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  • Day 31

    Gewitter - Medicane Ianos

    September 19, 2020 in Greece ⋅ 🌧 26 °C

    Wir hatten eine unruhige Nacht - es war feuchtwarm, und die ANEK Lines Fähre weckte uns um zwei Uhr nachts, abgesehen von frühmorgendlichen Hafenaktivitäten und einem nervigen Generator in der Nähe, der wohl die Stromversorgung im Hafen während des Gewitters sichern sollte. Da bewundere ich die Segler, die, wenn sie im Hafen sind, ja ständig diese nächtlichen Ruhestörungen ertragen müssen.
    Um 8.30 Uhr geht das angekündigte Gewitter richtig los, allerdings deutlich heftiger und anhaltender, als von Weather Pro vorausgesagt. Das muss wohl ein Ausläufer des über dem Peleponnes und den Ionischen Inseln tobenden Orkantiefs, Medicane Ianos, sein. So bleiben wir länger liegen und finden es eigentlich ganz gemütlich, wenn der Regen kontinuierlich aufs Dach prasselt (auf diese Weise wird das auch einmal gründlich gereinigt😉), weniger jedoch die in unmittelbarer Nähe einschlagenden Blitze. Das Gewitter lässt irgendwann nach, doch es schüttet immer noch wie aus Eimern - eigentlich überflüssig, da noch unter die „Hafendusche“ zu springen??!
    Nach dem Frühstück klart der Himmel bereits wieder ein wenig auf, und wir machen einen Spaziergang an der westlichen Küste entlang, wo ich eigentlich heute morgen längs joggen wollte. Hier passieren wir eine sehr gut restaurierte Mühle, in deren unmittelbarer Nähe Boote repariert werden und sich eine kleine Kapelle mit Friedhof befindet. Die Taverne davor wird winterklar gemacht - man merkt, die Saison geht dem Ende zu. In der nächsten Bucht stoßen wir auf einen weiteren kleinen Hafen, idyllisch gelegen mit vielen farbenfroh gestrichenen, kleinen Booten von Anglern und Fischern, aber auch kleine Ausflugsdampfer, deren Saisonende bereits eingeläutet wurde. Wir kehren zum Womo zurück, lesen, bearbeiten Fotos und schauen dem gemächlichen Treiben im kleinen Hafen zu. Noch ein Gassigang mit Jogi, während Norbert das Womo startklar macht, dann legen wir um 16.45 Uhr pünktlich ab. Wie anders präsentiert sich heute das Meer - das tiefe Ultramarin ist einem Graublau gewichen, und die Sonne zeigt sich nur kurz hinter ihrem heutigen Wolkenversteck. So tragen wir heute zum ersten Mal, seit wir in Griechenland sind, eine Jacke! Bei gut bewegter See geht es zunächst zur Insel Donousa, bergig, karg und nur spärlich besiedelt. Im Hafen auch hier nach dem Anlegen reges Treiben, als Obst-, Gemüse- und Getränkekisten, die bestellten Pakete, Haushaltsartikel, Bettgestell etc. individuell von Bord geschleppt werden und auf wartende Autos oder Roller verladen werden. Die Fähre Express Skopelitis stellt wirklich die Lebensader für die kleinen Kykladen dar. Bevor wir gegen 19.15 Uhr den nördlichen Hafen Aigialis auf Amorgos erreichen, bricht sich doch die Sonne noch einmal die Bahn - ein stimmungsvolles Bild. Leider präsentiert sich in der Dämmerung die felsige, karge Insel nur in einer Variation von Grautönen- umso mächtiger wirken die steil abfallenden Felswände des Gebirgszuges, an denen die kleinen weißen Häuser in gewohnt gestaffelter Form am Hang kleben. Binnen weniger Minuten legen wir bereits wieder ab und steuern unser Ziel, den Hafen von Katapola an. So schnell wie es hier dunkel wird, fahren wir im Stockfinsteren an der Küste entlang, ohne jegliche Orientierung, fühlt sich ein wenig merkwürdig an. Gegen 20.15 Uhr tauchen die Lichter von Katapola vor uns auf, eine stimmungsvoll erleuchtete Promenade und ein großes Fährschiff der ANEK-Lines, das gegenüber den kleinen Häusern so disproportioniert wie ein Kreuzfahrtschiff wirkt. Wir versuchen zu entdecken, welchen Anleger unsere Fähre denn wohl ansteuert, stattdessen fährt er direkt auf die recht schmale Hafenpromenade zu, an der sich eine Bar bzw Taverne an die nächste reiht und auf der reges Treiben herrscht - schließlich ist es Samstagabend. Das Verlassen der Fähre gestaltet sich dann etwas abenteuerlich, denn die Rampe ist diesmal sehr steil und kurz, direkt gegenüber sitzen die Leute im Kafénion und genießen das nun folgende „Schauspiel“, wie wir nur schrittweise, mit Herunterlegen und Verschieben von dicken Matten vom Schiff gelotst werden, weil wir immer wieder aufzusitzen drohen. Offenbar kommt der Transport eines Wohnmobils doch nicht allzu häufig vor. Wir fahren die Promenade entlang zum Campingplatz, der nur ein paar Hundert Meter entfernt liegt. Hier empfängt uns ein sehr junger Mann, der zwar äußerst bemüht, aber völlig unerfahren und daher unglaublich unbeholfen in seinem Metier ist. Allein das Einchecken dauert eine Viertelstunde, alles noch komplett händisch, Eintrag in ein abgegriffenes Buchungsregister, Befestigen des „Berechtigungszettels“ für den Campingplatz mit Reißzwecken auf einem an einem dicken Bindfaden hängenden Holzbrettchen. Schließlich will er uns zu unserem Stellplatz im hinteren Teil des Platzes führen, vorbei an den niedrig überdachten Zeltplätzen, die zusätzlich von Bäumen mit tief hängenden Ästen überschattet werden. Norbert soll ihm im Womo folgen, doch schon bald ist klar, dass für uns hier kein Durchkommen ist. Da fällt dem Rezeptionisten ein, dass die Vans immer eine andere Zufahrt durch den Ort benutzen, doch ist es dort so dunkel, dass wir beschließen, auf dem Parkplatz bei der Rezeption zu nächtigen und diesen Weg bei Tageslicht anzusteuern. Als Norbert uns an den Stromkasten anschließen will, funktioniert keine der Steckdosen, der Sicherungskasten ist unauffindbar und wir hören die mehrfach wiederholte Entschuldigung des bemühten Jungen, es sei sein erstes Jahr und er kenne sich noch nicht aus. Nach weiteren vergeblichen Versuchen im Kochgebäude konnten wir schließlich Strom im Raum des Rezeptionisten zapfen. In dem Moment war das alles natürlich ziemlich nervig, aber es ist halt auch wieder ein Beweis dafür, dass die Uhren hier eben wohltuend langsamer ticken und man einfach nur sein soll, ohne unsere gewohnte deutsche Effizienz. Wir lassen den Abend ausklingen mit unserem fast schon gewohnheitsmäßigen griechischen Salat.
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