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  • Day 352

    Québec City

    August 13, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 22 °C

    Québec muss man einfach gern haben. Die Stadt ist schnuckelig, voller niedlicher Gassen und sieht aus wie Urlaub. Wenn man hier über den Asphalt schlendert und einen Blick auf die unzähligen Speisekarten wirft, beginnt man unwillkürlich zu speicheln. Und man wünscht sich, hier alt zu werden. Alt und dick. 

    Auf den touristengefütterten Straßen steppt der Bär - in einem altersgerecht gemütlichen Tempo. Straßenkünstler haben hier traditionsgegeben großzügig Platz, sich auszutoben und die Skepsis der Zuschauenden weg zu turnen oder zu singen. Es fällt leicht, ihrem gut platzierten Charme zu verfallen und sich von dieser One-man-Show, in der sie 150% geben, mitreißen zu lassen und die Zeit zu vergessen, bis das Kleingeld alle ist. 

    Architektonisch hat Québec City viel von seiner Urtümlichkeit behalten. Zumindest im Stadtkern. Mit seiner Stadtmauer, den dekadenten Kirchen und dem Château Frontenac, dem meist geknispten Hotel der Welt (von dem wir übrigens kein fotogenes Bild haben, da es gerade renoviert wird).

    Eine schöne Mischung aus Alt und Neu schafft der Parlamentskomplex, der wie eine Kombination aus Staatsgebäude im klassischen Empire-Stil und modernem Museum wirkt. Den Museumscharakter kriegt es vor allem durch seine kühle Nüchternheit im Besucherbereich. Und einer psychedelischen Kunstinstallation.

    Bislang erschien uns Kanada, besonders wenn es um Regierungsangelegenheiten ging, immer sehr traditionsbewusst. Was auch der Grund ist, warum die Queen in jedem Parlament einen symbolischen Stuhl hat. Auch wenn sie nur alle zwei Dekaden mal vorbei schaut. Das gilt für alle Provinzen, außer Québec. Hier gibt man sich betont französisch. Vom Radiosender bis zur Mentalität - umso tiefer man in die Provinz fährt, umso mehr Wert legt man hier auf seine französischen Wurzeln. Sodass es sich manchmal anfühlt, als wäre man in einem ganz anderen Land angekommen.
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