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  • Day 9

    Tag 1 im BPKIHS 👩‍⚕️🙊

    September 11, 2023 in Nepal ⋅ ⛅ 28 °C

    Heute startet mein zweites Tertial des PJ und zwar im Fach Chirurgie. Die ersten beiden Monate davon werde ich hier in Dharan im BPKIHS (= B.P. Koirala Institue of Health Science) verbringen. ☺️
    Nach einer guten und erholsamen Nacht stand ich gegen 7 Uhr auf um gemütlich in den Tag zu starten. Da ich noch nicht weiß wo man hier seine Mahlzeiten einnehmen kann gab es zum Frühstück nur ein paar Kekse. 😂 Ich wusste nicht so recht was ich anziehen soll, einen Kasak, den ich von zuhause mitgebracht habe oder erstmal in Zivil.🤷‍♀️ Ich entschied mich für zivil, und packte den Kasak in meine Tasche, legte meinen Kittel über den Arm, denn es war schon unglaublich warm und schwül und um kurz nach 8 machte ich mich dann auf den Weg zu dem Ort, der mir gestern gezeigt wurde. Nach knapp 10 Minuten Fußmarsch bin ich dort angekommen. Unten in der Eingangshalle war es schon pickepacke voll mit Menschen, vermutlich alles Patienten..
    Ich musste in den ersten Stock und wurde dort begrüßt und sollte im Büro des Head of Surgery Platz nehmen und bekam einen Black tea gebracht.☺️
    Dieser kam wenig später und war sehr nett. Wir unterhielten uns kurz und dann gingen wir gemeinsam auf Station (=Ward). Hier finden morgens die „Morning Rounds“ (=Visite) statt. Vor den Rounds machen die Junior Residents (=AssistenzärztInnen) noch die Pre-Rounds, um alles vorzubereiten und auszuarbeiten. Bei den Rounds sind dann knapp 15 Ärzte, die von Patient zu Patient wandern. 👨‍⚕️👩‍⚕️ Also sehr ähnlich zu dem amerikanischem System. 🇺🇸 Übrigens tragen eigentlich alle zivile Kleidung und nur manche ggf. noch einen Kittel darüber. Die Patientenzimmer sind eine ganz andere Welt als zuhause. 8 Patientin auf sowas ähnlichem wie Feldbetten liegen in einem Raum. 🙈 Es ist schon morgens super heiß, zumindest gibts es einen Ventilator an der Decke. Wenn sich die PatientInnen nicht selbstständig versorgen können, muss ein Familienangehöriger mitkommen und sich um ihn/sie kümmern, selbiges mit dem Essen. Verstanden habe ich bei der Visite so mittel viel, denn es wird schon hauptsächlich nepalesisch gesprochen. Aber das Gute an der Chirurgie ist, dass man zumindest trotzdem sehen kann worum es geht. 🧐Manchmal hat mir auch jemand noch kurz auf Englisch erklärt was gesagt wurde. So ganz den Überblick, wie alles abläuft und wer wer ist habe ich noch (lange) nicht, aber ich habe schon einige spannende Krankheitsbilder gesehen und alle sind sehr nett und hilfsbereit. ☺️👍
    Nach der Visite wurde ich gefragt ob ich mitkommen möchte um was zu frühstücken, da hab ich natürlich nicht nein gesagt(ca. 9:45 Uhr). Dass es hier Usus ist kurz aufs Moped zu steigen um vom Campus runter und zu einem Cafe außerhalb zu fahren war mir nicht klar. 🛵😂 Dort aßen wir dann und ich hatte nochmal die Möglichkeit mich in Ruhe kurz vorzustellen. Das mit den Namen der anderen ist wirklich ein wenig schwierig für mich, so viele Namen und so viele Namen die ich noch nie gehört habe. Wieder zurück im Krankenhaus war heute OPD Tag (Out Patient Departement), also so etwas wie eine Notfallambulanz. 🏥 Es standen einfach so viele wartende PatientInnen im Flur, dass wir uns wirklich zum Sprechzimmer durchkämpfen mussten. Die Sprechstunde selbst kann man schwer beschreiben, wirklich unvorstellbar. 😲 Zwei ca. schreibtisch-große Tische stehen in der Mitte des Raumes an einander gestellt, daran 6 Stühle und 6 Hocker. Auf den Stühlen sitzen die Ärzte, ja genau 6 gleichzeitig in einem Raum und auf dem Hocker dann der/die PatientIn, also quasi Rücken an Rücken. In der Mitte des Tisches liegt ein riesiger Stapel an Patientenakten, die dann nach der Reihe, von 6 Ärzten parallel abgearbeitet werden. Das Zimmer ist also wahnsinnig laut und voll, je nachdem was man so hat, wird dann halt kurz das T-Shirt etwas hochgezogen oder der Fuß präsentiert. Wenn eine Untersuchungsliege erforderlich ist, gibt es eine einzige im Raum, die durch einen windigen Vorhang abgetrennt ist. Es liegt ein Baumwolltuch darauf, das die ganze Sprechstunde über auch nicht ausgewechselt wird. 🫣😵‍💫 Die Patienten müssen auch immer erst zur Kasse um einen Schein für das OPD zu kaufen. Wenn sie dann noch ein Röntgen, Labor oder ähnliches benötigen müssen sie auch das erst bezahlen und dann geht es weiter. 💵 Die Taktung war wirklich Wahnsinn! Auch hier hab ich mal mehr mal weniger verstanden, aber auch durch Gestik und Mimik kann man sich einiges zusammenreimen. Außerdem erfolgt die Dokumentation auf Englisch und die Ärzte waren bemüht im Rahmen des zeitlich Möglichen mir immer kurz was zu erklären. Nach ca. 3-4h ohne Unterbrechung, war die Sprechstunde dann vorbei und es ging in das „Day Care Theatre“ (=Ambulanter OP). Auch hier wieder eine ganz andere Welt. Immerhin gibt es hier Kassaks. Als OP-Schuhe werden Flippflops getragen. 🩴
    Der OP ist ein Raum, in dem zwei OP-Liegen mit vielleicht 2-3m Abstand zueinander stehen. Ich war an dem Tisch, an dem zwei Lipome und einmal Granatsplitter entfernt wurden, ich durfte viel selber machen bzw. mithelfen und am Ende einige der Nähte machen. Diese OPs erfolgten in Lokalanästhesie, soweit noch so gut, aber am Tisch daneben, wurde zweimal eine Hydrozele testis, also eine Vergößerung des Hodens, operiert, und auch das wurde nur in lokaler Betäubung ohne jegliche weitere Anästhesie operiert. Unglaublich.. 😲😲 die beiden Patienten hatten auch sehr starke Schmerzen dabei! 🥴Noch dazu kommt, dass sich die Patienten ja gegenseitig bei dem Eingriff zuschauen können, denn es ist nichtmal eine Trennwand oder irgendwas dazwischen. 🫣 Die sterilen Mehrweg-Kittel und -Abdecktücher werden aus „Töpfen“ herausgegeben und haben teilweise Löcher oder keine Bändel zum zuknoten mehr. Immerhin die sterilen Handschuhe sind verpackt und einweg. Das Nahtmaterial müssen die Patienten selber kaufen und dann mit zum OP bringen. Als der Eingriff vorbei war, standen die Patienten auf und gingen raus und der nächste stand quasi schon in der Türe.
    Wild, wild, wild…
    Es ist inzwischen schon halb 5, die Zeit ist wirklich verflogen bis jetzt! Nachdem wir noch nichts zu Mittag gegessen hatten, fuhr ich mit dem einen Arzt nochmal los. Er meinte ich könne danach nach Hause und brachte mich auf dem Rückweg zu dem Guesthouse. Die Ärzte hier arbeiten jeden Tag, auch am Wochenende (=Samstag) müssen sie ihre Morning und Evening Rounds machen. Und generell hat hier die offizielle Woche 6 Tage, also der Sonntag ist wie unser Montag.
    Jetzt habe ich so viel geschrieben und habe sicherlich trotzdem nur einen Bruchteil von allem zu „Papier“ gebracht. 🙊
    Ich bin sehr erleichtert einen guten ersten Tag gehabt zu haben und bin wahnsinnig gespannt was ich die kommenden Wochen noch alles erleben werde hier!☺️
    Vorher war ich bei ca 1000% Luftfeuchtigkeit noch eine halbe Stunde laufen um den Kopf ein wenig zu lüften, jetzt möchte ich noch ein paar Sachen von heute nachlesen und dann gehts ins Bett.
    Wer bis hier her durchgehalten hat - Respekt! 😚🤭 Heute ist es ein kleiner Roman geworden. 📖
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