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  • Day 33

    Bei Sturm hoch hinauf nach Chora/Kastro

    September 21, 2020 in Greece ⋅ ☀️ 23 °C

    Wieder bilden das unermüdliche Wettkrähen der Hähne und das laut wie ein Nebelhorn klingende I-Aen der diversen, benachbarten Maultiere unser ziemlich unmusikalisches Morgenkonzert. Die übliche Morgenroutine wird heute etwas abgewandelt - ich laufe mit Jogi beim Bäcker vorbei und hole frisches Brot. Obwohl Jogi wieder fit erscheint, bringe ich ihn anschließend zum Womo zurück und laufe alleine weiter, um andere Ortsteile zu erkunden.
    Wir gehen es ansonsten gemütlich an, denn es ist immer noch sehr stürmisch und recht bedeckt, erst mittags soll es aufklaren. Unser heutiges Ziel ist zunächst die hoch in den Bergen gelegene Hauptstadt des Ortes Kastro bzw. Chora. Die Straße windet sich durch eine karge Gebirgslandschaft in langen Serpentinen hinauf mit steilen, fast senkrecht abfallenden, schroffen Felswänden daneben, ähnlich wie auf Korsika ohne seitliche Begrenzungen. Schon von weitem begrüßen uns die auf einem Hügel über der Stadt thronenden 12 Windmühlen bzw. Mühlenstümpfe. Hierhin zieht es uns zuerst, weil man von dort einen grandiosen Rundumblick genießt. Allerdings fegt der Sturm hier oben so gewaltig, dass man Mühe hat, sein Gleichgewicht zu halten und dass die Felswände zum Meer ein paar Hundert Meter fast senkrecht abfallen, macht es nicht unbedingt gemütlicher. Daher gehen wir bald weiter in den Ort, der bereits im 7. Jh. erbaut wurde und sich rund um die venezianische Burg erstreckt, die einst die Einwohner vor Piraten schützen sollte. Die labyrinthartig verwinkelten, engen Gassen mit den alten Steinhäuschen und Kirchen in typisch kykladischer Architektur laden zum Bummeln und Verweilen ein. Überall findet man malerische Motive - egal, ob die alten Häuser selbst oder die bunt und phantasievoll gestalteten Bars und Tavernen mit einigen kleinen Kunsthandwerkerläden dazwischen. Hier möchten wir uns niederlassen und die entspannte Atmosphäre genießen, so wählen wir ein gemütliches Lokal direkt neben dem archäologischen Museum mit einigen auf dieser Insel gefundenen antiken Relikten. Während wir auf der Dachterrasse einen kleinen Imbiss einnehmen, unterhalten wir uns sehr angeregt mit der jungen Spanierin Alba. Trotz des Sturms, der uns gleich außerhalb der schützenden Mauern des Dorfes wieder wegzupusten droht, steuern wir als nächstes das Wahrzeichen von Amorgos, das strahlend weiße, an einer steilen, mächtigen Felswand in 300m Höhe klebende Kloster Panagia Chozoviotissa an. Leider liegt es bereits im Schatten, so dass wir den Besuch auf morgen verschieben. Dennoch sind wir tief beeindruckt von diesen gewaltigen Felsmassiven, die steil ins Meer abfallen. Ein besonderer Blick darauf ist von der Bucht daneben, Agia Anna, gebildet durch riesige, glatt geschliffene Felsbrocken, möglich. Der Sturms peitscht hier das Wasser so auf, das sich immer wieder Windhosen wie über das Meer fegende Geister bilden. Eigentlich soll dies ein Tauch- und Schnorchelrevier sein, aber heute sieht man nur einen Todesmutigen, der sich nicht abschrecken lässt.
    Wir kehren zum Campingplatz zurück und lassen die Eindrücke nachklingen.
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