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  • Day 88

    Über den Styx

    January 5, 2023 in Australia ⋅ ⛅ 20 °C

    Nach zwei Wochen Weihnachtspause mit dem Luxus, jeden Tag in einem weichen Bett aufzuwachen, nach getaner Gartenarbeit ein gekühltes Bier zu trinken und ein Auto ausleihen zu können, geht es wieder auf unsere Fahrräder.

    Unsere Tasmanienrunde beginnt im Süden; wir zelten wieder am Oval einer Kleinstadt. Unser Plan ist recht grob: Wir wollen im Uhrzeigersinn um die Insel fahren. Doch aufgrund der wenigen vorhandenen Straßen gibt es ohnehin nur an manchen Stellen Gestaltungsspielraum, oft gibt es nur eine Straße in die entsprechende Richtung. Gerade im Südwesten gibt es kaum Straßen - immerhin ist diese Gegend (und insgesamt fast 40% der Fläche Tasmaniens) unter der Überschrift "Tasmanische Wildnis" als Welterbe anerkannt.

    Am ersten Abend begegnen wir an besagtem Oval hinter Huonville einer Radfahrerin, die uns von unserer geplanten Route abrät; wegen des steilen Reliefs und des schlechten Untergrunds habe sie vortags 9 Stunden für die 40 Kilometer gebraucht. Und dabei ist ihr Fahrrad deutlich leichter bepackt und bergtauglicher als unsere Räder. Wir machen uns also daran, umzuplanen und suchen nach einer Alternative. Wir entdecken tatsächlich eine Straße, die bei Google Maps jedoch nicht angezeigt wird. Nach einer ausgiebigen Online-Recherche (Ist die Straße öffentlich oder nur ein privater Zugangsweg für Forstfahrzeuge? Endet sie in einer Sackgasse? Ist der Untergrund für uns fahrbar?) treffen wir einen Anwohner, der uns grünes Licht gibt und gleich noch einen Abstecher ins Tal des Flusses Styx empfiehlt. Da die Unterwelt nicht Teil unseres Plans für die nähere Zukunft war, sind wir zunächst skeptisch, lassen uns dann aber von der Aussicht auf die dort wachsenden Riesen-Eukalypten, den weltweit höchsten Hartholzbäumen, verlocken und verbringen die Nacht zu Füßen dieser hölzernen Obelisken.

    Exkurs: Es gibt insgesamt über 600 verschiedene Eukalyptus-Arten. Entsprechend findet man diesen Baum in Australien überall. Es gibt für jede Landschaft den passenden Eukalyptus: Statt Schirmakazien in der Steppe findet man Mallee-Eukalyptus. Statt Buchen wachsen verschiedene White Gum Eukalyptus-Arten und statt Mammutbäumen und Redwoods gibt es in Tasmanien den Riesen-Eukalyptus, der mit einer Wuchshöhe von bis zu 100 Metern gut im Wettbewerb um die höchsten Bäume der Welt mithalten kann.

    Der für das Tal namensgebende Fluss Styx besticht durch seinen natürlichen Flusslauf durch den Regenwald, entlang riesiger Baumfarne. Unklar ist, ob sich der Name wirklich an die griechische Mythologie anlehnt oder ob er daher rührt, dass der Fluss nach heftigem Regen voller Totholz und damit voller "sticks" sei.

    In der folgenden Nacht überquert Elias seinen persönlichen Styx: Auf Ü30 Partys kann er die Unterwelt in Zukunft hautnah erleben.

    Heute ist die Stimmung aber noch gut: Es gibt Sommerwetter und Bergseen und dazu Muffins und Sekt vom einzigen Laden weit und breit.
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