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  • Day 283

    Goodbye Indien

    March 17, 2018 in India ⋅ ☀️ 15 °C

    Eigentlich stand Indien gar nicht auf dem "Reiseplan", und trotzdem ist es mit zwei Monaten, der zweit längste Aufenthalt meiner bisherigen Reise geworden (nach Kanada).
    Nur dadurch, dass ich bei workaway.com die Indische Schule für Kinder mit Behinderung gefunden hatte und unbedingt auf meiner Reise auch in meinem Berufsfeld arbeiten wollte, kam ich nach Indien.
    Ich bin froh, dass ich hier gewesen bin und habe in dieser Zeit von dem Land und den Menschen sehr viel lernen können. Doch ich bin auch froh wieder auszureisen, denn mit seiner Lautstärke, dem Dreck und Elend und den Menschenmassen kann Indien auch richtig anstrengend sein!
    Über ein paar Themen wollte ich euch gerne noch berichten:

    ALS FRAU IN INDIEN...
    Viele Menschen denen ich erzählte das ich alleine nach Indien gehe, reagierten eher besorgt als erfreut "Als Frau alleine in Indien, das ist sehr gefährlich...".
    Ein bisschen besorgt war ich schon, doch ich beschloss mich extra nicht über das Thema zu sehr zu informieren. Ich wollte nicht voreingenommen sein und mir Indien nicht verderben lassen.
    Von der Arbeit aus war vorgegeben, dass wir uns mit der Kleidung anpassen sollten. Das heißt: die Hose muss mindestens über die Knie gehen und wir sollten mindestens ein T-Shirt tragen, nicht zu eng und keinen großen Ausschnitt.
    Ich beschloss auch außerhalb der Arbeit diese "Kleider-Ordnung" zu tragen und mich dadurch zu schützen. Außerdem glaube ich, das die Einstellung und Ausstrahlung eine große Rolle spielt.
    Generell habe ich versucht immer vorsichtig, aber nicht ängstlich zu sein. In der Zeit als ich alleine gereist bin hatte ich keinerlei Probleme mit Indischen Männern!
    Als ich mit Thilo zusammen gereist bin, ist mir natürlich auch nichts passiert! Doch gerade in den Großstädten wie Mumbai und Delhi, hatte ich das Gefühl, dass ich dort alleine nicht so gut aufgehoben wäre.

    DIE INDER UND IHRE GASTFREUNDSCHAFT
    Die Inder sind sehr interessiert an Menschen die anders aussehen bzw. an Menschen wo offensichtlich ist, dass sie woanders her kommen. Sie sprechen einen sehr schnell an und die erste Frage ist, meistens ohne Begrüßung, direkt wo man her kommt. Manchmal ist Konversation dann schon zu Ende wenn ich "Germany" gesagt habe, als ob damit alles klar wäre.
    Meistens haben sie aber gleich mehrere Fragen. Sobald ich meinen Namen verraten habe, sind sie immer sehr erfreut und sagen "Mira Indian Name". Dann fragen sie oft ob meine Vorfahren aus Indien kommen und sind nach der verneinung sehr erstaunt, dass ich trotzdem einen Indischen Namen habe!
    Sehr beliebt sind auch Fotos und Selfies. Es ist nicht ungewöhnlich das ein Inder auf dich zukommt und fragt ob es okay wäre, wenn wir ein Selfie zusammen machen.Wenn einer fragt, bildet sich schnell eine Reihe von anderen, die auch Fotos wollen. Diese Fotos mit westlich aussehenden Menschen, scheinen sehr besonders für die Inder zu sein. Zumindest sind sie danach immer sehr glücklich und dankbar. Ich glaube die Fotos sind einfach dafür da, um sie Freunden und Familie zu zeigen und stolz darauf zu sein, dass man Menschen aus einem anderen Land getroffen hat.
    Da man einfach anders aussieht als sie wird man immer sehr genau betrachtet, manche sagen auch die Inder starren. Das finde ich überhaupt nicht schlimm, denn für mich sehen sie ja auch anders aus. In Deutschland wurde mir schon oft gesagt, dass ich die Leute so anstarre. Das kann ich hier mit ruhigen Gewissen tun, die Inder stört das nicht.
    Generell sind die Inder sehr Gastfreundlich. Der Gast ist der König und es kommt schlecht an irgendwelche Geschenke oder Einladungen abzuwehren.

    DAS KASTEN-SYSTEM UND TRADITIONELLE KLEIDUNG
    Wenn in Deutschland über Indien gesprochen wird kommt auch meistens sehr schnell das Kastensystem zur Sprache. Ein Gesellschaftssystem bei dem das Volk hieraschisch in verschiedene Gruppen eingeteilt wird. Hauptsächlich betroffenen von dieser Einteilung sind Heirat und Beruf, Sozialstrukturen und der Reichtum. Es gibt vier Hauptkasten und viele Untergruppen. Die Erste ist die der intellektuellen Elite, Ausleger heiliger Schriften und Priester und die Vierte die der Handwerker, Pachtbauern und Tagelöhner.
    Man wurde in seine Kaste hinein geboren und blieb dort auch ein Leben lang. Es war nicht möglich sich hoch zu arbeiten.
    Heute sollte das nicht mehr so sein, denn alle durch das Kastenwesen bedingte Benachteiligungen sind gesetzlich verboten!
    Doch weil das System sehr eng mit der Religion verbunden ist, bestimmt gerade bei der Berufs- und Partnerwahl das Kastensystem noch oft das Leben.
    Als Touristen bekommt man davon nicht unbedingt viel mit und es wird auch nicht viel darüber gesprochen. Die Menschen auf dem Land leben generell mehr traditionell und daher auch noch mehr das Kasten System, während die Menschen in der Stadt eher anonym und fortschrittlicher leben.

    Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist auch deutlich an der Kleidung zu sehen. Auf dem Land wird eigentlich ausschließlich die Traditionelle Kleidung getragen. Während man in der Stadt viele Menschen mit T-Shirt und Hose sieht.
    Traditionell tragen Männer oft eine Art Wickelröcke (Lungi und Dhoti) und Frauen Sari (Ich war sehr erstaunt wie viele Frauen Sari im Alltag tragen).
    Alternativ zum Sari gibt es ein längeres Hemd, das locker über einer Hose getragen wird und in aller Regel ab der Hüfte abwärts geschlitzt ist. Außerdem tragen Frauen immer einen Schaal oder auch Schleier.

    DIE ARMUT UND DAS BETTELN
    In Indien sind viele Menschen sehr arm, haben kein Zuhause und kein Essen, oder brauchen Medizinische Hilfe. Wer kein Zuhause hat, legt sich einfach mit einem Tuch irgendwo auf den Boden hin. Abends muss man manchmal aufpassen, dass man nicht ausversehen auf jemanden tritt. Viele Menschen haben keine Arbeit und gehen betteln oder schicken auch ihre Kinder betteln.
    Da kommt die Frage auf wie man mit so etwas umgeht. Vor allem als westlicher Mensch, denn jeder denkt das man reich ist, was im Vergleich oft auch so ist!
    Für mich ist das nicht so einfach, die Menschen tun mir sehr leid und ich würde ihnen gerne helfen. Doch ich weiß auch, dass das Geld was man ihnen gibt nicht immer direkt bei ihnen ankommt, sondern sie es oft abgeben müssen. Das hält mich oft davon ab jedem etwas zu geben und natürlich spricht es sich auch herum wenn man etwas gibt und dann kommen immer mehr. Ich habe beschlossen am Ende meines Aufenthalts Geld zu spenden. Zum einen habe ich an das Projekt " Butterflies" von Miserior gespendet, die Straßenkindern und Obdachlosen in Indien helfen (https://www.misereor.de/spenden/spendenprojekte…).
    Zum anderen habe ich an das Heim wo ich gearbeitet habe gespendet.
    Ich möchte nicht einfach als reicher Rucksack-Tourist durch arme Länder reisen und Spaß haben, während neben mir Kinder verhungern.
    Für alle Arten mit dieser Armut umzugehen gibt es Pro- und Contra-Argumente und ich weiß nicht ob es einen richtigen Weg gibt damit umzugehen. Doch das ist für mich der Weg mit dem ich einigermaßen gut leben kann.
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