• Nächster Programmpunkt

    August 29, 2024 in Finland ⋅ ☀️ 21 °C

    Immer wieder ertappe ich mich dabei, Programmpunkte abzuarbeiten. Ist eine Sache erledigt, vergesse ich gerne, das zu feiern und mir auf die Schulter zu klopfen. Dafür peile ich dann gleich den nächsten Programmpunkt an. Beispielsweise waren wir kürzlich in einem wunderschönen Café, haben gemütlich den vorzüglichen Cappuccino genossen. Kaum waren die Tassen geleert, fing ich auch schon zu zappeln an. Ich war bereit für den nächsten Programmpunkt. Listen abarbeiten. Warum ist das so ?
    Am liebsten wäre ich von Hanko nach Helsinki in einem Rutsch durchgefahren, nur um an unserem diesjährigen Ziel anzukommen. Zu unserem großen Glück haben wir das nicht gemacht. Zum einen, weil es doch eine beachtliche Strecke von 70 sm ist und weil wir sonst nicht Elisaari, die Elchinsel, angelaufen hätten. Ebenso hätten wir diese verwunschene Bucht vor Anker nicht erlebt. Also warum zu Teufel hetzt man so zu den Zielen, wenn doch der Weg das eigentlich Spannende ist? Ich bin noch dabei, zu lernen, den Weg zu genießen und voll und ganz im Hier und Jetzt zu sein.
    Elisaari hat uns schon im Hafenhandbuch angesprochen, aber aufgrund der wenigen Tiefe in der Karte haben wir Elisaari nicht in Erwägung gezogen. Dann kam der Tipp von Richard: „Auf dem Weg nach Helsinki liegt der wundervolle Hafen Elisaari. Entgegen der TiefenAngaben in den Karten ist der Weg dorthin tief genug.“ Die Nachricht kam zum perfekten Zeitpunkt und wir hatten noch Zeit , die neue Route abzustecken. Den Weg zum Hafen haben wir durch das schilfbewachsene, schmale und seichte Fahrwasser mit 1,5 Knoten befahren und wurden von zwei Schiffen überholt. Die Adrenalinausschüttung stoppte erst beim Anlegebier. Wir hatten das Gefühl, im Paradies angekommen zu sein und sind dann spontan gleich 2 Nächte geblieben. Die Fahrt durch die finnische Schärenwelt ist an Schönheit kaum zu übertreffen und ich frage mich woran das liegt. Ist es, weil hier so wenig los ist, oder weil das Gebiet nicht so dicht bebaut ist, wie die schwedischen Schären, oder sind die Steine hier einfach schöner ? Meist ist es einfach die Summe der Details, die die Schönheit ausmacht. Schließlich sind wir jetzt auch an unserem Ziel angekommen: da muss es ja dann schön sein, oder?
    Vor Helsinki wollten wir die windstille Nacht noch mal zum Ankern nutzen. Natürlich hat der Wind dann entgegen den Prognosen doch bis spät in die Nacht mit 15 Knoten geblasen und als Belohnung. weil er ja dann noch so toll eingeschlafen ist, hatten wir morgens richtig schön dichten Nebel.
    Gegen Mittag haben wir es dann gewagt und sind die letzen 9 sm bis Helsinki gemotort. Erst wurde es noch nebeliger und wir haben uns schon dafür verflucht, die Ungeduld siegen zu lassen und zu früh losgefahren zu sein. Aber nach einer guten halben Stunde klarte es dann vollends auf und wir steuerten glücklich und aufgeregt unserem Ziel Helsinki entgegen.

    Irgendwann kam dann unerwartet Panik auf: Programmpunkt Helsinki ist abgehakt und was nu? Unser Flug geht erst in 3 Wochen? Was machen wir jetzt hier noch 3 Wochen lang?
    In Gedanken malen wir uns verschiedene Szenarien aus.
    Wir könnten ja schon früher zurück fliegen…
    Wir könnten einen Ausflug nach Tallin machen…
    Wir könnten einfach in Helsinki bleiben und die Stadt und den Tango genießen.
    Wir könnten weiter nach Osten segeln und dann wieder zurück zu unserem Winterquartier.
    Schließlich schieben wir die Entscheidung auf den nächsten Tag.
    Eigentlich kann es nicht besser sein: Zeit für eine wundervolle Stadt, wie Helsinki zu haben und endlich wieder Tango zu tanzen, Zeit, unser Schiff für den Winter vorzubereiten.
    Also alles perfekt und die Programmpunkte in Deutschland laufen ja nicht davon 😉
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