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- Day 9–10
- October 19, 2024 - October 20, 2024
- 1 night
- ⛅ 16 °C
- Altitude: 587 m
KosovoPriština42°39’35” N 21°9’32” E
One last dance.
Oct 19–20, 2024 in Kosovo ⋅ ⛅ 16 °C
Endlich wache ich auf und kann diesem Ort, dieser Stadt entfliehen. Das Frühstück gönne ich mir trotzdem noch im Hotel und bekomme wieder ein Omelett, was hier im Kosovo recht populär zu sein scheint. Als ich mein Frühstück verspeise, frägt mich eine der Frauen, die im Hotel arbeitet, ob mir der Aufenthalt gefallen hat, ob das Zimmer meinen Vorstellungen entsprochen hat und ob meine Zeit in Mitrovica gut war. Anfangs bin ich etwas zurückhaltend mit meiner Gesprächigkeit da ich mich nach wie vor unwohl fühle und dachte, dass auch sie eine Serbin sei und ich mich hier im Kosovo nicht mit Serben abgeben wollte. Etwas später sagt sie dann, sie sei Albanerin als wäre es das normalste auf Erden. Dass zeigt mir auch auf, dass die Menschen unter sich keine grosse Probleme miteinander haben und die Konflikte meist in der Politik geschürt werde. Danach entspannt sich lustigerweise auch mein Befinden und ich nehme nun aktiver am Gespräch teil. Eine, von Anfang an, sehr herzliche Frau, die sich ehrlich und echt nach meiner Meinung erkundigt hat und auch von ihrem Leben erzählt. Längere Zeit hatte sie in Österreich gearbeitet und spricht daher auch relativ gut Deutsch. Nach ein paar Minuten musste sie jedoch wieder an die Arbeit und so beendeten wir unser schönes Gespräch. Das war tatsächlich das positivste an Mitrovica. Schnell noch mein Zimmer aufräumen, damit sie nicht so viel Arbeit hat, und nichts wie weg von hier. Als ich das Hotel verlasse, sehe ich zu meiner Linken dunklen, dichten, schwarzen Rauch aufsteigen welcher mir nochmals ein sehr unschönes Gefühl vermittelt. Auf dem Weg raus aus der Stadt fahre ich über die Brücke die den Ibar überquert deren Szenerie mich an einen Katastrophenfilm erinnert da alles aussah als hätte sich in den letzten 15 Jahren keine alte Sau drum gekümmert und die Spuren vom Krieg noch gut sichtbar sind. Auf der anderen Seite war ein, wie ich später erfahren sollte, Braunkohleabbaugebiet. Der Kosovo erzeugt 95 % seines Stromes durch Braunkohleverbrennung da das Land über das weltweit fünftgrösste Vorkommen des wertvollen aber auch dreckigen Rohstoffs verfügt. Dies erklärt auch die wahnsinnig schlechte Luft in der Stadt.
Die Strassen sind auch hier wieder angenehm zu fahren, mit vielen, sanften Kurven und führen durch kleine Ortschaften. Die Hügel, die mich links und rechts umgeben laden förmlich ein um fotografiert zu werden. Da es jedoch keine geeignete Möglichkeit gibt, muss ich die Bilder in meinem Kopf abspeichern. Über Vushtrria, der grössten Ortschaft zwischen Mitrovica und Prishtina fahre ich die Hauptstrasse, welche leider immer häufiger mit Baustellen und und starken Unebenheiten gesät ist. Auf dem Teil der Strecke, der praktisch nur geradeaus ging, bemerke ich im letzten Moment, dass die Polizei Geschwindigkeitsmessungen vornimmt und ich minimal drüber war, wie jeder andere auch. Naja, nix passiert, bis heute nicht. In Prishtina angekommen muss ich nur noch den Weg zum Abgabeort des Autos finden und warte auf den Kerl, der es abholt.
Als das erledigt ist, suche ich mein Hostel, das Shesh Hostel, welches schwer zu finden war, da es sich einfach gesagt, in einer normalen Wohnung in einem Haus befindet. Leider war es eines der räudigsten Hostels, in welchem ich jemals war. Es gab ein grosses Zimmer, in dem sechs Betten waren, ein kleines Badezimmer und eine unschöne Küche. Das Hostel war bereits voll mit Afghanen, Türken und einer älteren japanischen Dame. Schnell deponiere ich meine Sachen und verschwinde.
Zielsicher laufe ich auf die grosse Mutter-Theresa-Kathedrale zu, welche mit ihrem romanischen Baustil und ihren beiden grossen Türmen aus dem Stadtbild heraussticht. Diese Kirche, vor allem die Aussicht von den Türmen wurde mir von der finnischen Familie empfohlen, die ich am vergangenen Sonntag getroffen habe. Die Kathedrale ist sehr schön von innen mit aufwändig geschmückten Fenstern, kunstvoller Decke und einer Aura von absoluter Ruhe und Frieden. Mit dem Lift geht es auf den 70 Meter hohen Turm, von dem aus ich eine gigantische Aussicht geniesse. In alle vier Richtungen überblicke ich die Stadt, welche so viel zu erzählen hat und die Aufbruchstimmung im Kosovo beispielhaft darstellt. Leider leisten mir zwei Mädchen im Teenageralter Gesellschaft, welche durch ihre laute Musik und ihre dämlichen TikToks auffallen. Die gingen mir so auf den Sack, dass ich sie darum bat der Kirche und der Religion etwas Respekt zu zollen und sich gefälligst anständig zu verhalten. Danach war die Atmosphäre wesentlich angenehmer. Jedoch war dies nur von kurzer Dauer bis ich die Arbeiter am benachbarten Glockenturm, die mit Restaurationsarbeiten beschäftigt waren, sah. Ich bekomme immer noch Gänsehaut wenn ich dran denke. Die arbeiten auf der Spitze des Turmes, ungesichert und decken das Dach. Das Gerüst am Rande bietet nur begrenzt Schutz. Auch wenn ich nicht hinsehen wollte, musste ich es immer wieder tun.
Nach einer gewissen Zeit habe ich das Panorama genug genossen und entscheide mich nun meine Freunde in den Bars besuchen zu gehen. In der Aktashbar treffe ich alte Bekannte und führe tolle Gespräche über Geschichte, dass Leben im Kosovo und die Zukunft, in welche das Land sich bewegen könnte und sollte. Als einer meiner Gesprächspartner nach Hause muss, trudelt ein anderer Gast ein, der für meinen anderen Gesprächspartner und Freunde Essen gekocht hat. Alle zusammen setzen sie sich an den Tisch, essen von der Tava Gjuvec, essen Brot und sprechen. Ein tolles Bild was die Kontaktfreude der Menschen hier perfekt beschreibt. Ich sitze an einem anderen Tisch, geniesse meinen Wein und schaue Fussball. Irgendwann kommt einer der Leute, die am Tisch sitzen und sagt, sie bieten mir eine Portion des Essens an. Etwas verdutzt über die Nettigkeit sage ich gerne zu und bin begeistert von der Qualität der Mahlzeit. Das Gemüse ist so reich an Geschmack, das Fleisch zart, dass Brot knusprig und weich. Ein wahrer Traum.
Später breche ich auf zu einer anderen Bar, Erik & Megn, um Namik zu besuchen. Er freut sich sichtlich, dass ich ihn besuche und mit ihm spreche. Er beschwert sich, dass es so ruhig ist und keine Gäste in seine Bar kommen. Des weiteren sprechen wir über Politik, die Geschichte des Kosovo und meine Reise. Ein toller, intelligenter Mann, der es in seinem Leben nie einfach hatte, den Krieg miterlebt hat, hart arbeitet und seiner Familie einfach nur ein gutes Leben bieten möchte. Der Wein von der Familie Daka aus Rahovec schmeckt wieder vorzüglich und rundet den Abend ab. Als ich mich von Namik verabschiedet habe, wollte ich eigentlich zu "Giorgio" in die Bar gehen um ihn nochmals zu treffen. Da seine Bar noch geschlossen war, wurde es eben die Aktashbar. Mit Andi, Edi und Mirsad kann ich ja auch tolle Gespräche führen. Mirsad, der ein in Montenegro geborener Albaner ist, inspiriert mich bereits für meinen nächsten Urlaub und hat mir die Wahl praktisch im Alleingang abgenommen.
Nach etwa einer Stunde ist es nun Zeit mich von den Jungs zu verabschieden. Eine wahrlich tolle Truppe mit wunderbaren Menschen, die massgeblich dazu beigetragen haben, dass ich im Kosovo eine so tolle Zeit hatte.
Auf Giorgio in der The Den Bar freue ich mich auch sehr da die Bar nun endlich geöffnet war. Ich treffe auch hier wieder viele neue, gesprächige und interessierte Menschen mit denen ich tolle Gespräche führe und eine gute Zeit verbringe. Die ganze Aufmerksamkeit zieht Frederik auf sich, der Sohn von einem der Gäste der vielleicht 10 Monate alt ist und alle auf Trab hält. Der Abend wir leider länger als ich wollte, da ich um halb 12 aufbreche, auf dem Heimweg nochmals Andi und Mirsad treffe und voller Vorfreude ins Hostel gehe. Eine furchtbare und kurze Nacht welche vom Fehlen meines Kopfkissens unterbrochen wird endet um 0500.
Alle Sachen gepackt und schnell zum Hauptplatz wo ich ein Taxi nehme und schnell zum Flughafen fahre da ich Angst hatte den Flug aufgrund grossen Andrangs zu verpassen. Die Angst war total unbegründet, da so gut wie niemand sonst da war und ich problemlos einchecken konnte.
Die Wartezeit von rund 90 Minuten vertreibe ich mir mit Flia essen, die leider weit hinter den Erwartungen blieb und Dokumentationen über die Jugoslawienkriege.
Jetzt ist es Zeit auf Wiedersehen zu sagen.
Faleminderit Kosovo, es war mir eine Ehre. Bis bald.Read more




















