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  • Day 14

    Über den Ural nach Kuschwa

    July 26, 2019 in Russia ⋅ ⛅ 20 °C

    Tag 14

    Die westlich des Ural-Gebirges liegende Stadt Perm gehört zu den weniger bekannten Touristenzielen an der Transsibirischen Eisenbahn. Perm verdankt seine Existenz dem Kupfererz, das hier in der Regierungszeit Peters I. entdeckt wurde. 1723 wurde die Siedlung gegründet, die 1780 die Stadtrechte erhielt. Auch heute ist die Stadt an der Kama ein wichtiges Industriezentrum. Hier hat der Ölgigant Lukoil seinen Hauptsitz, hier werden Flugzeugturbinen gebaut, stark ist auch die Chemie- und die holzverarbeitende Industrie. Dass Perm immer noch eine „große Unbekannte“ ist, verdankt es seiner jahrzehntelangen Existenz als „geschlossene Stadt“. Als Zentrum der sowjetischen Rüstungsindustrie war sie für Ausländer unzugänglich; erst seit 1991 darf sie besucht werden.
    Perm war bis vor wenigen Jahren die östlichste Millionenstadt Europas, wurde aber inzwischen von der baschkirischen Metropole Ufa überflügelt. In Perm leben heute knapp unter einer Millionen Menschen. Die Stadt versteht sich als „Tor nach Asien“.
    Perm liegt an der Kama, die hier breiter ist als die Wolga in Kasan. Es sind nicht viele historische Gebäude erhalten, einige in der Nähe des alten Bahnhofs und des Flussbahnhofes und dann noch das so genannte „Schiwago-Haus“. In Pasternaks berühmten Roman ist das hellblau angestrichene Gebäude an der uliza Lenina 13 A das „Haus mit den Figuren“. In Wirklichkeit heißt es nach seinem Bauherrn Gribuschin-Haus und ist ein Beispiel für eine lokale Spielart des Jugendstils.
    Erste Station an der Strecke ist das Straflager Perm 36. Es wurde 1946 gegründet, zunächst für alle möglichen Inhaftierten, dann nach Stalins Tot für korrupte Polizeibeamte. Später kamen politische Widersacher hierher. Erst 1988/89 wurde es aufgelöst und wird von einer privaten Organisation betrieben. Hauptsächlich Ausländer kommen hierher. Es gibt derzeit noch etliche solcher Arbeitslager in der Umgebung, allerdings nur für kriminelle Häftlinge. Große Freude bei Sergej, dem Leiter des Museums, als er uns wieder erkennt. Er lässt es sich nicht nehmen und führt uns selbst.
    Dann überqueren wir langsam den Ural. Bewegte sich der Höhenmesser zwischen 150 und 250 m, so steigt das Gelände nach der Stadt Tschussowoi auf unglaubliche 400 bis 450 m an. Wir stoppen am Denkmal Europa - Asien und werden von Mitgliedern der Motorradgruppe aus Kuschwa erwartet. Ein paar Fotos, dann folgen wir ihnen nach Asien.
    Kuschwa ist heute eine Stadt in der Oblast Swerdlowsk mit 30.000 Einwohnern. Sie liegt am Ostrand des Ural im Quellgebiet des Flusses Tura. An Stelle der heutigen Stadt entstanden 1735 Bergwerk, Eisenhütte und Siedlung auf Grundlage des Abbaus der bedeutenden Eisenerzlagerstätte. Wir werden im Gemeindehaus herzlich empfangen. Trinken Tee, essen eine Kleinigkeit und besuchen dann die Erzengel-Michael-Kathedrale. Dann parken wir die Motorräder in den kircheneigenen Garagen, ziehen uns um und werden ins Café gefahren. Dort gibt es ein leckeres, von Ludmilla zubereitetes Abendessen: Wurst, Käse, Brot und Gemüse und ein hervorragend gefüllter Lachs. Vorspeise ist ein Salat, Hauptspeise Gulasch und ansonsten können wir zulangen wie wir möchten. Auch die Getränke kommen nicht zu kurz. Danach werden wir auf vier Wohnungen aufgeteilt. Es sind Gästewohnungen von Privatleuten, die sonst leer stehen oder tage- bzw. wochenweise vermietet werden. Alles ist nach unseren Maßstäben einfach, aber alles ist vorhanden.
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