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  • Day 66

    Quaraí - Erinnerungen

    March 1, 2020 in Brazil ⋅ ☀️ 30 °C

    Je länger man reist, desto mehr Menschen und Orte lernt man kennen ... und es gibt immer wieder Momente, Begegnungen und Erlebnisse, von denen weiß man sofort, dass man sie nie vergessen wird - entweder als positive Erinnerung oder als Erfahrung! Im Fall von Quaraí mischen sich die positiven und negativen Elemente auf faszinierende Weise, dass man das gar nicht mehr aus dem Gedächtnis und der Seele löschen kann. Unsere Unterkunft in Quaraí war ein paar Kilometer außerhalb der Stadt und es hat 2,5 Anläufe gebraucht, um ein Taxi zu finden, was uns dort hin bringt. Portugiesisch ist aber auch echt ne blöde Sprache und Taxifahrer sowieso ein Thema für sich ... Bei über 30°C mit dem ganzen Gepäck und einer irgendwie ungenauen Adresse kann der männliche Teil schonmal seine gute Laune irgendwo verlieren! Der Anblick der Landschaft um unsere Unterkunft herum - Weinberge, riesige Weiden und grüne Wälder soweit das Auge reicht - das entschädigt für alle Strapazen bei der Anreise. Die nächste Schwierigkeit lässt aber nicht lange auf sich warten ... der Hofherr ist definitiv nicht unser Gastgeber bzw. Chatpartner von Airbnb und spricht nur Portugiesisch. Wir verstehen also .... nix! Er ist aber sehr sehr freundlich und zeigt uns unsere Unterkunft sowie voller Stolz einige andere Gebäude des Hofes. Zum Sonnenuntergang färben sich Himmel und Umgebung flammend orange und es ist einfach nur paradiesisch schön. Das Haus in dem wir wohnen sowie die darin befindlichen Einrichtungsgegenstände haben ihre besten Tage leider schon hinter sich, die zahlreichen Spinnen fühlen sich offensichtlich trotzdem pudelwohl. Mich beschleichen erste Zweifel wie ruhig ich unter diesen Umständen schlafen kann. (Hat in der ersten Nacht ganz gut geklappt! Danach kamen die Mäuse und haben an unseren Nudeltüten geraschelt, mit ihren Pfoten am Holz gekratzt und einfach nervtötende Geräusche verursacht.) Licht bzw. Helligkeit war ebenso Mangelware wie Sauberkeit - dieses Phänomen zog sich übrigens ausnahmslos durch alle Räume... aber genug gemeckert ... immerhin war es kühl drinnen! Positiv in Erinnerung bleiben auf jeden Fall die Tiere - der Hahn der morgens gekräht hat, der Specht, der immer den Hausherren ärgert und die Holzbalken der Häuser anpocht, das Summen der Bienen in den Palmenblüten, die Esel, die Rinder, die Pferde mit dem kleinen Fohlen, die grüne Schlange, die uns einen Tag beim Frühstück zugesehen hat, die Katzen, die jede Streicheleinheit genossen haben als wäre es die erste Zärtlichkeit in ihrem Leben und die vor lauter Kuschelbedürfnis manchmal zu echten Stalkern geworden sind und die Hunde, die sich ab und zu zu uns geschlichen haben, mit eingekniffenem Schwanz und völlig verängstigt, und von uns gestreichelt wurden (und so endlich mal eine schmerzfreie Form von Berührung und ein bisschen Liebe erlebt haben). Es war so ruhig und einsam, dass wir den Wind in den Wäldern auch in größerer Entfernung hören konnten. Außerdem wissen wir, dass man, wenn es still genug ist, Kolibris hören kann bevor man sie sieht, weil das schnelle Flügelschlagen ein ziemlich lautes Geräusch verursacht. Das war sowieso das absolute Highlight ... ein Kolibri, der sich zum Anfassen nah an uns herangetraut hat und sehr neugierig war :) unvergesslich! Auch sehr cool war, dass man auf dem staubig-steinigen Feldweg, was die einzige Zufahrtsstraße war, zwischen all den Feldsteinen und Quarzen auch vereinzelt kleine lila-farbene Kristalle finden konnte. Insgesamt war alles in Quaraí wie eine kleine Schatztruhe - traumhaft schön aber mit Schönheitsfehlern :)Read more