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  • Day 26

    Auf den Spuren von Zeus

    September 14, 2020 in Greece ⋅ ☀️ 23 °C

    Es ist ein wenig abgekühlt, morgens angenehme 24 Grad und eine frische Brise - da lässt es sich gut joggen - vermeintlich. Auf der Washboard-Straße gerate ich ins Stolpern, als uns ein Jeep überholt und Jogi ins Geschirr geht. Ich packe mich ab und ziehe mir diverse Schürfwunden an Hand, Armen und Beinen zu - nervig, aber passiert halt. Das hält uns aber nicht von unserem schönen heutigen Vorhaben ab, den Mount Zás oder Zeus zu besteigen. Der Weg dorthin führt uns durch eine wildromantische Bergwelt mit abwechslungsreichen Felsformationen, aber auch fruchtbare Täler, wo Wein, Getreide und Gemüse angebaut werden und sich große Olivenhaine befinden. Die Ausblicke auf die vielen kleinen (byzantinischen) Kapellen mit ihren meist blauen Kuppeln und die hübschen, am Hang liegenden, weißen Dörfer wie Chalki und Filoti begeistern uns wieder. Hinter Filoti führt eine sehr schmale, kurvige Straße, die uns an Korsika erinnert, weiter zum Ausgangspunkt der Wanderung. Überall ragen Büsche, Olivenbäume und Macca weit in die Straße hinein, und auf der anderen Seite fällt der nicht befestigte Weg steil ab, ich hoffe nur auf kein entgegenkommendes Auto, da es nur wenige Ausweichstellen gibt. Der „Parkplatz“ am Endpunkt ist eigentlich nur für drei oder vier Autos oder Quads geeignet, drei stehen bereits da, so muss Norbert das Womo Zentimeter für Zentimeter vor und zurück rangieren, um in die richtige Fahrposition zu kommen.
    Schon bald erreichen wir auf einem gepflasterten Weg eine idyllische Quelle, „Ton Arión“ genannt. Hier zapfen Einheimische kanisterweise Trinkwasser. Wir streben weiter bergan, schon bald geht der Weg über in eher wegloses Gelände, in dem man kaum mehr Wegmarkierungen findet. Es geht ziemlich steil bergan, überwiegend auf Felsen, immer wieder ist auch klettern angesagt. Nach gut 20 Minuten erreichen wir den Eingang zu einer mythologisch höchst "aufgeladenen" Höhle. Schließlich geht es um den Göttervater Zeus. Dem Mythos nach soll er auf Kreta geboren worden sein und von seiner Amme, aus Angst vor seinem Vater Kronos, der alle seine Kinder mit Ausnahme von Zeus gleich nach der Geburt wieder aufgefressen hat, in der Idäischen Höhle versteckt worden sein. Dann sei er in die Zeusgrotte auf den Monte Zás auf Naxos gebracht worden, um ihn dort weiter großzuziehen. Später habe Zeus einem Adler, der gerade vorbeiflog, als er auf dem Gipfel eine Opferhandlung vollbrachte, einen Blitz entrissen, den dieser in seinen Klauen hielt. Mit diesem Blitz trat dann Zeus den Titanen gegenüber, tötete sie damit und machte sich so zum Herrscher im Götterreich. Zu einem späteren Zeitpunkt sei er in Adlergestalt nach Naxos zurückgekehrt.
    Die riesige Größe dieser mythischen Höhle, die mit 10m Breite und ca. 3 m Höhe beginnt, über ein Loch im Boden dann zur eigentlichen von 115m Länge und 75m Breite führt, kann ich leider nur erahnen, da ich lediglich die Handytaschenlampe dabei habe, deren Leuchtkraft nicht annähernd ausreicht. So setzen wir - zwischendurch grandiose Ausblicke auf die umliegende Bergwelt genießend - unsere Klettertour fort, weiter fast senkrecht bergan - es wird allmählich immer unwegsamer, nicht nur erschwert uns ein großes Geröllfeld den Aufstieg, sondern auch die überall wachsenden stacheligen Disteln und Dornenbüsche, durch die man sich kaum vorwärts bewegen kann. Auch Jogi, der, wieder ganz in seinem Element, mit seinen Kletterkünsten jeder Bergziege Konkurrenz macht, gerät doch auch hier an seine Grenzen, einfach zu pieksig. Auch wenn der Gipfel bereits in Reichweite zu sein scheint, beschließen wir daher umzukehren - wie wir später sehen und von unseren Nachbarn bestätigt bekommen, haben wir mangels Beschilderung die entscheidende Abzweigung verpasst. Der Abstieg gestaltet sich dann glücklicherweise etwas leichter als zunächst befürchtet, und Jogi springt wieder neugierig vorneweg. Als wir die Quelle passieren, trinkt er begeistert und möchte am liebsten komplett hineinspringen, was wir, klitschnass geschwitzt wie wir sind, gut nachvollziehen können. Am Ortsrand von Naxos lassen wir unser völlig eingestaubtes Wohnmobil waschen - eigentlich eine kleine Autowaschanlage, doch der Besitzer bietet uns nach Übersetzung durch seine niedliche 10jährige Tochter an, die Wäsche für 10€ per Hochdruckreiniger vorzunehmen, während wir uns mit einem kühlen Bierchen erfrischen. Den Abend lassen wir wieder bei netten Gesprächen mit Thomas und Karin ausklingen.
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