Uydu
  • Gün 44

    Reise nach Pokhara

    13 Mayıs 2019, Nepal ⋅ ⛅ 32 °C

    Nach unserem gemütlichen Nepal-Start mit Erholungscharakter schalteten wir heute einen Gang hoch: Das heutige Ziel war, in die Stadt Pokhara zu gelangen, die 200 Kilometer weiter westlich in Nepal liegt. Wer beizeiten in Pokhara sein will, muss in Kathmandu früh aufstehen, denn das unwegsame Gelände und die teilweise prekären Strassenverhältnisse Nepals kosten einen Reisebus gut 7 Stunden für die 200 Kilometer. Um knapp 7 Uhr morgens fuhren wir deshalb auch in unserem vorab gebuchten "Super Deluxe Bus" los, der sich als ganz normaler, aber doch schon eher betagter Reisebus herausstellte. Man mag sich nicht ausdenken, welch lotteriges Gefährt wohl der ebenfalls verfügbare "Deluxe Bus" gewesen wäre - wohl knapp besser als der supergünstige öffentliche Bus, wo man anscheinend realistischerweise damit rechnen kann, die Fahrt mit einer Ziege auf dem Schoss zu verbringen.

    Was der Bus an versprochenem Komfort schuldig blieb, machte die Landschaft auf der Fahrt wieder wett: Über unzählige Haarnadelkurven schlängelte sich der Bus steile Berghänge hinunter und reissenden Flüssen entlang. Vom grün bewaldeten Hügelland rund um Kathmandu gelangten wir in die gut 600 Meter tiefer gelegene Ebene rund um Pokhara. Hier ist es feuchter und heisser als in Kathmandu, was wir beim Aussteigen in Pokhara unmittelbar bemerkten.

    Nach der Ankunft am Busbahnhof in Pokhara ging unser heutiges Abenteuer aber erst richtig los. Da wir uns nach x Wochen in Hotels und Restaurants danach sehnten, einmal selbst europäisch zu kochen, hatten wir uns entschieden, in Pokhara in einer Ferienwohnung mit eigener Küche zu nächtigen. Dafür mussten wir allerdings auf Seenähe verzichten und uns mit einem gar nicht touristischen Wohnquartier zufrieden geben, worauf uns unser Taxifahrer auch gleich verwundert hinwies. Desweiteren hatte er auch noch nie von unserem Ferienwohnungshaus gehört und setzte uns einfach irgendwo in der groben Umgebung ab. Tatsächlich schien an dem Ort, wo Google Maps unser Hotel verortete, auch nur eine eingezäunte Brache zu sein. Wie um dramatisch zu unterstreichen, dass wir allein und verloren waren, begann es in just jenem Moment, wie aus Kübeln zu giessen...

    Wir flüchteten unter das Vordach eines Anwohners und fragten ihn, ob er für uns die Kontaktperson bei der Ferienwohnung anrufen könne. Der Anwohner bellte etwas in Nepali in sein Telefon und teilte uns schliesslich mit, dass uns der Check-in verweigert werde, weil unsere Buchung untergegangen sei und die Wohnungen schon alle besetzt seien. Stattdessen sollen wir doch ins OYO-Hotel gleich gegenüber gehen. Weil uns die ganze Sache eigenartig vorkam (wir hatten eine Buchungsbestätigung der Wohnung) und wir nicht auf eine Küche verzichten wollten, nahmen wir schliesslich selbst Kontakt auf - erst per Telefon, wo wir kein Wort verstanden, dann schliesslich per SMS. Nach einigem Hin und Her und der Erwähnung meines vollen Namens und der Booking.com-Reservationsnummer hiess es dann plötzlich, dass unsere Buchung sehr wohl existiere und wir gerne kommen könnten. Blieb noch die Frage, wo sich das gute Appartment befand. An unserem Standort abholen wollte uns der Besitzer der Ferienwohnung nicht, weil es regnete...

    Schliesslich fanden wir die Ferienwohnung in einem obskuren Seitenarm einer Parallelstrasse, in dem wir uns mit unseren grossen Taschen über Riesenpfützen hinwegsetzen mussten. Als wir schliesslich tropfnass in unserer Wohnung (mit Küche!) standen, blieben viele Fragen offen: Hatte die Tatsache, dass der Anwohner beim OYO-Hotel arbeitete, dazu geführt, dass er uns die Aussage des Ferienwohnungsbesitzers falsch wiedergab? Dazu passte allerdings nicht, dass wir vom Ferienwohnungsbesitzer selbst erst eine Absage und dann eine Zusage bekommen hatten. Wieso plötzlich dieser Wechsel? Wir liessen diese Frage erstmal offen und fragten uns stattdessen, was wir mit unserer hart verdienten Küche nun anstellen sollen.

    Aus kulinarischem Heimweh entschieden wir schliesslich, zu versuchen, die notwendigen Zutaten für Käsespätzle anzuschaffen. Ich hätte an dieser Stelle gerne erwähnt, dass Ines sich nach diesem Gericht sehnte ("Man kann die Schwäbin aus Schwaben herausholen, aber niemals Schwaben aus der Schwäbin"), aber in Tat und Wahrheit war es ich, der den Vorschlag brachte. Nach einigem Suchen fanden wir tatsächlich alle nötigen Zutaten - inklusive feinem Yak-Käse! - und machten uns sogleich ans Werk. Die eher spärlich eingerichtete Küche verlangte uns einiges an Findigkeit (Wie misst man 500g Mehl ohne Waage ab?) und Handarbeit (fertige Spätzle mit Gabel aus dem Wasser fischen) ab. Der Kraftakt lohnte sich aber: Ganz neutral gesagt schmeckten unsere nepalesischen Yakkäse-Spätzle ausgezeichnet! Vom Kochen waren wir allerdings so geschafft, dass wir uns bereits wieder freuen, morgen im Restaurant zu essen...
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