• So ein schöner Tag

    September 25 in Canada ⋅ ☁️ 16 °C

    Eigentlich wollte ich auf eine kleine Insel, zu diesem Campingplatz mit weißem Strand und türkisfarbenem Wasser, mit Regenwald und wilder Natur. Man braucht aber etwas Zeit, um dorthin zu kommen, da man zwei Fähren nutzen muss.

    Felix’ kleine Operation dauert aber länger bzw. fängt erst später an als geplant. Und so starten wir erst um 14:00 Uhr, und weil wir in 2 Tagen noch mit Mike und Shawnna verabredet sind und ab morgen nur noch Wolken und Regen auf dem Plan stehen, entscheide ich mich für einen einfachen Campingplatz direkt am Strand (denn das ist mir wichtig), aber nur 30 Minuten Fahrt. Und so chillen wir schon bald am Strand. Naja, „chillen“ ist untertrieben: Thorben baut das Zelt auf, während ich asap koche, um Hangriness zu vermeiden, aber entspannt ist es trotzdem. Carla und Felix stromern über den Campingplatz. Statt Stöcken und Muscheln gibt es hier allerhand Trödel zu entdecken. Die Kinder sind entzückt. Sie holen ein Puzzle aus dem Schrank, spielen Klavier und Federball. Wie schön – die Kinder sind beschäftigt.

    Am nächsten Tag gehen wir mittags ins Restaurant Fish and Chips essen. Danach sagt uns ein anderer Gast vom Campingplatz, dass Orkas in der Bucht gesichtet worden seien. Um keine Zeit zu verlieren, holt Thorben das Auto und wir fahren das kurze Stück zum Ende der Landzunge. Und tatsächlich: Wir sehen die Orkas und sind begeistert. Vor lauter Begeisterung hatten Thorben und Carla schon wieder einen Seehund übersehen, der nur wenige Meter vor ihnen lag und sich sonnte. Gut, dass sie diesmal nicht so nah herangegangen waren, dass sich das Tier – und nach dessen Gebell die beiden – erschrocken hätten.

    Die Orkas schwammen Richtung Campingplatz, und so kam uns eine Idee. Die Besitzer des Campingplatzes hatten uns angeboten, dass wir ein kleines Ruderboot ausleihen dürften. Also fuhren wir schnell zurück, rollten das Boot ins Wasser und Thorben ruderte kräftig. Leider ging die Strömung in die andere Richtung, als die Orkas schwammen, und der Weg war sehr viel weiter als gedacht. Ich hatte auch den Eindruck, als ob Thorben etwas weniger kräftig ruderte, nachdem ich gefragt hatte, ob wir in unserem Boot von unten wohl wie eine Robbe aussehen würden. Was er aber bestreitet. Jedenfalls waren die Orkas am Ende doch noch ein Stück von uns entfernt. Und ich war total nass, weil Thorben regelmäßig eine Wasserladung auf mich spritzte. Aber es hatte so richtig Spaß gemacht.

    In unserem Eifer waren wir aber schon ziemlich weit rausgefahren mit unserer Nussschale, und meine Mühe, Thorben bei der Rückfahrt zu unterstützen, ging nach hinten los – bzw. durch die Strömung zur Seite. Nachdem auch die Kinder ihren Spaß beim Rudern hatten, waren wir ziemlich abgedriftet und hatten jede Menge Wasser im Boot, was Thorben etwas stresste. Aber er brachte uns wieder sicher an Land.

    Nach unserer Waltour durften die Kinder noch eine Runde mit den beiden Einer-Kanus fahren, die die Campingplatzbesitzerin extra für sie geholt hatte. Eigentlich wollte ich mit Felix zusammenfahren, weil ich dachte, es sei sonst zu gefährlich, aber wir waren zu schwer. Also probiert es Felix alleine – natürlich mit Rettungsweste. Ich war beeindruckt, wie schnell die beiden ihr Kanu navigieren konnten. Und sie waren auch so richtig glücklich. Danach waren dann aber alle durchgefroren, und nach einem Duschdesaster (irgendwie wurde sich um warmes Wasser und Handtücher gestritten, und am Ende waren alle wieder kalt) kuschelten sich die Kinder in ihre Schlafsäcke und wollten Hörspiel hören.

    Thorben und ich nutzten die Gunst der (Abend)Stunde und setzten uns auf die gemütlichen Gartenstühle des Campingplatzes. Wir hatten Bücher auf dem Schoß liegen, aber schauten einfach nur aufs pastellfarbene Wasser und die grüne Insel vor uns, die noch in der Sonne lag. Es sah aus wie ein Gemälde. Als ich dachte, es könnte nicht mehr schöner aussehen, sahen wir einen Regenbogen. „Fehlt nur noch der Delfin, der vor uns springt“, scherzten wir. Stattdessen hörten wir ein lautes, wiederkehrendes Knallen. Nach ein paar Minuten begreifen wir, dass das Knallen kein Schuss war, sondern der Schwanzschlag zweier Seehunde, die um Dominanz konkurrierten.

    Der ganze Tag war so richtig schön. Vermutlich, weil wir nichts davon geplant hatten
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