• Rebecca C
  • Elias Huland
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  • Elias Huland

Cold nights, warm showers

Von Oktober 2022 bis Dezember 2023 sind wir, Rebecca und Elias, insgesamt 20.000 Kilometer durch den Balkan, Australien und Neuseeland und von Osttimor durch Südostasien bis Japan geradelt. Read more
  • Trip start
    October 10, 2022

    Abschied ...

    September 30, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 17 °C

    Bald geht es los! Die Kisten haben wir schon gepackt und verstaut, die Zimmer sind leer und wir hatten noch genug Zeit, um uns von unseren Freund*innen und Familien zu verabschieden.

    In die Neugierde und Vorfreude mischen sich immer wieder Momente der Wehmut und in denen wir Tschüss sagen müssen.Read more

  • Los geht's!

    October 10, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 7 °C

    Die Reise beginnt mit der Deutschen Bahn: Mit gepackten Taschen geht es am Morgen in Bonn in den Zug Richtung Klagenfurt. Zehn Stunden spaeter erreichen wir pünktlich Villach und sind nur noch wenige Stationen von unserem Startpunkt entfernt.Read more

  • Nachts über die erste Grenze

    October 10, 2022 in Austria ⋅ 🌙 13 °C

    Nach guten 10 Stunden Bahnfahrt geht unsere Fahrradreise am beschaulichen Bahnhof von Thörl, dem letzten Bahnhof vor der Grenze, mit einem nächtlichen mini-Prolog über die Italienische Grenze los. Diese Strecke sind wir im vergangenen Herbst auf unserer Tour von München nach Rijeka schon gefahren. Wir starten also auf bekanntem Terrain.Read more

  • Slowenische Grenze

    October 11, 2022 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    Der erste Morgen: Nach dem wohl einzigen original italienischen Cappuccino unserer Reise geht es auf einer alten Bahntrasse Richtung Pass nach Slowenien. Eine knappe Stunde Fahrzeit durch den italienischen Herbst später, erreichen wir die Grenze. Ab diesem Punkt geht es auch wieder bergab ins Tal der Save. Diese wird auf ihrem Verlauf mit Ljubljana, Zagreb und Belgrad drei Hauptstädten begegnen. Wir werden in Ljubljana nach Süden abbiegen.Read more

  • Durchs Farbenmeer nach Bled

    October 11, 2022 in Slovenia ⋅ ☀️ 17 °C

    Am Triglav Nationalpark und den malerischen Tälern von Save und Radovna entlang führt uns die Route zum See von Bled. Die Strecke entlang der Radova lässt das Herz höher schlagen: Auf einer einsamen Straße geht es bei Sonnenschein, dem klaren Gebirgsbach folgend ständig leicht bergab durch den herbstlichen Wald.

    Am See von Bled ist es sogar so warm, dass wir kurz versucht sind hineinzuspringen. Da wir es noch etwas weiter schaffen wollen entscheiden wir uns dagegen und genießen stattdessen vom Ufer aus den Blick auf den See. Die Kirche auf der vorgelagerten Insel und die Burg auf dem Berg fügen sich wunderbar in das Bergpanorama ein. Am Ufer treffen wir weitere Bikepacker, die gerade in Richtung Frankreich unterwegs sind.

    Wir machen uns auf Richtung Kranj, kurz darauf finden wir einen Hof, bei dem wir, recht teuer, zelten können. Am nächsten Morgen erwachen wir in dichtem Nebel, der später in diesige Nachmittagsluft übergehen und uns die nächsten Tage begleiten wird.
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  • Ein Bett aus Eichenlaub

    October 12, 2022 in Slovenia ⋅ ☁️ 11 °C

    Morgens fahren wir entlang voller Einfallstraßen nach Ljubljana. In der nebligen Stadt machen wir nur kurz Pause und setzen uns in ein Straßencafé, in dem wir fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor auch schon gesessen haben.

    Hinter Ljubljana gilt es zunächst wieder einen kleinen Bergrücken zu überqueren. Belohnt werden wir mit einer tollen Abfahrt auf einer einsamen Straße durch einen lichten, herbstlichen Buchenwald. An deren Ende erwartet uns die Karstquelle der Krka, unser grobes Tagesziel. Ab hier halten wir Ausschau nach einem geeigneten Platz für unser Zelt. Schon nach wenigen Kilometern entdecken wir eine flache Stelle unmittelbar am Fluss, die sich perfekt zum Zelten eignet. Der Fluss gurgelt und rauscht hier fast unheimlich laut und manchmal quitscht ein altes Wasserrad. Wir haben besonderes Glück, denn es gibt eine Feuerstelle, die wir für ein kleines, sehr rauchiges, Feuer nutzen können.

    Unser Tipp für Herbst-Camping: Stellt das Zelt auf trockenes Laub - das hält trocken und isoliert gut von unten.

    Am nächsten Morgen folgen wir dem Fluss weiter Richtung Süden. Nach einem Aufenthalt in der mittelalterlichen Burg in Žužemberk, die im zweiten Weltkrieg hart umkämpft war, erreichen wir den Kurort Dolenjske Toplice, und unser erstes "Balkan-Café" (Charakteristika: Popmusik, Rauchschwaden, bunte Möbel, günstiger Kaffee mit vielen Zuckertütchen und eine sehr entspannte Athmosphäre).
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  • Aus der Trollhöhle nach Kroatien

    October 14, 2022 in Croatia ⋅ ☁️ 13 °C

    Nach einer langen und anstrengenden Etappe kommen wir in der Dämmerung am Grenzfluss an und hoffen, das der eingezeichnete Campingplatz noch geöffnet hat. Der junge Mann, der rauchend vor der Rezeption sitzt, ist tatsächlich sehr überrascht, dass um diese Uhrzeit Gäste ankommen und zu dieser Jahreszeit auch noch zelten wollen. Er ruft eine ältere Frau, anscheinend seine Mutter, die uns erklärt, dass ein Platz für unser Zelt 30€ kosten würde. Da es aber eh viel zu kalt zum zelten sei, bieten sie uns für diesen Preis an, in einer beheizten Hütte zu schlafen. Immerhin bekommen wir so etwas für den saftigen Preis. Die Hütte entpuppt sich als gemütliche Trollhütte, in der wir zudem auch unsere Ausrüstung trocknen können.

    Da wir direkt am Grenzfluss übernachtet haben, sind es am nächsten Morgen nur wenige hundert Meter zum Grenzübergang, den wir nach 5 Minuten Fahrt erreichen. Kroatien gehört (noch) nicht zum Schengen-Raum und daher müssen wir durch die Ausweiskontrolle, um in das Land einreisen.

    Anschließend geht es über extrem einsame, oft wellige Straßen in Richtung der Plitvicer Seen. Neben einigen kleinen Dörfern und vielen Bauernhöfen, die anscheinend nur für den eigenen Bedarf wirtschaften, kommen wir an bemerkenswert vielen Kriegsdenkmälern, verlassenen Häusern und Bauruinen vorbei.
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  • Pausentag an den Plitvicer Seen

    October 15, 2022 in Croatia ⋅ ⛅ 18 °C

    Kurz vor den Plitvicer Seen finden wir über Park4Night einen möglichen Übernachtungsplatz an einer Picknickhütte. Um dorthin zu gelangen, müssen wir unsere Räder über einen steilen, ausgewaschenen Feldweg bergauf schieben, werden aber mit einem traumhaften Ausblick auf die Landschaft und den Bergrücken belohnt, der die Grenze zu Bosnien bildet. Im Schein des aufgehenden Vollmondes bauen wir das Zelt in der Picknickhütte auf.

    Am nächsten Tag tauschen wir die Fahrrad- gegen Wanderschuhe und machen einen Pausentag im Nationalpark Plitvicer Seen. Hier kann man entlang der Holzstege durch die bunte Herbstlandschaft zwischen den verschiedenen Ebenen klarer, azurblauer Seen und Kaskaden von Wasserfällen wandern.

    Am Haupteingang müssen wir uns noch durch die Touristenmassen schieben, aber je weiter wir uns von den Eingängen entfernen, desto mehr sind schon wieder umgekehrt und desto besser verteilen sich die Übriggebliebenen. Nach einigen Kilometern wird es recht einsam. Immer wieder entdecken wir nun Fische und Krebse in den Seen. Ein Eisvogel, der auf einem Ast an einem der Seen sitzt, scheint sich ebenfalls sehr für diese zu interessieren.
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  • Achtung: Schildkrötenwanderung

    October 17, 2022 in Croatia ⋅ ☀️ 23 °C

    Nach einigen Tagen im kroatischen Hinterland verändert sich die Landschaft: In Richtung Küste wird es felsiger und windiger; Zypressen und Olivenbäume säumen nun die Straßenränder. Es wird deutlich wärmer und touristischer als in den letzten Tagen.

    In Šibenik treffen wir schließlich auf das Mittelmeer. Wir übernachten in der Stadt und genießen einen Abendspaziergang durch die verwinkelte Altstadt mit der imposanten Kathedrale.

    Der Weg führt uns weiter parallel zur Küste über viele Hügel und durch ebenso viele kleine Dörfer. Am Straßenrand warnen Schilder vor Waldbränden und Wildschweinen - bislang ist uns beides nicht begegnet; dafür aber jeder Menge Schmetterlinge, Gottesanbeterinnen, Schafe und eine kleine Schildkröte, die wir über die Straße begleitet haben.
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  • Über Kreuz- und Fernfahrer nach Mostar

    October 21, 2022 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ☁️ 19 °C

    An der Küste entlang fahren wir bis nach Split. Waren die Küsten-Vororte noch schön und mit ruhigen Stränden und netten Cafés gesäumt, platzt Split selber aus allen Nähten. Wir werden teilweise über dreispurige und autobahnähnliche Straßen geleitet und die unglaubliche historische Innenstadt (die sich innerhalb(!) eines Palasts des römischen Kaisers Diokletian befindet) wird von der Besatzung eines TUI-Schiffs erstickt - die Läden im Zentrum sind offensichtlich auch genau auf dieses Publikum ausgerichtet.

    Nach Split biegen wir von einer weiteren gefühlten Autobahn über die Linksabbiegerspur wieder in die dalmatischen Berge ab. Dort wird es auf einen Schlag wieder ruhig und untouristisch. Durch die Berge geht es an steinigen, mit Oliven-, Khaki-, Apfel- und Feigenbäumen gesäumten Straßen weiter.

    Erschöpft und ohne Aussicht auf einen nahen Campingplatz suchen wir einen Platz für unser Zelt. Eine Männergruppe beim Boule-Spiel kann uns nicht weiterhelfen und schickt uns in den nächsten Ort weiter. Wir finden dort nichts, sprechen aber eine Dame am Straßenrand an. Roza spricht zu unserer Überraschung sehr gut deutsch und lädt uns ein bei ihr uns ihrem Mann Božo im Garten zwischen den Olivenbäumen zu zelten! Bei einem Frühstück mit selbstgebackenen Brot und Feigenmarmelade aus dem eigenen Garten erzählen sie uns am nächsten Morgen viele Geschichten aus ihrem Leben Dortmund, wo sie 21 Jahre verbracht haben - ihre Kinder und Enkel leben weiter dort und haben kein Interesse daran nach Kroatien zurückzukehren. Roza war in Deutschland Krankenschwester, Božo hat als Fernfahrer und auf Montage im ganzen Land gearbeitet.

    Nach einer weiteren 400-Höhenmeter-Abfahrt erreichen wir am frühen Nachmittag die nächste Landesgrenze: Bosnien und Herzegowina. Obwohl wir weiter mitten in Europa sind und kulturell kaum Unterschiede zwischen Kroatien und dem an dieser Stelle fast ausschließlich kroatisch-katholisch dominierten Teil Bosniens spüren, bekommen wir einen ersten Stempel in unsere Reisepässe. Am Abend erreichen wir schließlich Mostar, nach 2005 und 2019 ist Elias zum dritten Mal hier.
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  • Fledermaus voraus auf dem Čiro Trail

    October 23, 2022 in Croatia ⋅ ⛅ 20 °C

    In Mostar genießen wir einen entspannten Vormittag in einem Café. Wir beobachten bosnische Schulkinder bei ihren Pausenspielen und lassen die Eindrücke der letzten Wochen Revue passieren.

    Am Nachmittag setzen wir die Tour auf einer alten Bahntrasse, dem Čiro Trail, der bis nach Dubrovnik führt, entlang der Neretva fort. In der Stadt Capljina überholen wir einen Jogger. Als wir wenige Minuten später am Marktplatz unsere Wasservorräte auffüllen und nach W-Lan suchen, um eine Unterkunft für die Nacht zu finden, holt uns der Jogger wieder ein: Vildan ist in Bosnien geboren, aber als Kind mit seiner Familie vor dem Krieg geflohen und in den Niederlanden aufgewachsen. Seit kurzem lebt er wieder in Bosnien und versucht, niederländische Touristen für das Land zu begeistern. Er fühlt sich in Bosnien sehr wohl und lädt uns ein, die Nacht in seinem Haus zu verbringen. Abends zeigt er uns, was die Kneipenszene von Capljina zu bieten hat ;-)

    Am nächsten Tag geht es steinig weiter: Hatte der Čiro Trail als schöne Asphaltstrecke vielversprechend begonnen, ist er nun sehr steinig. Wir haben das Gefühl, dass auf diesem Teil der Strecke lediglich die Gleise entfernt wurden und der Schotter geblieben ist. Es dauert ewig, um voranzukommen.

    Belohnt werden wir zum einen mit Blicken in das Neretvatal und einen angrenzenden See und zum anderen in den alten Eisenbahntunneln unterwegs: in der Finsternis flattern Fledermäuse durch die Luft. Direkt im ersten Tunnel entdecken wir einzelne Fledermäuse, die an der Decke hängen (Tipp zum Fledermaus finden: frische Kotspuren auf dem Boden suchen, dann nach oben gucken). In den nächsten Tunneln wird das noch bei weitem getoppt: Wir treffen auf ganze Kolonien, die dazu auch ganz aktiv um unsere Köpfe schwirren. Ein einzigartiges Erlebnis.

    Die Bahnstrecke führt durch einsame Täler und teilweise verlassene oder im Krieg zerstörte Dörfer. Sie führt durch die Föderation BiH (von katholisch/kroatischen und muslimischen Bosniern dominiert) und die Republika Srbska (von orthodox/serbischen Bosniern dominiert) - entsprechend durchqueren wir Abschnitte der ehemaligen Front und werden vor Minen rechts und links des Weges gewarnt - die Minenfelder sind zum Glück gut bekannt und ausgeschildert. Trotzdem ist es furchtbar zu sehen, dass der Krieg so viele Spuren in der gesamten Region hinterlassen hat und diese auch nach mehr als 25 Jahren noch so deutlich zu spüren sind.

    Abends zelten wir neben einer alten Brücke direkt an einem kleinen Fluss in der Republika Srbska. Am nächsten Tag begrüßt uns dort der Schäfer mit seiner Schafherde - und wir radeln weiter Richtung Dubrovnik.

    Schon von der Grenze auf ca. 400 Metern kann man das Meer sehen, etwas später auch die alten Festungsmauern und schließlich, beim Einfahren in die Stadt, die schönen Gebäude und Kirchen. Zwischen den TUIristen kommen wir uns mal wieder wie Außerirdische vor, sind in der eigentlich sehr vollen Stadt aber von den vielen freien Bänken und einer Badestelle samt Dusche direkt an der Stadtmauer angetan.
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  • Montenegro und die Tour des Françaises

    October 25, 2022 in Montenegro ⋅ ☀️ 19 °C

    Kurz vor der montenegrinischen Grenze zelten wir bei Marko. Er hat lange in Nordamerika gelebt um und hat nun ein abgelegenes Grundstück in Küstennähe auf einem Berg. Dieses stellt er allen Bikepackern zur Verfügung - quasi ein privater kostenloser Campingplatz, angeblich waren schon knapp 4000 Bikepacker bei ihm. Am Lagerfeuer treffen wir endlich auf weitere junge Radreisende. Alle wollen irgendwie in den Süden und haben viele Geschichten im Gepäck. Da stört auch ein kleiner Skorpion, der sich mit uns am Feuer wärmt, kaum.

    Als wir am nächsten Morgen auf Kotor zuradeln, treffen wir ein französisches Paar aus Markos Garten wieder, sie haben nun drei weitere Französ*innen dabei. Wir setzen uns zum Picknick dazu und kurz darauf taucht auch die Familie auf, die wir vor einer Woche in Šibenik getroffen haben. Wir freuen uns über das Wiedersehen und picknicken gemeinsam.

    Die Bucht von Kotor ist fjordhaft - die Berge ragen rings herum direkt aus dem Wasser mehr als anderthalb Tausend Meter auf - und hat kristallklares Wasser. Allerdings ist die Bucht auch recht touristisch: Im Norden scheinen vor allem lokale Touristen ihren Urlaub zu verbringen, in Kotor sind die internationalen Touristen in der Mehrheit: Neben den omnipräsenten Kreuzfahrer*innen (als wir ankommen liegen gleich fünf Kreuzfahrtschiffe in der Bucht) fallen uns viele russische Autos auf; aber auch viele Backpacker.

    Am nächsten Tag erwartet uns ein Tagesprojekt: um aus der Bucht wieder herauszukommen und das montenegrinische Hinterland mit dem Skotarisee zu erreichen, müssen wir einen Pass mit etwa 1000 Höhenmetern überwinden. Am Fuße des Berges treffen wir die Französ*innen wieder - sie haben nun zwei weitere Französinnen dabei. Wir sind also zu neunt. Gemeinsam schmelzen die Höhenmeter nur so dahin und am frühen Nachmittag erreichen wir den Pass - besonders ist dabei, dass wir keine zwei Kilometer Luftlinie von Kotor entfernt sind und nun fast senkrecht auf die Stadt herunterblicken können.

    Oben trennen sich unsere Wege von denen der Tour des Françaises - wir fahren über die beschauliche ehemalige Hauptstadt Cetinje hinab zum Skotarisee.
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  • Ob wir was zum Rauchen brauchen

    October 27, 2022 in Montenegro ⋅ ☀️ 23 °C

    Nach der alten montenegrinischen Hauptstadt Cetinje, die noch auf knapp 700m über dem Meeresspiegel liegt, geht es im Inland wieder runter zum Skutari- oder Shkodra-See vorbei, dem größten See der Balkanhalbinsel. Wir kommen mit Einbruch der Dunkelheit am See an, bauen schnell unser Zelt auf und werden von der Campingplatzbetreiberin mit ein paar frisch fritierten Priganice überrascht. Leider müssen wir feststellen, dass es im Inland nachts einige Grad kälter ist, als an der Küste. Es kühlt auf 10 Grad ab und entsprechend ist die Wiese klatschnass vom Tau.

    Am Morgen brechen wir dann zu zwei Etappen entlang des Sees auf - auf einer der montenegrinischen Panoramastraßen. Kaum sind wir losgefahren, kommt die Sonne zurück und am Strassenrand tauchen einige Stühle mit Sonnenschirmen auf. Sie gehören zu einem kleinen Café mit Seepanorama, bei dem wir uns eine frühe Pause gönnen. Vor unseren Füßen erstreckt sich über fast 50 km der See; in Schilf unten erahnen wir einen Pelikan. Dazu gibt es selbstgemachte Quitten- und Granatapfel-Limo. Lecker!

    Immer wieder ragen kleine Inseln aus der Seeoberfläche heraus. Größere Berge liegen sanft wie Zuckerhüte an den Ufern und in der Ferne sieht man die hohen albanischen Alpen. Das malerische Panorama und die Fahrten durch Esskastanienhaine machen die Anstrengung der vielen Anstiege wett! An einigen Stellen kann man Podgorica in Montenegro und Shkodra in Albanien an beiden Enden des Sees gleichzeitig sehen.

    In den Dörfern tauchen nach und nach albanische Flaggen und Moscheen auf; merklich nähern wir uns der Grenze. Als wir abends auf der Suche nach einem Zeltplatz sind, spricht uns ein Autofahrer an, Mirto fragt, ob wir etwas zu Essen, Trinken oder Rauchen (Tabak) brauchen. Wir haben alles, was wir brauchen, aber auf unsere Frage nach einem Schlafplatz zeigt er uns gerne ein verlassenes Grundstück, auf dem wir für die Nacht zelten können. Morgens stellen wir fest, dass das Dorf offenbar von der Tabakproduktion lebt. Unser Schlafplatz lag zwischen einem Tabakfeld und zum Trocknen aufgehängten Tabak.

    Am Morgen pflücken wir vom Nachbargrundstück noch ein paar Granatäpfel für das Frühstück, diese sind gerade reif und säumen seit Montenegro die Straßenränder und Gärten.

    Am letzten Pass in Montenegro, kurz vor der albanischen Grenze sind wir gerade im Gespräch mit zwei Campern aus Bonn, die wir anhand ihres Nummernschildes identifizieren, als Mirto laut hupend und grüßend vorbeifährt.
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  • Përshëndetje Albanien

    October 28, 2022 in Albania ⋅ ☀️ 25 °C

    Eigentlich müsste der Titel "Përshëndetje Shqipëria" ("Hallo Albanien") lauten - denn auf Albanisch wird das Land Shqipëria genannt.

    Um die Mittagszeit erreichen wir die albanische Grenze, werden an der langen Autoschlange vorbei zum Fußgängerübergang durchgewunken und fahren weiter nach Shkodra. Schon in Montenegro hatten wir an den Moscheen und muslimischen Friedhöfen gemerkt, dass die muslimische Prägung zunimmt. In Albanien waren wir dann überrascht, doch so viele christliche Spuren anzutreffen. Albanien ist jedoch multireligiös, im Norden bilden katholische Albaner*innen die Mehrheit.

    Auf den ersten Kilometern in Albanien fielen uns außerdem auf:
    - Wir werden viel und überschwänglich gegrüßt, sowohl von Fußgänger*innen und Anwohner*innen als auch von überholenden und entgegenkommenden Autos. Das Zurückgrüßen fällt uns anfangs schwer: Einerseits können wir nicht beide Hände vom Lenker nehmen, andererseits brauchen wir einen halben Tag, um auf Albanisch ein simples Hallo zu sagen. "Përshëndetje" geht uns eben nicht so leicht von den Lippen wie "Zdravo" oder "Dober dan".
    - Es gibt zwar viele öffentliche Abfallbehälter, aber es ist leider noch schmutziger, als in den vorherigen Ländern.
    - Es gibt generell viele Autos, davon eine Menge teure Autos und alle Autos sind verdammt sauber. Jeder noch so kleine Ort hat mindestens ein "Café/Bar", aber mindestens zwei "Lavazh", in denen emsig Autos geputzt werden.
    - Es gibt erstaunlich viele Veranstaltungssäle, offenbar insbesondere für Hochzeiten, entlang der großen Straßen. Oft sehen diese aus wie nachgebaute Ritterburgen oder antike Tempel.

    Im Shkodra suchen wir uns ein Café in der Fußgängerzone als Basis für einen Cappuccino, W-LAN-Zugang und um eine Wechselstube für unsere übriggebliebenen kroatischen Kunas zu finden und sie in albanische Leks zu tauschen. Anschließend besuchen wir den Bahnhof - vor einigen Jahren wurde der Zugverkehr eingestellt, aber im Bahnhof stehen noch die verlassenen und zugänglichen Bahnwaggons.

    Stadtauswärts fahren wir an einem Motorradunfall vorbei, der gerade von der Polizei aufgenommen wird. Zum Glück sieht es glimpflich aus und man sieht die verunglückte Person nicht, aber die Szene verdeutlicht, wie gefährlich es im Straßenverkehr sein kann.

    Bislang haben wir kaum schlechte Erfahrungen im Straßenverkehr gemacht. Die meisten Autos überholen langsam und/oder hupen vor dem Überholvorgang. In Kroatien waren die Überholungvorgänge am engsten, in BiH, Montenegro und Albanien (bisher) angenehm. Am Skutari-See und in Albanien gibt es zunehmend auch anscheinend selbstgebaute Trecker und Transportfahrzeuge, die sehr langsam unterwegs sind (20 km/h). Die Zahl der Motorräder (mit 1-3 Personen) nimmt zu und auf den Nebenstraßen werden Viehherden (v.a. Schafe) über die kleinen Straßen getrieben. Manche Fahrzeuge werden auch von Tieren gezogen. Man muss mit allem rechnen ;-)

    Am Abend erreichen wir "Mrizi i Zanave", ein landbekanntes und hochgelobtes Agrotourismus Lokal. Wir zelten dort und essen ein sehr leckeres Menü aus eigener Hof-Herstellung. Dazu gehören u.a. fermentierte Tomaten, Pfirsiche und Okra-Schoten, Käse und Wurst, gebratene Pilze, in Teig fritierte Kürbisblüten und Nudeln mit Heidelbeeren - eine gelungene Abwechslung zu unseren One-Pot-Gerichten vom Campingkocher.

    Am nächsten Morgen rollen wir über das flache Hinterland in die Hauptstadt Tirana ein. Dort blüht das Leben, mehrere moderne Hochhäuser werden gerade im Stadtzentrum gebaut, auf dem zentralen Platz findet ein kleines Festival (incl. GIZ-Stand ;-)) statt und durch das Ausgehviertel Blloku schallt laute Musik.
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  • Albanische Äpfel

    October 30, 2022 in Albania ⋅ ☀️ 14 °C

    Albanien ist für seine enorme Dichte an Bunkern bekannt, die während des Sozialismus im Land errichtet wurden. Uns fallen viele der kleinen Betonkuppeln am Straßenrand, in Gärten, eigentlich überall, auf.

    In Tirana besuchen wir einen der vermutlich imposantesten und bekanntesten Bunker; den ehemaligen Schutzbunker des Innenministeriums. In ihm befindet sich heute das Museum BunkArt 2. Das Museum arbeitet die letzten knapp 100 Jahre albanischer Geschichte auf: Es ist schockierend und traurig zu lesen, wie die Bevölkerung von den jeweiligen Regimen systematisch unterdrückt und verfolgt wurde.

    Während die Eindrücke nachklingen, radeln wir an neuen, teuren Wohnanlagen und Baustellen für noch neuere, teure Wohnanlagen aus der Stadt heraus. Dabei hören wir ein Hörbuch über Albanien, die letzten Jahre des Sozialismus und die Transformation des Landes zum Kapitalismus, welches uns weiteren Kontext zum Reflektieren der äußeren Eindrücke liefert (Hör- und Leseempfehlung: Lea Ypi: Frei).

    Für die Überquerung einer alten, einsamen Passstraße benötigen wir den ganzen Nachmittag, werden jedoch mit wahnsinnig tollen Blicken ins Tal und einem orangen Sonnenuntergang belohnt. Bei der Abfahrt in der Dämmerung fällt uns eine verlasse Tankstelle mit Fernsicht auf. Nachdem wir im nächsten Ort unsere Vorräte aufgefüllt haben, kehren wir zur Tankstelle zurück, um dort zu zelten.

    Am nächsten Tag erreichen wir Elbasan, das uns mit seinem modernen Flair entlang der historischen Stadtmauer überrascht. Hier steht außerdem die älteste Moschee Albaniens.

    Für den Rest des Tages geht es wieder bergauf: Ein langer Anstieg trennt uns vom Ohridsee. Hatten wir im letzten Post noch den Verkehr gelobt, ist das Fahren hier recht unangenehm und stressig: Die schmale Straße ist die einzige Verbindung von Tirana zum See und zum wichtigsten Grenzübergang nach Nordmazedonien, entsprechend schieben sich Autos, LKWs und Busse hinauf.

    Als wir nach unserer Mittagspause an einer alten Brücke zur Straße zurückkehren, treffen wir einen kroatischen Bikepacker, der aus Zagreb nach Istanbul fährt. Wir teilen ein Stück des Weges und nutzen den gegenseitigen Windschatten. Er erzählt, dass er auch im Velodrom fährt und dort vom kroatischen Nationaltrainer trainiert wird; sein umfangreiches Repertoire an Handzeichen beeindruckt uns dabei besonders:
    (1) Den Arm seitlich mit den Fingern nach unten ausstrecken und mit der Hand einer Wackelbewegung machen, warnt vor einer unebenen Stelle auf der entsprechenden Seite.
    (2) Eine schwimmzug-ähnliche Bewegung mit einem Arm, bei der der Arm anschließend hinter den Körper geführt wird, kündigt ein Ausweichmanöver bzw. einen Spurwechsel in die andere Richtung an.

    Abends erreichen wir den Ohridsee, der ruhig und majestätisch daliegt. Dort finden wir einen ruhigen Platz für unser Zelt direkt am See.

    Auf dem Weg nach Griechenland durchqueren wir am nächsten Tag eine fruchtbare Hochebene südlich des Sees, die offenbar das Zentrum des albanischen Apfelanbaus ist. Wir rollen mit Rückenwind durch die malerische Landschaft zwischen hohen Bergen und beobachten die Apfelernte. Hier ist es wieder sehr ruhig und die meisten Menschen freuen sich über die Gäste und grüßen uns. Ein Bauer reicht uns im Fahren Äpfel von seinem Pferdekarren.

    Auf Wiedersehen, Albanien!
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  • Wo die wilden Tiere wohnen

    November 1, 2022 in Greece ⋅ ☀️ 23 °C

    Der Rückenwind treibt uns voran und wir erreichen kurz vor Sonnenuntergang die albanisch-griechische Grenze. Wir werden, wie bisher, quasi durchgewunken, während LKWs und Autos recht streng kontrolliert (u.a. LKW Durchleuchtung, Drogenspürhunde, ...). Außerdem finden wir es lustig, dass große EU-Schilder auf Wölfe und Bären hinweisen - auf albanischer Seite schien das nicht so wichtig zu sein.

    Kurz nach der Grenze wird es gegen 18 Uhr dämmrig und wir machen uns auf die Suche nach einem Ort zum Zelten. Das erste Dorf lassen wir links liegen, da wir nicht direkt an der Grenze zelten möchten. Doch nach dem ersten Ort kommt lange nichts und es wird dunkel. Danach sehen wir ein hell erleuchtetes Dorf in dem wir lauthals begrüßt werden - allerdings nur vom Gebell mehrerer Straßenhunde. Von den Straßenlaternen und den Hunden abgesehen wirkt es wie ausgestorben. Wir fahren also weiter und wiederum warnen uns Schilder vor "Wildlife Crossing". Es wird auf Bären und Wölfe hingewiesen. Bei der Häufigkeit der Schilder wird uns etwas mulmig - und wir entscheiden uns, lieber noch etwas zu fahren, als zu wild zu Zelten...

    Nach weiteren 15 Kilometern durch die pechschwarzen nordgriechischen Wälder, während denen uns nur zwei Autos begegnen, erreichen wir endlich ein belebtes Dorf. Ein Mann am Supermarkt empfiehlt uns ein Hotel, bei dem wir zelten können. Der Hotelbesitzer Jorgos spricht deutsch und willigt ein. Wir zelten vor dem Hotel. Auf knapp 1000 Höhenmetern ist es nachts wieder relativ kalt (unter 10 Grad). Wir sind nun zwar in Sicherheit vor den wilden Tieren, aber nachts werden wir von einem Schnaufen und Klappern geweckt. Ein Hund hat sich an unser Zelt getraut, um unsere noch davor liegenden Töpfe auszuschlecken. Die sich darin befindenden Gabeln klappern so laut, dass wir aufwachen. Der Hund schaut schuldbewusst und verzieht sich, als Elias nach draußen geht.

    Morgens kommt ein Stammtisch von Jorgos Freunden zum Kaffee vorbei und wir brechen gen Süden auf. Nach einem Bad in einem kleinen Fluss erreichen wir Kastoria, die hübsche Welthauptstadt der Pelzherstellung. Die Recherche während der Mittagspause am See bestätigt unser Gefühl: In Nordgriechenland gibt es europaweit die höchste Dichte an Braunbären. In der Regel meiden diese zwar den Menschen, aber man sollte es nicht darauf ankommen lassen ;-)

    Nach einigem Auf uns Ab bricht am Nachmittag eine Speiche an Elias' Hinterrad, weswegen wir uns entscheiden, bis zur nächsten größeren Stadt mit Fahrradwerkstatt durchzufahren. Wir erreichen Grevena bei Einbruch der Dunkelheit. Die Speiche ist schnell getauscht, es fehlt nur der Schlafplatz. Zwei Passanten auf der Straße und der Mann aus der Fahrradwerkstatt empfehlen uns den Stadtpark als möglichen Zeltplatz. Als wir ankommen ist die Polizei allerdings auch schon da und sagt ganz ohne Referendum "Ochi" und "wild camping is forbidden by Greek law". Wir entschließen uns also, weiterzufahren. Einige Kilometer hinter der Stadt soll man an einem Fluss gut zelten können.

    Wiederum fahren wir durch die Dunkelheit und werden dabei vom Gebell wilder Hunde (die uns teilweise auch einige hundert Meter hinterherrennen), Rascheln in der Böschung und Warnschildern begleitet. Das eigentliche Gebiet der Bären haben wir zum Glück bereits verlassen. Kurz vor der angepeilten Stelle erblicken wir dafür ein Wildschwein am Straßenrand, das uns aber ignoriert.

    Der Platz am Fluss erscheint uns sicher und so bauen wir unser Zelt unten im Laub auf und schlafen ohne wilde Tiere ein (Laub ist unsere große Herbst-Zelt-Entdeckung: eine Schicht unter dem Zeltboden ist weich, hält trocken und isoliert).
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  • Meteora - Felsenklöster und Familienzeit

    November 3, 2022 in Greece ⋅ ☀️ 25 °C

    Nach den naturnahen Tagen im Norden Griechenlands erreichen wir das Weltkulturerbe Meteora. Meteora ist für seine Felsenklöster bekannt, die seit dem 13. Jahrhundert in schwindelerregender Höhe erbaut wurden. Von den einst über 20 Klöstern sind heute nur noch 8 in Betrieb und können besichtigt werden.

    Als wir Meteora erreichen, warten dort schon Rebeccas Tante Bettina mit ihrem Mann Eckhard auf uns. Beide sind gerade in Griechenland im Urlaub und zufällig liegt Meteora gut auf unseren beiden Reiserouten.

    Für uns fühlt es sich geradezu wie ein Kurzurlaub im Urlaub an: Wir freuen uns über die warme Dusche, das große Doppelbett und werden mit dem Auto umhergefahren. Ohne unsere Outdoor-Routine (Zeltplätze suchen, Zelt auf- und abbauen, kochen, spülen, etc.) bleibt mehr vom Tag für Frühstücken, Ausruhen und Sonne genießen.

    Konnte man die Klöster früher nur über Strickleitern erreichen, gibt es heute eine gut asphaltierte Straße, die den Weg ins Kloster erleichtert. Wir fahren daher zum Kloster Rossanou, das wir besichtigen. Zwar ist Meteora mittlerweile ziemlich touristisch, dennoch überprüft eine Frau am Eingang die Einhaltung der strengen Kleiderordnung: Als Frau erhält man am Eingang einen Wickelrock, als Mann kommt man nur mit einer langen Hose in die Klöster hinein. Auch Fotografieren ist in bestimmten Teilen noch streng verbote. In der Klosterkapelle schmücken alte Fresken die Wände. Beeindruckend und zugleich schockierend ist insbesondere ein Raum, in dem Folterszenen und viele Märtyrer dargestellt sind.
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  • Cold rain, hot springs

    November 6, 2022 in Greece ⋅ 🌧 16 °C

    Nach Meteora ist die Strecke für uns erstmal lange flach. Wir fahren durch eine Tiefebene entlang frisch abgeerntete Baumwollfelder, die Spuren der Baumwolle sind überall sichtbar: Wie weißer Schaum säumt sie für zwei Tage die Wegesränder und die Käfige der Ernte-LKWs. Die Dörfer sind sehr klein, menschenleer und ohne wirkliches Zentrum und stehen ganz im Zeichen der Landwirtschaft - wir fühlen uns an den mittleren Westen der USA erinnert. Hier sind so wenige Touristen unterwegs, dass die Bedienung im Café jeglichen Versuch zu bezahlen ablehnt.

    Als passendes Hörbuch begleiten uns in dieser Landschaft nun griechische Götter- und Heldensagen. Den Olymp lassen wir dennoch links liegen und steuern auf Thermopylen zu. Thermopylen ist zum einen für eine Schlacht zwischen Griechen und Mesopotamiern (die aus dem Film "300") und zum anderen für seine natürlichen heißen Quellen bekannt. In der Zwischenzeit nähert sich ein Tiefdruckgebiet mit Regen - dem ersten Regen unserer Tour.

    Dennoch steuern wir die Quellen an und sind begeistert davon, abends im Regen im 39° heißen Wasser zu sitzen während im 5-Minuten-Takt griechische Autos vorfahren und die Fahrer, schon im Bademantel, aussteigen und in das heiße Wasser hüpfen. Eigentlich wollen wir gar nicht mehr aufstehen, aber die Frage nach einem Übernachtungsplatz ist noch ungeklärt und da wir nicht abschätzen können, wie stark der Regen in der Nacht wird (für manche Orte in Griechenland gab es sogar eine Unwetterwarnung), wollen wir lieber im Trockenen schlafen. Wir fragen im Pool herum und Aaon, ein Grieche aus der Gegend, der fast jeden Abend hierher kommt, vermittelt uns ein Zimmer in einer Taverne im nächsten Ort.

    Der nächste Tag ist wieder regnerisch, weshalb wir gleich die nächste warme Quelle ansteuern. Hier hat das Wasser zwar nur 32°, aber auch das reicht für ein ausgiebiges und angenehmes Bad im Regen.

    Entlang der Ägäis fahren wir weiter, bis wir abends auf der überdachten Terrasse einer für den Winter geschlossenen Strandbar zelten. Die letzten zwei Tage vor Athen ist das Wetter wieder besser, wir verbringen noch eine Nacht in einem Olivenhain und radeln auf einigermaßen direktem Weg Richtung Athen. Eine besondere Belohnung ist die letzte Abfahrt. Aus ca. 700 Metern geht es mit angenehmem Gefälle und immer wieder weiten Blicken über den Kessel von Athen hinunter in die Stadt.
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  • Packen am Parthenon - Abflug aus Athen

    November 10, 2022 in Greece ⋅ ☀️ 20 °C

    Als wir uns der Akropolis nähern, können wir es kaum glauben: Wir haben die erste Reiseetappe nach Athen geschafft. Nach ca. 2100 Kilometern und 25.000 Höhenmetern über den Balkan haben wir die griechische Hauptstadt erreicht.

    Wir haben ein großes Apartment im Stadtzentrum gemietet und nutzen die 4 Tage in Athen für Sightseeing sowie die Reisevorbereitungen für Australien.

    Das Stadtviertel Exarchia ist studentisch geprägt. Es gibt viele Bars und Kneipen und abends ist auf den Straßen viel los. Für Rebecca ist es das erste Mal in Athen, daher gehört die Akropolis zum Pflichtprogramm, während sich Elias das Akropolismuseum anschaut. Auch neben diesen Highlights sind wir sehr angetan von dem vielen kleinen Bars, Cafés, Parks und Ausgrabungsstätten, die Athen zu bieten hat.

    Da Australien strenge Einreiseregeln für Outdoor-Equipment hat, müssen wir unsere gesamte Ausrüstung gründlich reinigen. Außerdem brauchen wir Kartons und Verpackungsmaterial für die Fahrräder, damit diese am Flughafen akzeptiert werden und die Flugreise sicher überstehen. Dank eines freundlichen Fahrradhändlers sind Kartons schnell gefunden, auch Verpackungsmaterial lässt sich gut vor Geschäften finden. Die erste größere Herausforderung ist es dann, die Räder so zu demontieren, dass sie gut in die Kartons passen, neben den Pedalen und dem Vorderrad müssen dafür auch Rebeccas Gepäckträger (ihr Karton ist etwas kleiner) und die Lenker abgebaut bzw. gelockert werden.

    Die zweite größere Herausforderung ist die Anfahrt zum Flughafen. Da unser Flug früh morgens geht, fahren wir schon abends zum Flughafen, um dort zu schlafen und morgens entspannt einchecken zu können. Nach wenigen Metern verwerfen wir den Plan, 30 Minuten zur Metro zu gehen und planen stattdessen, einen Bus zur Metro zu nehmen. Der erste Bus fährt angesichts unserer 130 x 80 x 20 cm großen (und 20 kg schweren) Pakete lieber gleich weiter, der zweite weist uns zumindest freundlich darauf hin, dass solch große Gegenstände nicht in normalen Bussen transportiert werden können, erst recht nicht an einem Freitagabend in der Rush Hour. Taxis als Alternative sind auch schwer: wir brauchen ja entweder ein sehr großes oder müssten zwei Fahrer finden, die einen Karton auf die Rückbank stellen würden. Zwei Busse später erübrigen sich die Überlegungen: Wir haben Glück und bekommen die Boxen schnell senkrecht in den Bus gestellt. In der Metro ist zum Glück mehr Platz und so ist der Rest der Anreise so entspannt, wie er es mit jeweils einem Fahrradkarton und drei weiteren Taschen sein kann.

    Am Flughafen schlafen wir daraufhin zufrieden ein und am Morgen werden die Räder vom Personal ganz routiniert angenommen. Wir werden sie dann hoffentlich zwei Tage später in Melbourne wiedersehen.
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  • Zwischenhalt in Singapur

    November 13, 2022 in Singapore ⋅ 🌧 28 °C

    Nur ein kurzes, spätes Hallo aus Singapur: Wir nutzen unsere 20 Stunden Umstiegszeit für einen ausgiebigen Ausflug in die moderne, traditionelle, grüne, dicht besiedelte, koloniale, britische, chinesische, malayische, streng organisierte, saubere, chaotische, günstige, luxuriöse Stadt und treffen eine indonesische Studienfreundin von Rebecca.Read more

  • "Welcome to Australia"

    November 14, 2022 in Australia ⋅ 🌧 15 °C

    Nach weiteren 7 Stunden im Flugzeug landen wir in Australien. In Melbourne begrüßt uns die Grenzkontrolleurin mit einem warmen "Welcome to Australia!".

    Auch die "Biosicherheits"-Kontrollen passieren wir ohne Probleme, ein kurzes "Ja" auf die Frage, ob wir die Fahrräder denn geputzt hätten, reicht schon aus, um durch das grüne Tor geschickt zu werden. Zum Glück müssen wir unsere Ausrüstung nicht auspacken :)

    Vor dem Flughafen heißt uns die Stadt mit strömendem Regen und 12 Grad Lufttemperatur willkommen. Dabei dachten wir doch, dass wir gerade im Frühsommer angekommen wären ... Wir fahren erst einmal mit dem Bus in die Innenstadt, wo wir die Fahrräder in aller Ruhe wieder zusammenbauen.

    Anschließend radeln wir über die herausragenden Radwege in den Vorort Wheelers Hills - unterwegs wechseln sich schönster Sonnenschein und kalte Schauer ab. Auf dem Weg begeistert uns besonders die Vogelwelt: Jeder noch so normale Vogel sieht hier anders aus, als wir es aus Europa kennen: Tauben haben eine Irokesen-Frisur, Elstern sind viel weißer, statt Amseln gibt es Miner, der Kookaburra - ein riesiger braun-beiger Eisvogel mit extrovertiertem Lachen - beschallt die Stadt und Kakadus und bunte Papageien gehören fest zum Straßenbild. Hinzu kommt die üppige Vegetation mit Farnen und Eukalyptus, die durch den Regen besonders saftig grün ist.

    In Wheelers Hills erwarten uns unsere Gastgeber John und Rose, die wir über die Plattform WarmShowers gefunden haben. Wem das kein Begriff ist, hier ein kleiner Exkurs: WarmShowers ist ein Online-Netzwerk, bei dem man Radler*innen einen Platz zum Zelten (oder sogar ein Bett) und Zugang zum Bad ermöglicht. Die Plattform beruht auf Gegenseitigkeit: statt Geld wird höchstens erwartet, dass man von seinen Reisen erzählt, sich die Geschichten der Gastgeber anhört, manchmal zusammen kocht, etc. Sie funktioniert damit ähnlich wie das etwas aus der Mode gekommene und mittlerweile kostenpflichtige Couchsurfing. Man weiß nie genau, was einen dort erwartet: Letztes Jahr haben wir in Europa z.B. in einer Garage, einem Gartenschuppen und einer Fahrradwerkstatt geschlafen (Exkurs Ende).

    John und Rose sind pensionierte Schulleiter*innen, passionierte Radfahrer*innen und bieten uns zwei Tage Vollpension mit eigenem Zimmer und großen Portionen köstlichen Essens. Das ist nach ein zweieinhalb Nächten nur mit Flughafen- und Flugzeug-Schlaf und mit Jetlag ein wahrer Genuss. Außerdem geben sie uns viele Tipps für das Radeln in Australien und die Begegnung mit der Tierwelt ("In Europe you have big wild animals like bears, boars and wolves" oder auch "You would be very unlucky to even see a snake here, we've only seen one once!").

    In Melbourne füllen wir unsere Vorräte wieder auf und besorgen einen neuen Campingkocher, da hier ein anderes System für Gaskartuschen gängig ist. Außerdem kaufen wir neue Fahrradmäntel für unsere Räder, da unsere nach den vorherigen Touren jeweils heruntergefahren sind und wir für den Matsch und die Steine australischer Nebenstraßen gerne ein paar extra Millimeter Reifenbreite haben wollen.

    Nach dem Boxenstopp in Melbourne machen wir uns auf in Richtung Great Ocean Road, wofür wir zunächst zwei Tage weiter nach Süden radeln. Der hier extrem nasse Winter hat Spuren hinterlassen und so müssen wir das ein oder andere Mal überflutete Fahrradwege umfahren. Auch hier haben wir jeweils Glück, dass wir die nassen Nächte bei WarmShowers Hosts verbringen dürfen.
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  • Wald und Wasser mit Wind und Wetter

    November 19, 2022 in Australia ⋅ ☁️ 17 °C

    Unser erstes Ziel in Australien ist die Great Ocean Road. Diese 243 Kilometer lange Panoramastraße entlang des Meeres ist eine der bekanntesten Straßen Australiens. Sie wurde nach dem ersten Weltkrieg zum Gedenken an die gefallenen Soldaten erbaut.

    Der erste Abschnitt der Strecke führt uns durch einige Städte, die für ihre Surfstrände bekannt sind. Bei bestem Frühsommer-Wetter verbringen wir die Pausen am Strand. Auch der Verkehr ist moderat: Es gibt zwar keinen Fahrradweg und stattdessen fährt man auf dem Seitenstreifen, aber die Autos - darunter viele Campervans - überholen uns mit ausreichendem Abstand.

    Unsere Wetter-App macht uns allerdings klar, dass das nicht so bleiben wird: für unsere Region gibt es insgesamt 5(!) amtliche Wetterwarnungen: Gewarnt wird vor starken Winden, Hagel, Sturm, Überflutungen und - spezifisch für Hirten - dass frisch geschore Lämmer erfrieren könnten. Da feste Unterkünfte nicht erschwinglich sind, buchen wir uns also auf einen kleinen Naturcampingplatz im Nationalpark ein. Dort gibt es immerhin einen überdachten Tisch, die Bäume werden bestimmt regelmäßig untersucht, so dass sie hoffentlich nicht beim ersten Windstoß umgeworfen werden und in wenigen Kilometern gibt es einen Supermarkt und Trinkwasser.

    Zwei Tage bleibt das Wetter anschließend gleich: bei ca. 10 bis 15°C wechseln sich 30-minütig Platzregen und strahlender Sonnenschein ab. Wir harren diesem Zustand weiter auf dem Campingplatz aus und nutzen die sonnigen Momente, um die schöne Umgebung zu erkunden: Wir befinden uns wenige Kilometer von der Küste entfernt mitten im Regenwald: Im benachbarten Teich zieht abends ein Schnabeltier seine Runden und auch auf dem Zeltplatz wird uns nicht langweilig: Königspapageien und Kängurus kommen vorbei und begutachten unser Zelt.

    Nach zwei Tagen nutzen wir eine längere Trockenphase, um uns 15 km auf den nächsten Campingplatz weiterzuschieben. Spätestens hier, ab Lorne, wird die Straße spektakulär: Sie verläuft direkt zwischen Küste und dem gemäßigten Regenwald und in manchen Passagen auch komplett durch den Regenwald. Wir entdecken die ersten Koalas - buchstäblich zum greifen nah.

    Am nächsten Abend erreichen wir nach einem langen Anstieg bei Einbruch der Dämmerung Lavers Hill, eine abgelegene Siedlung, die neben einem Dutzend Häuser aus einer Tankstelle, einer seit Jahren geschlossenen Kneipe und einem Veranstaltungsraum besteht. Außerdem zweigt hier die Straße in den Norden Victorias ab. Die Atmosphäre des Ortes wird von Nieselregen, kaltem Wind und aufziehendem Nebel sehr angemessen untermalt. Da es bis zum nächsten Ort im Tal weitere 30 Kilometer sind, beschließen wir hier nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. In diesem Moment radelt ein Bewohner zum Veranstaltungsraum, um dort das wöchentliche Feldenkrais-Treffen zu organisieren. Auf unsere Frage, ob man dort zelten könne, bietet Simon, ein ehemaliger Techno-DJ, uns an, bei ihm Zuhause im Trockenen zu schlafen. Mit einem anderen Paar zusammen bewohnt er einen Hof. Sie versuchen dort, sich mit Komposttoilette und Permakultur ein nachhaltiges Leben aufzubauen. Wir nehmen das Angebot dankend an und genießen den Abend mit einer Katze auf dem Schoß bei sanfter Technomusik am warmen Kamin.
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  • Make the Ocean Road Great Again

    November 23, 2022 in Australia ⋅ ☁️ 15 °C

    Nach der regnerischen ersten Hälfte der Great Ocean Road, zeigt sie sich an den nächsten Tagen von einer schöneren Seite: Im Sonnenschein - unterbrochen nur von nun sehr vereinzelten Schauern - fahren wir wieder zur Küste hinab und näheren uns dem wohl bekanntesten Teil der GOR (und anscheinend dem Ziel sämtlicher Campervans, die uns in den letzten Tagen überholt haben): der "Shipwreck Coast" mit den "12 Aposteln".

    Rund um Port Campbell ragt diese Steilküste aus Kalkstein aus dem Meer, die spektakuläre Buchten und Klippen formt und der sich beeindruckende solitäre Türme und Bögen vorlagern. Sie sind in den letzten Jahrtausenden durch Erosion entstanden. Bei dem Wind und den Wellen, die im Sekundentakt gegen die Küste prallen, können wir uns das gut vorstellen. Die Erosion ist ein fortlaufender Prozess, der die Küste weiter verändert: Von den "12 Aposteln" sind nur noch einige übrig und aus der "London Bridge" ist nun ein "London Arch" (= Bogen) geworden, nachdem Teile eingestürzt sind.
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  • Vulkane, Aale und Tennispokale: Budj Bim

    November 25, 2022 in Australia ⋅ ☁️ 21 °C

    Nach der Great Ocean Road machen wir einen Abstecher ins Inland zum Budj Bim Nationalpark. Zum einen handelt es sich um einen erloschenen Vulkan, dessen Krater sich knapp hundert Meter über das flache Hinterland erhebt und in dessen Inneren sich ein naturbelassener Kratersee befindet, zum anderen ist die Landschaft darum herum eine der ältesten Kulturlandschaften Australiens: Die Aboriginies hatten Wehre gebaut, Flüsse gestaut und Wasser durch die natürlichen Magmakanäle umgeleitet, um Aale zu fangen. Dies wird als eines der ältesten Aquakultur-Systeme der Welt angesehen.

    Wir zelten auf einem der kleinen und günstigen Naturcampingplätze, die es in vielen Naturschutzgebieten und Nationalparks gibt. Der Campingplatz wird von Kängurus bevölkert und immer wieder erspäht man in einem der Bäume Koalas. Am Abend entdecken wir im Baum über unserem Zelt sogar einen Gleitbeutler - er ist etwas größer als ein Eichhörnchen, springt von Baum zu Baum und kann dabei mit seinen Flughäuten bis zu 100 Meter weit gleiten.

    Leider sind die Wege im Park nicht so gut unterhalten, dass sie durchgängig begehbar wären. Zum Teil sind sie völlig überwachsen und es fehlt die Beschilderung, so dass wir bei unserer Morgenwanderung irgendwann umkehren müssen; zum Teil liegen uns buchstäblich Steine im Weg, was uns die Weiterfahrt mit den Fahrrädern erschwert: Der Weg zum 10 Kilometer entfernten Tae Rak See ist unbefestigt, voller Vulkansteine und entspricht nur in Ansätzen den im Faltplan ausgewiesenen "Bike Tracks". Anfangs überlegen wir, doch zur Hauptstraße zu umzukehren, aber irgendwie sind wir da auch schon mittendrin und wollen den großen Umweg vermeiden, außerdem kann der Weg ja mit jeder Kreuzung wieder besser werden ... wird er aber nicht. Schlussendlich kämpfen wir uns zweieinhalb Stunden über die Buckelpiste zum See.

    Im Besucherzentrum gibt es Erklärungen zur Aalzucht und wir werden nicht nur mit einem Kaffee belohnt: Just als wir ankommen werden gerade die Pokale der Australian Open für ein Promo-Video abgelichtet.
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  • Nach 144 Kilometern links abbiegen

    November 30, 2022 in Australia ⋅ ⛅ 10 °C

    Der nächste Abschnitt der Reise ist vermutlich einer der monotonsten und zugleich neuartigsten: Wir überqueren die Grenze nach Südaustralien und fahren ab der Regionalhauptstadt Mt. Gambier mehr als 500 Kilometer quasi geradeaus. Die Abstände zwischen den Orten, die nur noch selten mehr als 1000 Einwohner haben, werden immer grösser, dazwischen liegen unendliche Weiten Weideland und Waldplantagen, in denen Monterey-Kiefern in Reih und Glied stehen. Auch die Einkaufsmöglichkeiten werden rarer und nach einem letzten Festessen in Mt. Gambier müssen wir auf lokale und teure Läden ausweichen und unsere Einkäufe weit im Voraus zu planen. Auf der Strasse bläst uns weiterhin in strammer Gegenwind ins Gesicht und raubt uns unsere Energie. Wir beginnen wir uns ernsthaft über Kurven zu freuen, auch wenn diese meist nur ganz leicht sind, ändert sich doch die Gegenwindrichtung ein wenig. Nach anderthalb Tagen erreichen wir die Küste, an der sich die Landschaft zu weitläufigen Dünenlandschaften öffnet. Unser größtes und wichtigstes Highlight ist aber: Wir machen eine etwas stärkere Rechtskurve und gleichzeitig dreht der Wind in die Gegenrichtung. Ab Robe werden wir von einem kräftigen Südwind Richtung Adelaide geschoben.

    Die wenigen Städte unterwegs geben sich alle Mühe, ihre Besonderheiten als attraktive Touristenziele zu bewerben: In Mount Gambier gibt es eine Karstlandschaft mit Karsttrichtern und 20 Meter tiefen Sinkholes, an deren Böden man Gärten gebaut hat, und einen leuchtend blauen See. Millicent wirbt mit einem "Scenic Windmill Drive" entlang des angeblich größten Windparks der Südhalbkugel (Wir würden Windrad-Fans dennoch eher Holland oder Schleswig-Holstein empfehlen). In Tantanoola erzählt man sich die Legende eines Tigers, der hier aus einem Zirkus ausgebrochen sei und in der Gegend sein Unwesen getrieben habe und Beachport hat einen 700 Meter ins Meer ragenden Steg und einen kleinen Salzsee, in dem man baden kann.

    Hinter Kingston SE weist ein Straßenschild darauf hin, dass es nun noch einsamer wird: "No Service, 144 km" - also keine Tankstellen, Einkaufsmöglichkeiten oder Wasserstellen mehr auf dem kommenden Abschnitt. Es heißt also Vorräte auffüllen und extra Wasser einpacken. Dafür gibt es aber jede Menge Natur: Der Coorong Nationalpark ist eine Lagunenlandschaft am längsten Strand Australiens. Hier entdecken wir zum ersten Mal Emus und es gibt riesige Kolonien des australischen Pelikans, der hier einen seiner wichtigsten Brutorte hat. Ganze Inseln sind komplett weiß gefärbt und man sieht, wie die großen Vögel schwarmweise ins Umland auf Fischjagd gehen.

    Die 144 Kilometer "No Service" schaffen wir Dank des Rückenwindes an anderthalb Fahrtagen und haben sogar Glück: nach 84 Kilometern gibt es im einzigen Dorf Salt Creek (aktuell 11 Einwohner) ein kleines Café, das an wenigen Vormittagen in der Woche geöffnet hat. Als wir am Ende der 144 Kilometer das entgegengesetzte Schild passieren, können wir uns mit den letzten Tropfen unserer Wasservorräte feierlich die Köpfe kühlen.

    Ansonsten sind Service und öffentliche Infrastruktur in Australien jedoch oft herausragend: So mangelt es nicht an gut gepflegten Parks, sauberen öffentlichen Toiletten und kostenlosen Gasgrills, die ebenfalls regelmäßig gereinigt werden. Auch die staatlichen Campingplätze in den Natur- und Nationalparks sind toll: Für wenig Geld kann man online eine Parzelle buchen und die Nächte einsam direkt in der Natur verbringen. Teilweise gibt es nur 5-7 Parzellen, aber Regenwassertanks für die Wasserversorgung und saubere, barrierefreie Toiletten mit Klopapier und Seife.
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