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  • Day 2

    Buenos Días Buenos Aires

    January 20, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 28 °C

    De vuelta a tierras argentinas! 😊

    Buenos Aires im Sommer ist schon lange her, so dass es eigentlich schon vergessen war wie schwül es hier sein kann. Zwar ist die Hitzewelle (ola de calor) mit 40-45 Grad in der Stadt vorbei - bei gefühlten 90% Prozent 'humedad' wär trotzdem die Großraumsauna zum akklimatisieren ganz gut gewesen.
    Dementsprechend heftig war anscheinend auch das Gewitter, dass sich kurz vor der Landung in der Nähe des Flughafens ausgetobt hat - ganze Bäume sind quer gelegen und kleine Teile des Flughafengebäudes waren unter Wasser.
    Coronazahlen sind hier gerade auf einem Allzeithoch - ähnlich wie in Österreich, nur dass in Buenos Aires auch auf den Straßen und Plätzen viele Leute mit Masken herumgehen und das Desinfizieren von Tischen, Besteck, Händen etc. weitaus konsequenter gemacht wird. "No queremos ser el Kitzloch argentino" - das kleine, eher zu vernachlässigende Alpendorf, dessen Art von Tourismus hoffentlich bald der Vergangenheit angehört, hat also auch hier für Lehren gesorgt! 😉

    Das Land ist leider nach wie vor von einer galoppierenden Inflation geplagt (natirli galoppierend weil Argentinien und Gauchos - eh schon wissen..). Diese hat zur Folge, dass ausländische Dollars oder Euros hier gerade extrem viel Wert sind. Täglich steigt der Kurs und dabei gibt es einen offiziellen Wechselkurs von ca. 1:110 als wir ankamen und einen Schwarzmarktkurs (dólar blu) von ca. 1:240! Bei inoffiziellen Wechselstuben bzw. auch bei Überweisung und Auszahlung via Western Union springt also mehr als das Doppelte raus. "Schwarzmarktkurs" klingt eher illegal und nach gröberen fiskalen oder mafiösen Problemen, hat aber hier wahrscheinlich viel mehr alltägliche Relevanz als der offizielle Wechselkurs. Der größte Schein - vor ein paar Jahren eingeführt - sind 1000 Pesos: also ungefähr 4-5 Euro. Nachdem wir angesichts des offiziellen Wechselkurses wenig mit Kreditkarte bezahlen wollen und Wechselstuben im dünn besiedelten Patagonien fast so selten wie Obst sind - letzteres wird wegen der Fruchtfliege fast nicht aus dem Norden importiert bzw. ist verhältnismäßig teuer - haben wir für die nächsten Tage und Wochen doch einiges an Papierscheinen zu verstauen. Vor allem wenn man den Großteil des Betrages in 100er Scheinen (50 cent) ausbezahlt bekommt.. - Monopoly-Spielgeld is a Schaß dagegen.. (400 Euro in - 50 Cent Scheinen..)

    Für uns ist es natürlich ein riesen Vorteil - für die argentinische Bevölkerung eine weitere Belastung - die 40% der unter der Armutsgrenze lebenden Bevölkerung werden wahrscheinlich mehr und die einst breite Mittelschicht die in den letzten 25 Jahren bereits stark reduziert worden ist, wird wahrscheinlich noch mehr abnehmen. Die 40% unter der Armutsgrenze errechnen sich nach einer anderen Methode oder Parameter als zB. in Österreich und kann daher ned wirklich verglichen werden - in die falsche Richtung geht es leider trotzdem.
    Ein Ende ist momentan nicht in Sicht - aktuell verfällt der Peso auch aufgrund einer ausständigen Zahlung an den IWF (internationaler Währungsfond) zur Tilgung der Staatsschulden. Der vergangene rechtskonservative Präsident Macri hat hier den größten Kredit nicht nur in der Geschichte Argentiniens sondern sogar in der Geschichte des IWFs (!) aufgenommen - erste Rückzahlungen stehen an und können nicht leicht bedient werden. Die Angst vorm Staatsbankrott ist der aktuellen Inflation wohl also auch nicht zuträglich.

    Für ArgentinierInnen ist es schwer Erspartes anzulegen oder zu investieren. Nach wie vor ist der Kauf von größeren Dollar- oder anderen Fremdwährungsbeträgen nur für kleine Beträge möglich um einen weiteren Peso-Verfall zu bremsen. Das Ersparte von Heute ist ein paar Monaten viel weniger Wert - der Anreiz zum Konsum heute ist also sehr groß und dementsprechend gut besucht sind auch die Bars und Restaurants.

    Genug deprimierende Wirtschafts- und Sozialfakten!
    Buenos Aires die Stadt mit der breitesten Straße der Welt: 16 Spuren!? Dem höchsten Fallussymbol von überhaupt und irgendwo: el óbelisco! Dem großflächigsten Gummibaum seit meinem Menschengedenken! Und dem breitesten Fluss der Erde: zwischen Buenos Aires und Montevideo liegt das Delta und die Flussmündung vom Rio de la Plata - an der breitesten Stelle 250 km (es fühlt sich an wie ein Meer - ist aber Süßwasser und fein flussig (für die Bokulis: Potamal in extremis inkl. industrielle Abwässer und gefiltertes Grauwasser von 16 Millionen "Porteños" (Hafenstädter - Menschen aus Buenos Aires)).

    Erste Mahlzeit: Empanadas. Dazwischen danach und davor, sowieso und immer!
    Ansonsten: la Recoleta, San Telmo, Casa Rosada, la Boca.

    Eines no: der Friedhof in la Recoleta ist ja besonders schön! - sorry Zentralfriedhof aber zu dir hab ich's no immer ned geschafft.. Er wirkt irgendwie ein bisschen wie aus Harry Potter: dicht aneinander gedrängte Mausoleen in unterschiedlicher Größe, Form, Stil, Alter, Wuchtigkeit, Wichtigkeit und Renovierungsbedürftigkeit (danke Duden fürs aufnehmen und "vivan los zusammengesetzte Hauptwörter"!). Auch der hoffentlich echte Leichnam von Eva Perón (Peronismus, Evita, Madonna, don't cry for me Argentina - eh schon wissen..) liegt dort in einem Mausoleum. Nicht in nem Sarg auf der Schtöllasch (Stelllage) über der Erde sondern fest vergraben und einbetoniert (?). Nach dem Tod von Evita und dem Sturz ihres Ehemannes und Nachfolger durch die Militärjunta, hatte diese die nicht ganz unberechtigte Angst, dass sich ein Personenkult um Evita aufbaut (Personenkult in Argentinien???? - Wo?!) und das Volk trotz der schweren Repressalien, Massenentführungen und Folter schwer zu regieren sei.
    Auf jeden Fall hat der Einbalsamierer, entgegen der Weisung der Militärs, Evitas Leichnam verdreifacht (nebenbei und dabei die südamerikanische Außenstelle von "Madame Tussaud's" gegründet) und so wurde die echte Evita in Mailand begraben. Erst nach der Rückkehr ihres Gemahls Juan Perón aus dem Exil in Italien wurde auch der Leichnam wieder überstellt und findet sich nun auch am Friedhof in la Recoleta. Einzige Sicherheitsmaßnahme wie gesagt die wirkliche Vergrabung unter der Erde..

    Vielleicht sollte der Einbalsamierer heilig gesprochen werden. Der jetzige Papst - selbst natürlich Argentinier bevor er seinen Stuhl verheiligen ließ - hat diesbezüglich sicher das beste unparteiische Urteilsvermögen.

    Bevor das jetzt ganz blasphemisch wird: Pfiatgott!

    (Alle Angaben ohne Gewähr und Recherche)
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