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  • Day 70

    Tacuarembó - Fiesta de la Patria Gaucha

    March 5, 2020 in Uruguay ⋅ ☀️ 26 °C

    Früh Aufstehen war mal wieder die Devise, denn wenn man 2 Stunden Busfahrt vor sich hat und nicht nur 5 min am Ziel verbringen möchte, dann sollte man nicht erst Mittags am Busbahnhof sein. Auf diesen Tag haben wir uns schon lange gefreut :) wir fahren zum Gaucho-Festival nach Tacuarembó! In Tacuarembó selbst ist nicht viel los - alle sind beim Festival oder wollen dort hin. Der Rest meidet Sonnenlicht und Wärme und verkriecht sich zuhause! Das Klappern von Hufen, der Geruch nach Leder und Pferd ... das alles versetzt uns so ein bisschen in eine andere Zeit und wir begeben uns auf Entdeckungsreise - müssen wir auch, denn der "Ablaufplan" ist für uns Unwissende mal wieder eher ein Ratespiel! Das Gelände ist sehr schön - alles um einen kleinen See herum und überall Hütten, Zelte, Stände, Pferde und Menschen. Das örtliche Museum hat ein paar dekorative Kutschen aufgefahren, jede kreolische Gemeinschaft hat ein eigenes Domizil inklusive Häuschen, Grill und Platz für einige Pferde. Von den Kommentatoren-Stimmen werden wir angezogen und gelangen in die Arena, wo ein kleiner Wettbewerb stattfindet. Auf Startsignal Pferd satteln, einen Slalom absolvieren und ins Ziel galoppieren. Einer der Teilnehmer macht das so souverän, dass die Konkurrenz chancenlos ist. Ich bin sehr beeindruckt! Von Pferd und Reiter! Als nächster Programmpunkt steht ein Fohlenrennen an und wir erleben zum ersten aber definitiv nicht zum letzten Mal an diesem Tag, dass die Pferde hier nicht mit Samthandschuhen angefasst werden. Fohlen werden, unter heftigem sich-wehren, in die Arena gelotst - offensichtlich ahnen oder wissen sie im Gegensatz zu uns, was gleich passieren wird. Wir beobachten, wie ihnen die Ohren und der Schweif zurückgebogen werden, um sie mit einem Fell satteln zu können. Es braucht 4 bis 5 Mann für ein Fohlen, das sich mit allen möglichen Kräften gegen die Prozedur wehrt. Nach einem endlos scheinenden Kampf zwischen Mensch und Pferd "siegt" der Mensch und etwa 10 Fohlen stehen gesattelt und mit einem Reiter auf dem Rücken nebeneinander. Aufs Startsignal hin, werden sie losgelassen und versuchen ihren Reiter abzuschütteln. Massen-Rodeo im Mini-Format ... Wer zuletzt oben sitzt hat "gewonnen" ... alle Fohlen werden eingefangen, der Sieger darf auf seine Ehrenrunde, danach ist Siesta. Tief durchatmen. Unser Bedarf an "Gaucho-Traditionen" ist erstmal gedeckt. Wir essen etwas und schauen uns weiter um. Nach der Pause findet ein Wettbewerb statt, bei dem jeweils zwei Reiter mit Wurfseilen (kein Lasso!) versuchen ein flüchtendes Fohlen zu fangen. Die Aufgabe bestand aus mehreren Teilen: wenn die Hinterbeine des Fohlens erfolgreich mit dem Wurfseil gefesselt wurden, dann musste das Fohlen so an den Rand oder in die Enge getrieben werden, dass es den Reitern möglich war, das Fohlen seitlich auf den Boden zu legen. Ein Kampfrichter war dann dafür zuständig, die Beine wieder zu entfesseln. Echt barbarisch! Ein Fohlen humpelt mit lose hängendem Hinterbein aus der Arena. Ich kann gar nicht mehr hinschauen.
    Danach geht das Fohlenrennen mit neuen Pferden und Reitern in eine zweite Runde. Mir ist schleierhaft, welche Fähigkeit der Gauchos mit diesem Wettbewerb geprüft wird.
    Auch der letzte Wettbewerb des Tages bildet keine Ausnahme. Die Opfer der Tortur sind zwar etwa doppelt so alt wie die Fohlen, aber immernoch relativ jung. Diese Pferde in die Arena zu bringen, festzubinden und zu satteln ist Schwerstarbeit für alle Beteiligten, denn auch sie wissen vermutlich, was sie dort erwartet. Unfassbar was den Pferden angetan wird. Die festgebundenen Pferde haben keine Chance dem zu entgehen. Wenn sie sich auf dem Boden schmeißen, wird ihnen solange der Schweif und die Ohren verdreht, sowie gegen die Seite und ins Gesicht getreten, bis sie irgendwann wieder aufstehen. Wie kann ein Mensch einem anderen Lebewesen das antun? Rodeo nennt sich das fiese Spektakel. Nachdem dem Pferd letztendlich als Gipfel der Quälerei die Peitsche auf das Hinterteil geklatscht und die Sporen in die Seiten gerammt werden, muss der Reiter 10 Sekunden auf dessen Rücken bleiben - dann ist er eine Runde weiter. Es ist heftig, weil man die Schmerzen der Pferde fast körperlich spüren kann. Den Zuschauern scheint das egal ... Sie sind nichts anderes gewöhnt. In der zweiten Runde sitzt der Reiter übrigens auf dem blanken Pferderücken und hat selbst eine Peitsche, die er abwechselnd rechts und links aufs Pferd niederklatschen lässt. Unter den Zuschauern sind Schulklassen und viele Kinder im Familienverband. Tierquälerei und Bildung liegen hier leider sehr dicht zusammen! Sowas anzuschauen, öffnet einem im wahrsten Sinne des Wortes die Augen. Den Tag zu verarbeiten fällt gar nicht so leicht ...
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