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  • Day 40

    Nysiros - Poseidons Wunderwaffe

    September 28, 2020 in Greece ⋅ ☀️ 27 °C

    Nysiros, hier sind wir, auf einer mythischen Vulkaninsel, die im Kampf der Götter gegen die Giganten entstanden sein soll, als Poseidon Polybotis, einen der Giganten, verfolgte und mit seinem Dreizack ein Stück aus der Insel Kos herausstach und es auf diesen schleuderte. Dieses Stück wurde die Insel Nysiros, die den Giganten unter sich begraben hält. Die anhaltende vulkanische Tätigkeit wird Polybotis zugeschrieben, der sich in seinem unterirdischen, brodelnden Gefängnis ächzend aufbäumt.
    Ein wenig von diesem „Leid“ konnten wir heute Nacht nachempfinden, als wir uns beim ersten Fährenstopp zum Schlafen ins Wohnmobil auf dem Autodeck begeben, wo es unerträglich heiß ist, so dass wir bei über 30 Grad kaum ein Auge zu bekommen. Um 1.45 Uhr legt die Fähre in Nisyros an, und wir fahren ein Stück an der verlassenen Küstenstraße entlang, wo wir gleich einen Parkplatz für die Nacht direkt am Wasser finden und uns immer wieder ein leichter Schwefelgeruch in die Nase steigt. Doch bereits in den frühen Morgenstunden setzt der Verkehr der knatternden Mopeds in den Hauptort ein - an Schlaf nicht mehr zu denken.
    So fahren wir weiter bis zum kleinen Hafenort Palí im Norden der Insel, wo ich am schwarzen Kiesstrand erst einmal ein erfrischendes Bad nehme, um meine Lebensgeister wieder zu wecken. Schon sieht die Welt ganz anders aus! Zunächst besorgen wir uns beim örtlichen Bäcker, der uns zu Recht empfohlen wurde, frisches Brot und kaufen frisches Gemüse von einem Laster, der die Dörfer auf der Insel versorgt. Dann beschließen wir jedoch, in einer der sich einladend präsentierenden Hafentavernen zu frühstücken. Die richtige Entscheidung, denn wir werden mit umwerfender Gastfreundschaft empfangen, wie Norbert bereits ausführlich beschrieben hat. So fühlen wir uns gleich ein wenig heimisch, zumal uns der Hafenmeister einen Platz mit Strom zusichert und wir eine Wassertankstelle gezeigt bekommen - also alles da!
    Auch wenn uns natürlich die Caldera, der berühmte, immer noch tätige, aber dennoch begehbare Vulkan mit seinem eindrucksvollen Farbspiel am meisten reizt, begnügen wir uns auf dem Weg zum Bergdörfchen Nikià heute mit einem Blick aus der Ferne auf dessen riesige Krater.
    Anders als die von Rundungen aufgelockerte Kykladenarchitektur sind es hier nur einfache weiße Kuben und Quader, die sich entlang enger Gassen um die Bergkuppe und die zentrale Kirche staffeln. Vor dieser befindet sich ein netter, kleiner Dorfplatz mit einem großen Mosaik aus schwarz-weißen Kieselsteinen und einigen kleinen Tavernen, wo auch wir uns auf eine kleine Erfrischung niederlassen und die entspannte Atmosphäre genießen, nachdem wir einen Blick in die reich verzierte Kirche geworfen haben. Nur 6 km südlich von hier liegen die heißen Quellen und die Natursauna von Avláki, die unser nächstes Ziel darstellen. In endlosen Serpentinen schlängelt sich der Weg bergab durch unwegsames Gelände, das durch -zigtausend Steine aus vielfarbigem Vulkangestein terrassiert ist, die teilweise auch kleine Unterstände für die Ziegen bilden. Oliven-, Feigen- und Zitronenbäume, Pinien, Steineichen und massenweise wilder Thymian finden so ihren Halt auf dem wohl fruchtbaren Boden, wenn wir zwischendurch aussteigen, um zu fotografieren, umfängt uns teilweise ein betörender Duft - anders als der leichte Schwefelgeruch, der in Avláki in der Luft hängt. Allerdings passt es zum Gesamtbild, das sich uns hier wieder als Resultat enormer Naturgewalt bietet: riesige, pechschwarze Lavafelsen in bizarren Formen und ein schwarzer Kieselstrand bilden die Küste. Darüber eine kleine Kapelle - nachvollziehbar für diesen großartigen Ort. Hier wurde in dieser fantastischen Bucht eine Naturbadestelle mit ein paar Häusern und einer Saunahöhle angelegt, doch konnte sich das Projekt nicht etablieren. So sind wir hier mutterseelenallein und können uns ausgiebig erfrischen, auch im kühleren Bereich, herrlich!
    Beseelt von diesen wunderbaren Eindrücken kehren wir zum Hafen zurück, wo wir wieder in der Taverna Salonikios einkehren und ein leckeres Dinner zu uns nehmen, typisch griechisch, absolut schmackhaft gewürzt, grüne Bohnen in Oliven-Zitronendressing mit sämigem Knoblauchhummus und ein reichhaltiger Grillteller mit diversen Beilagen. Dazu überrascht uns der Wirt noch mit Mangoldsalat und als Nachspeise mit köstlicher kandierter Bergamottefrucht. Wir fühlen uns wieder bestens bedient und ein Stückchen mehr ins Dorfleben integriert, nachdem wir hier auch noch einmal mit dem Hafenmeister ein paar Worte wechseln und er uns verspricht, am nächsten Tag eine Möglichkeit der Gasflaschenbefüllung ausfindig zu machen. Immer stößt man auf absolute Herzlichkeit und Freundlichkeit.
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