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  • Day 95

    Comuna 13 - berühmt-berüchtigt?

    June 7, 2022 in Colombia ⋅ ☁️ 25 °C

    Wir haben Kontakt mit einer Freundin von Reto aufgenommen und können am Dienstag, 7. Juni, eine Tour mit ihr durch die Comuna 13 in Medellin machen. Ein wichtiger Teil der Tour: Unser Guide John, welcher selber in der Comuna 13 aufgewachsen ist.

    So treffen wir die beiden an der Metrostation und schon geht es zu Fuss los und die nächsten ca. 3 Stunden sind geprägt von vielen Eindrücken, Geschichten, Bilder.

    💡Einfachheitshalber habe ich den Wissenstext aus verschiedenen Seiten zusammen getragen:

    Die Comuna 13 damals…

    Die Comuna 13, deren öffentliche Bezeichnung San Javier lautet, ist eine von 16 Comunas (= Stadtteile) in der zweitgrößten Stadt Kolumbiens Medellín. Medellín ist von Bergen umgegeben. Im Westen der Stadt schmiegt sich die Comuna 13 an die steilen Berghänge. Alles ist dichtbebaut und die Comuna 13 gilt als eine der am dichtesten besiedelten Stadtteile.

    Durch ihre Lage war die Comuna 13 seit jeher wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Egal was geschmuggelt werden musste, es kam über die Comuna 13. Durch den Zugang zu der Hauptroute, die zu den Häfen im Pazifik führt, war die Comuna 13 Gold wert – egal ob für den Drogen- oder Waffenhandel. Es scheint also nicht verwunderlich, dass das Viertel beliebt war unter den Drogenkartellen und co.

    In den 80er Jahren herrschte der Drogenbaron Pablo Escobar über Medellín und die Guerilla über die Comuna 13. Diese waren verfeindet mit Pablo Escobar. Aufgrund der Beliebtheit des Viertels, herrschte ein ständiger Kampf zwischen den Drogenkartellen um die Vorherrschaft. Dies ging Hand in Hand mit Morden, Entführungen, Korruption und allgemeiner Gewalt. 

    Operación Orión

    2002 wurde dann die wohl brutalste Militäroperation in der Comuna 13 durchgeführt. Ziel war es die Guerillakämpfer zu vertreiben und das Stadtviertel zu “reinigen”.  Zwei Hubschrauber, mehrere Panzer und bis zum Hals bewaffnete Soldaten mit der Unterstützung des Paramilitärs nahmen das Viertel unter Beschuss. Es wurde auf alles geschossen, was sich bewegte. Vier Tage herrschte hier kompletter Ausnahmezustand und zu den Opfer zählten vor allem Zivilisten. Die Guerillakämpfer zogen sich bereits Tage vor dem Angriff in die Berge zurück. Was blieb waren mehrere Tote, unzählbar viele Verwundete und 300 Verschwundene, die bis heute vermisst werden.

    Während der brutalen Auseinandersetzungen baten die Anwohner um eine Feuerpause. Sie schwangen weiße Bettlaken und Taschentücher doch der Alptraum sollte 4 Tage andauern und etliche Opfer fordern.

    Die Comuna 13 heute…

    Die Comuna 13 hat sich verändert und ist von einem der gefährlichsten Viertel zu einem Viertel im Aufschwung geworden.

    Überall begegnet man außerordentlich herzlichen Menschen, Kinder spielen Fußball zwischen den eng gebauten Häusern, irgendwo dröhnt laut Reaggemusik und bunte Graffitis schmücken die Häuserwände.

    Die kolumbianische Regierung hat investiert und verschiedenste Förderprogramme tragen nach und nach zur Resozialisierung des Stadtteils bei.

    Es gibt nun Spiel- und Sportplätze in dem Viertel.

    Die HipHop und Streetartkultur wird gefördert und viele der Jugendlichen tanzen sich auf der Straße das Herz aus der Seele.

    Ein richtiger Meilenstein, der international von vielen Medien gefeiert wurde, sind die Freiluftrolltreppen. 💡

    Wir wussten nicht, wie diese Tour sein wird und was wir sehen werden. John erklärte uns sehr viel zu den verschiedenen Plätzen, so zum Beispiel beim Sportplatz (letztes Foto) wo damals junge Soldaten rekrutiert wurden. Und bei jung meinen wir so 8-12 jährig!! Er erklärt uns die verschiedenen Bedeutungen der unzähligen Graffitis und wir besuchen mehrere Kunstausstellungen, eine davon seine eigene. Wir fühlen uns jederzeit sicher doch trotzdem ist das Gefühl speziell, zu wissen wo wir uns befinden und gleichzeitig kreist die ganze Zeit ein Polizeihubschrauber über der Gegend.
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