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  • Day 1

    Von Es Grau bis Arenal d‘en Castell

    October 23, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 23 °C

    Endlich wieder on the road… oder eher „a la platja“ Ich bin auf dem Cami de Cavalls, einem alten Patrouillenpfad, der 2010 als GR223 wieder zum Leben erweckt wurde. Er führt in knapp 190 km einmal rund um Menorca und streift dabei Dünen, Felsen, Pinienwälder und abgelegene Buchten. Hin und wieder müssen auch Straßenetappen zurück gelegt werden. Da ich aber nur 6 Wandertage zur Verfügung habe, werde ich genau diese auslassen. Deshalb bin ich auch heute morgen nicht von Mao aus gestartet, wo ich die letzte Nacht im Hostal La Isla (sehr zu empfehlen) verbracht habe, sondern gleich im Naturpark Es Grau.
    Die 10 km Taxifahrt dort hin dauert ca. 15 Minuten und schon ist man in unberührter Natur, zumindest laut Wanderführer 😂 Ich werde leider von mehreren Mountainbiketeams überholt und muss oft zur Seite springen. Ob es sich dabei um den Sonntagssport der Menorcer oder um ein illegales Rennen handelt, kann ich nicht herausfinden. Manche rufen mir ein fröhliches Buenos Díaz anstatt dem katalanischen Bon Dia zu und kommen eindeutig vom Festland.
    Irgendwann ist die Fahrradplage ausgestanden und ich genieße wieder Piniengeruch, die Wärme der Dünenwege und die Einsamkeit. Am Anfang noch voller Energie folge ich jeder kleinen Extratour, nehme einen Rundweg durch den Naturpark um die Vogelvielfalt zu beobachten und klettere auf einen kleinen Felsenturm auf einer Anhöhe.
    Allmählich wird mir allerdings heiß- und da entdecke ich ihn, einen menschenleeren einsamen Traumstrand!
    Im Schatten eines Baumes lasse ich mich erstmal nieder und während ich Avocadocreme, grüne Paprika und vegane Wurst in mich hineinstopfe, überlege ich, ob der Strand quallenfrei ist, denn alles in mir schreit nach einem kühlen Bad. Merkwürdig, dass er so einsam ist… 20 Minuten später kann allerdings von Einsamkeit keine Rede mehr sein. Erst kommt ein mit Sonnenschirm bewaffnetes Pärchen und dann tatsächlich eine Karawane dreier Familien den felsigen Weg hinunter geklettert. Hallo, das war mein Strand!!!
    In deutscher Manier zerre ich mein Trekkinghandtuch aus dem Rucksack und sichere mir meinen Platz im Sand!
    Die Kinder sind inzwischen schon ins Wasser gesprungen. Da keine Schmerzenschreie ertönen, beschließe ich, dass der Strand quallenfrei ist und ich ihnen ungefährdet nachfolgen kann.

    Wandern und baden und sonnenbaden…was gibt es schöneres… nur danach weiter wandern ist eine echte Herausforderung… erst 10 km habe ich hinter mir, vor mir liegen noch weitere 15 km. Aber der Sand ist warm und kuschelig, der leichte Wind so angenehm… irgendwann reisse ich mich dann doch zusammen und ziehe weiter. Auf der anderen Seite der Bucht begegne ich einem dehydrierten Mädel, dass mich um Wasser bittet. Zunächst trinkt sie zaghaft, aber ich fordere sie auf, größere Schlucke zu nehmen. Erst als sie mit mehr Farbe im Gesicht weiter gezogen ist, wird mir klar wie wenig Wasser nur noch in meiner Flasche ist. Es ist Mittag, die Sonne brennt auf meinen Kopf und ich habe noch 15 schattenlose Kilometer vor mir… gut gemacht Anne, gratuliere ich mir. Den Umweg zum Cap Favarix spare ich mir somit und fange jetzt stattdessen an ernsthaft zu wandern. Mit dem Trinkschlauch lassen sich die Wasserreste gut einteilen und zum Glück habe ich auch noch eine Pflaume und ein Stück Paprika übrig, die mir 2 Stunden später neue Energie geben.
    Und in Port d‘Addaia, 3 km vor meinem heutigen Etappenende entdecke ich ein trotz Nebensaison geöffnetes Cafe und einen kleinen Supermarkt. Glück gehabt, denn meine vermeintlichen Vorräte für vier Tage sind heute schon auf 2 Tage zusammen geschrumpft…
    Im Cafe treffe ich auf ein französisches Pärchen, dass auch auf dem Cami unterwegs ist und letzte Nacht in Es Grau gezeltet hat und dort völlig zerstochen wurde. Und ich habe natürlich nix gegen Mücken dabei und auch kein Zelt, da ich mir nur einen Flug mit Handgepäck geleistet habe. Trotzdem werde ich morgen draußen schlafen, denn die nächsten 60 km sind ohne jegliche Infrastruktur. Zum Glück hat mein Biwaksack ein kleines Moskitonetz am Kopfteil…

    Mein Apartment in Arenal d‘en Castell hat trickreiche Türen und ich schaffe es tatsächlich mich auszusperren, aber zum Glück hatte ich schon die Fenster geöffnet und klettere deshalb ieinfach wieder hinein. Und dann mache ich mich über die frisch aufgefüllten Vorräte her… oh weh, das wird wieder nix mit den vier Tagen…
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