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  • Day 7

    ¡Hola! Me llamo Fitz. Y vos?

    January 25, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 13 °C

    Hauptverursacher und Nutznießer des Klimawandels:

    Ein weiterer Flug hat uns also in den Süden Argentiniens und Südamerikas gebracht. Diesmal nix transkontinentales sondern "nur" Inland. Nachdem wir schon vor der Anreise mit Lisa in Buenos Aires Kontakt aufgenommen haben, entstand der grobe Plan mitm Auto Richtung Westen - also Richtung Anden Kordilleren - zu starten. Dies alleine wär eine ca. 18 stündige Fahrt geworden. Nachdem Lisa von Freunden von "top kondischns" in El Chaltén erfahren hat und wir diesen Fleck wahrscheinlich auch mal besucht hätten, entschlossen wir uns am Vorabend gleich dorthin zu starten. Dies wären nun aber 36 Stunden Fahrt geworden - leider nur in eine Richtung.
    Bahn geht ned: in Argentinien gibt es kein überregionales Eisenbahnnetz mehr - der Privatisierungswut des Ex-Präsidenten Menem sei Dank! Stattdessen wurde während seiner Amtszeit der Ausbau der Überlandbusse forciert - Ex-Präsident Menem dankte wiederum als Inhaber eben dieser.
    Also ein weiterer Flug von 3 Stunden bis nach El Calafate.

    Von El Calafate bringt uns ein Bus ins benachbarte El Chaltén. Die 80km Luftlinie können aufgrund des Lago Argentino und des Lago Viedma nicht direkter überbrückt werden und so dauert es 3 Stunden bis wir am Abend gegen 21:00 im wohl bekanntesten Bergsteigerdorf Südamerikas ankommen. Die Tage hier im Süden sind lang (16 h) und gepaart mit dem argentinischen Tagesrhythmus kommen wir genau richtig zum Abendessen.

    El Chaltén wurde in meiner Vorstellung geprägt von Erfahrungs- und Expeditonsberichten der weltweiten Bergsteigerelite. Oder von Filmen über die Erstbesteigung des Cerro Torre wie zB.: "Ein Schrei aus Stein" vom Herzog Werner. Der machte sich hier wahrscheinlich zum ersten Mal mit der Verwendung von Flaschenzügen vertraut und brachte diese Technik dann zur Perfektion in seiner sinnlos Aktion ein ganzes Schiff durch den brasilianischen Urwald zu schleppen - siehe ein weiterer Film: Fitzgeraldo.
    Die Supermärkte, Bäckereien, Berggschäftl, Anbieter von Trekkingtouren, Boulderhalle, jede Menge Bars und Restaurants die die quadratisch angelegte kleine Stadt prägen, passten auf jeden Fall nicht ins Bild meiner Vorstellung.
    Vor über 30 Jahren gründete der argentinische Staat diese Ansiedlung im Nationalpark "los Glaciares", vor allem um territorialen Ansprüchen gegenüber Chile Nachdruck zu verleihen und um Fakten zu schaffen - dem Übereinkommen erst zu einem späteren Zeitpunkt die Grenzziehung in der Region zu verhandeln zum Trotz. Voi sympathisch!

    Touristisches Potential gibt es hier zuhauf - das klassische Outdoor-Sport Resort mit Trekking, Bergsteigen und alpines Klettern, Sportklettern, Bouldern, Wildwasserkayak, Mountainbiken wäre durchaus möglich und die Topographie würde all dies im Sommer ermöglichen. Da wäre man schnell mal beim europäischen Pendant wie zB in Chamonix.
    Was dem Ganzen auf längere Sicht aber im Weg stehen wird ist wahrscheinlich nicht die Nationalpark Verordnung (der Schröcksnadel wär sonst schon längst Ehrenobmann vom örtlichen Tourismusverband) sondern das patagonische Wetter: der Wind ist meist sowieso allgegenwärtig, Temperaturen im Sommer auch eher unterkühlt und wechseln tut es schneller als Österreich den Bundeskanzler. Schönwetterfenster sind eher rar und vor allem nicht von langer Dauer. Einzig der Klimawandel wird verdächtigt hier in Zukunft stabilere Verhältnisse und längere Schönwetterperioden zu bringen.
    Wir als Hauptverursacher haben dies auch gleich nutzen dürfen: ganze 5-6 Tage hatten wir Sonnenschein, warme Temperaturen und nur ein laues Lüfterl. Anscheinend eines der besten Schönwetterfenster dieser Saison! (Nachtrag: Jetzt gerade stürmts und schiffts wie Sau..)

    Obwohl die ganze Rumfahrerei in den letzten Tagen und Wochen schon etwas viel war blieben wir nur 2 Nächte im Ort - dem Stress das gute Wetter bestmöglichst ausnutzen zu müssen konnten wir uns nicht entziehen.
    Wir packten Rucksäcke mit Essen, Zelt und Mehrseillängenzeix und marschierten vorbei an Bergseen, und wunderschönen geduckten knorrigen Lenga-Südbuchen und Wäldern voller Totholz - immer in Richtung der berühmten Granitspitzen des Fitz Roy und seiner nicht weniger schönen Nachbarn. Berühmte Anblicke die auch vor Ort begeistern!!
    Weiter nach Piedra del Fraile (Pfoffenstoa) und über die Brenner-Moschioni rauf auf die Aguja Guillaumet um am vierten Tag wieder den Rückweg nach El Chaltén anzutreten.
    Eine insgesamt sehr ausgedehnte Runde in spektakulärer Landschaft. Man schaut begeistert in eine Richtung nur um beim Aufschauen wieder erneut festzustellen wie gewaltig das Massiv auf der anderen Seite dasteht. Ein bisschen wie das Kinderspiel "der Hase läuft über das Feld": nach dem Einschauen und beim Umdrehen stellt man fest, dass das Gegenüber noch immer da steht, und eigentlich ein bisschen näher gekommen ist - so gewaltig wirkt es. Man erschrickt fast ein bisschen ob der Dimensionen! Ähnlich erging es uns bei den ersten Blicken auf das endlose patagonische Inlandseis (hielo continental) welches die Grenzregion zwischen Chile und Argentinien darstellt - derart ausgedehnte Gletscherflächen und massiv vergletscherte Berge haben wir noch nie zuvor gesehen!
    Stilpunkte haben wir für die Kraxelei in den Granitrissen der Guillaumet nicht bekommen - aber auch hier zählt und entschädigt vor allem der Ausblick auf das alles bisher Beschriebene. Maravilloso!! Reeelindo!!

    Die Wegzeiten generell inkludieren wahrscheinlich eine Mate-Pause alle 45 min - sind also deutlich überschätzt - die Distanzen die zurück gelegt werden wollen aber trotzdem nicht minder gering!
    Handyempfang gibt es ab dem Ortsende keinen mehr und trotz der Annehmlichkeiten des Ortes bedeutet dies für die Alpinisten und Andinisten, dass sie auf den Touren nach wie vor auf sich alleine gestellt sind und nur mithilfe eines Satellitentelefons oder durch Blinkzeichen Notrufe absetzen können.
    So geschehen zB in einer Rettungsaktion letzten Freitag vom Cerro Torre wo aber einem Kletterer nicht mehr geholfen werden konnte.
    All dies und noch viel mehr wird in der Kletterbar diskutiert: leicht erkennbar am Dresscode: Daunenjacke und Flipflops. Wenn man ned zufällig eh wem mit einem bekannten Gfriß übern Weg läuft, kann man a eine einfache Regel anwenden: Je mehr Viech desto dicker die Daunenjacke bzw. Flipfloppiger die Bar-Besohlung des Gegenübers.
    Wenn wer auf Suche nach Kletterpartner ist - ein perfekter Ort! Vielleicht hat auch der Thomas Huber den seinigen dort gefunden nachdem er seinen kleinen Bruder den Alex zu Hause hat lassen müssen weil der sich nicht impfen lässt. Also: sei ned wie Alex und lassts den großen Bruder im Stich.. - geht's impfen! 😉
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