• Abenteuer in Osterwieck

    August 19 in Germany ⋅ ☀️ 25 °C

    Zwei Stunden in einer anderen Welt – unser Abenteuer in Osterwieck

    Wir dachten, wir machen einen kleinen Spaziergang – am Ende landeten wir in einer Zeitreise. Zwei Stunden zu Fuß durch Osterwieck im Harz haben sich angefühlt, als wären wir plötzlich in ein Geschichtsbuch geplumpst.

    Schon beim ersten Schritt in die Altstadt merkten wir: Hier gibt es mehr Fachwerk als Netflix-Serien. Rund 400 Häuser sollen es insgesamt sein, viele aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Wir liefen durch schmale Gassen, in denen jedes Haus so schief stand, als hätte es heimlich den Ratskeller besucht. Trotzdem: unglaublich charmant.

    Osterwieck ist eine uralte Stadt – gegründet wurde sie schon im Jahr 974, und weil hier früh christliche Mission betrieben wurde, nennt man sie auch die “Wiege der Christianisierung Sachsens”. Keine Sorge, wir mussten niemanden bekehren, nur unsere Füße überzeugen, noch ein paar Schritte zu machen.

    Zwischendurch stolperten wir fast über die St.-Stephani-Kirche, die mit ihrem wuchtigen Turm aussieht, als würde sie die Stadt schon seit Jahrhunderten bewachen. Spoiler: tut sie auch. Und wenn man genau hinsieht, findet man an den Fachwerkhäusern kleine geschnitzte Figuren und Sprüche – wie die mittelalterliche Version von Instagram-Captions.

    Nach knapp zwei Stunden fühlten wir uns, als hätten wir eine halbe Mittelalter-Serie durchgebinged – nur in echt und ohne Drachen. Osterwieck ist wirklich wie eine andere Welt: ruhig, historisch und mit dem besonderen Charme einer Stadt, in der die Zeit nicht rast, sondern gemütlich über Kopfsteinpflaster spaziert.

    Fazit: Zwei Stunden reichen, um sich in Osterwieck zu verlieren – im besten Sinne. Und falls jemand fragt: Nein, wir sind nicht im Jahr 2025 gereist, sondern gefühlt direkt ins 15. Jahrhundert.

    Am Abend spazierten wir zum letzten Mal durch das schöne Ilsetal. Morgen ist leider Rückfahrt angesagt.

    Vielen Dank Harz für deine Gastfreundschaft. Na

    Für alle jene, die mehr über Osterwieck erfahren möchten:
    Archäologische Funde bezeugen die frühe Besiedlung des von der Eiszeit geformten "Kulturlandes Osterwieck".
    780 gründete Karl der Große hier in "Salingenstede" ein Missionszentrum, das bald "Ostrewic" genannt wurde. Dem um 804 nach Halberstadt verlegten Bistum gewährten Kaiser Otto ll. in Saligenstede das erste Münz- und Zollrecht, sein Sohn Otto lll. 992 das Marktrecht.
    1215 erstmals als Stadt bezeichnet, entwickelt sich Osterwieck bis zum Ende des 16. Jahrhundert zur drittgrößten Stadt im Bistum (ca. 3500 Einwohner).
    Im Jahre 1495 zerstörte eine große Überschwemmung der Ilse die Stadtmauer und 1884 fiel fast die gesamte Stadt einer furchtbaren Feuersbrunst zum Opfer. Aber die für damalige Verhältnisse wohlhabenden Handwerker und Ackerbürger bauten die Stadt mit den z. T. bis heute erhaltenen prunkvollen Fachwerkhäusern wieder auf. Das Bild der Altstadt wird noch heute bestimmt von ganzen Straßenzügen mit Häusern aus dem Mittelalter.

    Das von 1552-1557 im weiterhin katholischen Bistum neu errichtete Kirchenschiff von St.
    Stephani ist eines der ersten großen protestantischen Stadtkirchenbauwerke.
    Der Dreißigjährige Krieg, in dem die Stadt mehrfach belagert, besetzt und von der Pest heimgesucht, aber nicht zerstört wurde, beendete die Blütezeit Osterwiecks, das 1650 nach dem Ende des Fürstbistums nun im Fürstentum Halberstadt an das Kurfürstentum Brandenburg fiel.
    Nach kleingewerblich geprägtem 18. Jahrhundert, kam es im 19. Jahrhundert mit der Niederlassung größerer gewerblicher und industrieller Betriebe in den Jahren 1867 und 1908 zum Eisenbahnanschluss und damit einer wirtschaftlichen Prägung, die aber nur bis zum Ende der DDR Bestand hatte.
    An der Grenze zu Niedersachsen und nahe der neuen B6 und A 395 gelegen, bemüht sich die alte Fachwerkstadt mit Gymnasium seit 1990 mit Erfolg um die Ansiedelung industrieller Fertigung.

    Mit Recht wird Osterwieck auf Grund der vielen Fachwerkhäuser als „Perle von Sachsen-Anhalt“ bezeichnet. Fachwerkhäuser aus den Stilepochen Gotik (bis 1521), dem Niedersächsischem Stil (1533 – 1584), der Renaissance (1580 bis 1640) und dem Barock (1640 bis 1780) sind immer wieder Anziehungspunkte der Touristen. Das vermutlich älteste Haus (1480) befindet sich in der Kapellenstraße Nr. 4. Viele Fachwerkhäuser sind reich verziert mit zahlreichen Schnitzereien und Inschriften.
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