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  • Day 327

    Martinique - die Zweite !

    May 18 in Martinique ⋅ ☁️ 28 °C

    Ich habe vorhin extra nachgezählt: Nach unserer Atlantiküberquerung Anfang Februar verbrachten wir schon mal 12 Tage in der Bucht vor Le Marin auf Martinique. Was haben wir da so lange gemacht? Was repariert? Auf Pakete gewartet? Man vergisst ja komischerweise auf Langfahrt umheimlich schnell, wann man genau wo war und was anstand….
    Damals haben wir 2 nette Segler-Paare neu kennengelernt, mit denen wir uns inzwischen teils mehrfach wiedergetroffen haben, und Martin und Helena, auch „YouTuber“ hatten wir auf Lanzarote erstmals persönlich und in Martinique wiedergesehen. Außerdem hatten wir 3 schöne Ziele, u.a. die Rumdistillerie „Clement“ und eine Ausstellung zu Ehren der ehemaligen Sklaven besucht.
    Und diesmal ? Jetzt hatte uns der Defekt unseres Victron Quattro Charger/Inverters hierher getrieben. Flugs waren wir von Barbuda/Antigua fast durchgängig, vorbei an Guadeloupe, wo wir nochmal hatten Tauchen gehen wollen, und vorbei an Dominica direkt in die Marina Le Marin geprescht, um unseren Reparaturtermin am Freitag den 11.5. einhalten zu können.
    Da sassen wir nun fertig gefrühstückt um halb neun am Tisch und warteten auf Herrn Moser von TILIKUM. Uwe hatte sogar noch im Motorraum gewischt, damit es auch ordentlich aussieht…
    Aber es kam Niemand. Nur dann eine lapidare Email, dass seine Zuständigkeit an der Schwelle seiner Werkstatt ende. Mit wem ich denn vereinbart hätte, dass wer an Bord kommt? Er käme jedenfalls nicht.
    Uwe und ich waren komplett geschockt. Es kommt Keiner? Wie sollen wir denn das 35 kg schwere Teil abklemmen und aus dem Motorraum herausbekommen?
    Die Durchsicht des E-mailverlaufs ergab schließlich, dass Herr Moser das so wörtlich nicht geschrieben und auch telefonisch nicht gesagt hatte. Wir hatten es einfach angenommen, da Handwerker für Bootsreparaturen bisher immer an Bord gekommen waren. Gut. Das war in Europa gewesen.
    Wir liefen gestresst zum TO-Stützpunkt vorne In der Marina, um uns bei Katharina, die dort die deutsche Vertreterin des Vereins „Trans Ocean“ ist, Rat zu holen. Auch sie bekam aber am Freitag Mittag keinen Handwerker mehr heran, der uns beim Ausbau helfen konnte. „Ihr dürft nicht vergessen, ihr seid in der KARIBIK“….! kommentierte sie freundlich. Uwe und ich sahen uns an und schwiegen. Und jetzt hatten wir extra einen Liegeplatz in der Marina gebucht, und würden womöglich das ganze Wochenende hier liegen, ohne dass was am Victron passiert.
    Wir suchten dann resigniert selbst die Werkstatt TILIKUM auf, die auf der Website von Victron als offizielle Vertragswerkstatt für Guadeloupe und Martinique genannt war.
    Als wir durch die Tür traten, wurde uns sofort klar, warum hier Niemand aufs Boot kommen kann: Ein fast greises Männchen stand in dem Einmann-Betrieb hinter einem winzigen Tresen auf und begrüßte uns freundlich. Sprach auch recht gut Englisch. Im Vorraum war wirklich nur Platz für 2 Personen. Weitere Kunden mußten vor der Tür warten. Durch eine Abtrennung aus Plastik konnte man in eine sehr kleine unordentliche Werkstatt spähen, die bis unter die Decke mit Ersatzteilen und Werkzeug angefüllt war. Im Eingangsbereich saß man zudem fast auf Kisten mit neuen Victron-Geräten.
    Frederic Moser, gebürtiger Schweizer, meinte aus unserer Schilderung, den Fehler möglicherweise beheben zu können.
    Es war klar, der Inverter mußte von uns selbst ausgebaut und schleunigst bei dem Experten mit offenbar viel Victron-Erfahrung auf den Tisch gestellt werden.
    Der Retter in der Not war dann Jan von dem Pärchen, das wir auf Barbuda kennengelernt hatten. Die beiden waren auch bereits wegen geplanter Schweissarbeiten in Le Marin angekommen. Jan ist groß und kräftig und half bereitwillig, das Teil herauszuwuchten. Außerdem bastelte Uwe mit Leinen und einem Block eine Art Flaschenzug mit 6-fach Verstärkung zum leichteren Anheben.
    Zum Ausbau hatte Uwe noch alle die vielen dicken und dünnen Kabel gesichert und beschriftet vorm Abklemmen. Herr Moser arbeitete alsbald zügig an den Fehlern und hatte auch alle Ersatzteile da (2 der vielen ELKOS waren durchgebrannt sowie die Relais und die Hauptsteuerung). Am Dienstag Abend konnten wir das schwere Teil mit unserer Mini-Sackkarre wieder bei ihm abholen.
    Und der Hammer war - da Victron 5 Jahre Garantie auf diese Geräte gibt - rechnete Herr Moser direkt mit der Firma ab, wir hatten mit einem Betrag im ordentlichen vierstelligen Bereich gerechnet. Wir sind dem bescheidenen, hilfsbereiten Mann sehr dankbar für seine kompetente Hilfe!

    Der Einbau lief mit Uwe und mir alleine diesmal gut, Uwe hatte den Flaschenzug noch anders am Gerät angebracht, und das verlagerte die Zugkraft günstig. Mittwoch Vormittag, während ich in der Hafen-Capitainerie die 6 Tage Liegegebühr bezahlte, schloss Uwe alle Kabel wieder an, und gegen 11 Uhr konnte das „Kraftwerk“ wieder hochgefahren werden. Es klappte! Ein kurzes Einschalten des Wassermachers bewirkte, dass dieser sich mit Süßwasser rückspülen konnte. Auch gerettet!
    Seltsam, wie man sich nach so einem Defekt wieder über das Geräusch des Wassermachers freut!
    Also, ab Mittwoch konnten wir uns wieder entspannen und uns den Schönheiten der Strände hier widmen.
    Ein Einsatz für das gesparte Geld war auch schnell gefunden: Uwe bekam die Wing-Foil Ausrüstung, die er sich nach seiner Probestunde auf den BVIs gewünscht hatte. Ab Morgen wird geübt, erstmal Stehen auf dem neuen Board und einfaches Fahren mit dem Wing. Am Dienstag nach Pfingsten hat er eine Unterrichtsstunde beim Experten.
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