selbstgepflückten Kräutern.
    Wir verabschieden uns von Gisbert und Susanna und fahren weiter nach Twer. Der Regen hat glücklicherweise aufgehört und die Temperatur ist bei angenehmen 24 Grad angelangt. Der Verkehr auf der Magistrale ist nicht allzu stark, seitdem parallel die mautpflichtigen Autobahn M11 entsteht. Dennoch ziehen sich die 250 km scheinbar endlos dahin.
    Twer ist eine Kleinstadt mit einer halben Million Einwohner. Die Stadt befindet sich an der Wolga und ist älter als Moskau. Die schönen Gebäude in der Innenstadt sind scheinbar nur für uns herausgeputzt. Quälend ist der Verkehr die letzten 20 km zum anderen Ende der Stadt, in dem sich unser Hotel befindet. Weil Egon vor uns angekommen ist, besorgt er noch ein „Stiefelbier“, das heißt so, weil man es trinkt, weil man noch in Motorradstiefeln steckt.
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  • Moskau - Begegnungen mit einer Stadt

    July 20, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 19 °C

    Tag 8
    Um 9 Uhr treffen wir an der Hotelrezeption auf Elena, die uns zur Stadtrundfahrt abholt. Interessanterweise ist sie auch Motorradfahrerin und so haben wir abseits vom eigentlichen Programm noch weitere Gesprächsthemen. Während der Fahrt mit dem Bus in die Innenstadt erfahren wir schon einiges über Москва / Moskau, das mit offiziellen etwa 11,5 Millionen Einwohnern das wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum und die Hauptstadt der Russischen Föderation, kurz „Russland“ ist. Die Stadt ist auch die Hauptstadt des Oblast Moskau, liegt am Fluss Moskwa und ist traditionell die „Heilige Mutter” der Russen. Eisenbahnstrecken und zahlreiche Fluglinien aus allen Teilen Russlands laufen hier zusammen. Schiffbare Wasserwege wie der Moskwa-Kanal, die Moskwa und der Wolga-Don-Kanal machen die Hafengebiete der Stadt direkt zugänglich für Schiffe aus der Ostsee, dem Weißen, dem Schwarzen, dem Kaspischen und dem Asowschen Meer.
    Moskau dehnt sich auf einer Fläche von etwa 880 km² aus. Ringförmige Boulevards, die überwiegend im Bereich früherer Schutzwälle angelegt wurden, gliedern das Stadtbild. Im Mittelpunkt der konzentrischen Kreise und Halbkreise liegen der Kreml, der Regierungssitz Russlands, und daran angrenzend der Roter Platz, Zentrum des radialen Straßensystems.
    Schon im 14. Jahrhundert war Moskau Hauptstadt für das damalige Russische Reich. Zwischen 1712 und 1917 hatte der Zar den Regierungssitz nach St. Petersburg verlegt, das in Leningrad umbenannt wurde. Aber nach der Oktoberrevolution ging der Regierungssitz wieder nach Moskau zurück.
    Zunächst fahren wir zur Hauptkathedrale, die aber zurzeit für „normale“ Touristen geschlossen ist. Wegen der Präsentation einiger Reliquien dürfen sie nur offizielle Pilger betreten. Dann Auf vielfachen Wunsch geht es außerhalb des eigentlich vorgesehenen Programms zum Prominentenfriedhof am Neu-Jungfrauen-Kloster. Hier liegen einige der bekanntesten Bürger des Landes bestattet, viele prominente Militärs, Schauspieler und Ärzte, aber auch Chrustschow, Jelzin und Raissa Gorbaschowa.
    Unser nächster Stopp ist auf den Sperlingsbergen von dem wir einen guten Blick auf die Stadt haben. Auf der anderen Seite erhebt sich das Gebäude der Lomonossow-Universität. Von über 75 Hochschulen ist die Staatsuniversität Moskau die wichtigste und die größte der ehemaligen UdSSR. Etwa 700 wissenschaftliche Institute haben ihre Hauptniederlassung in Moskau.
    Danach fahren wir zurück in die Innenstadt und werden am Arbat abgesetzt. Wir schlendern durch die Fußgängerzone von Moskau und gehen nach einer kleinen Mittagspause zum Kreml.
    Der Moskauer Kreml, russisch „Kreml“, also Festung, liegt auf einem niedrigen Vorsprung am Nordufer der Moskwa. Er ist sicher das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt und wurde im 12. Jahrhundert als Befestigungsanlage errichtet. Hier befinden sich wichtige Regierungsgebäude, Paläste und Kathedralen, die von einer massiven, befestigten Steinmauer aus dem 15. Jahrhundert umschlossen sind. Sie hat eine Gesamtlänge von fast 2,5 Kilometern, ist bis zu 21 m hoch und wird von 19 Türmen überragt. Zu den bemerkenswertesten weltlichen Bauwerken innerhalb der Anlage gehört die Rüstkammer aus dem 19. Jahrhundert, die eines der ältesten und reichsten historischen Museen Russlands enthält, und das weitläufige Große Palais, in dem der frühere Oberste Sowjet der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken untergebracht war. Zu den zahlreichen sakralen Bauwerken, die heute überwiegend als Museen genutzt werden, gehört die Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale / Uspenskij Sobor, in der die Zaren gekrönt und die Patriarchen und Metropoliten der russisch-orthodoxen Kirche beigesetzt wurden.
    Ein weiteres Wahrzeichen des Kremls ist der Turm „Iwan der Große”, ein 98 Meter hoher Glockenturm. Auf einem Sockel in der Nähe steht die Große Glocke, genannt Zar Kolokol, fast 200 Tonnen schwer, eine der größten der Welt. 1961 wurde dem Kreml der Kongresspalast hinzugefügt. In diesem Gebäude wurden Treffen des Obersten Sowjet der UdSSR und Kongresse der Kommunistischen Partei der Sowjetunion abgehalten.

    Dann versuchen den vollen Roter Platz mit der Basilius-Kathedrale zu sehen und quetschen uns durch die Menschenmassen zum Kaufhaus GUM. Es ist wirklich voll. Der Rote Platz selber ist gesperrt, da zwei Tage später darauf ein großer Boxkampf vorgesehen ist. An zwei Seiten wird der Platz von beeindruckenden Bauwerken überragt, vom Historischen Museum aus dem späten 19. Jahrhundert und der neunkuppeligen Basilius-Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert. Das Kaufhaus Gossudarstwenny universalny magasin (GUM) wurde 1921 am Roten Platz eröffnet. Es ist das größte Kaufhaus in Moskau, immer schon ein Vorzeigeobjekt. Heute haben in ihm viele der bekanntesten Markenfirmen der Welt einen Verkaufsladen.
    Von einem AbsatzAbsatz im ersten Stock können wir das Lenin-Mausoleum unterhalb der Kremlmauer eher erahnen als sehen. Hier ist der einbalsamierte Leichnam Lenins öffentlich aufgebahrt.
    Am bekannten Bolschoi-Theater vorbei gehen wir zur Metro. Sie ist seit 1935 in Betrieb und befördert täglich etwa 9 Millionen Passagiere, mehr Menschen, als jede andere Untergrundbahn der Welt. Sehenswert sind vor allem die Stationen entlang und innerhalb der Ringlinie, immer wieder neue Überraschungen mit schnellen und steilen, langen Rolltreppen, Marmor, Kronleuchtern und sozialistischen Wandbildern.
    Nur die Hauptverkehrszeiten zwischen 8:00 - 9:30 Uhr sowie der Feierabend-Verkehr sind für Metro-Anfänger nicht zu empfehlen. Dann entstehen in den Umsteige-Tunneln oft lange Staus und in den Zügen wird gedrängelt, was das Zeug hält.
    Moskau hat viele Katastrophen, Brände, Seuchen, Revolten, Belagerungen und ausländische Besatzungen überstanden. Im September 1812 wurde die Stadt von den Armeen Napoleons eingenommen. Bald nach diesem Einmarsch setzten russische Patrioten die Stadt in Brand. Der anschließende Rückzug der Franzosen aus Russland trug wesentlich zu Napoleons Untergang bei. Die Moskauer spielten in der Revolution von 1905 und in der Oktoberrevolution von 1917 eine bedeutende Rolle. Als deren Folge wurde Moskau wieder sowjetische Hauptstadt. Im Dezember 1941, während des 2. Weltkrieges, wurden deutsche Armeen beim Anmarsch auf Moskau an der Stadtgrenze zurückgeschlagen. Und 1991 war die Stadt Zentrum der Diskussionen, die zur Auflösung der UdSSR führten.
    Voller Eindrücke kehren wir zum Hotel zurück.
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  • Von Twer nach Moskau

    July 21, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 18 °C

    Tag 7
    Das Wetter ist gut – wir machen uns auf den Weg nach Moskau.
    Nach dem Frühstück teilen wir uns in zwei Gruppen auf, um auf unterschiedlichen Wegen nach Dubna zu fahren. Egon nimmt die südlichere Route, die zur Fähre über den Moskau-Wolga-Kanal führt, währen ich eine nördlichere Strecke über Kimry ausprobieren will. In Egons Gruppe springt ein Motorrad nicht an und muss mit Hilfe eines Starterkabels „erweckt“ werden und ein weiteres Motorrad verliert Luft. Weil es das „geflickte“ ist. fällt die Entscheidung einen Reifenservice aufzusuchen. Derweil fahren mit mir einige, die schon mal die südlichere Strecke auf einer Reise zuvor gefahren sind. Dazu müssen wir zurück in die Stadt Twer, um dort die Wolga zu überqueren.
    Die Fahrt durch die Stadt ist interessant, dann kommen wir hinaus aufs Land, sind aber auf der Strecke meist im Wald und in Buschflächen unterwegs. Auch hier überall große Flächen, die von Bärenklau bedeckt sind und viele aufgelassene Häuser.
    In Dubna wollen wir zum großen Lenindenkmal. Doch den Weg durch die Kanalunterführung können wir nicht nehmen, da die noch bis Ende 2021 erneuert wird.
    Lenin erreichen wir noch, doch dann müssen wir einen großen Umweg durch die Stadt fahren. Auf der anderen Seite treffen wieder auf die andere Gruppe. Die Wolga hat eine Länge von 3500 km und dabei ein Gefälle von ca. 250 m und wird auch hier bei Dubna aufgestaut! Dadurch ist unter anderem der Kanal nach Moskau erst möglich geworden, der unter unmenschlichen Bedingungen als Schaufenster des Kommunismus von tausenden Häftlingen teilweise mit bloßen Händen gegraben wurden. Von den imposanten Denkmälern des Väterchen Stalin und des Väterchen Lenin am Eingang steht nur noch letzteres. An der verabredeten Tankstelle Treffen wir wieder auf Egon und Till. Dort lernt Egon auch den Vertreter des örtlichen Motorclubs kennen. Natürlich muss er kurz mit zu ihm nach Hause kommen, damit er ein Gastgeschenk erhält. Glücklicherweise kann er sich für uns revanchieren. Beim nächsten Stopp der Gruppe ist er wieder bei uns. Einige Teilnehmer hatten sich schon Sorgen gemacht. Keiner glaubte mir so richtig, dass hier in Russland manches einfacher und leichter ist!
    Der Rest ist schnell erzählt. Moskau ist ein Moloch. Die 10-spurge Autobahn - 5 offizielle Spuren in jede Richtung - ist voll und es geht teilweise nur im Schritttempo vorwärts. Egon quält sich allein hinterher, denn wir mit den Motorrädern haben einen anderen Rhythmus und sind schon vorgefahren. Aber wenig später ist er auch am Hotel, gerade als die Zimmer verteilt werden und das Gepäck abgeladen wird. Heute gab es kein „Stiefelbier“! Das Abendbrot im Hotel gibt es vom Buffet. Dann gehen wir noch außer Haus zur Blockhütte. Nach einem gemütlichen Bier und einem Absacker ist Nachtruhe angesagt.
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  • Von Moskau nach Susdal

    July 21, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 15 °C

    Tag 9

    Vom Hotelkomplex Izmailowo, das 1980 das Olympische Dorf gewesen war, starten wir unsere Stadtrundfahrt mit den Motorrädern. Sie gestaltet sich am heutigen Sonntag unproblematisch. Für Moskauer Verhältnisse gibt es wenig Verkehr. Die Autofahrer sind freundlich und lassen uns als Gruppe überall durch. Wir erreichen den Roten Platz und es entwickelt sich das alte Spiel - bevor die Wachmannschaft wirklich mitbekommt, was los ist, haben wir uns schon aufgestellt und machen die ersten Fotos. Dann wird der Sicherheitsoffizier aktiv, zeigt mir seinen Ausweis und wir müssen verschwinden. Weiter geht es durch die Stadt zu den Sperlingsbergen bei der Lomonossow-Universität. Dort sind wir die Attraktion. Nachdem die Polizei in der Vergangenheit hart durchgegriffen hat, ist dieser Platz nicht mehr der große Treffpunkt der Moskauer Motorradfahrer. Um so mehr werden wir deshalb von allen bestaunt.
    Anschließend verlassen wir Moskau. Auf der Gegenspur entwickeln sich schon Staus in Richtung Stadt. Die ersten Ausflügler und Rückkehrer von den Datschen kommen bereits zurück. Immerhin gilt ein Umkreis von 250 km um Moskau als Naherholungsgebiet. Die größte Staugefahr ist von 16.00 Uhr bis 24.00 Uhr. Trotz der Baustellen und des zügigen Verkehrs kommen wir als Gruppe überall problemlos durch. Der Verkehr ist ausgesprochen zivilisiert. An einer Tankstelle möchte die Mitarbeiterin an der Kasse nicht, dass wir - wie sonst immer - an zwei Säulen nacheinander durchtanken. Wir sollen alle nacheinander im Vorwege bezahlen und einzeln tanken. Das machen wir nicht und verabschieden uns analog zur Flens-Reklame mit Do swidanje, do swidanje, do swidanje. Fünf Kilometer weiter ist das an der nächsten Tankstelle wieder kein Problem.
    In Wladimir dürfen wir nicht in das Stadtzentrum hinein. Es ist für Motorradfahrer und LKW gesperrt. So können einige der alten Klöster nicht sehen, aber in Susdal ist das anders. Susdal ist für mich eine der schönsten, weil auch übersichtlichsten Städte des „Goldenen Rings“.
    Als „Goldenen Ring“ Russlands bezeichnet man die altrussischen Städte, die um Moskau in einem Umkreis von 50 bis 500 km liegen. Die Routen, die durch diese ältesten russischen Städte führen, verlaufen durch fünf Gebiete Russlands - Moskau, Jaroslawl, Kostroma, Iwanowo und Wladimir - und spiegeln die Geschichte von Russlands Entstehung in eindrucksvollen Geschichts- und Kulturdenkmälern wider.
    Nicht umsonst zählt der Goldene Ring zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und beliebtesten Reisezielen Russlands. Die Siedlungen des heutigen „Goldenen Rings“ entstanden zwischen dem 11. und 17. Jahrhundert und sind zum Teil älter als Moskau. Sie waren Schauplätze bedeutender Ereignisse in Russlands Geschichte. Im Laufe der Jahre verdrängten die aus weißem Stein gebauten Tempel und Kathedralen, Festungen und mit hohen Mauern umgebenen Klöster die Holzbauten.
    Unser Hotel liegt am Rande der Stadt in einem Sportkomplex. Zu Fuß gehen wir durch den Ort und sehen einige der Klöster und das Handelszentrum. Früher fand der Handel hier nur wegen der vielen Pilger statt, heute wegen der Touristen. Susdal ist schon beeindruckend. Ich bin gerne hier. Für den Rückweg zu unserer Unterkunft nehmen einige Teilnehmer dann eine Kutsche.
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  • Susdal - Palech - Nischni Nowgorod

    July 22, 2019 in Russia ⋅ 🌙 15 °C

    Tag 10

    Wir verlasen die hübsche Kleinstadt Susdal und fahren erst weiter nach Norden. Es geht durch eine leicht hügelige Landschaft. Iwanowo umfahren wir auf einer inzwische erbärmlichen Straße, auf der die alte Pflasterung zum Teil noch zu erkennen und zu spüren ist. Ansonsten eher eine Ansammlung von Schlaglöchern.
    Über Schuja erreichen wir Palech, traditionell ein Zentrum der Ikonenmalerei. Hier gibt es ein bekanntes Ikonenmuseum, dass wir schon auf früheren Fahrten besichtigt hatten. Wir fahren aber zu einer Ikonenwerkstatt, die unserem „alten“ Freud Juri gehört. Ein herzliches Willkommen und wir bekommen alles gezeigt, von den Entwürfen und den Vorarbeiten über die Schnitzerei zur Vergoldung mit Blattgold. Anschließend gehen wir in den Saal, in dem die Ikonen unter Anleitung gemalt werden. Dort sitzen oder stehen überwiegend Frauen, die eine ruhigere Hand haben. Nach Vorlage malen die Künstlerinnen die Ikonen. Anna führt uns wieder und Reinhart überstzt dankenswerterweise. Ein Priester aus der Umgebung hilft durch Ratschläge, Informationen zum geistigen Hintergrund und Kritik. Er ist regelmäßig in der Fertigung und bestätigt die Arbeiten anschließend mit einem Echtheitszertifikat. Bevor es in die Mittagspause geht versammeln sich alle zum Gebet.
    Vor 23 Jahren hatte Juri mit seiner Frau, einem Freund und drei Mitarbeitern den Betrieb gegründet. Heute arbeiten hier 150 Künstler und weitere 200 Handwerker. Da der Kirchenbau und der Wiederaufbau von Kirchen im ganzen Land boomt, ist das Unternehmen voll ausgebucht.
    Juri ist selber Motorradfahrer und so werden wir wie selbstverständlich von ihm ins nahe Café zu Tee und Blinies eingeladen. Gerne nehmen wir dieses Angebot an, bevor wir weiterfahren.
    Wir passieren Balachna, immer wieder entlang der Wolga, bis wir Nischni Nowgorod erreichen. Je näher wir dem Industriezentrum nähern, desto mehr nimmt der Verkehr zu. Wir fahren durch die Industrievororte und überqueren die Oka unweit ihres Zusammenflusses mit der Wolga. Unterhalb des Kremls stoppen wir an der Uferpromenade unweit der großen Treppe. Gleich werden wir freundlich von den verschiedensten Menschen angesprochen. „Was, aus Deutschland seid ihr hier her gefahren? Hattet ihr Probleme an der Grenze?“ „Nein, warum sollten wir!“ „Schön, dass ihr hier seid!“
    Nach einem weiteren Stopp am oberen Ende der Treppe neben dem Kreml mit einem großartigen Blick auf die Wolga erreichen wir das Hotel Asimut, in dem wir heute übernachten.
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  • Tatarstan - eine muslimische Republik

    July 23, 2019 in Russia ⋅ ☁️ 18 °C

    Tag 11

    Wir verlassen Nischni Nowgorod, die fünftgrößte Stadt Russlands und folgen der M7/E22 Richtung Tscheboksary und Kasan. Immense Straßenbauarbeiten sind im Gange. Die Strecke wird ausgebessert, erneuert, verbreitert, Kurven begradigt und Hügel abgetragen und Täler verfüllt, Brücken werden abgerissen und durch Viadukte ersetzt. Die Magistrale wird von zwei auf vier Spuren erweitert.
    Im Gegensatz zu früher wird sehr viel disziplinierter gefahren, wird wenig gerast. Die Videoüberwachung ist enorm angewachsen. Auch Unfälle sind seltener geworden. Zwei Unfälle sehen wir (nur!), darunter einen sehr ernsthaften. In kurzer Zeit baute sich ein kilometerlanger Stau in beiden Richtungen auf. Professionell wurde der Verkehr von der Polizei durch die Unfallstelle geleitet.
    Unser Verhältnis zur früher eher gefürchteten Polizei wird immer positiver. Fast jedes Mal grüßen sie zurück. Doch dann passiert etwas Einmaliges: Ein Polizist einer Polizeistreife salutierte, als wir vorbeifahren. Und wenig später ereignet sich das noch einmal. Als wir an einer Kaserne, stehen Soldaten für uns Stramm und salutierten uns!
    Während sie bei uns schon abgeerntet ist, steht die Gerste hier, klimatisch bedingt, noch auf dem Halm. Dann empfängt uns die Republik Tatarstan offiziell mit Hinweisschildern in der Landessprache. Dem Erdöl sei Dank kann man es sich leisten. Alle anderen Schilder sind in zwei oder drei Sprachen: Russisch, Tatarisch und in lateinischen Buchstaben.
    Kurz vor Kasan machen wir noch einen Abstecher zur Inselstadt Swijaschsk. fahren durch die autonome Republiken Tschuwaschien und Mari El über Selenodolsk nach Kasan, die Hauptstadt der Republik Tatarstan. Sie ist die bevölkerungsreichste der autonomen Republiken Russlands im östlichen Teil des europäischen Russlands. Uns fallen verstärkt kleine und größere Moscheen auf.
    Die vielen kleinen Baumärkte sind verschwunden und mit Beton oder Zement lässt sich heute kein Geschäft mehr machen. Megamärkte wie OBI haben jetzt Hochkonjunktur. Es scheint, als wenn jeder Russe an seinem Häusle werkelt.
    Kasan ist für mich die schönste Stadt in Russland. Noch um 22.00 Uhr herrscht in der Fußgängerzone an einem Wochentag reges Treiben mit viel Live-Musik. Wir gehen einmal durch den Kreml, der eine der größten Moscheen in Europa beherbergt. Über 50% der Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Trotzdem sehen wir wenig Kopftücher. Wir bummeln noch lange durch die Stadt, gehen zum Abschluss in „Beerhouse“ bevor zur zu unserem Hotel direkt in der Fußgängerzone gelegen, zurückkehren. Erst nach Mitternacht ist der Tag für mich zu Ende.
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  • Udmurtien – Weite er-fahren

    July 24, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 17 °C

    Tag 12
    Egon hat für den Morgen einen Besuch in der Lutheraner Kirche arrangiert. Die Motorräder stellen wir der Einfachheit halber auf den reservierten Parkplätzen vor dem Polizeipräsidium ab. Es geht in Ordnung. Wir schauen erst ins deutsche Kulturzentrum rein. Dann treffen wir nebenan Pastor Horn und Herrn Dietz, den Vorsitzenden der Russlanddeutschen der Region. Wir erfahren mit wenigen Worten von der Geschichte der Lutherischen Kirche bis in die heutige Zeit. Es ist schon interessant, welche Konstruktionen man erfinden musste, um seinen Glauben auszuüben.
    Danach verlassen wir Kasan und fahren weiter ostwärts Richtung Nabereschnyje Tschelny, der zweitgrößten Stadt Tatarstans. In der Ferne sehen wir diese wichtige Industriestadt am Nischnekamsker Stausee, dem größten der Kama. Hier werden die Kamas-Lastwagen produziert. Wir fahren durch die Weiten Udmurtiens mit großen Feldern, gelegentlich „angereichert“ mit Erdölpumpstationen. Irgendwo dann ein Stopp, bei dem die mitgebrachte Melone bei Temperaturen um 25 Grad hervorragend schmeckt.
    Dann erreichen wir in Ischewsk, der Hauptstadt der Teilrepublik. Durch den Feierabendverkehr quälen wir uns ins Zentrum. Ischewsk ist eine der russischen Waffenschmieden. Der prominente russische Waffenkonstrukteur Michail Kalaschnikow lebte hier. Außer der Reihe biete ich den Teilnehmern an, das Museum von Herrn Kalaschnikow. Rainer kann uns bei unserem Rundgang interessante Details berichten. Einige ziehen es vor, die neu gebaute Kathedrale zu besichtigen. Eine gute Alternative.
    Dann geht es Schlag auf Schlag: Salomon von den christlichen Motorradfahrern ist da und begrüßt uns herzlich. Kurz darauf trifft Stanislav ein, mit dem wir schon über Jahre hinweg in Ischewsk unterwegs sind. Stanislav betreut Kinder und Jugendliche bei der Reparatur und dem Tuning von Motoren aller Art! Und dann ist mit einem Mal auch Rafael da, ein entfernter Verwandter Egons.
    Stanislav und Salomon führen uns mit ihren Motorrädern durch die Stadt. Anschließend laden wir die Jungs zum Abendessen ein und tauschen Präsente aus. Es ist sehr interessanter und lustiger Abend. Kurz vor Mitternacht ist auch dieses Bankett zu Ende!
    Bilder folgen
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  • Zwischenstand

    July 25, 2019 in Russia ⋅ ☀️ 16 °C

    Sibirien-Mongolei 2019
    Moin an alle Leser, wie leicht zu sehen ist, hänge ich mit meinen Texten und Bildern etwas hinterher. Ihr möget mir verzeihen, aber die Tage sind schon gut ausgefüllt, immer wieder ergibt sich etwas Neues, auch und gerade wegen der aktuellen Lage in Russland - erneute Hochwasser in Tulun, Brände in der Region Krasnojansk und am Baikal und gerade in der letzten Zeit war die WLAN Verbindung - hier Wifi genannt - mitunter nicht oder nur schwach vorhanden, manchmal blockiert? Die MOTTOUREN Homepage kann ich z.B. seit einiger Zeit nicht erreichen. Aber bei nächste Gelegenheit mehr! Besten Gruß aus der deutschen Region Asowo südlich von Omsk, JürgenRead more

  • Auf dem Weg nach Perm

    July 25, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 19 °C

    Tag 13

    Stanislav und Solomon holen uns am Hotel ab und begleiten uns mit ihren Motorrädern zu unserem Termin in der armenischen Kirche von Ischewsk. Rafael, einer aus Egons Verwandtschaft, hat es arrangiert. Der Gemeindevorsteher Herr Mnaz Arakelyan ist vor Ort, begrüßt uns und erklärt uns das Leben der Armenier in der Diaspora. Anschließend zeigt er uns die Kirche und die angegliederte Schule. Egon überreicht ihm als Gruß einen alten Ziegelstein, der aus der Marienkirche in Lübeck stammt. Eine sehr herzliche Begegnung, die auf uns alle noch lange nachwirkt. Die Jungs eskortieren uns noch bis zum Ortsausgang. Dann fahren wir Richtung Ost-Nord-Ost entlang von großen Kartoffel- und Buchweizenfelder. Der erste Ort, den wir durchqueren ist Wotkinsk, eine Industriestadt mit knapp 100.000 Ein¬wohnern. Sie erstreckt sich entlang des Ufers des „Wotkinsker Teiches“, eines durch Aufstauung des Flusses Wotka - nicht Wodka! - entstandenen Sees. Hier gibt es, wie in Ishewsk, zahlreiche Fabriken, unter anderem den Maschinenbaubetrieb Wotkinski Sawod, der auf ein im 18. Jahrhundert errichtetes Hammerwerk zurückgeht und in dem heute Interkontinentalraketen produziert werden. Wotkinsk ist die Geburtsstadt von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Sein Vater war hier Direktor dieser Fabrik. Der Komponist verbrachte hier die ersten acht Jahre seines Lebens. Vor uns quert eine große Gruppe mit Kindern aus einem Ferienlager die Straße. Ale sie uns erblicken, geratend völlig aus dem Häuschen und sind in ihrer Freude von den Betreuerinnen kaum zu bändigen. Im Nu sind wir umringt und müssen über unser Woher und Wohin erzählen.
    Je nördlicher wir aber kommen, desto mehr nimmt der Wald zu, die großen Kartoffel- und Buchweizenfelder werden weniger. Die Temperaturen steigen auf 27-30° C. Obwohl der Straßenzustand „durchwachsen“ ist, kommen wir gut voran. Schon vor 16.00 Uhr sind wir in der Industriestadt Perm und checken eine halbe Stunde später im Hotel ein. Ein paar Dinge sind in den letzten Tagen vielleicht etwas zu kurz gekommen, kleine Wäsche machen, sich und die Bilder sortieren, Motorräder durchsehen, schreiben. Gute Gelegenheit das hier nachzuholen. Einige wollen sich einfach nur ausruhen, denn die Hitze und das konzentrierte Fahren schlaucht doch.
    Bereits um 18.30 sind wir beim Abendbrot. Zum Ende des Essens stehen mit einem Mal Gläser mit Whisky für uns alle auf dem Tisch und anschließend noch eine Flasche Jack Daniels, die in Russland ca. 120 Euro kostet. Ein russischer Gast am Nachbartisch hat bemerkt, dass wir Deutsche sind und wollte einfach nur einen ausgeben. Er arbeitet in der Elektronik-Abteilung für die Landwirtschaft, ist viel im Ausland unterwegs und möchte, dass wir uns wohlfühlen. Wir haben nicht nur den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht, sondern einen weiteren Höhepunkt.
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  • Über den Ural nach Kuschwa

    July 26, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 20 °C

    Tag 14

    Die westlich des Ural-Gebirges liegende Stadt Perm gehört zu den weniger bekannten Touristenzielen an der Transsibirischen Eisenbahn. Perm verdankt seine Existenz dem Kupfererz, das hier in der Regierungszeit Peters I. entdeckt wurde. 1723 wurde die Siedlung gegründet, die 1780 die Stadtrechte erhielt. Auch heute ist die Stadt an der Kama ein wichtiges Industriezentrum. Hier hat der Ölgigant Lukoil seinen Hauptsitz, hier werden Flugzeugturbinen gebaut, stark ist auch die Chemie- und die holzverarbeitende Industrie. Dass Perm immer noch eine „große Unbekannte“ ist, verdankt es seiner jahrzehntelangen Existenz als „geschlossene Stadt“. Als Zentrum der sowjetischen Rüstungsindustrie war sie für Ausländer unzugänglich; erst seit 1991 darf sie besucht werden.
    Perm war bis vor wenigen Jahren die östlichste Millionenstadt Europas, wurde aber inzwischen von der baschkirischen Metropole Ufa überflügelt. In Perm leben heute knapp unter einer Millionen Menschen. Die Stadt versteht sich als „Tor nach Asien“.
    Perm liegt an der Kama, die hier breiter ist als die Wolga in Kasan. Es sind nicht viele historische Gebäude erhalten, einige in der Nähe des alten Bahnhofs und des Flussbahnhofes und dann noch das so genannte „Schiwago-Haus“. In Pasternaks berühmten Roman ist das hellblau angestrichene Gebäude an der uliza Lenina 13 A das „Haus mit den Figuren“. In Wirklichkeit heißt es nach seinem Bauherrn Gribuschin-Haus und ist ein Beispiel für eine lokale Spielart des Jugendstils.
    Erste Station an der Strecke ist das Straflager Perm 36. Es wurde 1946 gegründet, zunächst für alle möglichen Inhaftierten, dann nach Stalins Tot für korrupte Polizeibeamte. Später kamen politische Widersacher hierher. Erst 1988/89 wurde es aufgelöst und wird von einer privaten Organisation betrieben. Hauptsächlich Ausländer kommen hierher. Es gibt derzeit noch etliche solcher Arbeitslager in der Umgebung, allerdings nur für kriminelle Häftlinge. Große Freude bei Sergej, dem Leiter des Museums, als er uns wieder erkennt. Er lässt es sich nicht nehmen und führt uns selbst.
    Dann überqueren wir langsam den Ural. Bewegte sich der Höhenmesser zwischen 150 und 250 m, so steigt das Gelände nach der Stadt Tschussowoi auf unglaubliche 400 bis 450 m an. Wir stoppen am Denkmal Europa - Asien und werden von Mitgliedern der Motorradgruppe aus Kuschwa erwartet. Ein paar Fotos, dann folgen wir ihnen nach Asien.
    Kuschwa ist heute eine Stadt in der Oblast Swerdlowsk mit 30.000 Einwohnern. Sie liegt am Ostrand des Ural im Quellgebiet des Flusses Tura. An Stelle der heutigen Stadt entstanden 1735 Bergwerk, Eisenhütte und Siedlung auf Grundlage des Abbaus der bedeutenden Eisenerzlagerstätte. Wir werden im Gemeindehaus herzlich empfangen. Trinken Tee, essen eine Kleinigkeit und besuchen dann die Erzengel-Michael-Kathedrale. Dann parken wir die Motorräder in den kircheneigenen Garagen, ziehen uns um und werden ins Café gefahren. Dort gibt es ein leckeres, von Ludmilla zubereitetes Abendessen: Wurst, Käse, Brot und Gemüse und ein hervorragend gefüllter Lachs. Vorspeise ist ein Salat, Hauptspeise Gulasch und ansonsten können wir zulangen wie wir möchten. Auch die Getränke kommen nicht zu kurz. Danach werden wir auf vier Wohnungen aufgeteilt. Es sind Gästewohnungen von Privatleuten, die sonst leer stehen oder tage- bzw. wochenweise vermietet werden. Alles ist nach unseren Maßstäben einfach, aber alles ist vorhanden.
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  • Mal wieder in Bingi

    July 27, 2019 in Russia ⋅ ☁️ 15 °C

    Tag 15

    Seit zwei Wochen sind wir nun schon in Russland unterwegs, länger als viele Menschen Urlaub haben. Für uns fängt er jetzt erst richtig an. Und wir sind im Ural, noch nicht einmal in Sibirien. Das fängt erst später an.
    Zum Frühstück werden wir abgeholt. Es geht gemütlich los. Dann haben wir wieder alles „gesattelt“ und erhalten noch von Dimitris Kollegen Alexander den Reisesegen, um unsere Weiterfahrt unfallfrei zu überstehen.
    Auf der Ostseite des Urals fahren wir entlang beeindruckender Landschaft an Nischni Tagil vorbei Richtung Newjansk. An der Trasse holt uns Stefan ab, bringt Monika mit, die schon ein paar Tage zuvor zu ihm geflogen war. Gemeinsam fahren auf den örtlichen Flugplatz der zur Ausbildung von Fallschirmspringern genutzt wird.
    Wer will - und es wollen fast alle - kann mit einer AN 2, dem größten Doppeldecker der Welt, der bis 1992 gebaut wurde, einen Rundflug machen. Schon beeindruckend, die Gegend, die Egon, Tom und ich schon recht gut kennen, mal aus der Luft zu sehen.
    Dann geht es weiter nach Bingi zu Stefan und Olga Semken. Egon und Monika werden zum Bierholen abgeordnet. Sie sollen 20 Flaschen Bier à 1,5 l mitbringen. Im Verkaufsraum der Brauerei wird das Bier in speziellen Zapfeinrichtungen in Plastikflaschen gefüllt. Die Grundstoffe für dieses Gebräu stammen aus Deutschland, was dieses Bier zu einer Qualitätsmarke macht. Hinter Egon bildet sich im Laden eine längere Schlange. „Es sind Deutsche im Ort, das Bier wird knapp!“ wird gelästert.
    Als er mit dem Bier und Knabberkram bei Stefan ankommt, haben schon alle „abgesattelt“ und rufen nach Bier. Nach dem Begrüßungsschluck geht es an das Verteilen der Betten. Dann wird geklönt und bald ist schon Abendbrotzeit. Dabei gehen auch noch die Wodka-Flaschen herum. Wir diskutieren noch lange, und Stefan, Reinhard, Egon und ich müssen noch einige Fragen zu Russland und speziell zur Region beantworten.
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  • Bingi und mehr

    July 28, 2019 in Russia ⋅ 🌧 18 °C

    Bingi gibt eine gute Gelegenheit, russisches Dorfleben hautnah zu erfahren. Es besteht die Möglichkeit zu einem Ruhetag in Bingi, was einige nutzen. Mit den meisten fahren Stefan Semken und ich auf eine Rundtour Richtung Jekaterinburg. Wir besuchen zunächst in der Nähe des schöne alte Haus und fahren dann weiter nach Pyschma, am Stadtrand von Jekaterinburg. Dort gibet es ein riesiges Fahrzeugmuseum mit alten Autos und vor allem mit Militärfahrzeugen jeder Art.
    Danach erreichen wir Ganina Jama, den Ort, an dem die Überreste des letzten russischen Zaren und seine Familie nach ihrer Ermordung verbrannt und verscharrt wurden.
    Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher nach Nowouralsk, dass bis heute noch eine geschlossene Stadt ist. Dann fahren wir weiter nach Newjansk. Hauptsehenswürdigkeit dort ist der Schiefe Turm, ein 1725-40 im Auftrag der Unternehmerfamilie Demidow errichteter Wachturm. Die Achse des 57,5 Meter hohen Turms weicht an der Spitze um 2,20 Meter von der Vertikalen ab und ist bewusst so gebaut worden. Die Abbildung des schiefen Turms ist auch auf dem Stadtwappen von Newjansk zu sehen.
    Nach den schwülen Temperaturen von ca. 30 Grad kommt eben nach unsere Rückkehr in unser Quartier plötzlich der Regen. Was wir als Wolkenbruch kennen, ist hier normal. Nach einer Stunde ist aber auch alles wieder vorbei.
    Nach dem Abendbrot sitzen wir wieder zusammen, tauschen Erlebnisse aus und sortieren Bilder.
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  • Nach Irbit mit seinen Ural-Motorrädern

    July 29, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 12 °C

    Tag 17

    Es regnet leicht, als wir Bingi und damit Olga und Stefan und damit ihr schönes Zuhause mit der großartigen Küche verlassen. Vielleicht weint der Himmel deswegen ein wenig. Und es wird nicht weniger. Es regnet nahezu die gesamte Strecke. Zum Glück ist die heutige Etappe nicht so lang. Wir begegnen Milchlastern, reifen Getreidefeldern und viel Wald, Sibirien kündigt sich an. Die Straßen sind besser als in den letzten Jahren. Am Ortseingang von Irbit werden wir von Sergei erwartet. Er ist Manager für Tourismus in dieser Stadt. Dank unserer langjährigen Freundschaft mit ihm und seiner guten Organisation können wir an einem Montag, an dem nahezu alle Museen Ruhetag haben, nicht nur ein Ural-Motorradmuseum drei besuchen, sondern alle drei (!), die es inzwischen in Irbit gibt. Um alles komplett zu machen und noch zu toppen, bekommen wir noch eine Werksführung im „Ural-Motorradwerk“. Alexander, sein Leiter begleitet uns persönlich. Etwa 1000 dieser Maschinen werden hier jährlich in Handarbeit zusammengefügt und exportiert. Die Produktion ist schon im Voraus verkauft. Die meisten Motorräder gehen in die USA und nach Japan, aber einige auch nach Europa. Aus meinem Umfeld sind es vier oder fünf, die ein solches Motorrad besitzen, u.a. Jan, der mit von der Partie ist und der mit besonders großen Augen durch die Werkhalle geht. Neue Ural-Gespanne werden in Russland wenig bis gar nicht verkauft, da sie hier über 10 000 Euro kosten. Lieber kauft man für das Geld einen chinesischen Kleinwagen oder ein gebrauchtes Auto japanischer Produktion und sitzt warm und trocken. Und wenn schon ein Motorrad, dann eine Harley, etwas chopperähnliches oder eine Reiseenduro. Selbst technikfremden fällt auf, dass der Motor nicht von BMW ist. Er ist in Hubraum und in der Steuerung so modifiziert worden, dass nur die Form des Motors Ähnlichkeiten mit einem BMW-Boxer hat. Mittlerweile werden bei Ural auch moderne Einspritztechnik und Elektrosteckverbindungen, hydraulische Bremssysteme von Brembo und Reifen von Heidenau verbaut.
    Die 41.500 Einwohner zählende Stadt Irbit wurde im Jahre 1631 gegründet und entwickelte sich rasch aufgrund der günstigen Verkehrslage. An den alten, zum Teil im Ursprung wunderschönen Häusern ist das noch abzusehen. Leider ist aber sehr viel dem Verfall preisgegeben. Schade!
    Unser Hotel ist guter russischer Standard. Weil aber alle nach der Ankunft gleich duschen wollen, ist das warme Wasser schnell zu Ende. Es gibt im Restaurant gibt es zwar genug Bier, aber keine 15 Biergläser. Und die Bestellungen müssen sofort bezahlt werden. Der Hauptgang besteht aus einem dünnen Schnitzel mit Käse überbacken und Kartoffelpüree. Die Zimmer sind geräumig, die Sanitäreinrichtungen sauber - es ist das beste Haus am Platze.
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  • Endlich Sibirien

    July 30, 2019 in Russia ⋅ ☀️ 15 °C

    Tag 18
    Wir durchfahren heute die Region Tjumen – zur Relation, sie ist so groß wie Spanien! Im Ural-Gebiet finden wir offensichtliche Anpflanzungen von Nadelwald. Dann kommt die Grenze zu Sibirien, ein unscheinbares Schild am Wegesrand, leicht zu übersehen. Aber gewusst wo – natürlich Gelegenheit für einen Fotostopp. Unendlich große Felder und riesige Stallungen befinden sich entlang der Straße. Das Land ist unglaublich eben. Die Wolken hängen anfangs noch sehr tief. Aber es regnet nicht mehr und die Temperaturen steigen langsam auf über 20 Grad.
    In der Region Tjumen wird in Teil des russischen Erdgases und des Erdöls gefördert. Vor allem aber ist die Stadt Tjumen das Verwaltungszentrum für diesen Wirtschaftszweig. Deshalb sind die Einkommen hier relativ hoch. Man findet Menschen, die gleich oder mehr verdienen als wir in Deutschland. Bei den niedrigen Lebenshaltungskosten in Russland bleibt dann natürlich deutlich mehr Geld für den Konsum übrig. Ganze Siedlungen von Einfamilienhäusern entstehen am Stadtrand. Manche der Siedlungen sind von Mauern umgeben und haben einen eigenen Sicherheitsdienst. Die Fahrt durch die Stadt ist eindrucksvoll. Eine Reihe von Erinnerungen kommen auf, denn Egon und ich waren im Februar zusammen mit Stefan Semken schon mal hier, um eine Route und ein Programm für eine Winterreise mit einem Auto im nächsten Jahr zu erkunden.
    Die Fahrt durch die Stadt ist schon eindrucksvoll, für die Teilnehmer vor allem unerwartet! Wir verlassen Tjumen auf Nebenstraßen und fahren dann auf der E 22 weiter ostwärts. Die Nähe zu Kasachstan macht sich bemerkbar. Der Verkehr ist dichter, die Magistrale hat teilweise zwei Spuren je Richtung. Es zeigen sich die ersten Verschleißerscheinungen an den Motorrädern, eine Kleinigkeit kommt zur nächsten.
    Gegen 18.00 Uhr erreichen wir das „Hotel“, eine „Tour-Basa“, im Deutschen zu übersetzen mit Wanderheim, eine Ferienanlage. Der Weg dorthin führt von der geteerten Straße 1,3 km auf einer Piste, was nach dem Regen der letzten Tage nicht ganz ohne ist. Meine Hinweise zum Fahren auf solchen Strecken können auch von fast allen umgesetzt werden. Die paar Wegrutscher gehen glimpflich auch, kratzen maximal am Ego. Wir werden herzlich empfangen. Das Heim ist ausgezeichnet. Die Quartiere befinden sich in doppelstöckigen Blockhäusern. Das Essen ist super. Die Sauna kostet extra, aber uns ist eher warm genug und der Flussarm, an dem das Gelände liegt, lädt förmlich zum Baden ein. Nach dem kehrt Ruhe ein, jeder hat seinen Rhythmus gefunden. Morgen ist wieder ein längerer Tag, es geht etwa 400 km über die Trasse und wir verlieren wieder eine Stunde durch eine weitere Zeitzone!
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  • Nach Asowo in den Deutschen Kreis

    July 31, 2019 in Russia ⋅ ☁️ 20 °C

    Tag 19
    Unser Frühstück in der Tour-Basa ist landestypisch und zwar so sehr, wie wir es auf dieser Reise noch nicht hatten. Im Speisesaal, der ausschließlich für uns eingedeckt ist, gibt es Butterbrot - ohne Butter, einen Teller mit Buchweizengrütze, einen Teller mit 2 Spiegeleiern, einem Würstchen, Ketchup und Gurkenscheiben und Tomatenstückchen. Und Brot natürlich. Dazu wahlweise Nescafe oder Tee.
    Es sind relativ junge Leute, die dieses Lager als „Bisiness“ betreiben. Selbst im Winter müssten sie nicht schließen, weil hier auch viele Familienfeiern stattfinden. Aber auch Wintersport wird im Umfeld betrieben. Natürlich muss ein Abschiedsfoto für die Reklame-Wand gemacht werden und wir versprechen wieder zu kommen.
    So wie ich vorausgesagt hatte, ist nach der trockenen Nacht und dem leichten Wind der Feldweg zurück kein Problem. Die Pfützen sind fast weg. Wie sagt Egon doch immer: Mache dir Gedanken um Probleme erst dann, wenn sie wirklich auftauchen.
    Bei klarem Himmel geht es auf die „Autobahn“ in Richtung Omsk. Seitdem Kasachstan eigenständig wurde, ist diese Strecke die Hauptroute. Sie ist in den letzten Jahren grundlegend ausgebaut worden und in einem guten Zustand. Keine Baustelle behindert den Verkehr auf der heutigen Etappe. Die Temperaturen steigen langsam von angenehmen 20° C zu Beginn des Reisetages auf 30 Grad am späten Nachmittag.
    Wir fahren wieder in Kleingruppen und treffen uns sich entlang der Strecke an verabredeten Plätzen zu einem Kaffee, zum Tanken. Verfahren kann man sich nicht, denn auf der heutigen Streckenlänge von 400 km gibt es nur zwei Abzweigungen. Unfälle sehen wir glücklicherweise nicht. Dafür aber Motorräder, die uns entgegenkommen und an einer Raststätte einen Motorradwanderer mit seiner 125er. Eine unserer BMWs gibt verdächtige Geräusche von sich. Mal sehen, was das werden soll.
    Unterwegs kann ich endlich noch telefonisch einige Erfolgsmeldungen verzeichnen. Dank Darias Hilfe aus Moskau bekommen wir ein Programm am Zielort. In Asowo, dem Ziel der heutigen Reise, machen wir uns mit weiteren Eigenheiten des Landes, insbesondere auf den Dörfern, vertraut. Wir belegen sämtliche neun Zimmer des zum Verkauf stehenden Hotels, so müssen auch die, die Einzelzimmer gebucht hatten, sich mit einem anderen ein Doppelzimmer teilen. Abendbrot gibt es erst um 21.00 Uhr, wenn nämlich alle Küchenkräfte vom Feld zurück sind. Um 20.00 Uhr werden wir zu einem Museumsbesuch abgeholt. Im Hotel gibt es nur einige Flaschen Bier und auch nur 8 Biergläser. Zum Glück ist schräg gegenüber eine Brauerei, aus der Egon und ich 12 Flaschen Bier holen, à 1,5 Liter.
    Marina ist die Leiterin des örtlichen Heimatkunde-Museums, in dem die Geschichte der Russlanddeutschen zusammengetragen ist. Er kennt die attraktive Blondine bereits aus dem Vorjahr. Sie stellt uns auch ihren achtjährigen Enkel vor, obwohl sie selbst glatt als Endvierzigerin geschätzt wird. Das Museum ist eine Heimatstube mit viel Bezug zum Dorf Asowo, so dass wir nach viel über die Geschichte der Deutschen in der Region und in Russland erklären müssen. 13.000 Einwohner hat Asowo heute, aber nur eine ganz geringe Anzahl von ihnen sind Deutsche. Als es die Möglichkeit gab sind etwa 8.000 von ihnen nach Deutschland ausgewandert. Man hatte die Nase voll, über 40 Jahren als einzige Nationalität eingesperrt zu sein, Repressionen zu erleiden und die Muttersprache, die deutschen Sprache bei Strafe nicht sprechen zu dürfen. Inzwischen sind die Bauernstellen im Dorf überwiegend von Kasachen und Russen eingenommen worden. Überall sind die Spuren dieses Exodus zu erkennen: Häuser wurden nicht fertig gebaut, Straßen enden im Nirgendwo, Plätze mit Geschäften zeigen viel Leerstand. In der kurzen Blütezeit in den 80/90-iger Jahren sammelte man sich in dieser Region, in der alten Heimat, in der bis 1942 sehr viele Deutsche als freie Bauern gelebt hatten, und gründete einen deutschen Nationalkreis.
    Dann ist es Zeit fürs Abendbrot. Die Kartoffelspalten schwimmen in Butter, das Stück Fleisch ist deftig und alles ist mit grünen Kräutern und Knoblauch gut gewürzt. Wir sind eben in Sibirien, wo man deftiges Essen liebt, dazu noch in einer ehemals deutschen Gegend!
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  • Von Asowo über Omsk nach Barabinsk

    August 1, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 26 °C

    Tag 20
    Von Asowo fahren wir nach Omsk, die mit 1,2 Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt Russlands hinter dem Ural und achtgrößte Stadt des Landes am Zusammenfluss von Irtysch und Om.
    1716 von einem Trupp eines deutschstämmigen Oberstleutnants in der russischen Armee gegründet, diente der Ort als Grenzfestung gegen Überfälle aus dem Südosten, aber auch als Stützpunkt für die weitere Erschließung Sibiriens.
    Unser Besuch gilt der Lutheraner Kirche, der größten Kirche in Sibirien. Sie steht allen Konfessionen offen und bietet Platz für 400 Personen. Gebaut mit deutschen Mitteln, nach deutschen Entwürfen und unter deutscher Aufsicht. Bei sibirischen Verhältnissen ist das nicht ganz so einfach. Allein die Heizkosten „fressen“ einen Teil des Budgets der Kirche auf. Dazu müssen die Nachbesserungen gemacht werden, weil zwischen der Vorstellung eines Kirchenbaues in Deutschland und der russischen Realität inklusive eines russischen Winters doch Differenzen zu finden sind. Dazu muss der laufende Betrieb des Bistums bezahlt werden. Von hier aus werden 60 Pastoren auf 120 Pfarrstellen in einem Gebiet versorgt, das 36 mal größer ist als Deutschland.
    Anschließend trennen wir uns. Egon fährt zu einer Schwerhörenden Schule. Dort gibt er, wie auch schon im letzten Jahr, einige Hörgeräte und Batterien aus unserer Charityaktion ab, zur großen Freude der Leiterin. Dann macht er sich mit drei Begleitern auf den Weg zu einer „Werkstatt“, die ihm Freunde genannt hatten. In der Werkstatt eines Motoradclubs müssen sie ein wenig warten. Doch dann geht es zügig zur Sache. Bei der Roxter ist es glücklicherweise kein Lagerschaden, die Geräusche werden durch eine gebrochene Feder in der Einspritzanlage verursacht. Sie wird nachgebogen und es geht wieder. Nur die anschließende Synchronisation ist etwas zeitraubend. Dagegen ist das Ersetzen einer verlorenen Schraube bei der 800 GS ein Klacks. Nur das „Stottern“ der bei der 650 GS lässt sich nicht nachprüfen. Es bleibt bei unserer Vermutung, dass es sich um schlechtes Benzin oder Benzin oder um Wasser im Tank handeln müsste. Anschließend machen sie sich die vier mit fünf Stunden Verspätung auf den Weg zu uns.
    Wie schon am Tag zuvor fahren wir auf dem sibirischen Trakt weiter durch das Westsibirische Tiefland ostwärts Richtung Nowosibirsk. Für viel erstaunlich, dass sich alle diese Passage als langweilig vorgestellt hatten. Aber dem ist gar nicht so. Immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Sumpfige Gebiete, viele Birkeninseln, z.T. parkähnliche Landschaften und Weite. Wir halten gelegentlich an, um diese Weite auf uns einwirken zu lassen, tanken, stoppen auf einen Imbiss oder einen Kaffee.
    Das Hotel in Barabinsk ist russischer Standard. Nach der Vorstellung der Rezeptionistin sollen wir in 4-Bett-Zimmern schlafen. Das sehe ich anders, zumal wir auch anders gebucht haben. Schließlich können wir es aber zur Zufriedenheit aller regeln. Mit einigen mache ich noch einen Abstecher nach Kuibyschew. Das ist die ältere und ehemals wichtigere Stadt in der Nähe. Aber auch hier ist das Beste schon abgefallen. Beeindruckend sind aber hier, wie auch in anderen Orten die zahlreichen und oft großen Kinderspielplätze. Daran könnte man sich in Deutschland ein Beispiel nehmen. Unterwegs werden wir widerholt angesprochen, nach unserem Woher und Wohin befragt, zu einem bevorstehenden Motoradtreffen am kommenden Wochenende eingeladen und mit ‚Daumen hoch‘ verabschiedet.
    Wie so oft, ist sind die Betreiber des Hotels andere als die des Restaurants. Das Essen ist ordentlich, nur Bier bekommen wir im Restaurant nicht. Man hat keine Lizenz, ein Problem, auf das wir schon an anderer Stelle gestoßen sind! Also besorgen wir es uns aus dem benachbarten Supermarkt.
    Als die vier Nachzügler kommen, ist das Essen, obwohl in Styroporboxen verpackt, schon kalt. Da es im Hotel auch nur eine Mikrowelle zum Aufwärmen gibt, müssen die vier eben damit klarkommen. Ein Aufenthaltsraum wie in vielen anderen Häusern gibt es in diesem Hotel nicht, denn müssen sie eben auf den Zimmern essen.
    Zwischenzeitlich haben wir im Supermarkt gleich um die Ecke noch ein paar Getränke besorgt. Damit rücken wir noch vor der Rezeption zusammen und haben einen geselligen Abend, an dem es viel zu erzählen gibt.
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  • Durch die Westsibirische Tiefebene nach

    August 2, 2019 in Russia ⋅ 🌙 24 °C

    Tag 21
    Die meisten haben sich mittlerweile (fast) an das Frühstück in den kleinen Häusern gewöhnt. Nur das morgendliche Angebot an Brei, hier Kascha genannt, mögen immer noch nicht alle. Heute werden wir dazu mit einem Spiegelei für jeden überrascht und das obligatorische Bockwürstchen ist angebraten. Brot gibt es nach dem Geschmack der meisten oft zu spärlich. Meist sind es diagonal durchgeschnittene Scheiben, wird mehr verlangt, muss es mitunter extra bezahlt werden. Das gilt manchmal auch für eine weiter Tasse Kaffee.
    Barabinsk liegt 3 km abseits vom Sibirischen Trakt, der M 53, wie hier die Trasse heißt.
    Dorthin müssen wir also zurück.
    Das weitläufige Westsibirische Tiefland umfasst etwa 2.500.000 km² und entspricht damit etwa der siebenfachen Fläche Deutschlands. Es liegt zwischen dem Uralgebirge im Westen und dem Mittelsibirischen Bergland im Osten. Bestimmt wird das sumpfige Landschaftsbild des Westsibirischen Tieflands im Süden durch ausgedehnte Nadelwälder, die in Richtung Norden zuerst in die Taiga und dann in die Waldtundra und Tundra übergehen.
    Auf über 500 km gibt es zwischen Omsk und Novosibirsk keine Ortsdurchfahrt. Das bedeutet, das abseits der Trasse das eigentliche Leben stattfindet. Die Fahrt nach Nowosibirsk wird etwas eintöniger. Die riesigen Felder verschwinden mehr und mehr, immer sumpfigere Flächen macht sich zu beiden Seiten der Straße breit.
    Die alte Heer- und Handelsstraße, die quer durch Sibirien führte und bei Wladiwostok den Pazifi-schen Ozean erreichte, ist der Sibirische Trakt, der in Sibirien auch Moskauer Trakt genannt wird.
    Im November 1689 gab es einen Erlass des russischen Zaren, in dem der Bau einer Straßenverbindung nach Sibirien gefordert wurde. Tatsächlich wurde der Bau jedoch erst 1730 begonnen und Mitte des 18. Jahrhunderts vollendet. Noch heute folgen verschiedene Fernstraßen in Sibirien mehr oder weniger eng dem alten Verlauf dieser alten Fernstraße. Auch Ausfallstraßen aus größeren Städten tragen offiziell oder umgangssprachlich an diese Bezeichnung angelehnte Namen, z.B. „Moskauer Trakt“ oder „Irkutsker Trakt“.
    Der Sibirische Trakt begann bei Tjumen und führte über Ischim, Omsk, und Kainsk, das heutige Kuibyschew, nach Kolywan, wo er den Ob überquerte.
    Die östliche Hälfte des sibirischen Traktes begann in Tomsk und führte 1.663 km über Mariinsk, Atschinsk, Krasnojarsk, Kansk, Nischneudinsk nach Irkutsk. Von Irkutsk führte der Hauptweg um den Baikalsee nach Werchne-Udinsk, das heutige Ulan-Ude, von wo die Südroute nach Kjachta zur chinesischen Grenze führte. Die nördliche Route führte von Ulan-Ude nach Tschita und weiter ging es auf der Schilka und dem Amur in das heutige Chabarowsk, anschließend nach Wladiwostok. Die Gesamtentfernung Tjumen - Wladiwostok betrug 7.793 km.
    Die zunehmende Hitze macht den meisten schon zu schaffen. Die geplante kleine Rundfahrt durch Nowosibirsk mit den Motorrädern lasse ich deswegen aus. Zudem ist wird an diesem Freitagnachmittag vielen Straßen der Stadt gebaut ist und der Verkehr ist gewaltig. Wir fahren direkt zum Hotel und treffen dort nach dem Einchecken und Frischmachen auf Irina, mit der wir anschließend zum Eisenbahnmuseum und zu dem beeindruckenden Bahnhof, gehen, der in seiner Gebäudeform einer Dampflokomotive nachempfunden ist.
    Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel gehen wir zum Abendessen in ein Café-Restaurant, das ich im Winter schon ausgemacht hatte. Wie fast überall in Russland ist dort am Freitagabend. Ein Gesangsduo gibt sich alle erdenkliche Mühe, die Gäste zu unterhalten. Zwischendurch läuft Musik vom Band. Es wird getanzt, ein Geburtstag wird gefeiert und mit einer Polizistin muss ich auf ihre Beförderung zum Major anstoßen. Wir essen recht gut und überall fließt viel Wodka. Wieder mal für alle eine eindrucksvolle Erfahrung. Aber dann ist auch schnell für die meisten Schluss, da alle rechtschaffen müde sind.
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    Trip end
    August 25, 2019